Der Reisebericht über eine verhinderte Reise nach China
von Reinhard Helle, Hamburg den 23.06.2020
Vorneweg
Ein nm - Nanometer - ist der millionste Teil eines Millimeters oder 1/1.000.000.000 (1/1 Milliarde) eines Meters. Wenn Dinge so klein sind, kann man sie weder mit dem Auge noch mit einem Lichtmikroskop sehen. Man benötigt dazu spezielle Mikroskope, wie Elektronenmikroskope (EM) oder Rastersondenmikroskope. [1]
Hintendran
Eine Bank auf‘m Deich, eine gekühlte Flasche Sekt und ein - zugegeben - beeindruckender Sonnenuntergang über der Nordsee. Das war er... unser Hochzeitstag auf der Insel Föhr, der eigentlich auf der Insel Hainan im Südchinesischen Meer gefeiert werden sollte...
Und zwischendurch:
Wenn Träume zerschellen und ein Happy End gleichwohl wahrscheinlich ist...
Als wir unsere Reise nach China buchten, mit dem krönenden Abschluss im schon klanglich verführerisch klingenden Pullman Oceanview Sanya Bay Resort & Spa auf der Insel Hainan, ahnten wir noch nicht, dass wir unser asiatisches Traumurlaubsziel gegen eine Ferienwohnung in Klein-Dunsum auf der Insel Föhr eintauschen würden. Wer konnte das vorhersehen: Ein Virus namens Corona mit einer Größe von nur 12nm veränderte nicht nur die Welt, sondern ließ auch unsere Urlaubsträume auf die Realität treffen.
Corona! Als weiblicher Vorname in unseren Breiten eher selten gebräuchlich, war diese Bezeichnung bislang nur den Freunden eines wohl-schmeckenden mexikanischen Bieres ein Begriff und hätte hier als solches ohne Weiteres Teil eines "klassischen" Reiseberichts über Mexiko und seine Trinkgewohnheiten sein können... Stattdessen: Pandemie und Maskenpflicht: Als wir 2018 zum ersten Mal China bereisten, begegneten uns dort viele Menschen mit Nase-Mund-Schutzmasken. Man verbucht das schnell als "fremdartige Gewohnheit" und gewöhnt sich dran. Wir hätten uns damals allerdings nicht vorstellen können, dass diese Masken auch einmal das öffentliche Leben in vielen Ländern des europäischen Kontinents prägen würden und eine Erkrankung namens Covid 19 das Reisen stillstehen lässt...
So wird also dieser etwas untypische Reisebericht die Geschichte einer Reise - besser einer Nicht-Reise - sein, die zwar in den Kinderschuhen der Reisevorbereitungen steckengeblieben ist, deren Vorfreude auf das, was hätte sein können, aber ein süßer Traum war... Und: Es ist wahrscheinlich, dass wir die Reise in ihrer Schönheit und Exotik durchaus noch erleben werden. Denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und die Insel Hainan liegt schließlich 8.888 km von Deutschland entfernt... Das versteht Ihr nicht? Die 8 bedeutet im Chinesischen "absolutes Glück" und wir zählen 4 davon!
Acht - chinesisch: 八 - ist die absolute Lieblingszahl aller Chinesen. Sie sieht in unserer Zeichensprache wie das Symbol für Unendlichkeit ∞ aus , weshalb die Chinesen sogar von unendlichem Glück ausgehen. Eine weitere Deutungsform ist die des Knotens, der wiederum eine erfolgreiche Vereinigung symbolisiert. Darüber hinaus gibt es 8 taoistische Symbole und 8 Schätze, 8 Lotusblütenblätter und 8 Unsterbliche im Buddhismus... [2]
Noch Fragen?
Doch der Reihe nach:
Weil jede Reise eben schon vor dem Aufbruch beginnt...
Unsere Begeisterung für China und seine Menschen entstand bereits 2018 während unserer ersten Reise in dieses faszinierende Land (hier gern nachzulesen: China – Von der „Halle der höchsten Harmonie“ zum „Garten des bescheidenen Beamten“). "Nach der Reise ist vor der Reise" und "Einmal ist kein Mal" heißt es doch und genau das war Martina und mir nach unserer Rückkehr sofort klar. Mit anderen „China infizierten“ Reisebegeisterten der 2018er-Tour aus Sachsen und der Schweiz wurde das nächste konkrete Reiseziel im Reich der Mitte schnell gefunden und geplant. Es sollte in das Gebiet der sagenumwobenen Seidenstraße und nach Tibet gehen. Zum krönenden Abschluss: Hainan.
Die endgültige Entscheidung fiel im September 2019. Mit der Buchung und der Überweisung einer Anzahlung begann für uns die schöne Zeit der Vorfreude, der intensiven Planungen und des Lesens spannender Reiseliteratur. Zahlreiche Gutscheine und spannende Bücher zum Reiseland (siehe unten stehende Literaturempfehlungen) waren mir anlässlich meines Geburtstages deshalb sehr willkommen. Im Grunde also hatte die Reise mit der Planungs- und Vorfreudenzeit ja längst begonnen und unsere Phantasie machte sich mit uns auf den Weg in die Fremde. Beinahe haben wir es greifen können ...
Der China-Traum: Ein deutsches Wintermärchen - unser Reise-Sehnsuchtsbericht
... Wir sitzen im Flugzeug von Frankfurt nach Beijing und heben zum Weiterflug nach Ürümqi ab. Der azurblaue Himmelssee im Tianshan Gebirge liegt in der Oasenstadt Turfan, ca. 2000 m über dem Meeresspiegel, vor uns in der Weite. Er ist das erste Ziel unserer Reise. Wir machen uns in die flammenden Berge auf, in denen es im Hochsommer über 50 Grad Celsius heiß werden kann. Diese Hitze, die einzigartigen, flammenförmigen Erosionen entlang der Flanken und die rote Farbe der Erde geben den Bergen ihren Namen. Der Besuch der Buddha-Grotten von Bezeklik, des Emin-Minaretts mit seinen fantastischen Verzierungen und der Suleiman- Moschee in der Ruinenstadt Gaochang begeistern uns.
Weiter geht es in die Ruinenstadt Jiaohe, deren historische Straßen auch nach 2.000 Jahren noch ebenso deutlich zu erkennen sind wie die Grundmauern und Ruinen der Häuser, Plätze und Paläste. Wir reisen zum berühmten Bewässerungssystem von Karez und freuen uns auf das einst gut gehütete Geheimnis des erfolgreichen Weinanbaus in der Wüste. Mit dem Schnellzug machen wir uns nach Liuyuan und nach Dunhuang auf. Die Mogao Grotten stehen mehr als jeder andere Ort dafür, dass die Seidenstraße für die Ausbreitung des Buddhismus gen Westen von großer Bedeutung war. Im Laufe der Geschichte trieben reisende Mönche hunderte von Grotten mit Buddha-Statuen in die Berge. In Dunhuang blicken wir auf den Mondsichelsee und die singenden Sanddünen - ein See inmitten der Wüste, umgeben von lebendigem, saftigen Grün. Wir wähnen uns in einem Traum aus 1001 Nacht....
Am westlichen Ende der Großen Mauer wacht das mächtige Wüstenfort von Jiayuguan über das Chinesische Reich und beeindruckt uns. In der
Grabanlage aus der Wei- & Jin-Zeit besichtigen wir Gräber die zum Teil knapp 2.000 Jahre alt sind. Eine Weinprobe mit chinesischen Weinen im größten
Weinkeller Asiens beendet diese Reiseetappe, von der Freunde mutmaßen, wir hätten diese Reise vor allem wegen dieses Programmpunktes ausgesucht … Wie gut sie uns
kennen...
Zurück im Schnellzug befinden wir uns auf dem Weg nach Zhangye. Buddha-Statuen gibt es in China ja so einige, doch die hier liegende Buddha-Statue von Zhangye ist ein ganz besonderes Highlight und die größte liegende Buddhafigur Chinas, der wir nun Auge in Auge gegenüberstehen. Im Zhangye Danxia National-Geopark verstehen wir, weshalb diese Gegend von den Chinesen Danxia - Rote Wolken - genannt wird: Die metallhaltigen Sedimente und Erdschichten haben ein in verschiedensten Rottönen gemustertes Gebirge geschaffen, das besonders nach einem kurzen Regen wunderschön erstrahlt. Wir erreichen Xining und steigen endlich in die Tibet-Bahn. Auf den höchst gelegenen Schienen der Welt fahren wir durch spektakuläre Gebirgslandschaften der tibetischen Hauptstadt Lhasa entgegen. Weite Ebenen, schneebedeckte Gipfel, Flüsse, Seen und Yaks ziehen während der 21-stündigen Fahrt an unserem Auge vorbei... Ab einer Höhe von etwa 3.000 Metern wird in der Tibet-Bahn ein Gebläse eingeschaltet, das in den Gängen und in den Abteilen zusätzlichen Sauerstoff zuführt. Medizinisches Personal begleitet diesen Zug und noch vor der Reise hat man uns verpflichtet ein Formular zu unterschreiben, das bestätigt, dass wir körperlich und psychisch gesund sind.
Spielend leicht erreichen wir Lhasa und besuchen den ehemaligen Regierungssitz des Dalai Lama, den Potala Palast sowie den belebten und von Mönchen täglich besuchten Jokhang Tempel. Wir bummeln in großer Höhe über die Barkhor-Straße und genießen das tägliche Treiben auf Tibets Straßen und den tibetischen Alltag in Lhasa. Um einen Einblick in das Leben tibetischer Mönche zu gewinnen, ist der Besuch zweier unterschiedlicher Klöster geplant: Wir beobachten reges Treiben im Drepung-Kloster und "hören" die Stille des Gebets im Sera-Kloster.
Von Lhasa aus führt die Reise nach Gyant und nach Shigatse. Wir pausieren am riesigen, 4.440 m hoch gelegenen, glasklaren Yamdrok-See und sinnieren über die enorme Höhe, die unseren Körpern – ohne entsprechende Anpassungszeit – zusetzt. Nach dem Besuch des Tashilhunpo-Klosters in Shigatse auf 3.900 m Höhe, dem traditionellen Hauptsitz des Panchen Lama, fahren wir zurück nach Lhasa, von wir uns mit dem Flugzeug nach Chengdu, in die südwestchinesische Provinz Sichuan bringen lassen. Durch den schnellen Wechsel vom Dach der Welt in das Reich der Mitte offenbart sich uns ein starker Kontrast, aber auch der starke Einfluss Tibets auf die Stadt Chengdu.
Die Panda-Aufzuchtstation mit den schwarz-weißen Bären in einer grünen und bambusreichen Umgebung ist zweifellos ein Highlight in Chengdu, ebensowie das Sanxingdui-Museum, der Wenshu-Tempel, die gesamte Altstadt, der Volkspark oder das Global Center... Während die Reise für unsere Mitreisenden hier zu Ende geht, fliegen wir am nächsten Tag weiter nach Sanya auf die Insel Hainan. Die Insel ist der südlichste Punkt Chinas und bekannt für sein tropisches Klima, die Strandorte und das bewaldete, bergige Landesinnere. Deshalb gilt Hainan als das "Hawaii Chinas". Außerhalb von Sanya besuchen wir das Kulturtourismusgebiet Yanoda-Regenwald. Hügelige Wanderwege führen über Hängebrücken zu den hiesigen Wasserfällen. Dort erholen wir uns einige Tage lang, erkunden die Insel, die noch südlicher als Hanoi liegt und fliegen danach von Sanya über Beijing zurück nach Frankfurt...
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Wir erwachen aus unserem Traum, fallen geradezu aus ihm heraus... Der Aufschlag ist hart. Gerade noch im tropischen Hainan, jetzt im Hamburger Winterausklang - Schmuddelwetter...
Wie aus einem Staubkorn ein Sandsturm wurde...
Noch kurz bevor das Coronavirus einen dicken Strich durch unsere Urlaubsvorbereitungen zog, waren wir noch mitten drin in unserer Reise...
Engagiert führten wir in unserem Freundeskreis Diskussionen über die politische Korrektheit einer solchen Reise. Stichworte dieses Meinungsstreits waren natürlich die Niederschlagung des sog. Volksaufstandes auf dem Tian’anmen, dem „Platz am Tor des Himmlischen Friedens“ in Beijing (1989); die Hongkonger Ereignisse in den Jahren 2019 und 2020; das Verhältnis Chinas zu Tibet und dem Dalai Lama; die "Unterbringung" von tausenden Uiguren in der Provinz Xinjiang in sog. Internierungslagern und manches mehr. Und zum ersten Mal tauchte auch ein neu entdecktes Virus in unserem Bewusstsein auf - weit weg noch für uns, einem Staubkorn gleich...
Aber das Staubkorn wuchs schnell an, wir diskutierten die ersten Reaktionen der chinesischen Machthaber auf den Ausbruch in Wuhan noch kritisch und reflektierten die Meldungen zu den Ereignissen in China, als sie bei uns noch kaum Beachtung fanden oder durch die stereotype, westlich-geprägte Perspektive schon arg verzerrt wurden. Fakt ist, dass es zahlreiche fake news zu diesen und zu anderen „chinesischen Themen“ gab und gibt und diese sicher sehr viele Klischees transportieren... Nach und nach hinterfragen zahlreiche Bücher und Veröffentlichungen jedoch diesen Medienmainstream
zu China und dem Coronavirus auf der Grundlage seriös recherchierter Fakten und stellen damit auch den westlichen Zeitgeist und unsere moralischen Überlegenheitsansprüche in Frage... Zu dieser Thematik empfehle ich besonders das aktuelle Buch von Prof. Dr. Wolfram Elsner (siehe Literaturübersicht unten).
Ein Virus namens Corona
Als im Dezember 2019 die chinesischen Visa-Behörden das Verfahren für die Erteilung eines Einreisevisums veränderte, da horchten wir ein erstes Mal flüchtig auf. Bis zu diesem Zeitpunkt konnten Reiseveranstalter alle Formalitäten für ihre Kunden als Service erledigen. Jetzt musste plötzlich jede*r Reisende mit seinem ausgefüllten Visa-Antrag in einem der fünf Chinese Visa Application Service Center in Deutschland (Berlin, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, München ) persönlich vorsprechen und bei dieser Gelegenheit auch gleich die Abdrücke aller 10 Finger hinterlegen - was bei der Einreise nach China noch einmal komplett wiederholt werden muss... Was für viele sicher zukünftig ein Tagestrip zur chinesischen Visabehörde bedeuten wird, war für uns Hamburger sicherlich nicht das Problem: Das chinesische Visa Application Service Center findet der China-Reisende an der Willy-Brandt-Straße - quasi bei uns um die Ecke... Und noch eine gute Nachricht hatte die Veränderung parat: Reisende die 70 Jahre und älter sind müssen bei der Visabeantragung die Fingerabdrücke gar nicht erst hinterlegen. Da bin ich also aus diesem Verfahren fein raus. Alter kann also auch Vorteile haben.
Gefühlt waren die Unterlagen für den Visaantrag umfangreicher geworden. "Aber wen interessiert's?" dachten wir noch zu dieser Zeit... Jede*r China-Begeisterte wird diesen Mehraufwand sicher gern in Kauf nehmen - in Vorfreude auf das Land und die bevorstehende Reise... Und auch wir taten es, waren wir doch noch mitten drin im Tunnelblick auf China, als im Dezember 2019 das sog. Coronavirus (auch SARS-CoV-2 und die von ihm ausgelöste COVID-19-Erkrankung ) in der chinesischen Millionenstadt Wuhan (Provinz Hubei ) erstmals nachgewiesen und schnell bekannt wurde. Aus dem örtlich begrenzten Geschehen entwickelte sich zunächst die bekannte Epidemie, die sich eben schnell zu einer weltumspannenden Pandemie ausweitete. Die erste Infektion in Deutschland wurde am 27. Januar 2020 diagnostiziert. Uns stockte kurz der Atem, als wir erkannten, welche Bedrohung das Geschehen für unsere Reiseträume möglicherweise haben konnte - doch niemand ahnte damals schon, dass es bald uns selbst bedrohen würde - und zwar mitten in Hamburg...!
Das Pandemiegeschehen mit der Einstellung aller Flugverbindungen nach China machte uns allerdings schnell deutlich, dass unsere für Mai geplante Reise ins Reich der Mitte unter keinem guten Stern stand! Unser Traum fiel aus dem Himmel auf die Erde und zerschellte, als die nächste Hiobsbotschaft im Februar den Medien zu entnehmen war: *Unser Reiseveranstalter hatte Insolvenz angemeldet!* Die Eröffnung eines sog. Eigenverwaltungsverfahrens wurde beantragt - aus der Traum? Alle Reisen – zunächst die mit Beginn bis zum 30. April – wurden abgesagt. Wir betrachteten unseren „späteren“ Reisebeginn als letzten Hoffnungsschimmer und spekulierten zu diesem Zeitpunkt noch auf rückläufige Infektionszahlen und das Überschreiten des Corona-Höhepunktes in China. Die Reise findet vielleicht doch noch statt...
Wir klammerten uns an die letzte Hoffnung und wissen aus heutiger Sicht, wie völlig absurd der Gedanke war... Wer aber würde nicht nach einem letzten Strohhalm greifen? Dieser Strohhalm glitt uns allerdings mit der offiziellen Reiseabsage am 11.03. endgültig aus der Hand.
Aus der Traum!
Als Reisen eine neue Bedeutung bekam
Wir mögen über die Wochen zwar auf die Absage vorbereitet gewesen sein, dennoch war die Enttäuschung groß. Sie wurde schnell überlagert von den rasant fortschreitenden Entwicklungen rund um das Coronavirus im eigenen Land: Innerhalb von Europa verschlossen sich alte Grenzen neu und innerhalb Deutschlands entstanden bisher undenkbare Grenzkontrollen zwischen Bundesländern: Zwischen Schleswig-Holstein und Hamburg sowie Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg sollte plötzlich kein Durchkommen mehr sein? Flugzeuge blieben am Boden, Flüge ins europäische und außereuropäische Ausland fanden nicht mehr statt. Aber wem erzähle ich das - Ihr wart ja dabei... Damit jedenfalls legten wir schweren Herzens auch unsere alternativen Urlaubspläne B bis E ad acta.
Für viele ausgebremste Globetrotter fand Urlaub im April und Mai in der heimischen Wohnung statt. Reisen war fortan der Weg zwischen Schlafzimmer, Bad und Wohnzimmer, zwischen Küche und Supermarkt... Wer Glück hatte, „reiste“ wie wir in den Garten oder auf den Balkon und die Terrasse. Kurz vor Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkungen habe ich noch schnell den Bücherschrank durch zahlreiche Ausleihen bei der Zentralbibliothek Hamburg aufgefüllt. Ein Blick auf den eingelagerten Weinvorrat ließ mich allerdings tiefenentspannt reagieren: Reicht...! Notfalls sogar für zwei Pandemien und vier Weltreisen in der eigenen Wohnung...
Quasi als "Balsam für die Seele" haben wir für die Zeit der geplanten Chinareise auf Facebook und Twitter täglich 4 Fotos unserer früheren Chinareise 2018 veröffentlicht. Als Überschrift wählten wir jeweils eine chinesische Weisheit, von denen es weit mehr gibt als Fotos vorhanden waren. Die große Resonanz hat uns gleichermaßen überrascht und gefreut.
Ende Mai - der geplante China -Reisemonat - kamen dann endlich die ersten lang ersehnten Lockerungen der landesweiten (Reise)Einschränkungen - wenn auch bundesstaatlich sehr unterschiedlich. Ein üppiges chinesisches Abendessen mit unseren Freunden Karen und Jürgen in Westerhever beendete unsere persönliche Quarantäne und ließ unseren chinesischen Traum wenigstens kulinarisch aufflammen: Auf der Speisekarte standen u.a. Mayi shang shu (übersetzt: „Ameisen am Baum“ - Schweinehack mit Glasnudeln), Löwenköpfe (Königsberger Klopse auf chinesisch) und Dim Sums in verschiedensten Variationen. Natürlich fehlten auch die chinesischen Glückskekse nicht... Was wir tranken? Na Corona jedenfalls nicht! Es flossen standesgemäß chinesische Biere, Bier mit grünem Tee und chinesischer Pflaumenschnaps...
Nach unserer Rückkehr nach Hamburg riefen wir zunächst unseren Urlaubsplan B auf den Plan, der ebenfalls krachend scheiterte: Einige Tage Entspannung auf der autofreien Insel Hiddensee wären ja schön gewesen, doch alle Ferienwohnungen waren bereits belegt oder unsere Anfrage wurde erst gar nicht beantwortet. Auch die Urlaubspläne C bis E scheiterten, als wir uns an eine wirklich schöne Ferienwohnung in Klein-Dunsum auf der Insel Föhr erinnerten - Urlaubspan F! "F" wie Föhr. Die Überschrift zu dieser "verhinderten Reisereportage" hat es Ihnen ja bereits verraten: Wir hatten Glück! Familie Hoffmann hatte noch eine Ferienwohnung frei: Statt Ürümqi dann eben Klein Dunsum! Gemessen am Reisen in den eigenen vier Wänden war der Trip nach Klein Dunsum unsere ganz persönliche Weltreise... Eine wunderbare Auszeit von Corona allemal! Man wird bescheiden...
Während der sonnigen, warmen und zugleich stürmischen Tage auf der Insel ist dieser Bericht über unsere Nicht-Reise entstanden. Passend dazu haben wir uns im Autokino in Wyk auf Föhr den mehr melancholischen als lustigen Film „Der Junge muss mal an die frische Luft“ angeschaut.
Mehr Symbolik nach dem Lockdown geht wohl kaum...
Anmerkungen
[1] Quelle: https://www.nanopartikel.info/haeufige-fragen/440-wie-gross-ist-ein-nanometer.2020 - Abfrage am 30.05.2020
[2] Quelle: https://pagodaprojects.com/zahlen-und-deren-bedeutungen-in-china/ - Abfrage a 30.05.2020
Meine Literaturempfehlungen
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Wir bedanken uns bei China Tours und Stefanie Meinhardt für die freundlicherweise zur Verfügung gestellten Fotos und Grafiken.
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Dieser Beitrag gibt die subjektive Sicht von Reinhard Helle wieder. Er verantwortet als Autor die Inhalte wie die Bilder. Alle in diesem Bericht genannten Literaturhinweise sind darüber hinaus die persönlichen, also subjektiven Empfehlungen von Reinhard Helle und stehen nicht mit Werbehonoraren o. ä. in Verbindung. Desweiteren ist jegliche vermeintliche Werbung in diesem Beitrag unbezahlt und keineswegs kommerziell intendiert.
Spurenwechsler danken Reinhard Helle für den Beitrag!
Natürlich freut sich Reinhard Helle über Fragen, Kommentare und Rückmeldungen, die wir ihm gern weiterleiten...