Slow travel Peru
01.01.2020, von Jörg Schwarz
Wer Peru bereist, der will Machu Picchu sehen und das Heilige Tal, vielleicht den Titicacasee oder den Colca-Canon. Die Dünen Huacachinas und die Nazcalinien liegen auf dem Weg der meisten Besucher ebenso, wie die wundervollen Städte Arequipa und Cusco. Der sog. Gringotrail ist die wohl meist befahrene Reiseroute Südamerikas, ja sogar der Welt. Und wer kann es dem Reisenden verdenken, sind doch alle genannten und weitere Etappen auf diesem Trail herausragende Sehenswürdigkeiten und jede für sich die Reise wert...
Gleichwohl - und das ist kein Widerspruch - waren für uns Spurenwechsler vor allem die weniger frequentierten Regionen und nicht annähernd so bekannten Ziele noch ein wenig attraktiver und spannender, ließ sich gerade hier doch ein Stück des echten und unverstellten Perus erleben: Das peruanische Hochland rund um Huancavelica und Ayacucho - einst Sperrgebiet aufgrund der Terroristen des "Leuchtenden Pfads", das weit abgelegene aber traumhaft schöne Nor Yauyos Cochas-Naturschutzareal bei Huancayo oder eben die Cordillera Blanca, nördlich von Lima...
Wer Peru also mal von einer anderen Seite kennen lernen will und gleichwohl nicht auf großartige kulturelle, vor allem aber atemberaubende Naturhighlights verzichten möchte, wer in einer gigantischen Anden- und Bergregion abwechslungsreiche Wander-, Trekking- und Höhenerfahrungen machen möchte ohne gleichzeitig auf interessante Begegnungen mit den Menschen des Hochlands zu verzichten, der sollte sich mit der Gegend um die Cordillera Blanca befassen und sich über diesen Beitrag weitere Inspiration holen...
Wir befinden uns auf dem Weg zur vielleicht spannendsten historischen Stätte Perus jenseits von Machu Picchu. Im Bus geht es heute gut drei Stunden Richtung Chavín de Huántar - einem inzwischen weitgehend freigelegten archäologischen Areal der Vor-Inka-Zeit im Osten der Cordillera Blanca. Vor allem der interessante Kultus dieser früheren Orakelstätte zieht uns magisch an. Wir haben ihn schon im Vorfeld unserer Reise im Rahmen einer spannenden Dokumentation kennengelernt: Ein gutes Jahrtausend lang (850 v. u. Z. - 200 n. u. Z.) scheint es der lokalen Priesterkaste von Chavín ganz ohne militärische Macht gelungen zu sein, Einfluss und religiöse Wirkmächtigkeit über ein großes Gebiet und eine Vielzahl von Menschen der peruanischen Anden erlangt zu haben. Allein aufgrund einiger außergewöhnlicher spiritueller Ideen und religiöser Praktiken sowie einer ausgeklügelten Architektur und Bauweise des heute zu besichtigenden Tempelkomplexes, hat sich die Kultur Chavíns einen bedeutenden Platz in der peruanischen Geschichte gesichert. Hiervon wollen wir uns heute überzeugen, denn ihre Spuren lassen sich auch heute noch gut nachverfolgen.
Noch sind wir auf dem Weg dorthin und schon von den Ausblicken aus dem Fenster unseres Busses mehr als begeistert. Am frühen Morgen sind wir in Huaraz aufgebrochen, einem der Tourismuszentren der Region, in dem wir unsere Akklimatisierung voran getrieben haben, und sind die südliche Flanke der aus gut 50 schneebedeckten Bergen der Kategorie 5.300 m und höher zusammengesetzten Cordillera Blanca entlang gefahren. Wir haben reihenweise schneeweiße 6.000er Gipfel, felsige Bergwände und gold-gelbe Puna-Landschaften passiert und halten nun an der wundervollen Laguna Querococha. Inmitten karger aber spektakulärer Berglandschaft - Pampagräser und wenige Flechten oder Büsche dominieren die Gegend -, eingerahmt von imposanter Andenkulisse und umgeben von sauerstoffarmer Luft, genießen wir das sagenhafte Szenario des peruanischen Hochlands. Im Hintergrund treiben ein paar Campesinos ihre Schafe in ein Gatter, am Himmel kreist ein großer und neugieriger Greifvogel und auf der Straße müht sich eine junge Frau mit einem widerspenstigen jungen Lama ab - oder ist es ein Alpaka? Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt unserer Reise noch Schwierigkeiten mit der Zuordnung... Der Ort hat eine magische Atmosphäre und wir realisieren jetzt ganz deutlich, dass wir mitten drin sind, in Peru...
Wir durchqueren einen berühmten Tunnel (den Tunel De Kahuish, 4.516 m), fahren eine der imposantesten Serpentinenpisten der Gegend hinab und staunen immer wieder über die in den steilen Hängen angelegten Anbauflächen der hiesigen Menschen, die uns hier vielfach in den typischen indigenen Trachten begegnen. Was für eine fantastische Umgebung. Doch nun sind wir da, laufen durch einen charmanten kleinen Ort mit zahlreichen alten Adobehäusern und stehen dann vor der archäologischen Anlage von Chavín. Zunächst sehen wir eine Reihe von Archäologen, die in einem begrenzten Gebäude- und Landschaftsareal daran arbeiten, Spuren der historischen Gemäuer freizulegen. Wir werden anschließend kreuz und quer durch die bereits gut erschlossene, wundervoll gelegene Anlage geführt und in die Geheimnisse der Chavín-Kultur eingewiesen, in der es im Wesentlichen um drogenschwangere Grenzerfahrungen beim vermeintlichen Eintritt einer Priesterkaste in die Welt der Götter geht... Unser hervorragend informierter Guide weist immer wieder auf die baulichen Besonderheiten hin - unterirdische Wasserläufe und Akustikschächte, Versammlungsorte oder Kammern für die Rauscherfahrung -, die offenbar gut durchdacht und auf die spirituellen Bräuche und Rituale hin entworfen worden sind... Keine religiöse Extase ohne gut konstruierte Effekte und Kniffe...
Wir lernen Teile der komplizierten Symbolik Chavíns und die dionysischen Rituale des Kultus kennen, sehen imposante Steinmetzarbeiten sowie bedeutende Funde und Kultobjekte im angeschossenen Museum. Ein unbedingt empfehlenswerter Ausflug in die Welt einer vergangenen peruanischen Kultur jenseits der allgegenwärtigen Inka, der auf dem Heimweg erneut durch unbeschreiblich eindrückliche Bergwelt abgerundet wird. Wer über die Kultstätte mehr erfahren möchte, der kann sich hier einen Eindruck davon verschaffen.
Als wir Chavín besuchen, da sind wir bereits eine gute Woche in der Cordillera Blanca und haben uns inzwischen akklimatisiert. Drei Tage hatten wir - Berliner Landeier - dafür eingeplant, denn unser erster Aufenthaltsort liegt auf knapp über 3.000 m Höhe und die meisten Sehenswürdigkeiten der Umgebung nochmal deutlich drüber... Huaraz selbst ist zwar das meistbesuchte Zentrum der Region Ancash und Ausgangspunkt der meisten Ausflugsziele in die Gegend, besonders attraktiv ist die Stadt aber nicht. Und das hat Gründe: Sie wurde in den Jahren 1941 durch Schlammlawinen und vor allem 1970 durch ein verheerendes Erdbeben sowie den anschließenden tödlichen Bergsturz fast vollständig ausgelöscht (1970 starben beinahe 10.000 Menschen). Ein Schicksal, dass sie mit anderen Gemeinden in der Cordillera Blanca teilt. Der Ort wurde ohne viel Charme wieder aufgebaut und kann unter ästhetischen Gesichtspunkten nicht punkten. Heute wirkt Huaraz unfertig und provisorisch, bietet aber unzählige Unterkünfte und es lässt sich ein paar Tage gut hier aushalten...
Wir lassen uns mit viel Interesse durch die durchaus funktionale Stadt treiben, besuchen das quirlige und exotische Zentrum, den Markt und seine zahllosen Gassen und probieren uns durch die kulinarischen Kostbarkeiten der Region. Die Menschen verkaufen hier ihre landwirtschaftlichen Waren und Handwerksprodukte oft auf der Strasse und wir kommen so zum ersten Mal mit den indigenen Menschen des Landes in Berührung. Wir genießen die traditionell aus Spanien stammenden Churros mit Schokoladenfüllung, nehmen eine klassische Ceviche oder haben ein Lamasteak und probieren uns durch den auf der Strasse angebotenen Käse der Indigenen... Immer wieder blicken wir in die unheimlich dicht stehenden, imponierend weißen Bergriesen rundherum und haben jetzt richtig Bock darauf, sie zu erobern... Scheitert unser erster Versuch noch an der Höhenkrankheit und einem fürchterlichen Kopfschmerz, so gelingt Versuch Nr. 2 schon etwas besser: Wir lassen uns zum Einstieg in die etwas flachere, parallel liegende Cordillera Negra bringen, von der aus man eine fantastische Aussicht auf die Cordillera Blanca hat und trekken gut 600 Höhenmeter zur Laguna Wilcacocha (ca. 3.750 m) hoch. Eine kleine aber feine Lagune breitet sich vor uns aus, Lamas grasen am Rande des Gewässers und die immer wieder goldgelben Farben der Puna oder der von den Campesinos angelegten Weizenfelder lassen alles hier gelb erstrahlen. Aber vor allem die traumhaften Ausblicke in die umliegende Berglandschaft sind atemberaubend und der einfache Charme der hier oben lebenden Menschen ist ergreifend.
Für heute nun steht ein weiterer Höhepunkt auf dem Programm und wir machen uns mit einem Fahrer auf den Weg zur Laguna Llanganuco, die recht eigentlich aus zwei Seen und einem wundervollen Tal besteht. Wir fahren früh morgens zunächst nach Yungay weiter - noch so eine Stadt, die in den 70er Jahren dem verheerenden Erdbeben zum Opfer fiel und heute, neu errichtet, mit dem wohl interessantesten Markt der indigenen Bevölkerung in der Region aufwarten kann - und erklimmen nun atemberaubende Serpentinen. Was für Ausblicke sich uns auch hier immer wieder bieten: Vor allem der Huascarán (mit 6.768 m der höchste Berg Perus) aber auch zahlreiche weitere Giganten wie der Huandoy (6.360 m) ergeben ein beeindruckendes Bergpanorama, auf das wir sukzessive zufahren... Wie ein enges, verwunschenes Eingangstor liegt jetzt die engste und steilste Passage vor uns und während wir sie nun - eingeschüchtert durch den dunklen Schatten der massiven Wand zu unserer Linken - durchqueren, hoffen wir, dass sich die über uns hängenden imposanten Felsen nicht zufällig gerade jetzt lösen mögen... Um uns herum sehen wir von den beeindruckenden umliegenden Bergen jetzt nicht mehr viel, aber nach kurzer Zeit öffnet sich uns nun das Panorama erneut und ein wundervoller See, dessen Wasser - je nach Standpunkt und Sonneneinstrahlung - in diversen Farben leuchtet, liegt direkt vor uns: Die Laguna Chinancocha.
Wir steigen aus, vereinbaren mit unserem Fahrer einen Treffpunkt am Ende der zwei Seen und laufen nun diese spektakuläre Landschaft ab. Sie ist durch farbig blühende Pflanzen und eindrücklich geformte Bäume gekennzeichnet. Der See wird von imposanten Felsenwänden eingefasst, aus denen immer mal wieder Wasserfälle herunterstürzen. Hinter den unmittelbar vor uns aufsteigenden Bergwänden lugen nun zu allen Seiten immer wieder die schneeweißen Gipfel der 6.000er hervor und warnen eindrücklich, dass dies hier zwar ein genialer Abenteuerspielplatz sein mag, aber auch schnell gefährliche Zone und unwirtliche Wildnis sein kann... Atemberaubend und imposant ist es hier allemal!
Wie auch immer. Wir sind hingerissen und sehr beeindruckt. Während zu unserer Linken nun vor allem die rot leuchtende Pflanzenpracht an den felsigen Mauern ins Auge fällt, liegt vor uns eine grüne Oase inmitten andiner Landschaft. Wunderschöne, klare Bäche durchfließen das grüne Band der so genannten Quebrada de Llanganuco, einige Rinder weiden hier und je weiter wir laufen - rechts von uns liegt nun auch die milchige Laguna Orconcocha - desto weiter öffnet sich jetzt ein schönes Tal aus Wiesen und kleinen Bächen. Wir sehen grasende Schafe und Esel, ein paar Hirten liegen im Gras und immer wieder plätschern kleine gluckernde Wasserläufe über den Boden. Wenn man diese zwei Seen abläuft - ihr solltet genau das tun - dann erschließt sich ein fabelhaftes Andenszenario, dessen natürliche Schönheit herzergreifend ist. Und ganz da hinten - die Straße führt weiter zu herausfordernden Treks wie dem Aufstieg zur Laguna 69 - liegen weitere Hochgebirgshighlights wie Perlen an der Kette...
Wir allerdings machen uns heute auf den Rückweg, denn es steht ein Umzug von Huaraz nach Caraz an. Noch einmal zieht es uns etwas weiter in den Norden der Cordillera Blanca, in das einzige nennenswerte Örtchen der Region, das bisher von Erdbeben und Bergrutschen verschont geblieben ist. Und genau das sieht man dem kleinen charmanten Ort auch an, denn es wirkt hier tatsächlich alles etwas urbaner und schöner und dazu geht es noch deutlich untouristischer zu, als in Huaraz. Wir fühlen uns sofort richtig wohl hier, schlendern die netten Gassen ab und erfreuen uns an freundlichen Menschen und hervorragender Infrastruktur, die es uns eine gute Woche wunderbar hier aushalten lässt.
In Caraz kommen wir den indigenen Menschen der Region noch ein Stück näher. Vor allem auf dem schönen und interessanten Markt, an dem wir jetzt täglich die exotischsten Fruchtsaftgemische aus der gesamten Vielfalt peruanischer Obstkulturen testen oder an der schönen Plaza mitten im Ort. Wir entdecken zahlreiche gute Restaurantoptionen, stoßen immer wieder auf mobile Grill- oder Cevichestände und genießen eines der besten Cafés in ganz Peru. Während wir völlig untouristische Umzüge indigener Gruppen in peruanischen Trachten beiwohnen, unsere Hängematte auf der vorzüglichen Dachterrasse unseres Hostels durchliegen und das ein oder andere Bier vom netten Kioskverkäufer nebenan genießen, schmieden wir die nächsten Pläne: Morgen wollen wir den Canon del Pato abfahren, einen der spektakulärsten Canons hier in der Gegend.
Gesagt getan, es geht am kommenden Tag im Colectivo - aufgrund meiner langen Beine bin ich gezwungen vorne zu sitzen und bin nicht unglücklich darüber - auf eine der wohl spannendsten Bergstraßen der Region. Es geht auf einer immer spektakulärer werdenden, einspurigen Piste an einer engen Schlucht vorbei, in der sich ein Fluss seinen Weg quasi einschneidet. In zahlreichen Kurven und Windungen, durch unzählige, waghalsig schmale Tunnel und an atemberaubenden Abhängen entlang, windet sich hier eine staubige und vernachlässigt wirkende Straße mit fantastischen Ausblicken. Zwischen den zwei steil abfallenden Bergen links wie rechts fallen immer wieder Wasserfälle in den extrem engen Canon, sehen wir kleine Brücken und tiefe Einschnitte... Am Ende einer wirklich sehenswerten Schluchtenfahrt erreichen wir das spektakulär gelegene Dörfchen Huallanca, das wohl nur wegen des und für das große Wasserkraftwerk hier existiert. Aber man hat geniale Ausblicke hier und wir treffen derart nette Einheimische, dass wir uns gern an den kleinen Ort erinnern werden, durch den wir nun erstmal schlendern, bevor wir genauso spektakulär die 38 Tunnel und die abenteuerliche Canontour zurück nach Caraz machen...
"Ihr habt noch nicht die sagenhaften Puya raimondiis gesehen?" fragt uns eine junge peruanische Frau in der Küche unseres Hostels, als wir mal wieder ein köstliches Müsli mit den wunderbaren Tropenfrüchten aus der Amazonasregion zum Frühstück nehmen und uns über weitere Vorhaben in der Region austauschen... "Was sind denn bitteschön diese ... wie war das?" frage ich. Ein bisschen schaut sie entgeistert: "Puya raimondiis! " sagt sie dann, beinahe etwas vorwurfsvoll, um dann aber stolz fortzufahren, dass wir sie uns dringend anschauen müssen, diese ausgesprochen seltenen und wohl nur hier in der Gegend so zahlreich auf einer Stelle noch vorhandenen Riesenbromeliengewächse . "Am besten hier!" zeigt sie auf der Karte, "ich kann euch gern einen Fahrer organisieren..."! Natürlich schlagen wir ein, lassen uns am kommenden Tag über unzählige spektakuläre Serpentinen auf ziemlich schlechten Straßen und vorbei an indigenen Behausungen in die Cordillera Negra fahren und erreichen irgendwann in atemberaubender Bergszenerie unser heutiges Tagesziel: Die Punta Winchus!
Wir halten direkt an der Straße, laufen in das vor uns liegende Areal hinein und blicken zurück in die Tiefe, aus der wir aufgestiegen sind. Wir schauen auf unfassbare Verwerfungen der vor uns liegenden Landschaft sowie auf die weit hinten aufragende Cordillera Blanca. Erneut begeistern wir uns an einer faszinierenden Aussicht auf eine sagenhafte Naturregion. Wir sind umgeben von ziemlich karger und trocken wirkender Steppenlandschaft, blicken in saftig-gründe Felder des parallelen Berghangs, der steiler nicht sein könnte und auf dem gleichwohl Kleinbauern ihre Felder bestellen... Fast begeistert uns das Panorama noch mehr, als die angekündigten Bromeliengewächse, die hier tatsächlich zu Hunderten wachsen: Wir sehen große, steil und majestätisch aufragende Puya Raimondiis, wir sehen aber auch viele viele junge Pflanzen, die erst in vielen Jahren ihren ausgewachsenen Artgenossen gleichen werden. Sie alle sind sehr fotogen, aber sie sind hier am Ende doch nur willkommener Anlass zum Besuch dieses großartigen Ortes, dessen Atmosphäre - wir sind hier in absoluter Einsamkeit und Stille und blicken in ein unbewegtes, aber ergreifend schönes Schauspiel - faszinierender nicht sein könnte... Wir laufen eine Weile die Bergflanke entlang, setzen uns dann auf den braunen Boden und lassen es einfach auf uns wirken. Auch heute wieder: Großes Kino!
Eine Weile sitzen wir so da, lassen die Gedanken schweifen und genießen einfach die Schönheit des Anblicks... Was wir allein in den vergangenen Tagen an fantastischen Entdeckungen gemacht haben, geht uns durch den Kopf. Wir beschließen eine paar Tage Pause, verbringen sie in den Gassen von Caraz oder auf der Dachterrasse unseres fabelhaften Hostels und wandern spontan auf den der Stadt nächstliegendsten Berg der Umgebung, um weitere faszinierende Perspektiven dieser Gegend erheischen zu können... Immer wieder treffen wir Kinder in den obligatorischen Schuluniformen, werden schüchtern begrüßt oder aus sicherer Entfernung geneckt. So langsam gefällt es uns richtig gut in der Stadt, in der neben uns nur ganz wenige Touristen zu sehen sind...
Nach erholsamen und ruhigen Tagen beschließen wir für den Abschluss unseres diesmaligen Aufenthalts in der Cordillera Blanca - der uns schon jetzt tief befriedigt hat - noch einen spannenden Trip zur nahe gelegenen Laguna Paron, dem eigentlichen Highlight der Region. Auch heute geht es im klapprigen Taxi einen steilen, serpentinartigen Schotterweg hinauf in die Berge, vorbei an kleinen, ärmlich wirkenden Adobehäusern und hart arbeitenden Menschen, die aber gern freundlich grüßen. Erneut führt der Zugang zum See durch eine hohle Gasse, die sich links wie rechts zu beiden Seiten des beschwerlich zu fahrenden Wegs auftürmen, wie Wächterfiguren...
Und dann liegt er auf gut 4.150 m direkt vor uns: Strahlend blau, eingefasst von einem der schönsten Bergpanoramen der Erde: Der Paron-See. Wir kriegen die Kinnlade kaum geschlossen, fühlen eine innere Freude und Euphorie, wie wir sie - trotz allem was wir schon in der Welt gesehen haben - selten erlebt haben und sind fortan für mehrere Stunden lang hingerissen... Seine betörende Farbe, sein Leuchten und seine Lage, alles hier zieht uns in seinen Bann.
Wir steigen zunächst eine Anhöhe hinauf uns kommen ordentlich ins Schwitzen, haben aber nun einen fabelhaften Blick von den Geröllmassen aus, also von oben auf den See und seine Uferzone. Um uns herum auch heute eisige Gletscherspitzen der umliegenden Riesen, in unserem Rücken der Huandoy, den wir zuletzt von der Laguna Llanganuco aus und von der anderen Seite betrachten durften... Wir laufen nun wieder hinab und berühren fast andächtig das leuchtende Blau, das zwischen Cyan, Azurblau und Türkis changiert und das man für immer in Erinnerung bewahren wird. Ein Boot liegt am einsamen Ufer, würde man es nehmen, müsste man sich auf die unendliche Reise ins Reich der Elfen wähnen... Aber hier am und wohl auch auf dem Wasser ist es eisig kalt... Mit einem Lächeln auf dem Gesicht laufen wir nun die westliche Flanke des Sees ab - die Ostseite gilt als extrem gefährlich -, blicken aus diversen Perspektiven auf den See und erschließen uns immer mehr die ebenso atemberaubende Gletscherwand in seinem Rücken. Gibt es schönere Bergpanoramen als das den blauen See schneeweiß einfassende Band aus Pirámide (5.885m) und Nevado Chacraraju (6.108 m)? Wir kennen keinen.
Ein würdiger letzter Höhepunkt unserer Reise in die Cordillera Blanca, ein atemberaubender Trip geht zu Ende. Eine Reise in eine fantastische und faszinierende Bergregion, wie man sie in dieser - letztlich gut erschlossenen und dennoch keineswegs überlaufenen - Qualität und Vielfalt nicht häufig findet... Ein Geheimtipp ist das freilich auch nicht mehr. Wer aber die Berge liebt, eine wildromantische Natur schätzt, gern trekkt und wandert, auf einen adäquaten touristischen Komfort (Transport, Unterkünfte, Restaurants etc.) Wert legt und gleichzeitig wenig für Massentourismus und überlaufene Ziele übrig hat, der kann hier ein Stück Perus finden, dass neben all der unvergesslichen Landschaft zudem noch viel peruanische Kultur und unverstelltes (auch indigenes) Alltagsleben bietet.
Es gibt so viel Schönes in Peru, es muss nicht immer Machu Picchu sein!
Für weiterführende Informationen schaut weiter unten!
Laguna Paron, Peru (alle Fotos von Jörg Schwarz)
Hier findet Ihr weiterführende Informationen zu Peru und der Cordillera Blanca:
Unsere Blogbeiträge zur Cordillera Blanca mit zahlreichen praktischen Reisetipps und weiterführenden Informationen:
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Unsere Reisetipps zu Peru:
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