von Jörg Schwarz
30.09.2019
Zu den beeindruckendsten Landschaften Südamerikas gehören ohne Zweifel die tropisch-äquatorialen Hochlandsteppen der nördlichen Anden. Die als Páramo bezeichnete Vegetationsform, die erst jenseits der 3.800 m-Grenze und in baumlosen Regionen weniger Länder der Erde zu finden ist, besticht durch einzigartiges und endemisches Pflanzenwachstum in faszinierender Naturlandschaft. Zu den herausragenden Reisezielen, die dem Besucher neben dieser atemberaubenden Naturerfahrung auch koloniale Dorfschönheiten, spannende kulturelle Schätze sowie kulinarische Hochgenüsse versprechen, gehört das noch selten besuchte Départamento Boyacá in Kolumbien.
Es ist früher Morgen und noch mächtig kühl, als wir in dem schwer wolkenverhangenen und patschnassen Monguí zu einer – so viel sei vorweggenommen – fantastischen Wanderung zum sog. Páramo de Ocetá aufbrechen. Es ging bereits kurz außerhalb der kleinen Ortschaft stetig den Berg hinauf, über Treppenstufen, Sand- und Steinwege hinweg, entlang üppig grüner Sträucher, Bäume und Wiesen. Wir beginnen unter unseren Regenjacken bereits zu schwitzen, als wir nun überhaupt erst den steilen Einstieg in den Berg erreichen und in dichter und feuchter Vegetation zu trekken beginnen. Noch stehen um uns herum tropfende Sträucher und riesige Nadelbäume, die nach Wald und Moder duften und den Blick immer wieder verstellen. Alles hier steht in nebelschwangerer Feuchtigkeit und wir sind sicher, dass der Tag auch heute keine Sonne mehr zulassen wird…
Doch nun fordert uns César – der uns heute als Guide auf dem Trek begleitet – dazu auf, uns umzuwenden. Wir haben – von der Konzentration und Anstrengung des Aufstiegs unbemerkt – das Ende des kurzen steilen Aufstiegs geschafft und die Baumgrenze beinahe erreicht. Wir blicken – nun plötzlich oberhalb der dichten Nebeldecke stehend – in ein wundervolles, atemberaubendes Panorama zurück und sind von dem Anblick mehr als überrascht und fasziniert: Vor uns liegt der gerade von uns durchwanderte Nebel wie Milchschaum in den Tälern und gibt nur hier und da mal einzelne Gipfel und Bergrücken frei, während oberhalb am Horizont eine dünne Wolkenschicht bereits das Leuchten des Himmels zuzulassen beginnt. Monguí selbst ist nicht zu sehen und scheint auch heute – wie schon die vergangenen Tage – aus der dichten Nebelwand nicht mehr aufzutauchen. Aber was macht das schon, angesichts dieses unvergesslichen Blicks, an dem wir uns jetzt immer wieder kaum sattsehen können… Wir – immerhin – haben den Nebel hinter uns gelassen und hier oben scheint kurzzeitig sogar die Sonne!
Von hier aus geht es nun – kontinuierlich aber nicht zu steil – den langgezogenen Bergrücken bis auf gut 3.850 m hinauf, mitten hinein in die Landschaftsform des Páramo, die allerdings erst ab der Höhe von 3.800 m in ihrer vollen Pracht erscheint. „Was Ihr hier jetzt erstmal zu sehen bekommt, ist eine Vorstufe des Páramo, wir nennen sie den Subpáramo“, wie uns César fachkundig und auf unheimlich charmante Weise erklärt, „aber wir sehen schon hier zahlreiche Pflanzen, die wir dem Páramo zuordnen.“ Für uns sind die Gewächse entlang des Weges - um uns herum ist es zunächst spärlich bewachsen - , die wir hier jetzt nach und nach zu sehen kriegen, meist völlig unbekannt und die Pflanzen sind mit nichts zu vergleichen, was wir aus anderen Hochlandregionen kennen.
Je höher wir steigen, je stärker sich die dem Páramo zugehörigen Arten verdichten und diversifizieren, desto mehr wirkt das feuchte Areal auf uns wie eine verwunschene und verzauberte Traumwelt. Nach und nach nehmen wir diverse Kräuter-, Korbblütler-, Glockenblumen- und Bromeliengewächse wahr, auf die César zielsicher verweist. Wieder ein paar Meter weiter aufgestiegen, legen sie sich vor unseren Augen nun wie ein Teppich auf die felsige und schroff wirkende Landschaft und beginnen sie zunehmend zu prägen. Das schrittweise Durchwandern des Subpáramo, die immer wiederkehrende Entdeckung neuer Arten, gibt uns eine willkommene Gelegenheit, uns mit dieser fremden Umgebung step by step - im gebotenen Tempo des Flachlandwanderers - anzufreunden und bekannt zu machen...
Wir hören, dass sie enorm viel Wasser speichern und einen unschätzbaren Wert für die Natur hier haben, ihnen zahlreiche medizinische Segnungen für den Menschen nachgesagt werden und manche Pflanzen hunderte von Jahren alt sind. Neben immer wiederkehrenden Flechten und von oben bis unten vermoosten Kleinststräuchern fallen uns sukzessive die markanten, baum- oder palmenartig wachsenden sowie wollig behaarten Espeletia-Pflanzen auf. Wir lernen sie unter dem Namen Frailejones kennen und werden sie von jetzt an, da sie die Landschaft auf der Zielhöhe von gut 3.800 m zu dominieren beginnen, mit dem Páramo gleichsetzen. Wie zauberhaft sind die denn?
Während wir das riesige, baumlose Areal nach und nach abwandern und erkunden – es geht rauf und runter – sowie die fremdartige Natur mit neugierigen Augen abtasten, sind wir von den großen, weichen, filzartigen Pflanzen aus der Gattung der Halbsträucher, respektive der Familie der Schopfrosettenbäumchen, fasziniert und hingerissen. Sie stehen hier zu Hunderten und wachsen uns immer wieder über den Kopf. Ganze Flächen sind nun eng an eng von ihnen bedeckt und es ist uns wiederkehrend eine haptische Freude, die pelzig-samtenen Blätter daran zu berühren und sanft zu streicheln. Wie schön sie wohl zu anderer Jahreszeit erst mit den gelben Blüten wären, von denen César uns vorschwärmt...
Es ist in dieser Zauberwelt überhaupt kein Nachteil, dass die Sonne sich jetzt nur noch selten blicken lässt – es dominieren hier oben Wolken und Grau, Nieselregen sprüht gelegentlich vom Himmel und legt sich auf alles. Das darf, das muss hier wohl so sein und diese feucht-nebelige Wetter-Klima-Kombination zaubert fantastische Stimmungen in die Landschaft. Hier und da entstehen Regenbögen, wenn die Sonne eben doch mal durch die Wolken schimmert, immer wieder aber ist es auch einfach schummerig-diesig und die Atmosphäre etwas geheimnisvoll.
Die Konturen des Bergmassivs werden jetzt zwischen den Wolkenfetzen immer interessanter und zerklüfteter: Wir blicken in tiefe Erdspalten und kleinere Schluchten hinein, laufen über Naturbrücken und klettern durch steinige Höhlen hindurch, während sich der Páramo nun hier oben in vollendeter Schönheit zeigt. Wir sind wahrlich angetan. Kleine Wasserläufe gluckern unsichtbar irgendwo in der Nähe und begleiten uns irgendwann auf unserem Rückweg hinab ins Tal, der nun auf einer abweichenden Route vermehrt an Viehweiden und Pferdekoppeln entlangführt. Als wir wieder in Monguí – auf gut 2.900 m – ankommen, sind die Nebel im Tal aufgelöst, scheint in dem wunderschönen und charmanten Ort zum ersten Mal seit wir hier sind die Sonne…
Monguí – ein wirklich netter kleiner Bergort mit einem fast einheitlich erhaltenen kolonialen Stadtkern, einer großen und sehenswerten Plaza mit einigen netten Restaurants, Cafés und sonstigen Annehmlichkeiten, der touristisch gerade erst in die sprichwörtlichen Puschen kommt – gefällt uns sehr. Man kann Monguí mit seinen aus dem 16./17. Jahrhundert stammenden Gebäuden durchaus noch als Geheimtipp charakterisieren. Während ausländische Touristen ihn eben noch eher selten beehren, ist er in Kolumbien schon recht berühmt: Gut 100 Menschen in dem Ort leben mit und von der Arbeit an qualitativ hochwertigen handgenähten Fußbällen, die hier hergestellt und überall in Kolumbien vertrieben werden. Wen das interessiert, der kann sich bei den lokalen Produzenten auch gern mal zeigen lassen, wie das funktioniert…
Wir allerdings sind hier, um in der Gegend diese fabelhafte Vegetationsform kennenzulernen, von der man uns vorab nicht zu viel versprochen, von der man uns geradezu vorgeschwärmt hat. Vor ein paar Tagen erst sind wir mit einem örtlichen Bus von Sogamoso hergekommen, wo wir – aus dem Départamento Santander angereist – ebenfalls ein paar Tage verbracht und außergewöhnliche Menschen kennengelernt haben. Wir bewohnten bei Oliverio und seiner Familie gut eine Woche lang eine vollständig ausgestattete Wohnung und haben schnell Freundschaft mit diesen feinen Menschen geschlossen, die außergewöhnlich freundlich und hilfsbereit waren und uns immer wieder die Stadt, ihre Geschichte und ihre Umgebung nahegebracht haben. „Der Páramo ist einzigartig und besonders“ erklärte uns Oliverio nicht nur ein einziges Mal, „sein Besuch ein absolutes Muss! Wer von außen kommt, wird überrascht sein, wird von der magischen Wirkung dieser zauberhaften Welt in ihren Bann gezogen - und wir selbst sind es auch immer noch und immer wieder. Wenn wir in das Páramo hineinlaufen, kommen wir verändert wieder heraus! Ihr werdet sehen!“ Natürlich wollten wir das erkunden!
Sogamoso selbst – heute die drittgrößte Stadt Boyacás, einst eine Hochburg der Muisca-Indigenen, die sich bei Ankunft der Spanier vollständig selbst von den Bergen gestürzt haben sollen – mag, wenigstens touristisch betrachtet, nicht sonderlich attraktiv sein, aber ein guter Ausgangspunkt zu den zahlreichen besuchenswerten Zielen in der Umgebung ist der Ort allemal. So brachen wir von hier nach Monguí auf, starteten von Sagomoso aus zu herrlichen Wanderrefugien in die umliegenden Berge und begannen wir den Trip zum angeblich höchstgelegenen Traumstrand der Welt ebenfalls hier: Die Laguna De Tota ist Kolumbiens größter Binnensee und liegt in wundervoller Umgebung auf knapp über 3.000 m Höhe ganz in der Nähe Sogamosos. Wer sich in das eiskalte Wasser des attraktiven Naherholungsgebiets begeben mag, der findet hier mit der schneeweißen Playa Blanca tatsächlich einen wundervollen Beach, auf dem echtes Strandfeeling auf 3.015 m Höhe (!) aufkommt…
Aber auch sonst lohnen Ausflüge in die schöne Gegend des Sees, denn es gibt fabelhaftes Terrain für gut trainierte Fahrradfahrer oder Wanderer und den See mit zahlreichen Möglichkeiten des aktiven Wassersports wie des passiven Zeitvertreibs. Oder aber interessante traditionelle Dörfer, wie – zum Beispiel – Iza. Das wirklich nicht sehr große, dafür aber attraktive Örtchen gilt als eine Hochburg des Desserts und der Süßspeise. Ihr Ruf eilt ihr weit voraus und die Menschen hier liefern tatsächlich ab: Das Maracujatörtchen, das wir hier in einem der zahlreichen Läden probieren, ist herausragend lecker und vieles andere scheint es auch zu sein…
Uns aber zieht es nun – nachdem wir rund um Monguí Páramo-Blut geleckt haben – spontan weiter in den abgelegenen Nord-Osten Boyacás, nach El Cocuy und den dortigen spektakuären Nationalpark. Mit zahlreichen 5.000er Gipfeln, schönen Seen und Gletschern sowie fantastischen Hochgebirgs-Trekkingrouten ausgestattet, verspricht die Sierra Nevada del Cocuy zu den schönsten und wildesten Berglandschaften Kolumbiens zu gehören – wie uns César, unser Monguí-Guide, noch nachdrücklich versichert. Von der Mehrzahl der Kolumbienreisenden wird die Gegend gleichwohl häufig genug links liegen gelassen, weil sie von den meistbesuchten Reiserouten des Landes doch zu weit abgelegen scheint… Uns aber zieht das gerade an und wir erhoffen uns, dass die dortigen Páramo-Flächen, die im Nationalparkgebiet deutlich oberhalb von 3.800 m existieren und geschützt sind, noch üppiger, noch imposanter und noch schöner sind… Aber geht das überhaupt?
Schon die Anreise jedenfalls ist phänomenal und gehört landschaftlich zum Schönsten, was wir in Kolumbien gesehen haben… Auf gut 2.750 m hoch gelegen, dabei von atemberaubend schöner Landschaft und steil aufragenden, saftig grünen Bergen umgeben, ist El Cocuy ein optischer Traum in angenehm klarer Hochandenluft. Hier wollen wir Station machen. Nahezu vollständig in Weiß und Türkisgrün gehalten, zeigt sich uns eine ruhige und wunderschöne Kolonialstadt, die am Tag unserer Ankunft eine zünftige Fiesta abhält. Leider hat – wie wir in den Tagen nach unserer Ankunft schnell merken – das touristische Angebot noch Nachholbedarf und wir begnügen uns mit unserem passablen Hotel, dem großartigen optischen Eindruck der Stadt sowie der fantastischen Umgebung.
Heute aber geht es zur Sache: Wir heuern einen Guide an, lassen uns noch mitten in der Nacht zu einem entfernt liegenden Einstiegspunkt bei einer Hacienda bringen und laufen noch vor dem Sonnenaufgang mit gut 100 weiteren Besuchern, die sich über den Tag auf der Strecke verlieren werden, in den Parque Nacional del Cocuy hinein – das tägliche Kontingent an Wanderern ist auf dieser Route stets begrenzt. Unser Ziel ist die Laguna Grande auf gut 4.500 m Höhe, vor allem aber der Weg dahin, der durch die schönsten Páramo-Areale in ganz Kolumbien führen soll, wie man uns auch im Hotel noch einmal verheißungsvoll versichert… Und auch hier werden wir tatsächlich nicht enttäuscht! Schon die noch frühmorgendlichen ersten Wanderstunden auf moderat ansteigendem Terrain sind großartig: Vorbei an rauschenden Wasserfällen und einem Heer von meterhohen Frailejones, steil ansteigenden Felswänden zu unserer Rechten und den riesig und erhaben vor uns liegenden 5.000er-Gipfeln – gerade spielt auf ihnen das Licht der aufgehenden Sonne –, durchwandern wir eine unvergleichlich schöne Naturlandschaft, die minütlich imposanter wird.
Ganze zehn Stunden laufen wir nun diesen Berghang – gut 1.000 Höhenmeter Unterschied – erst schweißtreibend in sauerstoffarmer Luft hinauf und schließlich wieder hinunter. Es geht hindurch durch herrlichste Páramo-Vegetation, wir blicken in spiegelnde Bergseen und auf rostige Felsen, von oben herab in traumhafte Weiten und von unten hinauf auf spektakuläre Gipfel. Vor allem das Wolkenspiel in den Bergen zwischen vermoosten Sträuchern, pelzigen Schopfrosetten, herbstfarbenen Bromelien und übermannsgroßen Frailejones ist auch hier atemberaubend und verschlägt uns – neben der Höhe und dem Mangel an Sauerstoff – den Atem… Immer wieder ziehen jetzt – von oben kommend – Wolkenfetzen in die ausgedehnten Frailejoneswälder ein, umspielen ihre alten Stämme, befeuchten ihre pelzigen Blätter und mischen sich mit dem strahlend hellblauen Himmel, der nun sukzessive verschwindet – das kennen wir ja schon... Auch jetzt lieben wir die Stimmung dieser Szenerie, fasziniert uns die immer wieder sich einstellende Atmosphäre eines verzauberten Landstrichs, der aus dem ‚Herr der Ringe‘ oder einer noch gänzlich ungeschriebenen Fantasiewelt stammen könnte. Das alles findet vor der imposanten Kulisse steil abfallender Berghänge statt, die vor unserem Auge in ein weit ausgedehntes Tal hineinmünden… Das Tal unten ist von tausenden Frailejones bestanden – einem Heer von Orks gleichend, das sich uns in den Weg stellt… Atemberaubend.
Oben angekommen – die letzten Meter sind ausschließlich felsig und steinig und lassen jegliches Pflanzenwachstum vermissen – ändert sich der Anblick und ist doch nicht weniger imposant: Es begeistern uns jetzt – oberhalb einer wundervollen, blau strahlenden Lagune – ein in der Wand hängender Gletscher sowie der Blick in ein weit ausgedehntes Hochgebirgsszenario mit viel Wasser und schroffem Fels. Auch hier ein Spiel aus Wolken, Sonne und leider nur selten strahlend blauem Himmel. Gleichwohl: Ein wundervoller Ort! Was für ein Panorama!
Wir kommen tatsächlich als andere Menschen zurück – Oliverios Worte haben sich für uns erfüllt und wir verstehen, was er gemeint hat: Tatsächlich ist man im wahrsten Sinne des Wortes verzaubert, schlicht hingerissen und einfach dankbar, das man das erleben durfte... Wir brauchen ein paar Tage des Verdauens von so viel Schönheit, wandern noch einige Tage ziellos aber glücklich in der unmittelbaren Umgebung der Stadt El Cocuy in die famose Landschaft und wollen nun, nach so viel herausragender Páramo-Natur einen ordentlichen Happen kolumbianischer Stadtkultur erheischen.
Nach den – vor allem kulinarisch – entbehrungsreichen Tagen in Boyacás Provinz, zieht es uns in das eigentliche touristische Herz des Départamentos: Ganz im Süd-Westen Boyacás warten die bereits häufig bereiste Kolonialperle Villa de Leyva und ihr nicht minder interessantes Umland auf uns. Am Ende unserer Kolumbienreise werden wir mehrfach dort gewesen sein, werden wir wiederholt in die traumhaft schönen Kulissen aus kolonialem Charme und modernen Annehmlichkeiten zurückgekehrt sein und uns einfach nur immer wieder in diesem wundervollen Städtchen verloren haben. Der koloniale Charakter dieser durch und durch erhalten gebliebenen, liebevoll restaurierten und wieder zu voller Blüte gekommenen Kolonialstadt ist einzigartig und man fühlt sich auf einem der größten Plätze ganz Südamerikas, in den optisch einheitlich erhaltenen Gassen mit viel grobem Pflaster und geschmackvoller Architektur wie zurückversetzt in die Zeit der spanischen Kolonialherrschaft. Nach dem schönen aber spröden El Cocuy ist Villa de Leyva für uns wie ein kultureller Frühling nach einem strengen Winter… Und doch machen ja gerade diese Gegensätze und Unterschiede Boyacá so interessant!
Endlich zeigt uns Kolumbien, was es an kulturellen und kulinarischen Höhen zu bieten hat, werden unsere Zungen kreativ und traditionell verwöhnt. Neben herausragend und überraschend schmackhaft zubereitetem karibischem Streetfoot wie Kibbe, Patacones oder Arepas, die wir bei herzzerreißend freundlichen jungen Leuten in einem wunderhübschen Laden finden, erkunden wir in zahlreichen stilvollen Restaurants einfallsreich zelebrierte vegane und vegetarische kolumbianische Küche vom Feinsten. Fleischliebhaber werden ebenso verwöhnt wie Freunde kolumbianischer Klassiker und wenn es mal wieder eine gute Pizza sein darf: Bitte! In gemütlichen Cafés finden wir großartige Backwaren und schmackhaften kolumbianischen Hochlandkaffee und in mit viel Liebe hergerichteten Shops und Geschäften lässt sich eine große Bandbreite kolumbianischen Kunsthandwerks sowie aktuelle Mode vorzüglich shoppen. Wir schlendern das mehrfach ab, kehren ein, besichtigen Kirchen und Museen, spontane Märkte und gute Eisdielen. Zu allem Überfluss: Die hiesigen Fruchtsaftläden kredenzen die besten Luladas des Landes – ein in Ekstase versetzender Fruchtshake aus der kolumbianischsten aller kolumbianischen Früchte: Der großartigen Lulo, die unser geschmackliches Kolumbienerlebnis schlechthin geworden ist.
Wem all das nicht reicht, wem neben den endemischen natürlichen Höhepunkten und herausragenden Páramo-Landschaften der Bergwelt Boyacás auch diese kulturellen und kulinarischen Schätze noch zu wenig erscheinen, um sich der Region ausgiebiger zu widmen, dem stehen viele weitere spannende Angebote offen: Wir jedenfalls gönnen uns abschließend noch eine komplette Woche bei Gachantivá – nicht weit von Villa de Leyva entfernt – und wohnen gemeinsam – unter einem Dach – mit einer fabelhaften kolumbianischen Familie auf dem Land. Während wir von hier organisiert mit einer fachkundigen Kräuterexpertin die unfassbare Diversität an Pflanzen und Kräutern der Umgebung erkunden, im wundervollen Tal des Windes während einer spontanen Session in einem Tipizelt mit einer niederländischen Klezmer Band musizieren und im strömenden Regen einen wunderbaren Wasserfall wie den ihn umgebenden uralten Wald trekken, nutzen wir die freie Zeit für einen tiefen menschlichen Austausch mit der vierköpfigen Familie, die einst von Bogotá in diesen famosen Landstrich ausgewandert ist. Diese wunderbare menschliche Begegnung, diese enge Beziehung, die hier in kurzer Zeit zwischen uns und den Leuten entsteht, kennen wir ja so schon von Sogamoso. Boyacá hat uns auch in dieser Hinsicht viel gegeben und wir sind Kolumbien und seinen Menschen wohl nirgendwo sonst so nah gekommen, wie hier…
Worauf also warten? Boyacá!
Hier findet Ihr weiterführende Informationen zu Boyacá und Kolumbien:
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