Ceylons historische Tempel und Stätten | Sri Lanka - 2 | 5 - Für die
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Polonnaruwa - Die ehemalige Königsstadt gänzt mit imposanten Ruinen einer wechselvollen Geschichte
Heute gilt die im Osten des Landes gelegene archäologische Zone Polonnaruwas als eine der kulturellen Hauptattraktionen Sri Lankas. In der an einem Stausee gelegenen Ruinenstätte, die in den vergangenen Jahren quasi vom Urwald befreit werden musste, erwarten den Besucher auf einer ausgedehnten Fläche zahlreiche Artefakte und Ruinen, buddhistische Skulpturen oder Reliefs. Der Dschungel hatte das Areal ab etwa 1288 n.u.Z., als die Stadt von ihren Bewohnern verlassen wurde, zu überwuchern begonnen und damit seine schützende Hand über viele Sehenswürdigkeiten gelegt, die heute die Attraktivität dieses Ortes ausmachen. Ein Besuch der Stätte in dem üppig bewachsenen Areal ist ein unvergessliches Erlebnis.
Während Polonnaruwa, dessen eigentliches Gründungsdatum unbekannt ist, viele Jahre als Ersatz-Hauptstadt und gelegentliche Residenz diente, in die sich die singhalesischen Herrscher vor den einfallenden südindischen Völkern zurückzogen, so wurde die Stadt erstmals im 8. Jahrhundert unter den Königen Srisangbo III. und Aggabodhi IV. bedeutende Hauptstadt des Reiches. Wenngleich diese Phase nicht lange anhielt und nachfolgende Herrscher-Generationen erneut Anuradhapura den Vozug gaben, so machte ein siegreicher südindischer Chola-Herrscher die Stadt 1070 - nach der Zerstörung Anuradhapuras - erneut zu seinem Königssitz. Und das blieb Polonnaruwa in den Folgejahren auch unter wechselnden Königreichen der Kalinga (südindische Dynastie) und Singhalesen. Vor allem die singhalesischen Könige Vijaya Bahu I. (herrschte 1055 - 1110), Parakrama Bahu I. (herrschte 1153 - 1186) und Nissanka Malla (herrschte 1187 - 1196) fiehlen durch rege Bautätigkeiten auf, ehe der Kalinga-König Magha (herrschte 1215 - 1236) die Stadt plünderte, Klöster zerstörte und Mönche tötete oder vertrieb. Vom Chaos dieser Tage erholte sich Polonnaruwa nicht mehr und versank. Erst die Briten - nachdem zuvor Portugiesen und Niederländer die im Urwald versunkene Stadt übersahen - haben in Person von Lieutenant M.H. Fagan die Stätte 1820 wiederentdeckt. Seither sind all die Schmuckstücke freigelegt worden, die es heute zu sehen gibt!
Zuerst besuchen wir die sog. Zitadelle, die ehemalige Zone der königlichen Anlagen und Paläste, deren überraschend gut erhaltene Gebäudereste den Besucher heute staunen lassen. Der Königspalast - einst mehrere Stockwerke hoch und mit zahlreichen Zimmern reich ausgestattet - ist das wohl mächtigste Gemäuer der Gruppe. Noch heute sind die Löcher zu sehen, in der einst die Holzbalken steckten, die die weiteren Etagen trugen. Gerade die Architektur des fein verzierten Sockels der "Audienzhalle" - deren Dach ebenfalls fehlt, weil die tragenden Holzteile verrottet sind - sowie der "Ratskammer" mit ihren dünnen Säulen wirken vor dem Hintergrund des Palastes eher leicht. Wir können uns gut vorstellen, wie diese Gebäude zu repräsentativen Zwecken genutzt wurden - die Inschriften zeugen von der Sitzordnung, ihr Schmuckwerk verweist auf Macht und Wohlstand.
Von hier aus heißt es erstmal Laufen... Es ist schwül-heiß heute, morgens hatte es geregnet, die Feuchtigkeit verdunstet nun in der tropischen Sonne und erschwert jeden Schritt. Auf dem Weg zum nächsten Höhepunkt sehen wir die Kumara Pokuna, den sog. "Teich der Prinzen" und passieren neben kleinen Dagobas einige schöne Hindu-Tempel mit Shiva-Lingams, die die indischen Herrscher hier etwa um 1200 n.u.Z. erbauen ließen. Nun kommen wir zum beeindruckenden Gebäudeensemble aus Thuparama, Vatadange, Hatadange, Atadange und Satmahal Prasada. Wir bestaunen den Thuparama - eine Gedige, ein Tempel aus massivem Gemäuer und mit erhaltenem Gewölbedach, der zahlreiche Buddhastatuen beherbergt, laufen durch die Hatadange, die als "Haus der 60 Reliquien" ihren Zweck im Namen trägt und einst eine heilige Zahnreliquie beherbergte und umrunden die Vatadange, jenes Runde Reliquienhaus, das als eines der architektonischen und kunsthistorischen Highlights der Anlage gilt: Mondsteine, Makara-Torbögen, Wächterfiguren und die typischen Ceylon-Löwen zieren das Gebäude reich. In seiner Mitte befindet sich eine Dagoba, vier weiße Buddhas schauen zu allen vier Himmelsrichtungen in die Ferne. Wer Ruinenstätten mag, wird diese Gruppe lieben...
Vorbei am "Turm der sieben Paläste" , einem an den Khmerstil erinnernden Tempelbau sowie dem Gal Pota, jenem 25 Tonnen wiegenden mit Inschriften und Gravuren reich verzierten
Monolithen laufen wir nun - ausserhalb der Zitadelle - auf die majestätische und beeindruckende Ruanveli Dagoba zu, jene mit 55 Metern höchste Dagoba Polonnaruwas. Die
"Dagoba des goldenen Staubs", wie sie übersetzt genannt wird, hat einen imposanten Umfang von 165 m, ist eine Stiftung der zweiten Ehefrau Königs Parakrama Bahus I. Wir sind
beeindruckt von der Massivität der Stupa, als wir sie umrunden.
Auf dem ehemaligen königlichen Kremationsgelände - angelegt unter König Parakrama Bahu I. - stehen wir jetzt vor dem faszinierenden dachlosen Statuenhaus Lankatilaka, in das wir durch zwei Säulen zu beiden Seiten hineinschreiten, um beeindruckt vor den Überresten einer etwa 13 Meter hohen Buddhastatue zum Stehen zu kommen. Wir blicken ehrfürchtig auf die Füße des Erleuchteten... Auch außerhalb, am Mauerwerk des Gebäudes, faszinieren zahlreiche Überreste von Steinmetzarbeiten, die stark an südindische Motive erinnern: Tänzerinnen, Tempelreliefs, Geister oder Kobolde...
Weiter laufen wir - vorbei an der Kiri Vihara-Dagoba - zum Komplex Gal Vihara. Dieser krönende Abschluss unseres Besuchs in Polonnaruwa könnte kaum schöner sein: Vor uns liegt zunächst ein 14 m langer Liegender Buddha, der offenbar, wie die weiteren Figuren dieses Ensembles, aus einem massiven Granitfelsen herausgemeißelt wurden. Wir sehen weiterhin einen 7m hohen stehenden, seine Arme verschränkenden und einen etwa 5m hohen meditierenden Buddha. Sie alle sind wunderschön und vollkommen unversehrt. Ihr Anblick ist atemberaubend und verströmt noch denselben Zweck, den sie vermutlich zu ihrer Entstehungszeit gehabt haben mögen... Wenn nur diese komische Dachkonstruktion nicht wäre, die in den vergangenen Jahren gebaut wurde...
Wer in Sri Lanka reist und Plonnaruwa nicht besucht ist selbst schuld...! Eine tolle archäologische Stätte!
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