Ceylons historische Tempel und Stätten | Sri Lanka - 1 | 5 - Für die
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Sigiriya - Der königliche Festungsfels im Herzen Ceylons
Wie aus dem Nichts taucht er auf und steht - ähnlich eines Felsens in der Brandung - unverrückbar und imposant in der tropisch-grünen Landschaft: Der Festungsfels Sigiriya. Von weithin sichtbar ist der historische Felsen - UNESCO Weltkulturerbe seit 1982 - in der flachen Umgebung Zeichen seiner eigenen Größe. Auf seinem Dach errichtete einst Kashyapa - Mörder seines Vaters Dhatusena , König Anuradhapuras (459 - 477 n.u.Z.) - eine als uneinnehmbar geltende prunkvolle Festungsanlage. Auf diese zog er sich aus Furcht vor seinem zeitweilig nach Indien vertriebenen Bruder Moggallana zurück, der später sich und seinen Vater gleichwohl rächte. Wenngleich von der Festungsanlage selbst nur recht unspektakuläre Überreste erhalten geblieben sind, so machen doch der faszinierende Aufstieg, die erhaltenen Fresken der sog. "Wolkenmädchen", das sog. "Löwentor" und die fantastische Aussicht Sigiriya zu einem herausragenden Natur- und Kulturerlebnis.
Wir laufen zunächst durch üppig bewachsene Strukturen der früheren Anlage - Ruinen von Pavillons und anderen Gebäuderesten sowie gut gepflegte Teich- und Rasenareale - auf den majestätischen Steinbrocken zu. Man erkennt bereits von weitem die an den unteren Teil des Felsen gemauerte "Spiegelwand" aus dem 5. Jahrhundert. Unser Weg steigt nur langsam an, die oberhalb zu unseren Köpfen hängende Wand scheint sich, auf den ersten Blick, um den gesamten Fels herum zu winden. Je näher man kommt, desto steiler wird der Aufstieg über alte Treppenstufen, vorbei an großen Affenhorden und durch natürliche Felsentore. Der Weg führt über eine steile vergitterte Wendeltreppe. Ach, wenn wir doch erst dort wären... Vor uns liegen noch unzählige Stufen, die Luft ist schwül und heiß...
Am Fuße der Wendeltreppen angekommen, nehme ich all meinen Mut zusammen und schaue penetrant nach oben: Nur nicht sehen, wie hoch wir schon sind, denn meine Höhenangst ist jetzt voll da und wir hängen mitten im Fels... Es geht treppauf jedoch erstaunlich gut und wir werden belohnt mit der Aussicht auf gut 20 erhaltene Fresken aus dem 5. Jahrhundert. Die sog. "Wolkenmädchen" oder auch als "Himmlische Nymphen" bezeichnete, freizügig und barbusig in bunten Farben gehaltene Frauenbildnisse, stellen aller Voraussicht nach Hofdamen und ihre Bediensteten dar. Wie auch immer: Die an die Felsenwände in schwindelerregender Höhe gemalten Bilder - man fragt sich, wie die das gemacht haben - sind wunderschön anzuschauen und beeindrucken, auch wenn Restauratoren und moderne Künstler ganz offensichtlich kleinere Schönheitsreparaturen vorgenommen haben: Gelegentlich sind die Formen der Brüste der Damen leicht getuned worden, hier und da scheint die ursprüngliche Malerei von unten durch... Ursprünglich gab es wohl etwa 500 dieser Fresken, ehe sie in den 70er-Jahren von Idioten in einem vadalistischen Akt zerstört wurden. Ein fantastischer Ort diese Felsennische, der beim Verlassen Nerven kosten kann: Der Blick hinab ist hier - aufgrund der überhängenden, nach unten offenen und steilen Treppen - für Höhenphobiker nur mit geschlossenen Augen und wackligen Knien machbar...
Wir stehen nun auf dem Boden eines an den Felsen geschmiegten Ganges, der von einer hohen, glattpolierten, gelblich-goldenen Mauer umgeben ist: Die sog. "Spiegelwand". Die Mauer glänzt und ziert heute zahlreiche Einritzungen und Bildchen späterer Besucher, über deren poetischen oder künstlerischen Reiz man sicher streiten kann. Interessant ist die Machart der Wand: Zunächst verputzt, scheint nämlich das Mauerwerk schon im 5 Jahrhundert mit Eiweiß und Honig bestrichen und durch kräftiges Polieren zu einer geradezu spiegelnden Erscheinung gebracht worden zu sein. Daher der Name. Und tatsächlich: Hier und da ist die Oberfläche derart glatt, dass man sich darin fast spiegeln kann... An ihr vorbei geht es nun aufwärts um den Fels herum, erneut steile Treppenstufen erklimmend. Wir kommen - etwa auf halber Höhe des Felsens - zur "Löwenterrasse" mit dem berühmten "Löwentor".
Es wird berichtet, dass die nun über eine weitere schwindelerregende Treppe erreichbaren Palastruinen in der Vergangenheit nur erklommen werden konnten, wenn man in und durch den Rachen eines gemauerten Löwenkopfes gestiegen sei... Leider ist der vermeintliche Kopf des Löwen nicht mehr erhalten - wenn es ihn je gegeben hat -, wohl aber die Tatzen eines Löwen links und rechts der nun vor uns erscheinenden Treppe... An den großen Löwenpfoten vorbei geht es auf schmalen Treppen weiter hinauf. Leider schaffe ich es hier nicht ganz nach oben! Zu schmal, zu steil und viel zu offene Blicke in die Tiefe... Magda aber geht hinauf und ist von der Aussicht deutlich mehr begeistert, als von der archäologischen Substanz des ehemaligen Palstes: Es existieren nur noch wenige Mauerreste...
Alles in allem gehört Sigiriya ganz sicher zu den Highlights eines Sri Lanka-Besuchs: Eingebettet in tropische Vegetation ist der granitene Gigant mitsamt seinen kulturellen Artefakten und Legenden sowie den fastastischen Aus- und Weitblicken einfach ein Muss!
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