Slow travel Südamerika - Bolivien
09.05.2020, von Jörg Schwarz
Teil 1 des Reiseberichts zuerst lesen? Von der 'Reichsten Stadt der Welt' zum 'Crater Maragua'
Von der Leichtigkeit des Lebens zu den ganz schweren Jungs
Von unserer Trekkingtour in den Crater Maragua zurückgekehrt, pflegen wir zunächst unsere müden Wandererknochen in der Sonne unserer neuen Unterkunft. Wir haben hier einen wundervollen Innenhof, abgeschirmt von den Straßen der Stadt Sucre, in dem wir in den kommenden Tagen ein paar ziellose Stunden verbringen, Wein genießen, lesen und schreiben... Nach wenigen Tagen des Müßiggangs in Sucre aber zieht es uns an den Rand der Stadt, wo es eine echte Sensation zu bestaunen gilt: Der Parque Cretácico, besser bekannt unter dem Namen Cal orck'o...
Die Region des bolivianischen Hochlands in der wir uns hier befinden - zwischen Sucre und Cochabamba - gehört zu den besten Gründen für Fans der Paläontologie. Gut, dazu zählen wir uns eigentlich nicht wirklich, aber das, was es in den Böden der hiesigen Cordilleren an Spuren der Dinosaurier zu besichtigen gilt, ist atemberaubend und schlicht sensationell. Wir wissen nicht recht was uns heute erwartet, sollen es aber unbedingt anschauen, sagt man uns...
Wir laufen bei bestem Wetter zur Plaza 23 de Mayo, suchen den offenen Bus, der uns zum Dinopark fahren soll und setzen uns in den oberen Bereich, von wo aus wir gleich noch eine Art Stadtrundfahrt erleben. Quer durch das Zentrum und einige Außenbezirke fahren wir also - den Fahrtwind um die Nase - zum Parque Cretácico, der ein kleines Museum sowie einen Park mit lebensechten Dinosauriermodellen beherbergt. Ein angekündigter Video-Vortrag zur Einführung in die Geschichte der Dinosaurier und die Grabungsgeschichte dieser Stätte hier funktioniert aber zunächst erstmal nicht: Technische Panne... Dann gehen wir eben los, heißt es, den Film holen wir am Ende nach...
Gesagt, getan: Wir werden mit Helmen ausgestattet und laufen in einer riesigen Gruppe - einer von mehreren englischsprachigen Guides wird uns begleiten - in eine imposante Schlucht hinein. Es geht von der Kante gut 100 m steil abwärts in ein relativ enges Tal, in welchem Bagger und Lastwagen kreuzen: Das Gelände auf das wir nun blicken, gehört zu einer Zementfabrik und baut hier Carbonate ab... Von hier oben sehen wir also ein erstes Mal diese schier unglaubliche Wand von Cal orck'o... Uns bleibt sprichwörtlich die Spucke weg: Was für ein atemberaubendes Naturereignis: Wir blicken auf die andere Seite des vor uns liegenden Areals und sehen eine unglaubliche, um etwa 70 Grad aufgestellte flache Ebene von 1,2 km Länge und etwa 80 - 100 m Höhe, die wie aus dem Fels gefräst vor uns in der Senke steht. Eine so flache Ebene, haben wir in der Natur noch nie gesehen - jedenfalls nicht senkrecht und über solche Dimensionen hinweg. Die Wand, die wahrhaftig wie ein Kuchenstück aus dem Berg geschnitten, aus dem Berg herausgeschält wurde, ist eine in Sandstein verewigte Jahrmillionen alte Uferzone eines See, in dem die Geschöpfe der Urzeit ihre Spuren im Schlick und Schlamm hinterlassen haben. Und zwar so realistisch und unversehrt, dass man meinen könnte, die Dinos wären erst gerade eben hier stolziert... Atemberaubend!
Noch während wir in das Areal hinunterlaufen, sehen wir aus der Entfernung zahllose Fußstapfen in der Wand, Spuren einzelner Urzeit-Giganten oder ganzer Gruppen über mehrere hunderte Meter... Fährtenleser und Dinoexperten haben sicher ihre wahre Freude an der Interpretation dieser Hinterlassenschaften - uns beeindruckt vor allem die Vielzahl von Fußabdrücken und die Frage, wie man diese Fläche hier so unversehrt hat freilegen können... Wir stehen nun unmittelbar vor der Wand, könnten sie berühren... Über Megaphone werden wir mit den eindrücklichen Daten dieser Sensation hier bombardiert: Entdeckt erst 1994 +++ über 13 Millionen Jahre alt +++ das Ergebnis erdgeschichtlicher Verwerfungen +++ bis zu 300 unterschiedliche Arten von Urzeitwesen aus der Kreidezeit +++ Das Areal ist stark einsturzgefährdet, weil die Abbauarbeiten in der Grube - man glaubt es kaum - unbeirrt fortgesetzt werden... Informationen, die beeindrucken oder empören, die aber auch schnell wieder im Orkus des Vergessens landen... Überhaupt erweckt die Guiding-Performance ein wenig den Eindruck von Disney World - und das nervt extrem...
Man führt uns die unterschiedlichsten Spuren vor, interpretiert und exemplifiziert Bewegungen und mögliche Aktivitäten von Sauropoden oder Theropoden - Gattungen, die uns völlig fremd sind... Anhand der Fährten im Fels, der doch nicht mehr ist als eine dünne und sensible Schicht gepressten Sandes, ziehen Palichnologen (Teilgebiet der Paläontologie, das sich mit den fossilen Lebensspuren der erdgeschichtlichen Vergangenheit befasst) eine Vielzahl von Erkenntnissen, die wir nun alle über uns ergehen lassen. Wir sind von der fossilen Erscheinung wirklich beeindruckt, sehen die Dinosaurier vor unserem geistigen Auge über die Uferzone des Sees laufen und folgen ihrer Spur... Im angeschlossenen Parque Cretácico drehen wir anschließend eine Runde durch den Dinoparcours mit seinen Reptoren und Tyrannosaurus rex-Modellen und beschließen, dass wir diesen Geschöpfen besser doch nicht live begegnen mögen... Die Erfahrung Cal orck'o allerdings, die gehört - von der Aufmachung des Parks und der Führung einmal abgesehen - auf die Liste der hot spots aller Reisenden im Hochland...
Die Unterschätzte - Cochabamba und der Ewige Frühling
Nach fantastischen Tagen im angenehmen und freundlichen Sucre geht es nun heute weiter: Wir machen uns auf in die Stadt des Ewigen Frühlings, wie die Liebhaber ihr Cochabamba vor allem ob des herrlich warmen Wetters getauft haben. Für uns ist Cochabamba tatsächlich eine weitere Steigerung in Sachen Lebensgefühl, denn die Stadt ist warm und herzlich, wahnsinnig bolivianisch und untouristisch sowie darüber hinaus dazu angetan sie Schritt für Schritt zu entdecken: Eine Stadt für ausgedehntes slow travelling... Wir kommen in eine Stadt voller blühender Blumen oder Bäume, wir sehen zahlreiche grüne Parks und wundervolle kolonial-architektonische Plazas - wenigstens im Zentrum der Stadt. Aus der Ferne blicken wir immer wieder auf die große Christusstatue dort hinten auf dem Stadtberg. Wir schmökern in Antiquitätenläden und urigen Cafés, trinken Bier in netten Kneipen und genießen die dynamische wie moderne und doch durch und durch gemütliche wie bildschöne Stadt ausgiebig. Wir geben zu: Cochabamba hatten wir extrem unterschätzt.
Die Stadt - in ihrem Zentrum eben, in den Außenbezirken stark hügelig - liegt inmitten eines fruchtbaren und stark besiedelten Tals auf gut 2.500 m Höhe. Die sie umgebenden Berge erreichen Höhen von bis zu 5.000 m und beherbergen gleich drei Nationalparks, deren Natur fantastisch ist und zu allerlei Bewegung außerhalb der urbanen Flächen einlädt. Cochabamba versorgte aufgrund ihrer fruchtbaren und landwirtschaftlich ergiebigen Böden schon während der spanischen Kolonialzeit Potosí und ihre Minen mit den nötigen Lebensmitteln. Und noch heute gilt die Stadt als die Kornkammer
Boliviens und ist doch deutlich mehr als das: Sie verfügt über eine der größten Universitäten Boliviens, hat eine der größten Quechua-Populationen des Landes und im südlichen Zentrum der Stadt den größten Straßenmarkt ganz Südamerikas: La Cancha - in dem eine ganze Reihe unterschiedlicher Märkte in eben diesem aufgehen. Ganz nebenbei bewohnen wir eines der besten Hostels ever und relaxen gern in der Hängematte des ausgedehnten Gartens bei einem kühlen Bier. Der eisgekühlte Bierschrank im angeschlossenen Restaurant ist stets gut gefüllt und die Sonne scheint eigentlich immer...
Raus in die Wildnis - zum Canontrekking im Torotoro-Nationapark
Irgendwann haben wir mal wieder etwas mehr Bewegung nötig, als beim täglichen Gang zur schönen Plaza Mayor oder während der Suche nach versteckten kulinarischen Perlen... Wir schließen einen Großteil unseres Gepäcks im Hostel ein, lassen uns dort noch einmal von Insidern beraten und besteigen einen Bus in Richtung Torotoro, jenem kleinen Dörfchen mitten im gleichnamigen Nationalpark. Eine anstrengende Reise steht uns bevor, denn der Nationalpark liegt in unwegsamem Gebiet und ist verkehrstechnisch - zum Glück - schlecht angebunden...Wir erhaschen auf der Fahrt viel Lokalkolorit, halten an kleinen unscheinbaren bolivianischen Nestern und durchqueren wundervolle Natur. Je dichter wir dem Ziel kommen, desto langsamer und ruckeliger wird es: Wir durchqueren breite, steinige Flussbetten, in denen zu anderen Zeiten sicher reißende Ströme die Passage undurchquerbar machen und holpern über mühsam verlegte Steinstraßen, die unglaubliche Anstrengungen bei der Erbauung vermuten lassen... Doch dann fahren wir in den zackigen ovalen Krater des Nationalparks hinein und blicken auf das Torotoro-Dorf...
Vor uns liegt ein staubiger und auf den ersten Blick recht verloren wirkender Ort mitten im unwegsamen Tal. Die grob verlegten Straßen oder Wege gehen rauf und runter. Farblich passt sich Torotoro dem umliegenden Gestein vollständig an, lediglich wundervoll Lila blühende Bäume setzen sich wie Farbtupfer von der Szenerie ab, als wir in das kleine Zentrum der Ortschaft rollen. Es geht ruhig und gemächlich zu, lediglich ein paar Kinder scheinen von den Neuankömmlingen Notiz zu nehmen. Ein paar wenige Restaurants sehen wir, ein Café und einen kleinen Kiosk. Eine selbst gemalte Übersichtskarte des Dorfes weist ein paar Unterkünfte aus und den Ticketcounter des Nationalparks mit seinem Guide-Haus. Dieses unscheinbare Dorf, das auf den ersten Blick aus der Welt gefallen zu sein scheint, ist nach dem mondänen Cochabamba gewöhnungsbedürftig, wird uns in den kommenden Tagen aufgrund seiner archaischen Prägung aber begeistern. Der Charme Torotoros wird uns im Sturm erobern...
Und das ist ganz sicher auch unserem fabelhaften Hostel sowie den hiesigen Leuten zu verdanken, die uns eine sehr angenehme und nette Zeit hier bescheren. Das Haus in dem wir unser Lager aufschlagen ist optisch das schönste der Gegend. Die Zimmer sind einladend und groß, hell und sauber. Der Patio im Zentrum des Gebäudes ist sonnendurchflutet und wir werden kulinarisch vom Feinsten verwöhnt. Auf der breiten Zugangsrampe vor dem Haus stehen ein paar Tische und Stühle und laden zum Kaffee oder einem Bierchen in der Abendsonne ein... Die gegenwärtigen Besitzer sind hier nur vorübergehend, sie betreiben das Haus nur solange, bis ihr eigenes Gebäude am anderen Ende der Ortschaft fertig wird - dann ziehen sie mitsamt ihrem Hostelnamen um. Sie sind studierte Experten aus Cochabamba und beraten die Region bei der Entwicklung des Dorfes, um Tourismus, Natur und Kommerz zu einem angemessenen Ausgleich zu verhelfen. Gespräche mit Ihnen sind eine wahre Wonne, wir lernen viel über Bolivien und die Region, die politischen Verhältnisse und was dem Land am meisten dient oder eben fehlt...
Die Spuren der Dinos - Steinerne Zeugen der Vergangenheit
Wir melden uns bereits am zweiten Tag bei der Nationalparkverwaltung an, buchen einen Guide ohne den der Besuch des Parks unerwünscht ist - und verschaffen uns im Büro der Parkverwaltung einen Überblick über das Sehens- und Besuchenswerte der Torotoro-Schüssel, die uns mit ihren gezackten Bergen an den Crater Maragua erinnert, aber nochmal weiter erscheint... Höhlenexpeditionen, Versteinerte Schildkrötenfriedhöfe oder andere fossile Schätze der Gegend stehen auf dem Programm - alles in sagenhaft felsiger Landschaft. Wir entscheiden uns zunächst für die Vergel-Tour, die uns mitten hinein in den imposanten Torotoro-Cañon führt und auch sonst an zahlreichen paläontologischen Sensationen vorbeiführt. Am nächsten Tag geht es früh morgens los, wir und ein britisches Pärchen machen uns mit einem Guide gemeinsam auf den Weg.
Es ist noch trüb und kühl am Morgen. Zunächst geht es mit kalten Knochen in ein eingehegtes Areal, das uns schon bei der Einfahrt in das Dorf aufgefallen war. Weniger spektakulär als bei Cal orck'o, im Prinzip aber vergleichbar großartig, laufen wir über eine frühere Überschwemmungszone hinweg, die heute versteinert und leicht aufgestellt an einem Hügel liegt. Wir sehen die einzelnen Platten, die in dünnen Schichten aufeinander liegen. "Unter jeder dieser Platten könnten unzählige fossile Schätze liegen", erläutert der Guide, "so wie hier die Spuren dieses Sauropoden..." Er führt uns nun nach und nach zu den unterschiedlichen Spuren, die wir hier - im Unterschied zu Cal orck'o - aus nächster Nähe bestaunen, deren Ausformungen wir hier sogar berühren können... Erneut erfahren wir urgeschichtliche Details und fühlen uns den Dinos angesichts der auch haptischen Eindrücke sehr nah. Auch hier ein wirklich eindrückliches Erlebnis, zumal wir heute wirklich gute Informationen zum Forschungsstand erhalten...
Auf einem versteinerten Flussbett laufen wir durch den Torotoro-Nationalpark, erkunden wir weitere Spuren der Dinos oder laufen wir entlang der wundervollen Landschaft. Auch während der Wanderung blicken wir überall auf die markanten lila Bäume, die wir schon aus dem Ort kennen. Wir klettern in einen kleinen felsigen Canon hinein, laufen über Steinbrücken hinweg und stehen irgendwann vor einer riesigen Schlucht: Vor uns liegt der große Torotoro-Canon! Wir blicken der Länge nach in einen imposanten Abhang hinunter, haben perfekte Sicht auf die zwei Steilhänge zu beiden Seiten und pusten durch: Unter uns - wir stehen auf einer Aussichtsplattform, die in U- oder Hufeisen-Form über den Abhang unter uns hinaus gebaut ist - klafft ein schwindelerregender Abgrund von mehreren hundert Metern Tiefe... Mir schwindelt angesichts meiner Höhenangst tatsächlich gehörig und ich muss mich arg konzentrieren, um eine Panik zu kontrollieren. Nachdem mir das gelingt, herrscht Sprachlosigkeit. Eine unbeschreiblicher Anblick.
Der Canon beeindruckt uns nachhaltig. Greifvögel ziehen ihre Kreise in der Schlucht, unten bahnt sich ein - wenigstens von hier aus - kleines Rinnsal seinen Weg durch unzählige herabgestürzte Felsen hindurch und die Sonne zeigt sich ein erstes Mal. Ein dunkler Schatten entsteht jetzt in dem Riesenschlauch vor uns und auch mir wird ganz schwarz vor Augen... Noch kann ich mir angesichts der vor mir liegenden steilen Wände nicht so richtig vorstellen, wie ich da gleich runterkraxeln soll... Ich werde ganz still angesichts der Höhe und meiner schlotternden Beine und suche nach ersten Ausreden. Etwas unsicher taste ich mich von der Plattform zurück, freue mich über festen Boden und staune im Schneidersitz mit sicherem Abstand von der Abhangkante über dieses Naturschauspiel... Das hier ist nicht der Grand Caynon. Aber wer braucht schon Gigantismus angesichts der schönen Landschaft hier?!
Canontrekking in die Torotoro-Schlucht
"Los geht's!" erklingt es nach einiger Zeit aus dem Hintergrund, "Vamos!" Wir laufen los und wollen allen Ernstes in den tiefen Abgrund hineintrekken... Ich beruhige mich schnell, denn die Einstiegsstelle ist weniger steil, der Weg recht gut - vor allem breit - und mit der ersten Überwindung der Höhenangst nun auch ohne Probleme machbar - man darf halt nicht rechts über die Schulter blicken oder über die eigenen Füße stolpern... Wir laufen nun bei strahlendem Sonnenschein in den Torotoro-Canon hinein und sind ob der ständig sich verändernden Perspektiven schwer begeistert. Irgendwann stehen wir unten in der Schlucht und schauen hinauf. Atemberaubend!
Wir stehen in einem Trümmerfeld von riesigen Felsen und Steinen und werden uns gerade der Tatsache bewusst, dass die natürlich von da oben stammen... Ein kleiner Fluss, derzeit eher ein karger Bach, schlängelt sich durch zum Teil dichtes Buschwerk und unter den Felsen entlang. Es plätschert und säuselt und die Stille im Innern des Canon wird nur durch immer wieder kreischend von Wand zu Wand fliegenden grün-roten Papageien unterbrochen. Es ist in der Sonne jetzt sehr warm, auch weil die Luft hier unten völlig stillsteht... Wir setzen uns nach eine kurzen Pause in Bewegung und laufen den Canon nun unten entlang ab, immer wieder über Felsen hinweg oder durch sie hindurch, einige Mal überqueren wir den dümpelnden Fluss. Vor allem aber schauen wir an den furchteinflößenden Wänden hinauf...
Es geht nun innerhalb des Tals bergab, kleine Wasserfälle entstehen hier und zunehmend wundervoll in der Sonne strahlende Pools. Das Wasser scheint klar und rein und da wir nun mächtig schwitzen laden die kleinen Naturbäder um so mehr ein. Wir sollen noch einen Moment warten, rät uns unser Guide, es kommen noch schönere Stellen und wir seien gleich da... Und in der Tat, wir umklettern noch einen beeindruckenden Felsbrocken und erreichen einen weiteren Abschnitt in der Schlucht. Unter einem Felsvorsprung lassen wir uns nieder, trinken erstmal einen kräftigen Schluck und verspeisen unseren mitgeführten Proviant. Uns gegenüber fällt ein kleiner Wasserfall herab. Er fließt an grün-bemoosten Wänden herab und erreicht sein Ziel in tausenden kleinen Tröpfchen... Rechts von uns liegen nun die versprochenen Badewannen inmitten verkeilter Steine und Felsen. Glasklares Wasser und angenehm kühl... Dann mal hinein in die Pools im Torotoro-Canon - es gibt unspektakulärere Badestellen...
Irgendwann bläst der Guide zum Aufbruch. Das schwerste Teilstück steht uns ja noch bevor und hat es auch in sich: Wir müssen die steile Felswand ja irgendwo wieder hinauf klettern... Trotz Abkühlung und Pause wird es nun richtig heiß... Es gilt erneut ein paar große Felsen in der Schlucht zu überwinden, wir ziehen uns gegenseitig hoch, stapfen mit schweren Schritten Stück für Stück die Wand wieder hinauf - die Wege sind hier wirklich klasse präpariert und für jeden machbar. Es bedarf einiger Anstrengung und zahlreicher Pausen. Ein Geier zieht über unseren Köpfen seine Kreise - wie zum Hohn über unsere Trekkingkünste. Aber es ist keine Gefahr ihm zum Opfer zu fallen, denn die Ausblicke in die Schlucht entschädigen für alle Mühen und geben neue Kraft. Dann sind wir am Rande der Schlucht und draußen.
Es geht nun zurück zum Dorf, vorbei an der hier draußen trockenen und kargen Vegetation. Ein genialer Wanderausflug. Wir schauen uns an anderen Tagen in der Gegen weiter um, auch die Höhlensysteme und von der Natur kreativ gestalteten Felsenlandschaften begeistern. Und immer wieder stoße wir auf imposante fossile Strukturen oder Spuren der Giganten der Urzeit...
Müde Helden chillen im fantastischen Torotoro
Die Müdigkeit in unseren Beinen sorgt am kommenden Morgen schnell für die richtigen Entscheidungen: Chillen ist angesagt und das Lecken der Wunden... Wir stürzen uns in das geruhsame Treiben Torotoros, genießen wirklich guten Kaffee in einem der ersten chilligen Cafés im Ort, lassen das Geschehen und die Menschen an uns vorbeiziehen und ziehen selbst an dörflichem Charme vorbei... Das Flair dieses Hochland-Halbwüstenortes ist magisch... Umrahmt von Bergen, lässt sich viel Lokalkolorit bestaunen: Auf der Straße trocknen - unter den wachsamen Augen einer betagten Bolivianerin mit dem typischen Hut - Getreide und Pflanzen, aus einem LKW heraus - hunderte Melonen liegen auf der Ladefläche - werden schmackhafte Früchte überall in der Stadt verkauft... Wir ziehen zu unserem Hostel um, platzieren uns auf der Rampe vor dem Haus und genießen ein kaltes Bier in der untergehenden Sonne. Die Kinder des Ortes haben Spaß mit uns - und vor allem wir mit ihnen. Wir erfahren sehr viel Freundlichkeit und kommen fantastisch runter.
Auch wenn hier so gar nichts Spektakuläres passiert: Torotoro ist allemal ein paar Tage Aufenthalt wert. Es liegt eine einmalige Atmosphäre über dem verschlafenen Ort, dessen ländlicher, provinzieller Charme und seine naturgegebenen Sehenswürdigkeiten ohnehin über jeden Zweifel erhaben scheinen. Wäre da nicht unser ablaufendes Visum - wir würden noch verweilen und einen tieferen Einblick in ein atemberaubendes südamerikanisches Land zu erhalten trachten. So aber fahren wir mit dem Minibus nach ein paar wenigen und ruhigen Tagen über eine wirklich anstrengende Piste zurück nach Cochabamba und La Paz. Nicht jedoch, ohne die Ziele zwischen Potosí, Sucre und Cochabamba in den höchsten Tönen anzupreisen: Südamerika, Bolivien as it's best!
Hier findet Ihr weiterführende Informationen zu Bolivien und der Region des Hochlands zwischen Potosí, Sucre und Cochabamba:
Unsere Blogbeiträge zum zentral-östlichen Hochland Boliviens mit zahlreichen praktischen Reisetipps und weiterführenden Informationen:
Weitere Blogbeiträge zum übrigen Bolivien :
Unsere Reisetipps zu Bolivien:
Unsere sonstigen Reisereportagen zu Bolivien:
Natürlich freuen wir uns über Kommentare...