Spurenwechsler und das zauberhafte Schloss im Wald - Sintra

 

Moin Moin!

 

Noch einmal melden wir uns heute mit portugiesischen Sommervibes aus dem deutschen Herbst... Zurück in Berlin  blicken wir - wie angekündigt - auf die letzte Etappe unseres Portugaltrips an den Atlantik, wo wir wundervolle Tage in der "Stadt des Lichts" - Lissabon - verbracht haben und von wo aus wir nun in das nur wenige Kilometer weiter westlich gelegene Sintra  aufbrechen. Die Weltkulturerbestadt  ist einer der meistbesuchten Orte am Rande der Hauptstadt, für viele ein interessantes Tagesziel, für Spurenwechsler  ein paar Tage mehr wert... Schnell mitnehmen ist nicht so unsere Sache... Slow travel  lässt grüßen...

 

Inmitten eines geschützten Waldareals - es gibt hier ausgedehnte Wald- und Parkanlagen auf bergigem Terrain mit sagenhaft schönen Bäumen aus der ganzen Welt - ist Sintra  mit seiner royalen Geschichte und dem Reichtum seiner natürlichen wie städtischen Schönheit eigentlich ein Must-see... Wir müssen aber zugeben, dass es eher ein Zufall war, dass wir uns für die Stadt mit der Maurenburg  am Berg entschieden haben... Auf der Suche nach einem kleineren und gemütlichen Örtchen im Umland Lissabons, einem Ort mit einfachem Zugang zur Steil- und Strandküste am Atlantik  sowie einer Umgebung zum Wandern und Bewegen in bergiger Natur, hat es einfach zufällig Sintra  getroffen... Erst im Nachhinein - wollen wir gern zugeben - haben wir auch von der Bedeutung als ehemaliger "Stadt der Könige" oder ihrem Welterbe-Status erfahren... 

 

Macht ja nichts, möchte man sagen... Wir sind jedenfalls in Sintra  aufgeschlagen und hatten fantastische sommerliche Tage in der wundervollen alten und historisch interessanten Stadt und am Meer. Seht selbst und folgt uns IN DIE SPUR...!

 

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Als wir zu Fuß mit unseren Koffern realisieren: Da müssen wir noch hoch...! Zum Palácio Nacional de Sintra, Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

 

Anreise mit Uber, Bahn, zu Fuß...

Wir frühstücken noch in Alfama, Lissabon  in unserem Lieblingscafé und rufen uns - wie es sich in Lissabon  - und Sintra - gut etabliert hat, ein Uber-Taxi  über unsere App. Um den Fahrer nicht irre zu machen, bestellen wir das Fahrzeug an den Fuß des Berges, auf dem wir wohnen und nehmen einen kurzen Weg über Treppen und steile Gassen in Kauf... Hier nun suchen wir das Fahrzeug, dessen Marke und Nummernschild wir ja kennen und lachen uns gemeinsam schlapp, als wir realisieren, dass wir bereits seit zwei Minuten nebeneinander stehen - beide nach dem jeweils anderen Ausschau haltend... Der Fahrer fährt uns kurzerhand und kenntnisreich durch das Gewusel der Stadt zum schönen und alten Bahnhof Rossio, an dem wir uns bereits am Vortag ein Ticket besorgt haben. Von hier aus fahren die Regionalbahnen stündlich nach Sintra

 

Es geht nun zunächst unterirdisch aus der Innenstadt hinaus und schließlich durch die Vororte Lissabons - die dann schon nicht mehr so schick sind, wie die historische Altstadt - aus der Stadt hinaus. Die Bahn braucht gute 45 Minuten bis Sintra. Schnell wird es recht voll in der Bahn und man erkennt, dass sämtliche früheren Kolonien - Kapverden, Angola, Sri Lanka, Brasilien  etc... - im heutigen Portugal  eine bunte und multikulturelle Mischung an Portugiesen  hervorgebracht hat, die hier vielzählig, vor allem in den Suburbs, leben... Für sie alle ist heute Alltag - wir genießen noch ein paar Tage Urlaub... 

 

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Unsere Wohnung und Terrasse liegen an einer kleinen Fußgänger-Gasse im ruhigen Teil Sintras... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Wie auch in der Wohung: Kleine Azulejos-Fliesen verzieren unsere Terrasse... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

 

Wir beschließen - in Sintra  angekommen - zu Fuß in die oben liegende Stadt zu laufen, um schon einmal ein paar erste Eindrücke von den alten Gemäuern und der Landschaft zu sammeln. Zunächst geht es moderat bergauf an einer lang gezogenen urbanen Straße, an der wir zahlreiche Cafés und Unterkünfte sehen. Wir passieren den kleinen Kreisverkehr, das imposante Rathaus  mit Kuppeln und spitzen Türmchen, reich verziert, und laufen nun erstmal in eine steile Senke hinab, vorbei an alten Häusern und Mauerwerk. Hinter uns klappern unsere Handköfferchen auf den Pflastersteinen - ein Trekkingrucksack wäre hier wahrlich besser geeignet... Doch vor uns baut sich nun eine hohe Wand auf (siehe erstes Foto oben) und flößt uns ein wenig Respekt ein. Wir sehen ein erstes Mal - die Szenerie ist grün umrahmt und ordentlich gefaltet - hoch über uns Teile des ehemaligen Königspalastes  - den Palácio Nacional de Sintra - mit seinen markanten konischen Schornsteinen und realisieren: Mist! Da müssen wir rauf... 

 

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Ein Blick in Richtung Meer, das man von hier aus aufgrund der Steilküste nur vermuten kann... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Nette kleine Häuschen mit schöner Befliesung... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Und dann geht es rein in die wundervollen Gassen der Stadt - mal wieder rauf und runter! Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

 

Nun also geht es steil bergauf, zuerst noch können wir die Koffer ziehen, doch um abzukürzen, nehmen wir eine steile, aber gut zu laufende Treppe in die Oberstadt und kommen nach zahllos erscheinenden Stufen keuchend und schnaufend oben an - erstmal Luft holen und zu Atem kommen... Ein wenig zittern die Oberschenkel vor der ungewohnten Anstrengung... Schlagartig ändert sich nun hier das Szenario: Während wir bisher weitgehend für uns gewesen sind - nur wenige Menschen haben uns begleitet oder sind uns entgegen gekommen, wimmelt es nun hier oben von Menschen - vor allem Touristen...

 

Wir blicken auf eine fantastische kleine Häuserzeile - allesamt uralt und wunderschön -, zu unserer Rechten erhebt sich das Schloss. Wir stehen mitten auf der wenig befahrenen Straße und nähern uns einem sich zum Schloss  hin öffnenden Platz. Die Sonne scheint, es ist angenehm windig heute, wir stehen mitten in einer prachtvollen Szenerie. Offenbar sind wir mitten im belebten Zentrum des wuseligen kleinen Örtchens angekommen. Wir sehen Scharen von Menschen in Cafés und Restaurants oder als Gruppen auf dem Schlossplatz... Jetzt laufen wir nur noch zur kleinen, aber bedeutenden Kirche  vor - die Igreja de São Martinho  ist eine der ältesten Kirchen Portugals, die hier nach der Reconquista  von den christlichen Eroberern errichtet wurde -, biegen kurz vor ihr ab und laufen nun noch zwei Minuten in einem kleinen Labyrinth wieder steil hinab... Dann stehen wir vor unserer schönen kleinen Wohnung mit einer niedlichen kleinen Terrasse davor, auf der wir nun morgens unseren Kaffee und in den Abend hinein den von unseren Vermietern geschenkt bekommenen Portwein  genießen, von dem in Lissabon  ja noch gar nicht die Rede war... Tatsächlich schmeckt er uns in diesem Ambiente sogar und wir süppeln den Likör Abend für Abend genussvoll weg... 

 

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Der Blick auf die Stadt vom Palast aus... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Wundervolle alte Häuser mit Weitblick... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Blick auf den Kirchturm und die überall zu sehenden konischen Türme des Palastes... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

 

Sintra liegt wie ein verzauberter Ort am Berg

Wir fackeln nicht lang und machen uns erstmal ein Bild von der kleinen Stadt. Wir laufen durch die steilen alten Gassen, blicken von hier über die Dächer der Stadt bis fast zum Atlantik  hin, erblicken die Mauern der Mauren-Festung  oben auf dem Berg und erkennen, dass Sintra  tatsächlich mitten in einem üppigen grünen Wald gelegen ist, der sich von hier aus den Berg hinaufzieht - genau wie die Stadt selbst... Die Szenerie ist atemberaubend schön und die enge Stadt ist es auch... Wir durchstreifen erst neugierig die umliegenden ruhigen Gassen unserer eigenen Umgebung, laufen irgendwann hinauf in die oberen Etagen des Örtchens und haben nun beste Sicht auf den Palast der Stadt, der einst auf den Fundamenten des vorhergehenden Maurenpalastes  errichtet wurde. Man hat ihn schließlich über die Jahre erweitert und ihm ein renaissancenes Antlitz verpasst. Wir passieren uralte Gemäuer, wandern vorbei an unzähligen kleinen Shops und Restaurants, sehen duftende Bäckereien oder Souvenir-Shops. Die Hitze des heutigen Tages strengt jetzt ganz schön an, das Laufen in dem steilen Ambiente treibt uns den Schweiß aus der Haut... 

 

Man kann es nicht anders sagen: Durch die Steillage der Stadt, die sich dadurch immer wieder ergebenden Weitblicke in die grüne Landschaft sowie das historische Flair der Gassen und Häuser hier, wandeln wir in einem wahren Schmuckstück von einer Stadt... Es gibt nur einen echten Wehrmutstropfen an der Sache: Neben uns haben das auch ganz viele andere erkannt und daher müssen wir das Vergnügen mit einer anstrengenden Masse von Touristen teilen... 

 

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Alte Gemäuer und moderne Souveniers für die Touristen... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Auch in Sintra geht es mehr bergauf oder bergab, als geradeaus... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Es geht hier gemütlich zu in den engen Gässchen.. Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

 

Schlösser, Villen, Parks - Sintra die Königsstadt

Nachdem die christlichen Könige die Stadt im 12. Jahrhundert von dem Mauren  zurückerobert und einen königlichen Palast hier auf den Ruinen der Maurengebäude errichtet hatten, erhielt Sintra  vor allem durch einen der wichtigsten Herrscher des Landes, König Dom Manuel I. (1469 - 1521 n. u. Z.), eine bedeutende Stellung als der wichtigsten Stadt - neben Lissabon - in der Region... Er baute das Schloss - genauso wie die Stadt - aus, gestaltete sie teilweise neu und zog zahlreiche Adlige und Wohlhabende an, die der Stadt - durch ihre eigenen Bauwerke und ihr Geld - ihr damaliges Gepräge gegeben haben. Zwar zerstörte das Erdbeben von 1755 auch Sintra  maßgeblich, doch seine wohlhabenden und einflussreichen Einwohner bauten sie im heutigen Zustand wieder auf uns lockten zudem - attraktiv auch durch eine florierende Textildruck-Industrie - ein reiches Großbürgertum an, das die Stadt schnell wieder erblühen ließ... Sintras  Aussehen ist daher von Palästen und Villen, Parkanlagen und wunderschönen Wohnarealen einer betuchten Einwohnerschaft geprägt... 

 

Wir entdecken jetzt einen wundervollen, verschatteten Wein- und Biergarten hinter hohen kühlen Mauern, ruhen uns ein wenig aus und genießen mal wieder eine eisgekühlte Sangria-Bowl... Neben einem weitgereisten Kellner, mit dem wir uns hier ein wenig anfreunden, genießen wir in diesem geschützten Refugium ein wenig die Ruhe und die Sitzgelegenheiten, das fruchtige kühle Getränk und das Leben... Nach einer angemessenen Pause - auf einem Bein kann man nicht stehen ;-) - setzen wir unseren Gang durch die am Ende dann doch recht begrenzten Gassen Sintras  fort und haben nun nach und nach Hunger! 

 

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Der heilige Gral dieser Tage... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Magdas Curry ist gut aber nicht sattmachend, meine Brotzeit reicht für den hohlen Zahn... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Die butterweichen Travesseiras sind dagegen der Hammer! Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

 

Wir finden in Sintra  über die Tage - wie schon zuvor in Lissabon - die ein oder andere Adresse, mit mehr oder weniger durchschlagender Ergötzung... Was immer geht, sind Käseplatten  oder Tapas. Richtig begeistert sind wir aber in der Stadt vor allem von den Spezialitäten in Sintras  bester Bäckerei, dem Piriquita, einst einer der exklusiven Lieferanten des Palastes und der Königsfamilie... Das Piriquita  ist zweifellos die unumstrittene Königin des Gebäcks in Sintra  und hat mit seiner doppelten Präsenz direkt in der Altstadt, wo wir mehr als einmal diese fabelhaften Travesseiras - bestenfalls mit Nutella  gefüllt, aber auch mit einer Apfelfüllung  erhältlich - genießen, den richtigen Riecher gehabt... Was um Himmels willen, ist das für ein geiler süßer Teig? Ein atemberaubender Glücklichmacher! Ansonsten - vor allem zum gepflegten sattwerden - können wir eigentlich nur den richtig guten Inder -Bengal Tandoori Sintra - ganz in der Nähe unserer Unterkunft empfehlen, der eine wundervolle Terrasse in der oberen Etage besitzt und gute indische Gerichte zaubert... Dazu später mehr in den Empfehlungen...

 

Auf in den Berg und die wundervolle Serra de Sintra

Die Sintra  umgebenden Bergwälder eilen ihrem Ruf voraus. Die Könige Portugals  haben hier über die Jahre ein wirkliches Wunderwerk vollbracht und Baumarten aus der ganzen Welt - zum Beispiel die seltenen Araukarien  aus Chile  oder monumentale Pohutukawa-Bäume  aus Neuseeland - angepflanzt. Sie haben aus dem parkähnlichen Areal rund um die Stadt wahrlich einen ganz besonderen Wald geschaffen. Zudem finden sich auf den Gipfeln der umliegenden Berge schöne Wanderziele, wie die Befestigungsanlagen der Mauren - nachgebaut und heute nicht mehr besonders authentisch - oder das vielleicht schönste, mindestens das bunteste Schloss des Landes, das einem "Neuschwanstein"  in nichts nachsteht: Der Palácio Nacional da Pena!  Natürlich wollen wir das sehen und beschließen uns mit dem Bus mitten in das Areal hinein bringen zu lassen, um anschließend von oben herab zurückzuwandern und unterwegs noch die Festung der Mauren  "mitzunehmen"... 

 

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Ein Schloss wie aus dem Märchen von 1001 Nacht: Der Palácio Nacional da Pena, Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Verbaut sind hier mehrere unterschiedliche Baustile und Richtungen... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Ganz sicher was für's Auge! Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

 

Gesagt getan... Zunächst geht alles glatt, wir begeben uns zum Bahnhof in der Unterstadt, stehen am nebenan gelegenen Busbahnhof nur sehr kurz an. Der Bus holt weit aus, umrundet den Berg, an dem die Oberstadt Sintras sich an ihn schmiegt und steht nur hier und da im Stau... Die engen Straßen um den Berg herum, sind am heutigen Sonntag einfach überfüllt und viele wollen da hinauf - die meisten mit PKW... Und Portugal  hat viele PKW! Gemessen an der PKW-Dichte je Einwohner übertrumpft uns das Land glatt um das Doppelte. Doch der Bus erreicht nach kurzer Zeit das Ziel, wir sind erfreut, uns den Weg hinauf erspart zu haben, denn die Hitze ist heute schon wieder enorm. Doch die Freude bleibt uns fast im Halse stecken, als wir nur eine Minute später schockiert erkennen, das die Schlangen vor dem Tickethäuschen "unser" unmittelbares Schicksal sind... Wer mich kennt, der weiß: Da drehe ich normalerweise sofort um und laufe in die Stadt zurück... Doch heute reiße ich mich mich mal zusammen... Wir leiden schwer - stehen wir doch lange in der prallen Sonne - und verlieren bestimmt 45 Minuten in den nervtötenden Massen. Was wollen die alle hier? 

 

Mit einem der teuren Tickets ausgestattet, das uns gerade mal erlaubt, den Palácio  von außen zu besichtigen - die Besichtigung des Inneren kostet weitere Unsummen und anstehen wollen wir heute nicht nochmal - stampfen wir nun endlich durch den Wald hinauf und stehen irgendwann zu den Füßen des wirklich imposanten und wuchtigen Märchenschlosses, das in zahlreichen Formen und Farben inmitten des Waldes auf einem granitenen Bergrücken thront. Die Aussicht von diesem Schloss ist wahrlich atemberaubend. Der diverse Baustile vereinende Bau, den Wilhelm Ludwig von Eschwege  als deutscher Architekt verantwortete, geht auf den deutschen Prinzen von Sachsen-Coburg und Gotha Ferdinand II.  zurück (1816 - 1885 n.u.Z.), der als portugiesischer König, genannt der Künstlerkönig, von der Region so fasziniert war, dass er hier eben dieses Märchenschloss errichten ließ. 

 

 

Geschmack ist ja bekanntlich relativ... Originell ist das aus vielen unterschiedlichen Facetten zusammengesetzte Gebäude aber allemal und wir sind nicht selten fasziniert von den verschnörkelten Zierelementen an Fassaden oder Durchgangstoren, bestaunen immer wieder andersartige Ornamente oder Fliesenkacheln und umrunden all die Plätze, von denen aus man fantastischen Weitblick hat - besonders gilt das für die engen, an den Außenmauern der Türme gelegenen Umläufe... Gute zwei Stunden halten wir uns hier in und auf dem interessanten Schlossgelände auf und durchstreifen die Areale des Palastes mit tausenden (?) anderen. Nicht nur einmal denke ich mir angesichts der hunderte Meter langen Schlange vor dem Einlass ins Innere des Baus: "Gut, dass wir nicht das teurere Ticket gekauft haben...!"

 

Uns zieht es jetzt in die Natur hinaus, wir wollen vom Schloss zu den Festungsmauern der Mauren  wandern, die über dem Haupt der Stadt Sintra  thronen und fast von überall aus sichtbar sind... Eigentlich aber geht es uns um den Wald, in dem es schlagartig etwas kühler und angenehmer wird. Er riecht wundervoll nach Nadelbaum, ist aber ein richtiger Mischwald, in dem wir jetzt auf guten Wegen laufen. Erstmal geht es wieder runter und das heißt nach Adam Riese: Irgendwann auch wieder rauf, denn auch die Burg thront auf einem Gipfel zwischen uns und der City. Die Wege hier sind verschlungen und nach einiger Zeit und einigen Abzweigen in unterschiedliche Richtungen, wir wissen nicht recht, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind, als wir plötzlich zu einem Parkplatz und ein paar Gebäuden kommen. Ein Mann steht an einem Tor, er trägt eine Uniform, den können wir fragen, wo wir sind... 

 

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Üppiger Waldbestand... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Zunächst geht es abwärts... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

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Unterwegs sehen wir Bergsteiger, die massive und steile Granitfelsen erklimmen... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Ganz da hinten darf man den Atlantik vermuten... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

 

Gerade ist er dabei das metallene Tor zu schließen, als er uns entdeckt und auffordert das Gelände zu verlassen und den Weg direkt nach unten in die Stadt anzutreten: Das Gelände des Parks - die Schlösser und Villen innerhalb des Areals sind in diesem Teil des Waldes weitflächig eingezäunt - werde nun geschlossen... Wir stehen vor der Straße, auf der unser Bus vorhin den Weg hinauf genommen hat, schauen ihn an und verarbeiten noch das Gehörte. Wir sind verdutzt, blicken auf die Uhr, die gerade kurz nach Mittag anzeigt, und fragen - seine Antwort nicht ganz ernst nehmend - nochmal nach: Der Weg zur Maurenburg? "Da entlang?"  Er schaut uns eindringlich an und schüttelt den Kopf: "Heute nicht mehr! Wird gerade alles geschlossen!", sagt er noch und erklärt uns nun, dass es einen Feueralarm in der Gegend gegeben habe und nun alle Gäste aufgefordert seien,  unmittelbar den Weg nach unten anzutreten... Trotzdem frage ich erneut: "Ein Feuer?" Er nickt. Die Lage sei noch nicht gefährlich, äußert er noch, Panik brauche man noch nicht zu haben. Er bitte uns aber, angesichts der Trockenheit der hiesigen Wälder und der teils rasenden Ausbreitung von Bränden in der Region, seinen Anweisungen Folge zu leisten... Zu sehen jedenfalls gebe es heute hier nichts mehr... 

 

Also nichts mehr heute mit den Mauren...! Ein wenig enttäuscht suchen wir uns also einen Einstieg in den Abstieg und laufen nun mitten im wundervollen Wald steiles Terrain hinab. Wir passieren Kletterer, die an den granitenen Wänden trainieren, passieren weitere prachtvolle Villen im Berg und erreichen nach einer schönen Tour durch angenehm duftende Landschaft die oberen Straßen Sintras, die wir sofort erkennen, da wir sie gestern schon von unten her kommend erklommen hatten... Tatsächlich werden wir, anders als zuvor in Lissabon, wo wir die Rauchwolken vereinzelter Brände auf der anderen Tejo-Seite haben beobachten können, heute kein Feuer und auch keine Rauchschwaden zu Gesicht bekommen... Sintra, das aufgrund seiner Lage, mitten im Wald, in diesem Areal besonders vorsichtig agieren muss, wird heute verschont bleiben. Und dennoch: Komplette zwei Tage sind von heute an die Sehenswürdigkeiten im Berg als Vorsichtsmaßnahme geschlossen. Wir sehen in den kommenden Tagen immer wieder Touristen, die gern das Schloss  besuchen wollen - für einen Tagestrip extra aus Lissabon  angereist sind -, dann aber eines besseren belehrt werden: "Die Anlagen und der Bustransport hinauf sind für zwei Tage geschlossen! Der Wald möge bitte nicht betreten werden!" Bitter!

 

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Die wieder aufgebauten Mauern der früheren Maurenburg... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

 

An Europas westlichster Küste - der Strand ruft

Ohnehin hatten wir für die kommenden Tage andere Pläne: Bei einem süßen Gläschen Portwein, am Abend auf unserer angenehmen Terrasse, wägen wir noch ein wenig ab, doch dann steht der Plan für heute! Statt eines sicher ebenfalls lohnenden Ausflugs zum Cabo Roca - dem tatsächlich westlichsten Festlandzipfel Europas -, zieht es uns ans Wasser und den Strand. Ein wenig hatten wir uns zuvor noch schlau gemacht, ein paar Empfehlungen abgefragt und nun sitzen wir im Uber-Fahrzeug eines frisch gebackenen Portugiesen, dessen Heimat eigentlich Bangladesch  ist, und der uns zur Praia da Andraga  fahren soll. Die gut halbstündige Fahrt ist jedenfalls kurzweilig und spannend, denn uns interessiert natürlich sehr, auf welchen Spuren er hierher gekommen ist, wie er als Asiate Europa - speziell Lissabon - erlebt und wie ihn die Menschen hier, in diesem Vielvölkergemisch Portugals  aufgenommen haben... Fast hätten wir - angesichts der netten Unterhaltung hier - den Anlass für unsere Fahrt vergessen, als wir auf die Lücke in den Klippen zufahren, in der sich ein formidabler Stretch von einem Strand ausgebreitet vor uns zeigt... 

 

Wir stehen zunächst an einem Fischrestaurant, der einzigen gastronomischen Möglichkeit und Bebauung an diesem Strand und blicken von oben herab auf einen hellen, beigen Strand mit feinkörnigem Sand. Er ist zu beiden Seiten eingerahmt von hoher, rauer Steilküste und die Gischt der heute sehr moderaten Wellen weht uns als sanfte Briese um die Ohren. Gut, dass es heute so warm ist, denke ich noch bei mir, denn karibische Wärme weht der Wind hier nicht herüber... 

 

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Wir blicken auf einen von Steilküste eingerahmten Strand... Almoçageme, Portugal (Foto Jörg Schwarz).
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Der Beach Praia da Andraga, Almoçageme, Portugal (Foto Jörg Schwarz).

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Die berühmte kleine Steinbrücke an diesem Beach ist natürlich ein Hingucker... Almoçageme, Portugal (Foto Jörg Schwarz).

 

Wir laufen nun hinunter, erblicken die schöne kleine Steinbrücke zur Linken des Beaches, beschließen aber, uns eher auf der anderen, der ruhigeren Strandseite, ein Plätzchen zu suchen... Es ist nicht übervoll, der Beach ist breit, in der Sonne ist es angenehm auf dem schönen sauberen Sand zu laufen - nur eines gibt es nicht, das wird uns schlagartig klar: Schatten! Natürlich haben die Portugiesen mit Schirmen oder Sheltern für den eigenen Schatten gesorgt, wir werden ohne auskommen müssen und orientieren uns daher zur Rechten an der steilen Wand im Rücken des Strandes... Tatsächlich gibt es hier noch - im Schutze einer steil aufragenden Wand - ein paar Meter Schatten, die wir ansteuern. Zum Glück ist die Wand gegen den Abgang von Felsen und Steinen mit einem metallischen Zaunkorsett geschützt, so fühlen wir uns einigermaßen sicher! Das zur Vorsicht gemahnende Schild in unserem Rücken nehmen wir allerdings trotzdem wahr...

 

Im Schatten allerdings - wir realisieren das sofort - ist der Sand recht kalt und keineswegs einladend unter dem Handtuch... Kaum, dass man auf ihm liegen kann. Man kann es uns einfach nicht recht machen heute, denke ich, und so werden wir die drei Stunden am Beach in permanenter Bewegung verbringen: Erst im Schatten, dann in der Sonne, zumeist im "Halb und Halb"... Ohnehin wird das schattige Band an der Wand mit dem Wandern der Sonne nun immer schmaler, am Ende ist er weg... Nach einer längeren Phase in der Sonne - ich bin nun aufgeheizt und schwitze - mache ich mich auf zum Meer. Wie wunderbar der Atlantik vor mir liegt... Wie wundervoll die Weite, nach all den Tagen in den engen Altstadtgassen Lissabons  oder Sintras...  Ich schaue mich um: Ein fabelhafter Beach zu beiden Seiten, schöner Sand, kaum Wellen, kaum Menschen im Wasser - Herz, was willst du mehr? Doch dann stockt mir der Atem: Beim ersten Schritt in das flache Wasser, das von den kleinen Wellen des Atlantik  über den flachen Strand gespült wird, wird mir klar: Das Wasser ist nicht nur kühl, sondern trotz der 30 Grad-Celsius in der Luft und der Hitze in der Sonne, eiskalt...! "Leck mich am Arsch! Ist das eisig!" Glaubt mir: Die Ostsee  ist ein Whirlpool dagegen...

 

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Die wundervolle, wenngleich eiskalte Bucht Praia da Adraga... Almoçageme, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Eingerahmt von der schönen Steilküste ist dieser Ort ein wirklich schönes Erlebnis... Almoçageme, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Die Küste beim Praia da Adraga markiert eine der westlichsten Punkte Europas... Almoçageme, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

 

Schlagartig ist mir gar nicht mehr heiß, hab ich nicht mehr das Gefühl, mich abkühlen zu müssen...! Ich fühle mich beinahe wie in einer Kneipp-Kur... Ich weiß sofort: Da gehe ich nicht rein! Ich stehe wirklich nur 20 Sekunden, oder so, mit den Knöcheln im Wasser und denke noch, ich gewöhne mich schon noch dran... Doch meine Füße sind unmittelbar von Kälte durchdrungen... Durchdrungen, Leute, nicht äußerlich abgekühlt, oder so, sondern die Kälte ist tief in mich eingedrungen! Meine Füße sofort: Eisklumpen gleich! So kalt, nee, hab ich nicht mit gerechnet...! Ich laufe noch einmal über den warmen Beachsand den Strand ab, ergötze mich an der wundervollen Optik dieses wirklich eindrucksvollen Küstenabschnitts und begnüge mich mit der wärmenden Sonne auf meinem Körper auf dem Badetuch. Ein richtiger Strandtag ist das natürlich nicht für uns, wenn man ihn mit unseren ausgedehnten Strandtagen in Asien  vergleicht, in der die Schatten warm sind und das Meer eine angenehme Abkühltemperatur hat... Schade eigentlich, aber auch diese Erfahrung muss man wohl mal machen... Schön ist es hier ja, aber zum baden für uns - heute - definitiv zu kalt! 

 

Die spitzen Kegel des Königspalastes von Sintra

Zurück in der Stadt bleibt uns am nächsten Tag - schon wieder unser letzter Tag in Sintra - noch die tagelang verschobene Besichtigung des "Stadtpalastes der Könige", des Palácio Nacional de Sintra... Das Wetter war einfach so schön, die Stadt und ihr wundervolles Umland so attraktiv, dass wir den Palazzo  nach hinten geschoben haben... Jetzt lösen wir zwei Tickets am Schalter und marschieren hinein in den "Palast der Könige", der vom 14. noch bis ins 20. Jahrhundert hinein eine beliebte Sommerresidenz der portugiesischen Herrscher gewesen ist... 

 

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Das Wahrzeichen der Stadt Sintra: Der Palácio Nacional de Sintra mit seinen konischen zwei Schornsteinen... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

 

Wir durchlaufen entlang eines vorgegebenen Weges nun Raum für Raum des im Renaissancestil umgebauten Gebäudes. Obwohl es während des Erdbebens von 1755 n u. Z. restauriert und teils neu wieder errichtet werden musste, hat man den alten Baustil seinerzeit wieder hergestellt, erst im 19. Jahrhundert wurde der Palast dann völlig umgestaltet. Wir durchstreifen die Gemächer der Könige, ihre Schlafzimmer, ihre Empfangszimmer oder ihre Arbeitszimmer und sind vor allem immer wieder von bestimmten Kleinigkeiten fasziniert: Ein imposanter Kronleuchter hier, ein alter und bedeutender Globus da, vor allem immer wieder herausragend schöne Wandverkleidungen, die hier in Portugal  natürlich aus Fliesen und Kacheln bestehen... 

 

Diese Azulejos  sind im Palast von besonderer Bedeutung, denn man findet hier Kacheln aus allen Epochen des Palastes - Azulejos  der Mauren genauso wie die sich wandelnde Kachelkunst der christlichen Könige der Folgezeit -, also zahllose wundervolle Beispiele dieser Kunstform, die vom 16. Jahrhundert an - bis heute - überwiegend in der Majolikatradition  besteht... Majolika?  Die Majolika Technik  ist eine Kunstform der Renaissance, in welcher Kacheln aus farbig bemalter zinnglasierter Feinkeramik bestehen, überwiegend in Italien  entwickelt...

 

Impressionen aus dem Palast, Sintra, Portugal (Fotos Jörg Schwarz) - durch Anklicken lassen sich die Bilder vergrößern...

 

Sicher für alle Besucher am interessantesten sind drei markante Säle, die vor allem durch die Deckengestaltung Aufmerksamkeit erzielen: So befinden sich an der gewölbten, muldenhaften Holzverkleidung im Saal der Schwäne  72 weiße Schwäne dargestellt, die der damalige König als Hommage an seine Frau dort anfertigen ließ. Im Saal der Elstern  wurde die Decke mit 136 Elstern bemalt, die in ihrem Schnabel "Nichts für Ungut!" auf einem Spruchband (Original: "por bem") tragen... Sie rezitieren den Ausspruch des Königs, als dieser sich anlässlich einer Entschuldigung - er hatte eine Hofdame geküsst - wohl etwas salopp in diesem Sinne äußerte... Die Hofdamen werden hier als elsternhaft tratschende und plappernde    Spielverderberinnen charakterisiert... Aber ob diese Geschichte tatsächlich der Hintergrund für diese Deckenkonstruktion darstellt, ist nicht sicher...

 

Am imposantesten von allen Räumen des Palastes darf der fulminante Wappensaal  gelten: An einer meisterhaft holzgetäfelten Kuppelgewölbe-Decke sind hier das königliche Staatswappen - im Zentrum des Gewölbes - und von hier aus im jeweiligen hierarchischen Abstand zum König stehend, die Wappen der acht Kinder des Königs Manuel I. von Portugal  sowie - in noch weiterer Entfernung vom Zentrum - die Wappen von 72 weiteren königlichen Familien dargestellt. Die Kuppel ruht auf atemberaubend schönen Wanden mit Azulejokunst, die im blau-weißen Stil des 18. Jahrhunderts Geschichten aus dem Leben dieser königlichen Geschlechter darstellen... In seiner Gänze ist dieser Saal wirklich eine Augenweide und zeigt den ganzen Prunk und Reichtum des königlichen Portugal  von ehedem. Heute ist der Palast Eigentum des demokratischen Staates. 

 

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Der imposante Wappensaal... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Azulejos-Fliesenkunst aus dem 18. Jahrhundert... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

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Da lohnen sich schon ein paar genauere Blicke... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)
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Im Zentrum das Wappen der Könige... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

 

Uns aber interessiert vor allem auch, was es eigentlich mit diesen komischen - konischen - Türmen auf sich hat, die als weiße spitze Wahrzeichen Sintras  sogar ihr modernes Wappen zieren... Eine Aufklärung erhalten wir schließlich in den wundervollen Küchenräumen des Palastes: Wir steigen zunächst eine Treppe hinab in die royale Bräterei... Zwei riesige Säle liegen hintereinander weg zu unseren Füßen und bieten eine atemberaubende Atmosphäre. Links sieht man die Ofenstellen, die mit Holz/Kohle sicher die großen Töpfen und Pfannen angeheizt haben, rechts stehen Arbeitsplatten und Tische zur Vor- und Nachbereitung der Speisen, vermutlich auch des Gebäcks... Man kann sich das Gewusel einer königlichen Küche ganz gut vorstellen hier und möchte sich in diese Zeit gern zurückbeamen... Hier müsste man selber einmal kochen dürfen, denke ich bei mir, so viel Platz und so viel schönes Ambiente... 

 

Das atemberaubend große und üppige Raumgefühl, das sich in den Küchengemächern einstellt, verdankt sich - neben seiner schieren Größe - nun aber vor allem auch den nach oben hin geöffneten Schloten, die in konischer Form - unten breit und offen, nach oben hin zugespitzt und eng - die Dämpfe und Gerüche, den Qualm und all die Ablüfte aus den Töpfen aufgenommen und nach draußen abtransportiert haben. Sie müssen eine gewisse Sogwirkung erzielt haben, die wie eine moderne Abzugshaube funktioniert haben - nur eben ohne Motor. Was für enorme Ausmaße diese Dinger haben, krass! Das also ist das Geheimnis dieser - komischen - konischen Türme am Palast von Sintra!

 

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Von einem der Innenhöfe sind sie beeindruckend... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz),
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... steht man in der Schlossküche und blickt in die umspannenden Schlote von unten, erkennt man erst ihre atemberaubende Größe... Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

 

Wir verbringen den Rest des warmen Abends in den Gassen der Stadt, essen nochmal formidabel auf der schönen Dachterrasse unserer indischen Freunde und leeren mit inzwischen viel Vergnügen die Flasche Portwein unserer Vermieter... Unsere Reise endet heute hier, morgen schon geht es zurück nach Berlin!  

 

Fazit nach dem Besuch von Lissabon und Sintra

Es waren schöne Tage und Wochen im Umfeld der Hauptstadt Portugals, einer wahren "Stadt des Lichts"! Lissabon  hat sich uns als eine Stadt wie für einen Städtetrip, wie für uns geschaffen präsentiert: Eine Stadt durch die man sich - beinahe ohne Ende - gemütlich treiben lässt, die überall zur Einkehr einlädt, die insgesamt angenehm unaufgeregt ist und doch lebendig und dynamisch wirkt. Lissabon  ist traumhaft schön, städtebaulich vielseitig und bietet so viel Überraschendes, Historisches und Interessantes an jeder Ecke der Altstadt. Hier kann man es sich in jeder Hinsicht gutgehen lassen, auch wenn die Massen an Menschen, die die Stadt jeden Tag heimsuchen, natürlich nicht wegzudiskutieren sind...

 

Impressionen aus Sintra, Portugal (Fotos Jörg Schwarz)  - die Fotos lassen beim Anklicken vergrößern.

 

 

Spurenwechsler  jedenfalls werden wiederkommen, auch, weil in der Kürze der Zeit noch so Vieles unbeachtet bleiben musste, weil noch so Vieles darauf wartet entdeckt zu werden... Das gilt für die Stadt selbst, das gilt aber auch für das fabelhafte Umland Lissabons, in dem Sintra  und die Praia da Andraga  ganz sicher herausragende, aber wohl nicht die einzigen Highlights ausmachen dürften...

 

Wir müssen also wiederkommen und wir machen es gern!

Ein Teil von uns bleibt ohnehin...

 

 

" (...)

In Lissabon mündet der Tejo ins Meer

In Lissabon heißt das blaue Meer den Fluss willkommen

Es ist diese Brise, die uns ausmacht

ein Reiseversprechen

eine Kühle Brise, die etwas offenbart

in unseren abwesenden Seelen

 

Ich vermisse dich, Stadt

aus dem Salz des Meeres

(...) "

 

 

(eigenhändig übersetzter Auszug aus dem Songtext von Madredeus: "Moro em Lisboa") 


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Im Grenzgebiet zwischen Graça und Alfama... Lissabon, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

Empfehlungen

 

Sintra

 

Unterkunft

  • Wir haben auch in Sintra  auf eine kleine Airbnb-Wohnung in unmittelbaren Nähe zum touristischen Sintra - Oberstadt - zurück-gegriffen und waren mehr als zufrieden. In völliger Abgeschiedenheit und Ruhe, ausgestattet mit einer netten kleinen Terrasse zur Straße hin, gut ausgestattet und sauber, haben wir es hier sehr genossen: Airbnb, Casa da Vila, über Gastgeber Burghard. Alles top!

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Speisen

  • Kulinarisch die beste Adresse in Sintra: Der Inder Bengal Tandoori Sintra, Tv. Pendoa 11, 2710-557 Sintra, Portugal, hier kann man wunderbar auf einer Dachterrasse sitzen und zwischen Bäumen hervorragend indisch essen...
  • Eine gute Adresse ist zudem das Café Cafetaria Tulipa, Avenida Heliodoro Salgado N•53, Sintra, Portugal 2710-575, im modernen Teil der Stadt, am Ende der Fußgängerzone... Hier gibt es neben wunderbarem Gebäck auch jede Menge Mittagsmenüs und Snacks...
  • Sehr empfehlenswert - allein für seinen herausragenden Sangria und die netten Leute, aber auch für die Lage in der oberen Stadt und die netten Snacks - ist das Pátio à Esquina, Rua da Fonte da Pipa 2A, 2710-558 Sintra, Portugal. Hier findet ihr einen netten kleinen Biergarten, sonnengeschützt, angenehm kühl, es lohnt sich hier eine ausgedehnte Pause! Abends geschlossen!
  • Direkt gegenüber müsst Ihr dringend in das Piriquita II, Rua Padarias 18, 2710-603 Sintra, Portugal, ein Ableger des berühmten Piriquita, ein paar Treppenstufen weiter unten in Sintra - frühere Bäckerei des Königs und des Palastes - und bestellt Euch die fabelhaften Travesseiras  mit Nutella!
  • Ebenfalls ganz nett war das Restaurante Aventura Tapas Bar, im Treppengewirr rund um die Rua Ferraria, gleich hinter dem ebenfalls ganz guten Bacalhau na Vila. 
  • Ganz gut ist auch das Restaurante Tasca Saloia, Largo Dr. Gregório de Almeida nº2, 2710-570 Sintra, Portugal... Herausragende, aber teure Sangria-Bowl!
  • Unten beim Bahnhof findet Ihr ebenfalls noch ein paar nette Restaurants, von denen wir u.a. das Salus Brunch Garden besucht haben: Av. Augusto Freire 2, 2710-579 Sintra, Portugal;  gute und interessante Gerichte auf der Karte - mal mehr als das übliche portugiesische Angebot - aber kleine Portionen zu exorbitanten Preisen... Hier wird man glücklich und arm zugleich! 

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Das nette Restaurant Aventura Tapas Bar, unterhalb der Rua Ferraria, Sintra, Portugal (Foto Jörg Schwarz)

 

 

Allgemeines

  • Von Lissabon aus fahren täglich und stündlich Regionalzüge für kleines Geld vom Bahnhof Rossio nach Sintra und zurück - viel nachdenken muss man da nicht. Natürlich ist ein Tagesausflug besser als gar kein Besuch, wir empfehlen aber mehr Zeit für die Umgebung der kleinen aber feinen Stadt! 
  • Werft - wenn Ihr schon da seid - einen kurzen Blick in das kleine Ticketcenter am Bahnhof, es ist wirklich nett gefliest- hier finden sich außerdem ATMs der Banken, da ansonsten meist nur die teuren Reisebanken ATMs in der Altstadt aufstellen...
  • Was für Lissabon  gilt, gilt auch für Sintra: Lauft die Gassen und Treppchen ab, geht in alle Richtungen, lasst Euch kreuz und quer durch die kleine Stadt treiben... Sie ist für den Slow travel-Modus wie geschaffen... Ihr kommt dabei an allem sehenswerten und allen Aussichtspunkten automatisch vorbei, werdet angelockt von kulinarischen und sonstigen Schmankerln in der Stadt und es gibt viel Touristenschnickschnack... 
  • Lauft auch mal in die Einkaufszone in der modernen Stadt, am Bahnhof noch vorbei, hier findet Ihr - falls Ihr das mal nötig haben solltet - aus dem historischen in das zeitgenössische Sintra  und trefft normale Portugiesen, statt Touristen... Einkaufen geht hier besser als oben und auch das ein oder andere Restaurant ist sehr verheißungsvoll! 
  • Im näheren Umfeld der Stadt muss man - zu Fuß oder auch mit dem Bus (ab Station Bahnhof - bei den oberen Stationen in der Stadt ist der Bus wenigstens am WE und im Sommer zumeist schon prall gefüllt und fährt einfach durch!) - unbedingt in das Park- und Waldareal nördlich der Straße    N 375, in dem sich alle Sehenswürdigkeiten - der Parque da Pena mit dem Palácio Nacional da Pena, das Castelo dos Mouros, weitere Villen, Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkte - ablaufen lassen, die in diesem schönen Wald eben so zu finden sind... Hierzu gibt es gute Informationen in der Touristeninformation am Bahnhof!
  • Natürlich ist die Besichtigung des Palácio Nacional de Sintra, ein Muss und auch wirklich sehr sehenswert. Wir empfehlen bestenfalls eine Führung, weil man an diesem Ort auch viel über die Geschichte Portugals lernt... 
  • Uns hat es zudem ans Meer gezogen... Es fahren bis zum Örtchen  Almoçageme regelhaft Linienbusse von den Haltestellen am Bahnhof ab - einfach durchfragen... Von diesem Ort aus muss man allerdings noch ein Stückchen laufen... Wir haben uns einfach ein Uber gerufen und uns in 30 Minuten zur schönen Praia da Andraga fahren lassen... Hier kann man - mit ausreichend künstlich erzeugtem Schatten - sicher gut einen Tag verbringen, zumal das hiesige Restaurant einen guten Ruf hat! Einfach die Uber-App aufs Handy laden und los! 
  • Es gibt natürlich weitere Sehenswürdigkeiten, Strände, Wanderareale oder historische Städtchen in der erweiterten Region Lissabon - Cascais, Cabo da Roca, Ericeira oder Mafra fallen mir spontan ein - allein unsere fünf Tage waren dafür nicht ausreichend... 
  • Und ja: Auch Sintra  ist schon wahnsinnig touristisch - das gilt für Wochentags genauso wie an den Abendstunden, man entkommt dem hier nicht. Wir brauchten daher immer auch mal ne Rückzugsmöglichkeit und haben das in unserem kleinen Kiez - unterhalb der Kirche - und auf unserer schönen kleinen Terrasse auch stets gefunden... Sucht Euch also Nischen, dann kann man es in Sintra  gut aushalten und ihre Schätze genießen...
  • Ladet Euch die Uber-App auf's Handy! Ich will hier echt keine Schleichwerbung machen, aber die kann hier das Leben einfacher machen, weil sie gut etabliert ist... 

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Ausblick

 

Spurenwechsler kehren zunächst heim... 

 

Im Dezember allerdings planen wir bereits das nächste Abenteuer:

 

Neben dem Besuch unserer "zweiten Heimat" Thailand  - hier wird besucht, was ggw. bei uns am höchsten im Kurs steht: Koh Kood, Bangkok, Chiang Mai  und alle Freunde und Bekannte hier - soll es u.a. nach Laos  gehen... 

 

In Laos  steht erneut Neuland an: Spurenwechsler  nehmen sich den Loop  bei Thakhek  im zentralen Laos  vor und werden hier ein paar Tage am Stück mit dem Moped auf einem ausgedehnten Rundkurs unterwegs sein. Vor allem die traumhafte Landschaft mit ihren zahlreichen Höhlen und Wäldern, der bergigen und wilden Karstfelsen-Landschaft stehen hier im Mittelpunkt.

 

Ganz sicher ist der Besuch der einzigartigen Kong Lor Cave  und ihres Höhlenflusses. Ob die Reise anschließend dann in den Norden oder in den Süden weiter geht oder einfach im zentralen Laos  weitere Ziele erschlossen werden, steht noch in den Sternen...

 

Lasst Euch also überraschen und folgt unser SPUR von Mitte Dezember an bis weit in den Januar hinein...

 

Eure Spurenwechsler


Es geht zurück nach Laos - Zentral-Laos... (Foto Jörg Schwarz)
Es geht zurück nach Laos - Zentral-Laos... (Foto Jörg Schwarz)




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