Ceylons historische Tempel und Stätten | Sri Lanka - 4 | 5 - Für die
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Mihintale - Die religions-historisch Bedeutende unter den Stätten Sri Lankas
Eine relativ überschaubare aber sehr bedeutende Pilgerstätte bis in die Gegenwart: Minhintale hat Religionsgeschichte geschrieben und die Entwicklungen in Sri Lanka bis in die heutige Zeit geprägt. Es war dieser traumhaft in die umgebende Landschaft eingebettete und durch unzählige Treppen miteinander verbundene Ort, an dem sich Sri Lanka - oder besser das Sri Lanka beherrschende Königtum - einst dem Buddhismus zuwendete. Die Wiege des Buddhismus in diesem Land ist bis heute eine nachgefragte Pilgerstätte, die tausendfach besucht und gewürdigt wird.
Ganz in der Nähe Anuradhapuras gelegen, diente die Region König Devanampiya Tissa einer seiner Lieblingsbeschäftigungen: Der Hirschjagd! Es soll das Jahr 249 v. u. Z. gewesen sein, als der König von einem Hügel aus auf einen erspäten Hirsch schießen wollte. Es kam allerdings nicht zu dem Schuß, denn der König wurde aus dem Hintergrund von Mahinda, einem Mönch und angeblichen Sohn des indischen Kaisers Ashoka angesprochen: "Komm herüber, Tissa!" Auf Missionstour durch Ceylon hatte sich der buddhistische Mönch mit ein paar Begleitern auf dem Hügel zur Rast niedergelassen und verwickelte nun Tissa in ein anregendes Gespräch über die Prinzipien Buddhas - zu denen auch der Verzicht auf die Jagd bzw. die Tötung anderer Lebewesen gehörte. Der Mönch scheint - der Legende nach - den König so beeindruckt zu haben, dass dieser von seinem Vorhaben abließ und sich in der Folge dem Buddhismus und der Lehre Buddhas anschloss. Mit der Buddhaisierung der königlichen Familie und deren Hofstaats nahm quasi von dieser Begegnung in Mihintale die Verbreitung des Buddhismus ihren Weg.
Wir kommen sehr früh am Morgen nach Mihintale, das heute ein kleines Dörfchen ist. Die Sonne strahlt bereits und wirft lange Morgenschatten, dennoch ist es regelrecht frisch. Wir schreiten die uralte Treppe aus Granitsteinen aus dem 8. Jahrhundert hinauf - angeblich nahezu 2000 Stufen - und passieren die wunderschönen und wohlriechenden Frangipani-Bäume, die den Weg säumen. Der Ort ist vollkommen in Ruhe gebettet, hier und da schlafen noch die Hunde und wundern sich über die frühen Besucher... Auf der zentralen Plattform hoch oben angekommen, schauen wir zunächst auf die altehrwürdige Ambasthala Dagoba, die "Dagoba des Magobaums", keineswegs groß, aber bedeutend. Die Dagoba markiert den Standpunkt Mahindas, als er den König ansprach und soll von König Maha-Dathika Maha-Naga (9 - 21 n. u. Z.) erbaut worden sein. Sie enthält offenbar die Asche Mahindas und wird gerade für diese Reliquie bis heute hoch geehrt. In der Ruhe des Morgens wirkt die offenbar einst überdachte Dagoba und die sie umgebende Plattform erhaben und würdevoll. Ein fantastischer Ort.
Von hier aus nun gehen zahlreiche vielstufige Treppen oder felsige Wege in alle Himmelsrichtungen ab, die wir barfuß in nun strahlendem Sonnenschein zurücklegen: Wir sehen "Mahindas Bett" - ein Felsvorsprung der angeblich Mahindas Ruhestätte gewesen sein soll - mindestens die Aussicht in die Umgebung lohnt sich. Das trifft auch zu auf den sog. "Sila-Felsen", zu dem wir anschließend laufen, halb klettern und der einen fantastischen Blick auf zahlreiche andere Hügel mit ihren sehenswerten Gebäuden bietet: Wir sehen den großen sitzenden Buddha, der uns von der anderen Seite schneeweiß anstrahlt oder die Mahaseya Dagoba, die - ebenfalls weiß getüncht - auf einem der oberen Hügel thront. Der Sila-Felsen läßt und ausserdem weit in die grün-tropische Landschaft blicken.
Eine der ältesten - von König Tissa selbst 243 v. u. Z. gebauten - Dagobas, die schon von weitem gesichtete Mahaseya Dagoba, ist unser nächstes schweißtreibendes Ziel. Wir verstehen jetzt, warum uns Sam - unser Fahrer - zu dieser frühen Tageszeit geraten hat... Der vor uns auftauchende weiße Stupa mit der typischen Spitze - die heutige Form und Gestalt ist moderner als ihr historisches Vorbild - ist 21 m hoch und offenbar enthält ihr Innerstes ein Haar Buddhas.
Von hier aus gelangt man noch zur Aet Dagoba, "Aet" bedeutet so viel wie "Elefant mit Stoßzahn". Kunsthistorisch bedeutsamer und interessanter ist jedoch die erst im 20. Jahrhundert ausgegrabene Kantaka Dagoba, denn sie enthält mit die ältesten und daher bemerkenswertesten Reliefverzierungen, die in Sri Lanka gefunden wurden. Wir können Wildgänse und kleine Zwergenfiguren erkennen, Elefanten und Schlangen.
Wir können auch Mihintale nur empfehlen: Der Ort ist vor allem in den frühen Morgenstunden, wenn er noch ruhig und andächtig in seiner fantastischen ländlichen Umgebung liegt und kühl ist, ausgesprochen sehenswert. Ein Guide macht hier auf jeden Fall Sinn. Insgesamt kann Mihintale wunderbar von Anuradhapura aus während eines Tagesausflugs besichtigt werden oder auf dem Weg von der Königsstadt zu anderen Zielen im Osten unterwegs besichtigt werden.
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