Tempel und Paläste | Indien - 3 | 5 - Für die Fortsetzung bitte auf das obere Bild klicken!
Lebendiges und athmosphärisch einmaliges Sravanabelgola - Der Koloss der Jains
Was für ein Anblick wenn man ihm direkt gegenübersteht: Die annähernd 18 Meter große und aus einem Stein gehauene Gomateshvara-Statue (um 980 n.u.Z) - der Koloss von Sravanabelgola - ist mehr als imposant und sicher der Höhepunkt dieses heiligen Ortes der Jains. Der aufrecht stehende Gomateshvara zeigt sich dem Betrachter in einem von Gebetgängen eingerahmten kleinen Hof frontal und völlig unbekleidet. Auf seinem Gesicht zeigt sich ein weitgehend regungsloses ernstes Antlitz, während sich Baumranken um seinen Körper gelegt haben: Die Legende erzählt, dass er - Sohn des Königs Vrishabhadeva - mit seinem Bruder in Erbstreitigkeiten geriet und über diese Erfahrung der Welt und ihren vergänglichen Gütern gänzlich abschwor. Er überließ das königlich-weltliche Reich seinem Bruder und meditierte in Einsamkeit viele Jahre im Wald, bis er aufrecht stehend schließlich moksha - die Erlösung - erlangte...
Wir besuchen den Ort ein paar Tage vor der nur alle 12 Jahre stattfindenden Mahamastakabhisheka-Zeremonie, zu der sich mehr als 10.000 Gläubige und Schaulustige aus allen Teilen Indiens einfinden. Die Kolossalstatue wird dann von Gerüsten aus mit allerlei Wertvollem, wie Milch, Honig, Joghurt, Blüten etc. übergossen/bestreut. Zu diesem Zweck wird ein großes Gerüst errichtet. Wer das einmal erlebt hat, wird es nicht wieder vergessen...
Die riesige Steinstatue beschreibt aber die Magie dieses Ortes nur mehr als unzulänglich, denn Sravanabelgola ist ein spürbar-authentisches, spirituelles und ergreifend-lebendiges Zeugnis echter Religiosität, ein bedeutendes Zenrum des Jainismus und Pilgerstätte vieler Gläubiger. Und das erfährt man hier eindrücklich!
Vor den heiligen Stätten liegt zuerst die Anstrengung: Gomathesvara steht auf dem etwa 140 m hohen Indragiri-Hügel, einem von zwei Hügeln, um das herum sich das 5000-Seelen-Dörfchen Sravanabelgola angesiedelt hat. Die Legende besagt, dass sich hier bedeutende Heilige - u.a. der Maurya-Kaiser Ashoka oder der Heilige Bhadrabahu zu Tode gefastet haben sollen. Körperliche Askese als Mittel zur Erleuchtung geniesst bei den Jain bis heute großes Ansehen. Erstmal also Aufwärts: 620 in den Fels gehauene steile Stufen müssen Pilger und Besucher unter sengender Sonne den gigantischen Granitblock hinauf steigen, hindurch durch gemauerte Tore, über Höfe und vorbei an bedeutenden Felsgravuren und Tempelstätten wie dem Odegal Basti. Immer wieder lohnt sich ein Blick hinunter auf den Ort, auf den gegenüber liegenden Chandragiri-Hügel mit weiteren Tempelkomplexen. Am Ende des Wegs steht man dem Koloss gegenüber. Neben der spirituellen Bedeutung des Ortes, seiner faszinierenden Atmosphäre und den regelmäßig zu beobachtenden Ritualen auf dem Hügel sind auch die Ausblick in die südindische Landschaft ein besonderes Erlebnis.
Sravanabelgola ist von Mysore (2,5 Std.), Bangalore (3 Std.) und letztlich auch von Hassan (keine Stunde) aus gut und einfach zu erreichen. Es gibt einfache Pilgerherbergen und sehr einfache Ho(s)tels. Der Ort bietet Sehenswürdigkeiten und Atmosphäre für deutlich mehr als einen Tagesausflug, so dass ein paar Tage hier eingeplant werden sollten.
Sravanabelgola bietet mit großer Sicherheit das, was viele in Indien suchen: Ein wenig Magie und spirituelle Energie! Erfahrt es hier!