Tempel und Paläste | Indien - 2 | 5 - Für die Fortsetzung bitte auf das obere Bild klicken!
Höhepunkt der Hoysala-Architektur in Indien - Somnathpur bei Mysore
Einer der schönsten und besuchenswertesten historischen Tempelkomplexe Karnatakas ist unzweifelhaft die von Mysore aus gut zu erreichende Anlage von Somnatpur. Bereits die Anreise durch das ländliche Indien mit Reisfeldern, kleinen Dörfern und waschenden Frauen an den Flussläufen entlang der Straßen sind beeindruckend. Wir sitzen in einem gut gepflegten alten Embassador-Taxi und schunkeln über unbefestigte Wege dem kleinen Ort entgegen.
Der Tempelkomplex selbst kann als eines der besterhaltenen und kompaktestes Beispiel der typischen Hoysalaarchitektur dieser Region gelten und bildet den abschließenden Höhepunkt dieses Stils.
Der Tempel wurde von Soma, einem Dandanayaka (bedeutet so viel wie beleuchtet , "Kommandeur" oder "Minister") im Jahre 1268 unter Hoysala König
Narasimha III auf dem Höhepunkt der Macht der Hoysala-Herrscher gebaut. Umgeben von einem überdachten Tempelgang, der in zahlreiche Räume und Andachtszimmer mündet, steht der
vermutlich von Janaka Acarya oder Ruvari Mallithamma - berühmten Bildhauern und Architekten der Zeit und Region
- entworfene Keshava-Tempel im Zentrum des Hofes. Er steht auf einer beeindruckenden, sternförmig erhöhten Basis (auch jagati genannt) und ist üppig verziert. Anders als seine
Pendants in Halebid und Belur ist der Tempel mit reich geschmückten Türmen über den drei
garbhagrihas (Schreinen) versehen, die dem insgesamt eher kleinen Tempel eine imposante Erscheinung verleihen.
Das Tempeläußere ist mit Ornamenten, Reliefs, Figuren und Skulpturen der reichen indischen Mythologie und Götterwelt kunstvoll ausgestattet. Man darf vermuten, dass
zahlreiche Darstellungen Wohlstand und Reichtum des Reiches zur Zeit der Hoysala-Dynastie abbilden und glorifizieren sollten. U.a. sind Triumph- und Festzüge mit Bezügen zur
Herrscherfamilie, berittene Soldaten, Festwagen, Musikern u.ä. auszumachen, ebenso wie Gravuren der Steinmetzkünstler der Zeit. Die übereinander liegenden Reliefbänder symbolisieren Beständigkeit
des Reiches (durch Elefanten), Dynamik und Wachstum des Reiches (Pferde und Reiter), Lebensfülle (Blüten und Dämonen wie das Makara
- ein Misch-Fabelwesen), Fruchtbarkeit und Glück (Kampfszenen aus den Mythen Mahabaratha und Ramayana) sowie Geist und Wiedegeburt (Schwäne/Gänse) etc.
Auch das Innere des Tempels kann begeistern: Die u.a. mit Lotusblüten oder Bananenknospen-Motiven künstlerisch ausgestalteten Deckenelemente der Mantapa (Halle) werden von 18 aus Speckstein (sog. Grüner Schiefer) gefertigten Säulen sowie zahlreichen äußeren Stützpfeilern getragen. Das Material der runden drehbaren Säulen ist derart weich, dass es leicht bearbeitet werden konnte. An den Saal, dessen Wände u.a. mit jalis, gitterförmig durchbohrten Steinplatten, geschlossen wurden, grenzen drei Schreine an, die unterschiedlichen Erscheiningsformen des Vishnu gewidmet sind.
Der Tempel ist ein wunderbares Beispiel für die Tempel dieser Region und sollte von Mysore aus besucht werden!