Moin Moin von unserer Luxusterrasse in Vang Vieng!
Ich sitze im fünften und zugleich (Dach-) Geschoss unseres Hotels - weit und breit das höchste Haus im ruhigen Nord-Kiez - und habe eine der besten Aussichten aus der Stadt heraus - da lege ich mich fest... Zwei Motorgleitschirme fliegen noch eine Etage direkt über uns hinweg und winken Aug' in Aug'... Uns gegenüber - dazwischen liegt das Tal des Nam Song-Flusses sowie weitere Häuser der Nachbarschaft - blicken wir auf eine atemberaubend schöne und wunderbar zerklüftete Front von hohen Karstfelsenkegeln, die auch ansonsten, um uns herum, das Tal malerisch umgeben... Gerade verschwindet die Sonne vor einem orangenen Abendhimmel, der - einziger Wehrmutstropfen - weiterhin kaum Weitsicht zulässt...
Ich kann mir gerade keinen besseren Platz vorstellen, um diesen 68. Reiseblogbeitrag zu schreiben, der von eben diesem Ort - Vang Vieng - sowie der Hauptstadt von Laos - Vientiane - berichten wird... Neben mir steht ein eisgekühltes Bier auf dem Tisch, mein Massagetermin ist in einer halben Stunde gegenüber der Straße und das beste Restaurant der Stadt liegt keine zwei Minuten zu Fuß entfernt... Schaue ich mich von der Dachterrasse aus weiter um, blicke ich auf einen der schönsten Tempel der Stadt und sehe viele weitere Hotels in der quirligen, touristisch entwickelten und genauso schnell wie wild gewachsenen Stadt... Wir sind froh hier zu sein und haben schöne Ecken entdeckt...
Dies ist nun vorerst der letzte Blogbeitrag zu Laos, denn unsere Zeit geht hier leider schon vorüber... Wir haben ein wenig getrödelt und uns treiben lassen und werden nun - zu unseren größten eigenen Bedauern - vorerst nicht mehr nach Thakhek reisen können, da unser Visum ausläuft. Zugunsten anderer Ziele - West-Malaysia und Nord-Vietnam - verschieben wir demnach den Besuch dieses Teils des wunderschönen Laos und versprechen unsere Rückkehr!
Folgt uns hier zunächst IN DIE SPUR nach Vang Vieng...
Von Luang Prabang nach Vang Vieng - mit dem "chinesischen" Zug
Wir wollen eine Etappe unserer Laos -Tour weiterziehen und bemühen uns um ein Ticket nach Vang Vieng (Provinz Vientiane) im schnellsten Verkehrsmittel - nach dem in Laos unsicheren Flugzeug... Wir wollen ein Ticket der China-Laos-Bahn! Die Bahn gilt bekanntlich als besonders nachhaltig, soll hier sehr komfortabel und eben vor allem schnell und sicher sein... Wollen wir!
Die Strecke hier - sie führt vom chinesischen Kunming derzeit bis Vientiane, der Plan sagt: bis Singapur one time...- hat eine interessante Geschichte und so lohnen sich ein paar Informationen vorweg: Der Auftrag zur Fertigstellung der Strecke, für die es hier keine Vorgänger gibt, wurde von der laotischen Regierung nach viel internationalem Kopfschütteln über deren ökonomischen Sinn und Zweck für Laos, an ... die China Railway Group vergeben und in der Rekordzeit von Dezember 2016 bis Oktober 2021 nach gut 5 Jahren fertiggestellt. Am 2. Dezember 2021 - dem Nationalfeiertag von Laos - weihten sowohl China als auch Laos die Strecke mit den beiden ersten Zugfahrten gemeinsam ein... Ein imposantes Werk, das auf den 422 km in Laos zu über 63 % unter Tage - allein in Laos fährt sie durch 167 Tunnel - und hier und da auf beeindruckenden Brückenpfeilern u.a. über den Mekong verläuft...
Der Bau der Strecke stieß auf erhebliche Behinderungen und Schwierigkeiten, wie man sich denken kann: Einerseits liegt sie in hochbrisanter Umgebung und barg Sicherheitsrisiken en masse - sie verläuft u.a. durch den Nord-Westen von Laos, das durch amerikanische Bomben des Vietnamkriegs nach wie vor hoch gefährlich ist. Andererseits verläuft die Strecke über ein zumeist instabiles und hochsensibles Karstgebirge, das sich durch halb Laos zieht und nur schwerlich sicher Hochgebirgszüge trägt... Allein diese Voraussetzungen und die gleichwohl schnelle Bauzeit lassen jeden Großprojekt-Fan in Deutschland vor Neid erblassen! Ich sage nur Flughafen Berlin-Brandenburg oder S 21 in Stuttgart... China hat es hier schnell hinbekommen und Laos ist happy! Ganz Laos?
China, der große Geber
Was sich hier wie eine wunderbare Sache und eine herrliche win-win-Situation für China und Laos anhört, hat natürlich einen gewaltigen Haken, wenn man weiterliest: Laut Wikipedia beliefen sich die gesamten Baukosten auf 5,7 Mrd. US-Dollar... Ich zitiere einfach mal: "Weil das kleine, verarmte Laos mit nur sieben Millionen Einwohnern den Bau der Strecke nicht finanzieren konnte, beteiligte sich das Land nur mit 30 % an den Baukosten, die restlichen 70 % wurden von China übernommen. Laos bürgte für die Kredite mit seinem Reichtum an Bodenschätzen. Die Verschuldung entspricht ungefähr 80 % des nominalen Bruttoinlandsprodukts von Laos, was das Land nach Japan, Simbabwe und Griechenland zum viertstärkst verschuldeten Land der Welt macht. Es wird geschätzt, dass die jährlichen Zinsen für das chinesische Darlehen etwa 20 % der laotischen Staatsausgaben betragen."
Diese Geschäftsgebaren der Volksrepublik China, die sich nicht nur in Laos als "Großer Geber" feiert, sind ja bekannt und insbesondere im Zusammenhang mit Laos längst in der Öffentlichkeit. Vor allem im Kontext weiterer Großprojekte hat China Laos noch weitgehender von sich abhängig gemacht, gilt China - vor allem durch zahlreiche Staudammprojekte in Laos, die das Land genauso wenig selbst finanzieren kann - bei kritisch denkenden und informierten Laoten - freilich hinter vorgehaltener Hand - auch als "neuer Kolonialherr..." Die nun hoffnungslos abhängige laotische Regierung - ausgeliefert und verschuldet ist das Volk der Laoten, das ganz andere Prioritäten hätte - proklamiert freilich die Freundschaft mit China - auch öffentlich... Was bleibt ihr auch übrig? Sie verteidigt u.a. das Bahnstrecken-Projekt als ökonomisch und vor allem für die Laoten als nützlich und lässt immer die laotische mit der chinesischen Flagge gleichzeitig hissen - überall...! Ich lasse das mal so stehen...
Da wir etwas spät dran sind erhalten wir nur noch ein Ticket im zweiten Zug unseres Reisetages, also am Nachmittag, denn diese Bahnstrecke wird täglich lediglich von zwei (!) Zügen in jede Richtung am Tag befahren... Nur zwei Züge am Tag? Lohnt sich denn da so eine teure Strecke? Und all die Aufwände? Die Bahnhöfe? Das Personal? Wir wollen nicht zu kritisch sein und nehmen die Tickets gerne, diese Erfahrung wollen wir uns nicht nehmen lassen und eine Busfahrt wäre auch wirklich deutlich anstrengender und länger...
Der zweite Zug am Tag ist ein besserer Regionalzug - könnte man sagen - und als wir endlich in ihm sitzen, da fühlt es sich zunächst ein wenig so an wie in einem Zug von Berlin Alexanderplatz nach Belzig, was ja völlig O.K. ist, denn wir wollen ja nur in den nächsten Ort fahren. Wir sind dennoch etwas enttäuscht, denn damit entgeht uns freilich das Erlebnis der chinesischen Luxusklasse, die hier mit reichlich hochmodernem Outfit und spitzer Zugnase gute 160 km/h schnell ist und ein gewisses Ambiente ausstrahlt... Unsere Strecke nach Vang Vieng fährt sie in einer Stunde - wir brauchen dafür gute 1,5 Stunden... Na ja, das ist ja auch nicht so viel mehr...
Der Bahnhof von Luang Prabang - weit außerhalb der Stadt und ein ziemlich geschniegelter Klotz von einem Gebäude - ist bereits gut gefüllt, als wir ihn betreten. Erstmal Sicherheitscheck wie am Flughafen. Wir lesen das Schild mit den nicht erlaubten Dingen im Gepäck und schlucken: Keine Messer, keine Scheren, keine Behältnisse oder Tuben von mehr als 100g und eben alles das nicht, was man auch im Flieger nicht transportieren darf. Wir schauen uns an, denn wir brauchen natürlich all das Zeug und haben beinahe alles davon in unserem Rucksack... Wir lassen es drauf ankommen und lassen unsere gepackten Backpacks durch den Scanner laufen... Es piept hier und da, es stockt ein wenig ... dann erhalten wir vom Band alles unbeanstandet zurück... Wäre ja auch noch schöner... Offensichtlich nehmen die Laoten die chinesischen Regelungen nicht ganz so ernst...
Wir warten eine Weile. Als die Lautsprecheransage in drei Sprachen durch die Halle dröhnt - erst auf Laotisch, dann Chinesisch und am kürzesten auf Englisch - kommt ungeahnt rapide Bewegung in die Menge... Noch einmal werden die Tickets kontrolliert, dann strömen die Menschen - viele von ihnen sichtlich nervös, als wäre es die erste Zugfahrt ihres Lebens (?) - auf den Bahnsteig und zur jeweiligen Nummer, die zur Orientierung mit Tesafilm an Säulen befestigt wurde. Hier soll er also stehen unser Waggon, Nummer 2! Wir sind die letzten in der Reihe.
Militärischer Drill und exterritoriale Ordnung am Zug
Als der Zug nun einfährt beginnt ein sagenhaftes Ritual militärischer Prägung: An jedem Waggon auf dem Bahnsteig steht zunächst - in Uniform - ein zuständiger Zuweiser und steuert die Menge an den Haltepunkt: "Hier stehen, hier warten! Benutzt wird dazu zunächst eine Trillerpfeife und ziemlich klare Anweisungen auf laotisch... Innerhalb des nun einfahrenden Zuges ist erneut ein Zugbegleiter für je einen Waggon zuständig und hat - ich sage mal - Befehlsgewalt. Von den zwei Türen - jeweils am Anfang und Ende des Waggons - öffnet sich nur eine, damit auch das Bahnpersonal im Zug klare Disziplin der Aussteigenden und später der Einsteigenden gewährleisten kann... Erneuter Trillerpfeifeneinsatz...
Nachdem nun die Aussteigenden den Zug verlassen haben, heißt es für uns: Schön der Reihe nach durch die eine Tür zwängen... Warum macht der die andere nicht auch auf? denke ich so bei mir... Wir üben uns in Geduld und blicken uns um, als wir nach kurzer Zeit von Waggon 1 hektisches Winken in unsere Richtung wahrnehmen: "Hierher!" zeigt sie an - "Wir?" fragen wir gestikulierend zurück, blicken erneut zu unserem Cheffe und wieder zu ihr... Wir wollen ja nicht verhaftet werden... Letztendlich folgen wir dann aber dem eindeutigen: "Ja, ihr!" Entgegen also der Anweisung unseres "Feldwebels" im Wagen 2 laufen wir - jetzt halb illegal - dem nun freien und menschenleeren Eingang des Wagens 1 entgegen und steigen durch diesen in den Wagen 2 ein. Wir suchen unsere Plätze, sind deutlich schneller als viele aus unserer Schlange und sitzen irgendwann bei einer netten aber schüchternen laotischen Familie in einer 6er-Sitzgruppe, als sich viele andere noch ihren Weg bahnen. Es ist eng, wie der Regionalexpress von Berlin nach Belzig, sage ich doch...
Ich hieve unsere Backpacks auf die gut 2m hohen Gepäckablagen - viel höher als etwa in deutschen Zügen - und wundere mich, wie das wohl die Laoten hinbekommen, als ich es auch schon sehe: Sie steigen einfach auf die Sitzbank, sonst geht es eben nicht... Als sich das Chaos beim Einsteigen beruhigt hat, das sich also offenbar auch bei der rigidesten und direktivsten Einweisung von Passagieren durch das Zugpersonal nicht wesentlich smarter gestaltet als bei uns, da zeigt sich das Zugpersonal nochmal von der "chinesischen Seite":
"Wem gehören die Rucksäcke da oben?" fragt er mehr gestikulierend und böse dreinblickend, als verbal... "Meine?!" sage ich etwas erschrocken und eingeschüchtert, weil ich denke, die haben nun doch das Messer und all den anderen praktischen Kram - nachträglich - entdeckt... Dann, ohne Worte aber unmissverständlich: "Die Bänder verstauen"! Er zeigt auf unsere Bänder und Gurte, die vom Rucksack über die Ablage baumeln... So sei es! Ich stehe bereits und verstaue die einzelnen Bänder auf die Ablage - die definitiv weder eine Gefahr darstellten, noch irgendwen irgendwie behinderten oder störten - und setze mich wieder. Nach keiner halben Minute steht er erneut vor mir, schaut mich musternd und geringschätzig (?) an, hat wohl die Hoffnung verloren und korrigiert noch ein letztes kleines Bändchen von vielleicht drei cm höchst selbständig auf die Ablage... Und geht demonstrativ weiter... "Wenn wir hier in China wären...!"
Ich bin etwas konsterniert und verblüfft. Was für ein schei... Drill herrscht denn bitte hier in einem Zug? Alle in meiner Gruppe schauen etwas ratlos, entspannen sich aber schnell und wir sind froh, als wir den Zug - ein Vehikel exterritorialer chinesischer Ordnung - verlassen dürfen. Irgendwann sind wir wieder in der "freien Welt" ankommen: Bahnhof Vang Vieng!
Vang Vieng's schneller Aufstieg zum touristischen Hotspot - zurecht!
Ein bisschen haben wir Angst vor Vang Vieng, denn wir sind oft enttäuscht von dem, was andere für das ultimative Reiseziel halten... Vang Vieng ist ganz sicher einer der populärsten Orte - nach Luang Prabang - in Laos... Und: Wir sind hier sehr spät dran, viele andere waren vor uns da...
Tatsächlich ist hier sehr viel los, das wird auf den ersten Blick klar: Die Touristen aus aller Damen und Herren Länder finden sich zahlreich ein, dem Ort merkt man seinen rasanten touristischen Erfolg auf Anhieb an: Üppiges Angebot aller möglichen Spezies von Unterkünften, wild zusammen-gezimmerte Restaurants und Bars und ein reichhaltiges (auch teures) touristisches Angebot... Es herrscht eine gewisse Atmosphäre massentouristischer Vergnügung in der Stadt und der Charme des Neuentdeckten fehlt zumeist - mit allen Folgen, die das für das Verhalten der Gäste hier nach sich zieht und das Gebaren der Gastgeber...
Was sich hier echt negativ anhört ist nun auch in der Realität nicht schöner, aber es ist deutlich relativer... Schon nach kurzer Zeit erkennen wir, dass das reichhaltige Angebot das Leben auch leicht macht, dass Offerten - wie beispielsweise das Verleihen eines Mopeds - an gewisse Standards gebunden, schnell und günstig sind oder Informationen reichlich sprudeln... Aber das ist keineswegs alles in Vang Vieng - im Gegenteil: Die Umgebung dieser Stadt, das Umland Vang Viengs ist von einer derart außergewöhnlichen Schönheit und einem natürlichen Zauber, dass es wirklich kein Wunder ist, das sich der Ort als Reiseziel so etabliert hat! Das Wunderbare - aber darauf gehen wir hier noch gesondert ein: Wir haben diese Schönheit hier direkt vor unserer Nase, weil wir eine grandiose Terrasse unser eigen nennen...
Vang Vieng ist wirklich sehenswert und hat in dieser Kulisse viel zu bieten: In der üppigen Karstfelsenlandschaft gibt es wunderbare, gut erschlossene Trekking- und Wanderrouten, zahllose traumhafte Aussichtspunkte, die man ersteigen und erklettern kann. Es gibt sechs sog. "Blaue Lagunen", aufgestaute, kalte und abkühlende Flüsse/Bäche, die als willkommene Bademöglichkeiten mit allem Pipapo in der Umgebung verteilt sind - wir berichten noch davon. Man kann wundervolle Wasserfälle trekken und unendlich viele Höhlen besuchen - einige relevanter als andere. Jeden Abend fliegen motorisierte Gleitschirmflieger über unsere Terrasse hinweg, sehen wir Ballons vor dem Karst dahin fahren.... In den Flüssen der Umgebung bieten sich Rafting, Kayaking, Flossfahrten und... - besonders beliebt und populär in Vang Vieng: Tubing an... Beim Tubing lässt man sich auf großen, aufgepumpten Gummischläuchen über Flüsse oder Wasser gleiten... Ganz sicher ist das nicht alles hier, was geht - Buggyfahren, beispielsweise, erfreut sich bei vielen Asiaten als große Sache...
Für uns - Spurenwechsler - ist das Paket hier deutlich zu umfangreich und um manches machen wir einen großen Bogen... Wir lassen uns mal wieder mit dem Moped durch die Landschaft treiben und wählen für uns die interessanten Sachen aus. In der Stadt laufen wir die wichtigsten und schönsten Gassen ab, finden wir uns dann aber auch schnell an ihrem nördlichen und ruhigeren Ende ein und lassen es uns dort gut gehen - mit fantastischer Sicht auf die nahen Karstgebirge, einem Knaller von Koch um die Ecke und der guten traditionellen Lao Massage im Laden gegenüber...
Wir wohnen formidabel und exklusiv - aber mit Hindernissen...
In der Woche unseres hiesigen Aufenthalts sind Temperaturen von 40 °C angekündigt, so dass wir nicht davon ausgehen, immer draußen aktiv zu sein... Da wir außerdem nicht genau wissen, was uns in Vang Vieng erwartet, wollen wir uns wenigstens in unseren vier Wänden wohlfühlen... Wir greifen also zunächst ins obere Regal und wollen Space, Aussicht und unsere Ruhe... Wir buchen für gerade einmal 43,- € (inkl. Frühstück) also eine Suite, die 100 m² groß sein soll und eine außerordentliche Terrasse mit Aussicht hat ... und sind erstmal hingerissen. Wenn alles schiefgehen sollte, könnten wir auch 5 Tage hier sitzen und ohne Langeweile und große Verluste gegenüber in die Karstlandschaft blicken - die Szenerie ist überwältigend, meine Hängematte findet ihren Platz und die Luft hier oben ist abends aufgrund des leichten Windes mega-angenehm! Zwar ist die angekündigte Küchenzeile nicht ganz nach unseren Erwartungen, auch wischen wir erstmal Staub und befreien die wichtigsten Flächen von klebrigem Dreck... Aber nachdem wir uns einen Wasserkocher organisiert, uns eingerichtet und realisiert haben, dass wir nun jedes Mal bei 40 °C in den 5. Stock die Treppe nehmen müssen (kein Fahrstuhl), chillen wir uns in den Tag hinein...
Wir entdecken gleich um die Ecke ein nettes kleines Garagen-Restaurant mit dem Glück eines außerordentlich talentierten Kochs - er weiß es nur noch nicht oder hat womöglich keine Ambitionen... Hier schlemmen wir also - übrigens alle Tage - Larb Noodle, Larb Chicken, Larb Mushrooms oder irgendeine andere vegane oder vegetarische Kost der Extraklasse, denn Fleisch ist hier die Ausnahme, und laufen ein wenig die Stadt ab, die wenig Schönes bietet, viel zu schnell gewachsen ist und hemmungslos funktional daher kommt... Nichts desto trotz verteilen sich eigentlich die Massen an Menschen hier recht gut und wir kehren nassgeschwitzt und von der Hitze überwältigt in unsere Suite zurück...
Wir sind klitschenass und freuen uns auf die Klimaanlage - ohne die geht es dieser Tage nicht, ein Ventilator ist heuer mehr ein Fön, denn eine Hilfe... Ich betrete die Suite, stecke den Schlüssel in das Stromfach, um die Elektrizität zu starten ... warte einen Moment - keine Reaktion... Ein paar Dreh- und Verschiebeversuche später wird klar: Der Strom ist weg! Allein die Erkenntnis, dass jetzt diese Klimaanlage nicht anspringen und uns kalte Luft bringen wird, lässt mir die Schweißtropfen noch schneller und unnachgiebiger den Nacken herunterlaufen... Ich fühle mich wie eine ausgequetschte Zitrone... Wenig später erfahren wir: Totaler Stromausfall im ganzen Kiez, wobei alle rechts der Straße Strom haben, alle links nicht! "Aber wir liegen doch rechts der Straße?" - "Richtig! Aber der 5. Stock - ausschließlich der 5. Stock - ist mit dem Stromnetz links verbunden, weshalb alle anderen im Haus auch Strom haben - nur eben wir nicht...!" Ich glaube es nicht...
Wir halten es jetzt nur im luftigen Windzug unserer Terrasse aus, bei Kerzenschein und einem kalten Beerlao.. Es sollte noch zwei Stunden dauern, dann ist der Strom zurück, just als uns der Hotelmanager ein anderes Zimmer im 4. Stock angeboten hatte... "Hat sich erledigt, dann bleiben wir natürlich hier!" Es ist aber nun bereits dunkel und ein leichtes Gewitter hat eingesetzt. Noch bleiben wir auf der Veranda und genießen den zunehmend kühler werdenden, dann böigen und nun fast stürmischen Wind... Noch ist er eine wahre Wohltat! Es blitzt hin und wieder heftig hinter dem Karst, es grollt immer wieder leicht, aber wir genießen den Wind und die Atmosphäre... Als es richtig stürmisch wird, ziehen wir uns in die nun klimatisierte Wohnung zurück, befestigen noch die Wäscheständer, den Tisch, die Stühle und gehen langsam schlafen.
Am nächsten Morgen, es ist 5:30 Uhr früh, weckt mich ein heftiges Getöse... Es jault regelrecht da draußen und pfeift durch zahllose Ritzen und Spalten unserer Fenster und Türen - Dichtungen sind nicht vorhanden, ein passender Einbau von Fenstern wird oft überschätzt... Wir allerdings spüren jetzt den extremen Druck auf die Fensterfront, den ein offensichtlich heftiger Sturm nun auf sie ausübt. Er drückt permanent und mit Nachdruck auf diese Seite und ich habe große Sorge, dass sie halten und nicht aus ihrem Fundament gedrückt werden, denn dann stürzen sie direkt auf unser Bett. Gerade erst realisiere ich den Regen, der ein wahrer Starkregen sein muss, denn der Sturm presst mit einer enormen Energie das Wasser gegen die Scheiben und durch alle Ritzen und Spalten in unsere Wohnung hinein. Es peitscht und heult, jetzt prasseln Hagelkörner an das Glas. Erste Pfützen bilden sich, sie vergrößern sich in rasendem Tempo und werden hier und da - aber eben nicht überall - von den großen und schweren bodenlangen Vorhängen aufgesogen, die so das Eindringen des Wassers ein wenig aufhalten... Aber unsere Eingangstür ist ein offenes Scheunentor, das Wasser ist schon in der Hälfte des Raumes... Ich bin jetzt wach und sehr schnell klar, rette vom Boden, was da zu retten war und denke nach... Was kann ich tun? Magda ist inzwischen wach und kriegt einen riesigen Schreck, der Wind auf der Scheibenfront ist enorm, seine Akustik ohrenbetäubend, es knackt in der Fensterfront und der Druck wird immer bedrohlicher ... als er genauso plötzlich abebbt, wie er vorhin anhob...
Schon läuft das Wasser hier und da zurück... Die bedrohliche Akustik verschwindet, das Pfeifen lässt nach... Ein Blick nach draußen - den hatten wir uns bisher gar nicht getraut - zeigt das Ausmaß des Hagels, die Matte vor der Eingangstür liegt am anderen Ende der Terrasse und die fixierten Wäscheständer liegen verstreut... Noch stürmt es, aber es nimmt merklich ab... Bis zur Mitte unserer Suite stehen noch immer Wasserlachen, eine Pfütze jeweils nur, aber Vorhänge und Matten sind pitschenass... Während draußen der Gewittersturm immer mal wieder Fahrt aufnimmt, insgesamt aber nachlässt, fällt die Spannung ab... Wow - ist das gerade wirklich passiert? Bei einem frischen Kaffee verdauen wir erstmal den Schock: Ein krasses Erlebnis...
Bearlin Bungalows - noch ein schöner, aber zerplatzter Traum...
Noch ein zweites Mal sollte der Strom in unserer Suite und dem gesamten Kiez ausfallen - nur für eine Stunde zwar und am kühleren Abend - aber immerhin zwei Mal in 5 Tagen... Glück hat uns die Suite nicht wirklich gebracht... Nach gleichwohl angenehmen 5 Tagen - wir haben das schon genossen hier oben - beschließen wir ohnehin den Standort zu wechseln... Es soll ein wenig raus in die Natur gehen, zu Lan - einer gebürtigen Vietnamesin, deren Flucht vor dem Vietnamkrieg sie einst für 30 Jahre nach Deutschland und Berlin führte, ehe sie hier in Laos unter dem Label Bearlin Bungalows eine wunderschöne Bungalowanlage aufbaute, die sie hier jetzt eben leitet... Wir erhalten den Bungalow "Charlottenburg" vor atemberaubender Felsenkulisse, essen eine echte Berliner Currywurst von Weltformat - stimmt nicht ganz, ich habe gleich zwei hintereinander weg gegessen - und wollen eigentlich drei geruhsame Tage am Pool und in dem schönen Garten verbringen - doch leider bleibt uns in Vang Vieng das Pech mit den Unterkünften ein wenig treu...
Ausgerechnet am Tag unserer Ankunft - vorher war das scheinbar nicht absehbar - begannen umfangreiche und tagelange Bauarbeiten am Pool und zwar derart laut, dass wir auch den Bungalow und den Garten nicht genießen konnten... Natürlich haben wir Verständnis für Renovierungsarbeiten und irgendwann muss es halt passieren, wir wollten da auch nicht im Wege stehen, aber für uns konnte das nur bedeuten, dass wir vorzeitig abreisen... Nach nur einer "Charlottenburger Nacht" also, sind wir Richtung Vientiane abgereist... Aber, soweit sind wir noch nicht!
Schade! Es kann nicht alles klappen...
Die Lagunen 1 bis 6 - beste Badespots zu Füßen des Urwalds
Trotz aller Schönheit unserer Terrasse - ganz so faul, wie sich das hier liest, sind wir ja gar nicht - brechen wir irgendwann auf. Wir sind richtig neugierig auf die wundervolle Gegend hier und genießen die Fahrt mit dem Moped durch die reizvolle und spektakuläre Landschaft, auch wenn die Luft durch permanente Feuer und Rodungen voller Qualm und Feinstaub ist... Die Temperaturen von 40 °C über alle Tage hinweg sowie die feinstaubbelastete Luft treiben nur noch Irre trekkend in die Berge und auf die Lookouts auf den hohen Karst... Bei diesen Bedingungen steht für uns schnell fest: Ins Wasser! Mit der Empfehlung von Alicia aus Franken im Gepäck, die wir in Nong Khiaw auf einem Boot kennengelernt hatten, fahren wir zunächst in Richtung Norden aus der Stadt heraus, staunen wir über die atemberaubend bizarre Bergwelt einerseits und bedauern andererseits, dass sie in schwerem Dunst und fortgesetzter Diesigkeit nur schemenhaft erkennbar sind...
Unser Ziel ist die Lagune 4. Ganze sechs sog. "Blue Lagoons" sind hier in der Umgebung Vang Viengs verteilt und mehr oder weniger stark frequentiert. Vor allem Blue Lagoon 1 ist täglich von zahlreichen großen Reisegruppen besucht und unangenehm voll und laut - ich sage es nur ungern, aber auch hier sind es überwiegend chinesische Gruppen, die den Spaß ein wenig verderben... Lagune 4 dagegen, soll eine der schönsten und einsamsten sein... Wir cruisen also durch einige Dörfer, haben interessante Einblicke in das ländliche Leben der Region, biegen irgendwann ab und fahren nun direkt auf eine große Karstfelsenwand - eine Gebirgskette - zu, die mit jedem Meter, den wir ihr näher kommen, wilder, zerklüfteter und schöner wird... Wir zahlen den Eintritt, passieren noch den schönen Nam Kong - Fluss, in dem riesengroße Fische mit roten Schwänzen im Schwarm kurz unter der Wasseroberfläche stehen und uns das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, und dürfen mit dem Bike direkt bis zur Lagune weiterfahren...
Schon beim ersten Blick erkennen wir: Eine kleine, aber wunderbare Lagune, die zwar nicht blau, aber in schönem Grün leuchtet und sich unmittelbar vor der steilen Wand eines Karstgebirges befindet... Was für eine Badekulisse...
Vielleicht sind neben uns ganze 10 Menschen hier und liegen verteilt um das Gewässer herum, baden, relaxen oder springen vereinzelt von Plattformen und Türmen in das Wasser hinab. Man kann sich hier über eine Zipline in das Wasser hinein fallen oder einfach auf dem Gummireifen treiben lassen... Zu unserer Freude sind die hier anwesenden Menschen alle eher ruhige Typen und es kommt zum Glück kein Prinzenbad - Feeling a la Kreuzberg auf... Wir legen uns auf eine Bambusplattform, ziehen die Badeklamotten an und schon plantschen wir beglückt in der kleinen, herrlich abkühlenden Lagune... Sie ist, mit ihrem eiskalten Wasser in der Hitze des Tages der einzig sinnvolle Ort, den man hier derzeit besuchen und genießen kann... So hält man es aus... Immer wieder liegt im Wasser der Kopf im Nacken, blicken wir den atemberaubenden Berg über uns an und folgen seinen auslaufenden grünen Flanken mit den Augen...
Es gibt noch weitere, vergleichbar schön liegende Lagunen in der Region - vor allem die Lagune 3! Und die möchten wir ebenfalls gern empfehlen: An einem anderen Tag nämlich besuchen wir - nun im Westen Vang Viengs - diese deutlich größere, im Laufe des Tages sicher auch etwas vollere und von zahlreichen jungen Leuten besuchte Badestelle, die hier dann auch häufiger die Sprung- und Zip-Angebote wahrnehmen - das entsprechende Getöse eingeschlossen... Wenn man, wie wir an diesem Tag so gegen 10:00 Uhr hier ist, dann bleibt man allerdings noch recht lange mit nur wenigen Menschen allein in dieser Lagune und der Besuch ist lohnenswert... Landschaftlich ist er gar bombastisch und das Szenario für einen Badetag ist auch hier mehr als überwältigend... Schaut selbst:
Bilder der Lagune 3... Bei Vang Vieng, Laos (Fotos Jörg Schwarz & Magdalena Bosak) - für eine Vergrößerung anklicken!
Die Tham Nam Water Cave - 'Tubing' auf dem Fluss in der stockdunklen Höhle
Die laotischen Karstgebirge - das ist auch anderswo nicht anders - sind nicht nur schön, sie bergen zur Freude der Touristen zahlreiche entdeckte und zugängliche, aber auch zahllose unentdeckte und schwer erreichbare Höhlensysteme... Innerhalb einer Woche könnte man hier vermutlich jeden Tag zwei, drei Höhlen besichtigen und man würde sie noch immer nicht alle gesehen haben. Nun ist aber Höhle natürlich nicht gleich Höhle und mit der Zeit lässt die Neugierde auch schnell mal nach, wenn sie nicht ein gewisses Potenzial an Reiz enthalten... Wir befragen daher im Vorfeld intensiv die hiesigen Insider und entscheiden uns - im Zusammenhang mit dem Besuch der Blue Lagoon 4 - für den Trip zur Water Cave, die eigentlich Tham Nam Cave heißt...
Direkt also nach dem Besuch der Lagune 4 fahren wir - entlang der imposanten Reihe an Karstfelsenkegel zu unserer Rechten, die uns wahrlich immer wieder die Zunge schnalzen lassen, zum Eingang dieser spannenden Höhle... Die Tham Nam Cave ist eine flache, tunnelartige Höhle, durch die ein kleiner, sauberer Fluss fließt - richtiger wäre es vermutlich zu sagen, dass der Fluss selbst erst über viele Jahre diesen Höhlentunnel durch Erosion erschaffen hat... Die Water Cave jedenfalls verläuft in - geschätzt - durchschnittlich 4 - 5 m Breite, an einigen Stellen ist sie höchstens 2 m hoch (hier muss man dann laufen und sich häufig sogar vor den Deckenfelsen wegducken, die spitze Zacken in die Höhle hinein ragen lässt), im Schnitt aber sicher 3 - 4 m hoch. Der Tunnel verläuft einige hundert Meter tief in den Bauch des Karstes hinein und ist stockdunkel... Kein Lichteinfall gelangt hierher, würde man nicht mit Stirnlampen ausgestattet in den Berg hinein schwimmen...
Schwimmen? Jein... Diese Untertage-Höhle, die mit zwei parallel verlaufenden Seilen entlang eines Teils der Höhlenlänge ausgestattet ist, wird in der Regel mit Gummireifen "befahren"... Das sog. Tubing, dass hier ohnehin in Vang Vieng recht populär ist und auch auf normalen Flüssen oder Lagunen angeboten wird, ermöglicht eine recht anstrengende, aber "schwimmende" Fortbewegung in der horizontalen Sitzposition... Man registriert sich also oben beim Restaurant, greift sich eine funktionierende Stirnlampe und einen Gummireifen, setzt sich im Wasser in letzteren hinein - was erstmal gar nicht so einfach ist - und befindet sich quasi "Arsch-unter" im Wasser und gleitet hier nun den Fluss entlang, indem man sich stetig an den Seilen voran zieht... Ganz schön anstrengend, kann ich sagen, aber auch ein Heidenspaß... Wäre da nicht doch der Nervenkitzel angesichts einer stockdüsteren Höhle, die zudem bei Klaustrophobiker*innen (und vermutlich vielen anderen auch) wahren Angstschweiß und Panik auslösen dürfte sowie die Sorge vor all dem, was sich womöglich da drin noch mit uns bewegen möge...
Es geht nun mehrere hundert Meter in den dunklen Berg hinein, ohne Guide, ohne eine Kamera oder Handy und ohne klaren Plan - irgendwann endet halt das Seilsystem und dann wäre man schon ziemlich hilflos, sollte man es wagen, ohne ein Seil weiter in die Dunkelheit hinein zu tuben und es sollte mal eine Lampe ausfallen... Wir sind zu viert unterwegs, zwei einzelne Reisende schließen sich uns an, um insgesamt mehr Sicherheit zu haben. So sollte nichts schief gehen... Eine fünfte Person kehrt schon im Eingangsbereich wegen aufkommender Platzangst zeitnah um, was uns andere jetzt nicht mehr aufhält... Für den gesamten Weg werden wir hier die einzigen Menschen in der Höhle sein - unsere Gruppe ist vollkommen allein!
Erstmal muss man sich in dem Gummiding koordinieren, eine richtige Position finden, die richtigen Bewegungen machen, dann geht es fast von selbst... Wir ziehen und paddeln uns noch etwas unbeholfen durch den engen Eingangsbereich, blicken auf vom Wasser rund geschliffenen Fels über uns, auf kleinere und tiefere Spalten und Löcher in der Decke, aber auch zackige und beeindruckende Felsen, die wild zu uns in das Wasser ragen und umschwommen werden wollen... Mit den Lampen ausgestattet, hat man insgesamt - vor allem zu viert - eine gute Sicht. Im kühlen Wasser macht es irre Spaß sich tiefer in die Höhle hinein zu hangeln. Tiere sehen wir während der gesamten Fahrt nicht, spüren wir nicht und riechen wir nicht... Hin und wieder plätschert von irgendeinem Bach Wasser durch zerklüfteten Fels in den Fluss und speist ihn... In einer Passage ist das Wasser so flach, dass wir auf Kieseln laufen müssen, die Reifen immer vor uns her schiebend, dann kann man wieder tuben... So ist es uns allemal lieber, als die Vorstellung, es könnte plötzlich deutlich mehr Wasser hier hinein fließen, denn man kann hier unten nur an einer einzigen Stelle raus - ein paar hundert Meter weiter, beim Höhleneingang! Sollte hier jetzt also Wasser fluten - wir wären verloren...
Irgendwann haben wir genug gesehen, es wiederholt sich natürlich irgendwann und ein Ende ist nicht in Sicht. Wir kehren als Gruppe um, auch weil keiner von uns besonders ehrgeizig ist... Eine erstaunliche Erfahrung und ein riesiges Erlebnis ist es schon nach wenigen Metern, auch wenn rein gar nichts da unten passiert... Allein die eigene Vorstellungswelt in der Dunkelheit dieses unterirdischen Gewässers, das unbekannte, enge und tief in den Fels hineinragende Tunnelsystem und die Fremdheit dieser Erfahrung, machen einen enormen Reiz aus... Unbedingt diese Höhle besuchen!
Auf in die Hauptstadt - Vientiane!
Unsere Zeit in Vang Vieng, die wir - trotz der Menschenmassen hier - aufgrund unserer schönen Unterkunft, vor allem aber wegen der unbeschreiblich schönen Landschaft sehr genossen haben, geht zu Ende... Wir blicken zurück auf geruhsame, heiße Tage, in denen Temperaturen von 40 °C und fragwürdige Sichtverhältnisse nicht viel mehr an Aktivitäten möglich gemacht haben... Hier müssen wir nochmal irgendwann hin!
Aufgrund unserer Gänsehaut-Erfahrungen mit der chinesisch-laotischen Bahn entscheiden wir uns für eine Busfahrt auf der wohl besten Straße des Landes - beinahe eine Autobahn mit feinstem Asphalt... Gute zwei Stunden später - das gesamte Vorgeplänkel mit Abholung vom Hotel, Warten auf die letzten Passagiere, Betanken des Busses etc. dauert nochmal so viel - erreichen wir Vientiane, die Hauptstadt von Laos. Ihr eilt ein wenig charmanter Ruf als eine der unattraktivsten Städte des Landes voraus und so sind unsere Erwartungen gering, auch wenn meine Schwester die Stadt vor vielen Jahren "eigentlich ganz gut fand"... Schauen wir mal. Wir nehmen jedenfalls ein Tuc Tuc zum gar nicht weit gelegenen Hotel, bekommen bereits einen Eindruck vom Verkehr in der Stadt - auch hier haben wir 40 °C und fürchterlichen Smog -, beziehen unser Zimmer und machen uns gleich mal auf, in den Altstadtkiez...
Der touristische Bereich in dieser Kleinstadt ist überschaubar und spielt sich zwischen drei, vier parallel laufenden und miteinander quer verbundenen Straßen am kaum sichtbaren Mekong entlang ab. Immer wieder trifft man auf Tempelkomplexe und Klöster, es gibt einen großen Morgenmarkt, der allerdings auch noch tagsüber zu besuchen ist... Nichts hier ist geleckt, man hat den Eindruck, dass auch hier zahlreiche touristische Strukturen coronabedingt gelitten haben oder gleich kollabiert sind und doch ist das Angebot weiterhin ausreichend - von Massen an Reisenden ohnehin keine Spur... Am Rande des Mekong findet abends ein üppiger Nachtmarkt statt - allerdings nicht annähernd so fein in der Produktauswahl, wie in Luang Prabang und in seinen angrenzenden Straßenzügen findet der Besucher eine große Auswahl aller möglichen Restaurants, Pubs und Bars...
Tagsüber bieten zahlreiche Cafés besten Kaffee und Kuchen, dazu auch herzhafte Speisen an, es gibt ein paar Massageshops. Das alles hier wirkt etwas schrabbelig ist aber ausgesprochen gemütlich und nett. man kann sich treiben lassen und entdeckt immer wieder neues in der Stadt... Aber was kann man denn hier sonst noch sehen? Und genau hier fängt das Problem an! Vientiane hat einfach wenig herausragende Attraktionen! Es gibt ein paar Tempel, die man besuchen kann, einen Torbogen als Wahrzeichen der Stadt - wir verschmähen ihn sträflich! - oder den sog. Buddhapark, der uns angesichts der Anreise in der Hitze gerade auch nicht lockt... Bleibt die altehrwürdige Stadt selbst, in der man ein paar prächtige Tage verbringen kann...
Auch in Vientiane: Überall Tempel...
Trotz wirklich fühl- und schmeckbaren Smogs heute morgen, machen wir uns - möglichst flach atmend - auf den Weg zu einem Museum, das in einem der schönsten Tempel der Stadt untergebracht ist. Der Wat Si Saket stammt aus dem Jahr 1818, als hier ein von Siam eingesetzter regionaler König die Stadt regierte, aber aufgrund seines Kampfes und der anschließenden Niederlage gegen Siam (1827) auch die Zerstörung Vientianes zu verantworten hatte. Allein dieser Tempel und ein paar weitere Strukturen wurden verschont... Franzosen haben den Tempel 1939 restauriert.
Der Tempel, dessen Inneres beeindruckend schöne Buddhastatuen oder einen wundervollen geschnitzten Kandelaber zeigt, die leider nicht fotografiert werden dürfen, ist von besonderer Schönheit. Es umgibt ihn eine Tempelmauer mit mehr als 2000 Statuen des Buddha und weiteren buddhistischen Symbolen und Ritualkunst. Wir drehen hier unsere Runde, informieren uns über das Bauwerk und benötigen aufgrund der unerträglichen Hitze wie schmutzigen Luft - heute sogar 41 °C - erstmal eine Pause... Wir entdecken ein nettes koreanisches Café mit besten laotischen Kaffees und Früchteshakes, genießen die leckeren Sushi-Röllchen hier in der klimatisierten Luft und schaffen heute - bis zum kühleren und angenehmeren Abend in der Sticky-Fingers Restaurant & Bar - nur noch ne Massage... In der Bar jedenfalls - die kochen da auch sehr lecker -, zeigt sich einmal mehr, wie klein die Welt doch ist, treffen wir allen Ernstes unsere nette Bekanntschaft aus der Love-Shack Bar in Chiang Mai wieder: "Nice to meet you again, Paul!"
Insgesamt passiert nichts Außergewöhnliches hier, aber die drei Tage vergehen trotzdem wie im Fluge und extrem angenehm... Es ist vielleicht in unserem Reisezustand auch mal ganz gut, wenn nichts Besonderes zu besichtigen ist, so kann man sich einfach mal wieder treiben lassen, Cafés chillen und eine wirklich ganz nette Umgebung einfach so um sich herum sein lassen... So gesehen ist Vientiane genau das richtige Pflaster zum Schluss unserer Laos-Tage... Wir beantragen ein Vietnam-eVisum - denn wir werden den Mai in Nordvietnam verbringen - und organisieren ein wenig unseren Malaysiatrip - denn wir fliegen schon morgen nach Kuala Lumpur... Während wir uns in Malaysia bereits gut auskennen und schon heute auf die kulinarischen Geschenke der Götter freuen - mal sehen ob noch alles so ist, wie vor Corona? -, müssen wir uns gerade erstmal ein wenig für den Norden Vietnams schlau machen... So viel Arbeit! Immer Arbeit... :-)
Fazit Laos: Wir sind hier völlig unvorbereitet und spontan für einen Monat durch ein wundervolles Land gereist... Für uns steht schon heute fest: Laos hat uns nicht das letzte Mal gesehen... Wir wissen jetzt sehr gut, was hier geht, was wir nochmal intensiver erleben wollen und was von den nicht geschafften Flecken des Landes wir in unsere Bucketlist aufnehmen müssen... Und: Meine Schwester, die hier vor vielen Jahren einmal war, einige Empfehlungen ausgesprochen und von Laos geschwärmt hat, hat mit allem recht gehabt! Ich verneige mich!
Fahrt nach Laos, Leute!
Empfehlungen
Vang Vieng
Unterkunft
Wir haben zwei Unterkünfte in der Stadt ausprobiert, mit denen wir jeweils so unsere Maleschen hatten, wir empfehlen sie dennoch beide, da sie andererseits unschlagbare Argumente für sich haben und wir uns wohl gefühlt haben:
- Wir wohnen zunächst im etwas angenehmeren und ruhigeren Norden der Stadt (Sengsavang), in dem alles, was man benötigt gleichwohl zu finden ist. Wir wollten Space, wir wollten Ausblick in die Karstfelsenlandschaft und wir wollten eine chillige Terrasse: Faraway Suites, Vang Vieng 10030, Laos, Tel. +8562055443589 - beim Wat That-Tempel, ist sicherlich nicht das best geführte Haus am Platz, auch beim Service und der Sauberkeit haben wir Abstriche machen müssen, aber die Suite im 5. Stock (kein Fahrstuhl!) hat 100 m², eine große Terrasse mit sagenhaftem Ausblick und ist für 40 € (inkl. Frühstück) Place to be in the City! Trotz der Stromausfälle etc. war die Suite perfekt für uns!
- Wer lieber in herrlicher Lage etwas außerhalb der Stadt in einem netten Bungalow wohnen möchte und gern auch mal wieder deutsch sprechen oder ne Berliner Currywurst essen mag, dem empfehlen wir die Bearlin Bungalows, Unnamed Road, Vang Vieng, Laos - westlich der Stadt Richtung Blue Lagoon 1 etc., Tel. +8562058419000! Ihr wohnt hier in einem herrlichen grünen Garten mit Blick auf die schönsten Karstfelsen und habt mit Lan eine vietnamesische Laotin, die 30 Jahre in Berlin gelebt hat... Gutes Restaurant, insgesamt etwas teurer, aber wohl auch wert, wenn demnächst alles wieder renovoert und ausgebessert ist...
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Speisen
- Außerordentlich gut wird im Diamond Restaurant and Bar, ebenfalls direkt beim Wat That Tempel an der Hauptstraße gekocht, das wir wärmstens für seine Larb/Laab-Gerichte - Laab Chicken, Laab Mushrooms oder Laab Noodles - empfehlen möchten... Alles was wir hier über mehrere Tage gekostet haben, war außerordentlich gut!
- Im Restaurant der Bearlin Bungalows (s.o.) hat man Zugriff auf das ein oder andere vermisste kulinarische Heimatgefühl, wie eine Berliner Currywurst - und mehr... Insgesamt kleine Portionen, aber ganz gut.
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Allgemeines
Das große Angebot an touristischen Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten wurde hier schon erwähnt... Wir würden folgendes dringend anraten:
- Zuerst Mal: Genießt von wo aus auch immer diese atemberaubende Karst-Landschaft!
- Wer sich gern in den "Blauen Lagunen" abkühlen möchte und mal den Tag wieder an einem schön gelegenen und kühlen "See" verbringen möchte, der sei auf die etwas im Norden Vang Viengs gelegene, kleine, aber zauberhafte Blue Lagoon 4 verwiesen: Weit außerhalb in magischer Umgebung, wenig los, kalte Getränke und in der Nähe der u.a. Water Cave...
- Alternativ, etwas größer, mehr (vor allem junge) Leute und mit kleinem Restaurant, dafür auch außerordentlich reizvoll zu Füßen einer steilen Karstwand gelegen: Blue Lagoon 3, im Westen Vang Viengs... Hier würde ich für Liebhaber von Ruhe die früheren Stunden bis Mittag empfehlen, anschließend kann es auch mal lauter werden...
- unbedingt besuchenswert ist die zusammen mit der o.a. Lagoon 4 gelegene Tham Nam Water Cave! Im Bericht ist dazu ja eigentlich alles gesagt, diese unterirdische, dunkle Höhle wird auf Gummireifen auf dem unterirdischen Fluss befahren, indem man sich an Seilen durch die engen Fluss-Höhlen-Windungen zieht... Ein echter Thrill! Platzangst oder Angst vor Dunkelheit ist nicht angeraten, ansonsten ein Heidenspaß und eine nicht alltägliche Erfahrung! Unsere Empfehlung: Passt einen Moment ab, in dem nicht eine chinesische Gruppe hier in die Höhle geht, denn sonst könnte der Spaß schnell vergehen... Diese Gruppen verweilen in der Regel nicht lange dort und sind höchstens ein paar Meter in die Höhle geschwommen und schnell wieder raus! Letztlich hatte unsere kleine 4-er-Gruppe die Höhle eine Stunde lang für sich...
- Sofern die Luft nicht durch unzählige Rodungsfeuer und Brände verschmutzt und ungenießbar ist, wie im März 2023, kann man wirklich auf wunderbare Lookouts in der herrlichen Karstfelsenlandschaft trekken und gut in der Region westlich der Stadt wandern. Hier sind zahlreiche Routen ausgewiesen...
- wir empfehlen zudem einfach mit dem gemieteten Moped in die Umgebung zu fahren... Hier passiert man nicht nur interessante Dörfer, in denen man gelegentlich mit den Bewohnern sogar in Kontakt kommen kann, sondern man befindet sich wirklich in einer der optisch hinreißendsten Landschaften, die wir kennen! Allein die Bilder werden ewig in den Köpfen bleiben!
- Sehr schön soll auch das Nam Ngum Reservoir - ein aufgestauter riesengroßer See südlich von Vang Vieng sein, was uns - leider zu spät - empfohlen wurde... Hier haben wir also keine eigenen Erfahrungswerte, aber man hat uns das als sehr spannend und schön nahe gelegt! Solltet ihr das erwägen, informiert euch vorher nochmal, was und wo es da schön ist...
- wer süd-westlich der Stadt Vang Vieng unterwegs ist - beispielsweise bei der Lagune 2, dem raten wir beim Rückweg nach Vang Vieng nicht den Weg vom Süden her zu versuchen: Zum Einen kommt man anders als von Google Maps u.a. nahegelegt, nicht so einfach auf den Expressway nach Vang Vieng aufgefahren - wenn man das überhaupt will -, zum Anderen verläuft die staubige Strecke zwar auch an Karstfelsen entlang, jedoch werden diese über viele Kilometer abgebaut und als Lieferant für Karbonat (Zement) etc. genutzt... Das bedeutet viele, viele volle und staubige LKW-Transporte, miserable Luft und immer wieder Sand und Dreck in den Augen... Kein Vergnügen - glaubt es uns!
- Kayakfans können hier auf dem schönen Nam Song-Fluss ganz sicher ihr kleines Paradies erleben... Allein für uns kam das dieses Mal wegen der großen Hitze nicht infrage...
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Vientiane
Unterkunft
- Wir haben im Family Boutique Hotel, Pangkham Rd, Vientiane, Laos, Tel. +85621260448, gewohnt und wurden erstmal in ein Zimmer verfrachtet, das unmittelbar vor einer ohrenbetäubenden Baustelle des Nachbargrundstücks lag... Nicht auszuhalten! Wir haben das moniert und sofort ein alternatives Zimmer - älter, renovierungsbedürftiger etc. ohne Preisnachlass - bekommen, was uns aber aufgrund seiner Größe und Ruhe angemessen erschien. Gutes Frühstück, gute Lage und hilfsbereites Personal!
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Speisen
Wir haben in Vientianes Altstadt einiges sehr erfolgreich ausprobiert:
- sehr schön - schlichter US-amerikanischer Motel-Stil -, mit besten Shakes und hervorragender Küche ist das DaDa Café, Pangkham Rd, Vientiane, Laos, Tel. +8562099801555, einer sehr gute Wahl!
- sehr lecker und gesund/bio, wenn auch recht teuer, ist das The Greenhouse, Rue Francois Ngin, Tel. +8562055863686, das mit exzellenten Ölen und Geschmäckern arbeitet und wirklich gut ist!
- direkt nebenan liegt unsere Empfehlung für den Abend, wenn man auch ein wenig Kneipenatmosphäre mag: Sticky Fingers, Tel. +85621215972. Hier gibt es gut gekühltes Bier oder einen Cocktail/Wein and der Bar, hier wird aber auch sehr gut gekocht... Wir hatten ein klasse Entengericht, mal wieder mexikanische Quesadillas, aber auch laotische Küche...
- Unsere kulinarische Perle der Stadt ist aber der günstige und hervorragende Inder Nazim Restaurant, Chao Anou Road, Vientiane, Laos, Tel. +85621223480... Beste indische Küche, freundliches Personal und Preise, die unschlagbar sind... Versucht unbedingt das Aloo mit Okraschoten und das hervorragend gewürzte, schmackhafte eingelegte Chicken...
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Allgemeines
Vientiane
hat nicht allzu viele Sehenswürdigkeiten, weshalb wir empfehlen, sich auf die Altstadt einzulassen, die wir zwar etwas schrabbelig finden, die wir aber genau deshalb mögen...
- Lasst euch durch die Straßen und den Nachtmarkt - südlich am Mekong gelegen - treiben und chillt in den diversen Cafés und Restaurants... Schön sind all die alten Villen entlang der Strecke zum Fountain, dem berühmten Tor der Stadt...
- besucht den Morningmarket, der wuselig und interessant ist und in dem man alles kaufen kann, was das Herz begehrt...
- wir fanden den Wat Si Saket, Ave Lane Xang, Vientiane, Laos sehr sehenswert...
- sehr gute Massagen kredenzt der unscheinbare Massageladen im Obergeschoß des - nicht empfehlenswerten - Café France, Ecke Rue Pangkhan/Rue Setthathilath... Gute Preise und gute seriöse Massagen!
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Ausblick
Spurenwechsler reisen zurück nach Malaysia - genauer gesagt: West-Malaysia!
Vor 5 Jahren waren sie zuletzt für ein paar Monate vor Ort und von dem kulturellen, multiethnischen und kulinarischen Kosmos dort mehr als fasziniert... Zuletzt fiel das Land für ausländische Reisende allerdings in einen dreijährigen Dornröschenschlaf, da Malaysia sich - als schwer von Corona betroffenem Staat - extrem abschottete... Es wird also auch hier interessant sein zu sehen, was diese Zeit mit Malaysia gemacht, wie sie seine Menschen verändert hat - und wie sich das auf die touristischen Strukturen ausgewirkt hat...
Natürlich starten unsere Helden in der Hauptstadt Kuala Lumpur... In dem kulturellen Schmelztiegel werden sie sich durch diverse Stadtteile chillen, kulinarischen Empfehlungen nachspüren - auch ein Michelinsternchen ist dabei - und die Skyline der Stadt bewundern, die sich mit dem zweithöchsten Wolkenkratzer der Welt gerade ein neues prominentes Wahrzeichen geschenkt hat...
Was genau auf dem Besuchsplan steht, wird hier noch nicht verraten, wohl aber, dass es anschließend in ihre Lieblingsstadt in Malaysia weiter geht: Ipoh, die Stadt der Karstfelsenhöhlen-Tempel und besten Dim Sums jenseits von China wartet! Kann man sich wirklich so auf Speisen freuen? Man kann! Ipoh hat hier für Spurenwechsler - neben den Schönheiten der Stadt und dem berühmten Sonntagsflohmarkt - ein paar ganz besondere Leckerbissen im Programm...
Folgt Spurenwechslern dann wieder IN DIE SPUR!
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