Moin Moin liebe Leute - heute mit derber Verspätung...!
Nach faulen Tagen auf Koh Kood - wir hatten davon berichtet - wollten wir zuletzt wieder so richtig Gas geben, in die Spur kommen und auf dem Weg nach Laos altes und neues Terrain im Norden Thailands erkunden... Bevor wir mit dem Slow Boat in Richtung Luang Prabang (Laos) den Mekong hinab schippern wollten, sollte Chiang Mai nochmal beste Erinnerungen an den Dezember 2022 wach werden lassen, schmiedeten wir die ein oder andere Idee für weitere Erkundungen rund um die "Stadt der Tempel"... Wir können es hier schon vorwegnehmen: Alles kam anders! Nichts ging mehr!
Irgendein vermaledeites Virus hat erst mich, Jörg, und dann - es kam wie es kommen musste - nachdem ich wieder einigermaßen fit war, eben auch Magda lahmgelegt... Hat uns mal eben schlappe 10 Tage gekostet, in denen zumeist nicht allzu viel zusammen ging - eben auch kein Reisebericht... Dicker Kopf, Fieber, Erkältungssymptome und Gliederschmerzen haben uns ordentlich ausgeknockt und dann bist du natürlich auch anschließend in der Hitze hier nicht sofort wieder auf 100 %... Suchst du dir nicht aus und passiert eben auch im Paradies... Passiert sogar Spurenwechslern...
Wir haben also erneut heruntergefahren und in Chiang Mai nicht mehr wirklich viel auf die Reihe bekommen... Gesund werden war das Motto bevor wir nach Chiang Rai, in den Osten von Thailands Norden, weitergereist sind und wo wir weitere Ruhetage einlegen mussten... Chiang Rai war für uns mal wieder Neuland! Die kleine ruhige, spannende Stadt mitsamt den umliegenden Dörfern all der ethnischen Gruppen sowie die tolle Landschaft haben eine Menge zu bieten und wir haben sie - sofern noch Zeit übrig blieb - Stück für Stück erkundet... Schaut hier wie es uns in den vergangenen Tagen und Wochen ergangen ist und was trotz Virus möglich war - slow travel war es immerhin!
Kommt IN DIE SPUR!
Eure Spurenwechsler
Trat und die Rückkehr nach Chiang Mai
Gut erholt und - nachhaltig - nachgebräunt verlassen wir Koh Kood, die für uns in dieser Saison eine echte Entdeckung ist/war... Wir sind wieder ausgeruht und so langsam aber sicher kommt der Tatendrang zurück, auch die Nachrichten von der Heimatfront verbessern sich zum Positiven. Wir nehmen die Fähre, heuern direkt am Pier ein Songthaew Richtung Trat an und verbringen erneut einen halben Tag in dem kleinen, unscheinbaren Örtchen, bevor es erneut in den Norden Thailands geht. "Unscheinbar" ist fies und daher möchte ich das sogleich korrigieren: Trat ist tatsächlich ein sehr nettes kleines und ruhiges Provinzstädtchen, in dem wir nun bereits seit geraumer Zeit immer mal einen Zwischenstopp einlegen, ein sehr gutes Hotel haben und uns inzwischen sogar ein wenig auskennen. So laufen wir stets die kleine Walkingstreet, die Rhak Muang Alley ab, haben hier eine der besten Thaimassagen des Landes entdeckt und famos bei einem chinesischen Restaurant - Kiew Nongbua - Suppen, Gyosas und weitere Köstlichkeiten gegessen... Wir entdecken darüber hinaus den Nachtmarkt der Stadt - der schon ab 16:00 Uhr öffnet und wunderbares Finger- und Streetfood zelebriert und haben hier eigentlich immer eine gute Zeit! Trat verdient also mehr als nur ein "Unscheinbar"!
Gleichwohl nehmen wir am kommenden Tag den Flieger nach Chiang Mai und freuen uns malle auf die Stadt der Tempel - Teil 2 - während dieses Trips... Wir freuen uns auf unser großartiges Hotel in der Stadt und die netten Leute dort, sehnen den Abend in der Love Shack Bar herbei und haben tatsächlich erneut einen sagenhaften ersten Abend mit Rob, Poy und all den anderen Freunden der Nacht und können es gar nicht abwarten wieder - man muss sagen täglich - erneut bei Mee Gin Thaifood das leckerste Khao Soi der Welt zu bestellen... Alles das tun wir also sofort, schmieden Pläne, lassen uns Tipps und Ideen für weitere Ausflüge in der Umgebung geben und natürlich gönnen wir uns im Massage-Tempel Wat Phra Waen die ersten Einhundertundzwanzigprozent-Thai-Massagen, die wir so lieb gewonnen haben. Kurz: Wir sind glücklich wieder hier zu sein, obwohl uns die Luft in der Stadt schon extrem grenzwertig erscheint - Smog in Chiang Mai gehört leider in den gegenwärtigen Monaten, wenn die Bauern in der Gegend die Reste ihrer Ernten auf den Feldern verbrennen, zu den schwerwiegenden Nachteilen der Stadt... Wir sind aber erstmal glücklich und dann: Der Donnerknall!
Nichts ging mehr! Ein wenig fiel bereits das Aufstehen schwer, was aber am Bierkonsum des Vorabends gelegen haben könnte, wären da nicht dieser Hustenreiz und das dumpfe Gefühl in den Nasennebenhöhlen oder das schmerzhafte Brennen im Rachen dazugekommen... Richtig klar, dass etwas mit mir nicht stimmen konnte, wurde mir auch bei der Massage noch nicht, bei der ich heute kaum auf dem Boden liegen konnte, noch bevor die Massage richtig losging, weil meine gesamten Knochen schmerzten... Nein: Das mich etwas Schlimmes gepackt haben musste, das merkte ich im Laufe des Tages: Ich habe einfach plötzlich und aus heiterem Himmel keine Lust mehr auf Thaifood! Schock Schwerenot! Wie kann das sein? Ich liebe das Zeug und es gibt für mich nichts Schöneres, als mich durch die Nachtmärkte des Landes, die Töpfe der Garküchen oder die Menüs der Restaurants zu probieren... Und jetzt, plötzlich von einem Tag auf den anderen: Keinen Appetit auf Nichts, ich entwickele sogar eine Abneigung gegen das Khao Soi von Mee Gin und mag das Curry nicht anrühren... Hui - jetzt bin ich wirklich krank und das folgende Fieber der nächsten zwei Tage bestätigt das endgültig... Rien ne va plus!
All unsere Pläne gehen den Bach runter, denn gute 5 - 6 Tage knockt mich das Virus aus und als nach meiner Genesung auch Magda - identisch in Ablauf und Reihenfolge der Symptome - nicht standhalten kann, da gehen so an die 10 Tage flöten... Zahlreiche geplante Love Shack-Abende, Massagetermine, Tempelbesuche und eine zweitägige Mopedtour nach Samoeng fallen ins Wasser... All die fabelhaften Küchenträume der Stadt, die wir uns schon ausgemalt hatten, ziehen an uns vorbei... Das einzige was wir in Chiang Mai im Übergang des Virus von mir auf Magda schaffen, ist der Besuch des riesigen Sunday Nightmarkets - ein echtes City-Highlight! Aber was nützt der kulinarische Traum vor der eigenen Nase, wenn man keinen Bock drauf hat...? Wir trösten uns mit einem fabelhaften Hotel, in dem wir das Desaster perfekt auskurieren können, freuen uns über die gereinigte Luft in der Stadt, nachdem ein paar heftige Regengüsse die Region heimgesucht hat und beschließen den Aufbruch: Hat nicht sollen sein dieses Mal...
Chiang Rai und die kleinen Tempelfreuden
Wir beschließen das Kapitel Chiang Mai für dieses Jahr zu beenden und ziehen um. Über den Busbahnhof und eine gut 4 stündige Busfahrt fahren wir nach Chiang Rai - Nord-Ost-Thailand, Zugang zum Goldenen Dreieck (Laos, Myanmar und Thailand), traumhafte Berglandschaft an der Grenze zu Laos und viele dörfliche Strukturen der ethnischen Minderheiten Thailands... Dazu ein etwa 80.000 Einwohner-Städtchen mit zahlreichen spannenden Tempeln und zwei außergewöhnlichen Kunstprojekten im näheren Umfeld... Chiang Rai ist ein ruhiger Kosmos, provinziell sicherlich, aber überhaupt nicht langweilig, eine quirlige kleine Nachtszene, Shopping-Alternativen und gute kulinarische Optionen...
Doch zunächst liegt Magda ein paar Tage flach... Wir beschließen die Buchung einer komfortableren Unterkunft, in der man sich dann auch ein paar Tage wohler fühlt, erkunden die Stadt während kurzer City-Spaziergänge und gelangen so bereits während der Krankentage in den ein oder anderen schönen Tempel, gewinnen einen Überblick über die Märkte der Stadt und ein Gefühl dafür, wie Chiang Rai tickt... Mehr geht erstmal nicht, aber über das, was wir in diesen ersten Tagen sehen, sind wir sehr zufrieden... Schaut selbst:
Alle Bilder lassen sich durch einen "Klick" vergrößern (Fotos Jörg Schwarz)
Nach wie vor kann ich - Jörg - irgendwie nicht an Thaifood ran, so dass wir in den ersten Tagen neben dem ein oder anderen Süppchen mal ne Pizza, dann einige Male bei einem empfehlenswerten Inder stilecht Biryanis genießen... Nach und nach aber kommt auch der Geschmack für das Thaifood zurück und man kann sagen: Gesundet! Wir nehmen die Spur auf...
Außerhalb der Stadt - skurrile Kunstprojekte und der weiße Glanz des Wat Rong Khun
Besucher Chiang Rais besuchen in der Regel neben der Region des Goldenen Dreiecks - berüchtigt wegen der früheren mafiosen Seilschaften und dem illegalen Handel mit Opium und anderen Drogen in dem schwer zu kontrollierenden Gebiet des Dreiländerecks - vor allem die Hilltribe-Dörfer in der Umgebung und: Zwei der skurrilsten und atemberaubendsten Kunstprojekte des Landes, die in jeweils gut 10 km außerhalb der Stadt zeitnah zu erreichen sind... Da wir die unterschiedlichsten Dörfer der Karen, Hmong oder Lisu bereits rund um Mae Hong Son besucht haben und uns die Region des Goldenen Dreiecks nicht so richtig "anmacht", beschließen wir - jetzt weitgehend wieder hergestellt - die außergewöhnlichen Kunstprojekte als erstes zu erkunden... Wir mieten seit Tagen mal wieder ein Motorrad, schwingen uns auf die großen und breiten Straßen der Region und besuchen zuerst den phänomenalen Wat Rong Khun - den weißen Tempel...
Vor Ort trifft uns fast der Schlag, denn es ist proppenvoll... Selten haben wir zuletzt so viele Menschen auf einem Fleck zusammen gesehen, doch hier quillt es fast über - der "Weiße Tempel" eilt seinem Ruf offenbar voraus... Dabei ist dies streng genommen gar kein Tempel, kein buddhistisches Gotteshaus... Es ist ein Kunstprojekt des thailändischen Künstlers Chalermchai Kositpipat im Stile eines thailändischen Tempels, allerdings ohne die Exklusivität der typischen und stilbildenden Buntheit buddhistischer Tempel sowie der Geschichten aus dem Leben Buddhas im Innenraum buddhistischer Gotteshäuser, stattdessen mit der - leider nicht fotografierbaren - Darstellung von modernen Helden und Comicfiguren wie Superman, Batman, Neo (aus Matrix) oder Spiderman... Wir sehen den Einschlag des Flugzeugs im World Trade Center, Michael Jackson, Elvis und Hello Kitty-Figuren und können den gesamten Kosmos dieser Innenwelt des Tempels gar nicht aufzählen... Alles ist im Inneren golden gehalten. Untypisch und in der Zusammenstellung skurril, in der Ausführung gekonnt surreal und spannend...
Im Gegensatz zum goldenen Innenraum - es gibt allerdings auf dem Gelände des Projekts, das erst zu einem Bruchteil entwickelt ist (avisierte Fertigstellung 2070) auch vollständig golden farbige Gebäudekomplexe - ist der Tempel selbst ein schneeweißer, in der Sonne betörend blendender und gleißender Gebäudekörper, der hinduistische und buddhistische Stilelemente kombiniert und in einzigartiger Weise zusammenstellt... Ein Hingucker im wahrsten Sinne des Wortes, überbordend detailreich und voller kleinteiliger Symbolik... Ein Fest für die Sinne:
Alle Bilder lassen sich durch einen "Klick" vergrößern (Fotos Jörg Schwarz)
Weiß - üblicherweise im buddhistischen Kontext die Farbe der Trauer - wird hier als die Reinheit Buddhas, die hell im Universum strahlt, interpretiert. Der Besucher passiert zunächst die "Welt der Menschen", die vom Zyklus der Wiedergeburt, den Begehrlichkeiten und Herausforderungen, den Höllenqualen und Leiden gekennzeichnet ist, bevor er - vorbei an den Fangzähnen des Mara und furchterregenden Wächterfiguren - über die Brücke hinüber ins Reich Buddhas läuft...
Der Komplex wird auf den Ruinen eines früheren Tempels erst seit 1997 nach den Plänen des o.a. Architekten neu aufgebaut. Zahlreiche, über hunderte Freiwillige - Bauarbeiter, Architekten, Ingenieure und Künstler - sind seither beteiligt, das ausschließlich aus Spenden finanzierte Projekt zu realisieren, das aufgrund eines Erdbebens in der Region 2014 beinahe ein jähes Ende gefunden hätte. Allerdings ist die öffentliche Anteilnahme in Thailand so groß, dass man das Projekt fortsetzt... Der Besuch der gesamten Anlage - so unfertig sie auch sein mag - ist jedenfalls ein lohnenswerter Ausflug vor die Tore der Stadt und man darf gespannt sein, wie das vollständig ausgeschmückte Areal eines Tages aussieht. Wir jedenfalls sind schon jetzt geflashed und froh, das Ensemble aus Gold und Weiß gesehen zu haben...
Nach so viel Weiß und Gold schwingen wir uns auf unser Moped, stellen Google Maps ein und cruisen über die Dörfer zum nächsten Kunstkomplex der Gegend, der in gewisser Weise ein Gegenstück zum hiesigen Wat Rong Khun darstellen soll... Das Baan Dam Museum ist ein von Thailands Nationalkünstler Thawan Duchanee geschaffenes Areal, das in der Kombination aus nicht weniger als 40 aus dunklem Holz geschaffenen Gebäuden im weitgehend klassischen nord-thailändischen Lanna-Stil und zeitgenössischen Kunstwerken in über 40 Jahren Schaffenszeit hier entstanden ist... Das gesamte Projekt versteht sich als ein Ort für Bildungsräume, in dem zahlreiche Forscher und Künstler mit Stipendien u. ä. an der Entstehung des Museums mitgewirkt und in Symbiose mit ihm gelebt haben...
Alles hier ist - und dies macht einen extremen Kontrast zum vorhergehenden Tempelprojekt aus - dunkel und düster gehalten, ein Kosmos aus Tierfellen und Skeletten, Phalli und animalischen Symboliken... Wir laufen das 160.000 m² große Gelände ab, durchstreifen die überquellenden Gebäude, die eine Augenweide an architektonischer Schönheit mit Verzierungen darstellen und überraschende Objekte enthalten, staunen über die Vielzahl an Artefakten aus tierischen Körpern und bewundern die modernen Gebäude, die einem U-Boot gleichen oder bewohnbaren Stupas... Eine überbordende Welt aus der Fantasie von Menschen, künstliche Strukturen inmitten wundervoller Natur eines schönen Gartens... Am Ende des Tages ist uns wirklich mal richtig was geboten worden in beiden Anlagen und wir sind platt wie Flundern... Es ist immerhin mal wieder ein Tag voller staunenswerter Eindrücke - und Spurenwechsler sind zurück!
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Das erste Abenteuer seit Wochen: Wir verfahren uns in den Bergen...
Wir haben also endlich wieder die Chance für echte Abenteuer und beschließen mal wieder in die Berge und die Natur hinaus zu fahren... Was schon rund um Chiang Mai - Samoeng-Loop, zwei Tage - geplant war, aber nicht geklappt hat, das wollen wir in einer der abgelegensten und menschenärmsten Gegenden Nordthailands machen, die von Touristen noch kaum registriert wird und als "abseits der touristischen Pfade" gelten darf: Als eine der schönsten, nicht wenige sagen DIE schönste Motorradtour Nordthailands, gilt eine zwei Tagesfahrt in die einsamen Berge des Nationalparks Phu Chi Fa - vom Doi Pha Tang bis Phu Sang Nationalpark - an der Grenze zu Laos... Wir planen diesen Trip mit ein paar weiteren Besuchszielen ein, legen die zwei Reisetage fest und wollen heute erstmal ein bisschen testen, ob wir die Kraft für zwei Tage auf dem Bike überhaupt schon haben... Wir fahren dazu in die nahegelegenen westlichen Berge bei Chiang Rai, wollen dem Mae Nam Kok - Fluss folgen und einen relativ einfachen Trip unternehmen...
Gesagt getan! Wir fahren aus der Stadt hinaus, entlang zahlreicher reisbestandener nasser Felder mit diesem herrlichen Reis-Grün und folgen nach einigen Kilometern und der Abfahrt nun einer guten, geteerten Straße entlang des wundervollen Flusses. Wir passieren dabei zahlreiche Dörfer der hiesigen Hmong, Akha und Karen und kehren auch mal ein - überall begegnen und freundliche aber zurückhaltende Menschen... Die Gegend ist jetzt pulvertrocken, viel Wasser scheint hier nicht gefallen zu sein in letzter Zeit und der Fluss scheint für die Bewässerung der zahlreichen Felder und terrassierten Reisanbauflächen nicht vorgesehen zu sein... Wir sehen ausgedörrte Böden, zahlreiche gerodete und verbrannte Areale und nur hier und da grüne und im Saft stehende Äcker... Wie schön diese Landschaft hier wäre, würde alles begrünt und in der Blüte stehen...
Ohnehin ist die Sonne heute zwar permanent spürbar, aber sie verschwindet - wie alle Tage schon - hinter einem Schleier aus Dunst oder Wolken... Es ist sonnig und zugleich diesig in Chiang Rai, seit wir hier sind... Unsere Route entlang des fließenden Wassers macht nun immer wieder Abstecher in die Berge hinein, es geht rauf und runter und immer wieder haben wir faszinierende Blicke von oben auf die Landschaft, die mit jedem Meter schöner und bergiger wird. Die geteerte Straße wechselt mit sandigen aber guten Pisten, wir haben Spaß beim Fahren der kurvigen Strecke und genießen die Natur. Mensch, was haben wir das vermisst...
Irgendwann werden die sandigen Abschnitte der Strecke häufiger, die Berge, die wir immer wieder über Serpentinen zu erklimmen haben, werden höher und die Täler liegen tief unten zu unseren Füßen. Wir sehen hier nun kaum noch Menschen, trotz all der Felderwirtschaft. So schön das alles ist und wir sind wirklich fasziniert von der Schönheit der Landschaft hier, um so mehr wundern wir uns, dass wir den Fluss schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen haben... Haben wir unsere Strecke verlassen, haben wir einen Abzweig verpasst? Kann doch gar nicht wahr sein, war doch nirgendwo ne Gelegenheit, oder...!? Google Maps zeigt uns nun wahrhaftig eine veränderte Route. Es ist also Realität, wir sind da irgendwo auf die falsche Fährte gekommen und nehmen einen anderen Weg als geplant. Aber unsere jetzige Strecke wird mit nur noch gut 40 Minuten angezeigt, eine alternative Route... Kürzer sogar als der geplante Weg und scheinbar gut zu befahren... Der Weg zurück zum alten Pfad wäre weit... Was soll's! Wir nehmen das an und los geht's...
Der Boden nimmt schon seit einiger Zeit eine rote Sandfärbung an, die sandige Piste wird etwas lockerer... Alles noch kein Thema... Wir können das mittlerweile gut befahren und sind sehr geübt. Von hoch oben schauen wir jetzt - es sind fabelhafte Bergszenarien dabei - in den nächsten tiefen Abgrund hinein. Nur, wenn man hoch oben ist, muss man auch immer wieder runter... Und genau das steht uns jetzt bevor. Konzentration, denn die Strecke wird immer zerfurchter, im Falle von Regen läuft hier das Wasser die steilen Hänge und sandigen Wege in kleinen Flüssen hinab und gräbt tiefe Furchen... Solange das nur eine einzige Rinne betrifft, O.K., aber hier nun mehren sich Abschnitte, in denen die Furchen tief und keineswegs nur an einer einzigen gut kontrollierbaren Stelle verlaufen... Aber hier sieht es gut aus! Wir rollen im Schritttempo den kurvigen und steilen, gut mehrere hundert Meter sich hinziehenden Hang hinab, was das Steuern ja eher erschwert, als erleichtert, sind froh über unsere fabelhaft funktionierende Rückbremse, die uns das ermöglicht... Ein falscher Griff an die Vorderbremse und das Vorderrad würde auf dem rollenden Sand jetzt wegschmieren... Ich spüre auf dem Sitz hinter mir die Anspannung auf dem Rad quasi sekündlich wachsen, in der Tat blicken wir steil nach unten, und versuche ruhig zu bleiben, wenigstens aber ruhig zu wirken... Es geht alles gut. Zuletzt löse ich die Bremse und wir rollen aus...
Ein Stück weit geht es jetzt auf gutem Weg im Tal entlang, wir müssen nun einen mehrere Meter breiten aber flachen Fluss durchqueren, dem man leider seine Tiefe nicht von außen ansieht. Zum Glück sind ein paar Bauern vor Ort und waschen irgendwas, sie ermutigen uns einfach durchzufahren... Magda nimmt die Füße hoch, ich gebe Gas und wir plantschen hoppelnd über das steinige Flussbett auf die andere Seite... Ein weiterer innerer Haken ist gemacht, aber nach einigen hundert Metern geht es wieder hoch und hier nun wird mir mulmig... Was für eine Wand... Zurück? Unmöglich, die letzte Abfahrt war mindestens genauso steil! Ein Moped überholt uns, er schaut uns fragend an - ein Problem? Nein, nein! Alles unter Kontrolle! Ich nehme Haltung an, schwöre Magda ein und folge ihm noch auf seinem Weg die steile Rampe hinauf, die nun alle Herausforderungen einer solchen Piste kombiniert: Sand mit kleinen rollenden Steinen und großen felsigen Blöcken im Boden, steil bis zum geht nicht mehr, lang gezogen und ein Ende ist nicht in Sicht, weil der Weg eine Kurve um den Berg herum dreht... Wir können also nicht einschätzen, was da hinten folgt...
Ich gebe Gas, höre ein vermutlich unterdrücktes Wimmern von hinten und konzentriere mich, Tempo und Spur gut zu justieren... Wir ziehen den steilen Weg hinauf, manche Passagen haben bestimmt 15 - 18 Grad Steigung und unsere 125er-Maschine hat arg zu arbeiten, ist der Steigung aber gut gewachsen... Wir winden uns einige Male an tiefen Furchen vorbei unseren Weg, rollen gerade so an der Kante entlang und sehen oben irgendwann die Ebene des Hügels erreicht... Durchatmen! Das war großes Kino! Ein Lob dem Fahrer! Ein fast perfekter Ritt! Und nochmal tief durchatmen... Oben wartet unser Freund von eben, wollte wohl sehen, was er kann, der Farang - er lächelt mir anerkennend zu, ist zufrieden, wie es scheint und fährt weiter... Wie nett, er hätte uns sicher aus dem Berg gerettet... Meine Knie schlottern trotzdem ein wenig...
Es geht jetzt einige Mal so... Wir kommen in die Routine. Tatsächlich sind wir inzwischen richtig gute Mopedfahrer, in den letzten Wochen gut trainiert - hier holen wir uns jetzt den letzten Schliff... Eine letzte Abfahrt steht uns jetzt noch bevor, wir können die Straße schon hören, unser Ziel aber noch nicht sehen... Hier oben passieren wir einen spontanen und wohl gerade eben erst befüllten Opferaltar - eine Bambusbank über und über gefüllt mit Opfergaben... Für die Geister der Felder? Für die Naturgötter? Oder betet hier jemand für die Mopedfahrer kurz vor dem letzten Berg?
Wir blicken eine extreme Rampe hinunter. Es ist wohl die längste und besorgniserregendste Abfahrt von allen bisherigen hier... Wir standen auch nie so hoch wie an diesem Hügel... So steil, war es nirgendwo, Magda bietet an zu Laufen. Aber gerade das Gewicht von Magda brauche ich hierfür... Wir müssen schwer sein, langsam und kontrolliert herunterrollen. Wir sind beide nervös... Aber wir haben jetzt auch das Zutrauen. Schritttempo, hoch konzentriert halte ich die Maschine auf einer Linie. Das Blut schießt in den Kopf, unser Neigungswinkel nach vorn ist furchteinflößend - würde etwas schief gehen, wir wären verloren.... Lieber Bautenzug meiner Rückbremse: Reiß jetzt nicht, halt durch! Halt bitte durch... Ich navigiere im Schneckentempo und stehe hier und da beinahe, lasse im richtigen Moment aber ein wenig die Bremse los, wenn es zu rutschen beginnt, meine Ohren sind gespitzt. Der Druck auf meine Handgelenke ist enorm, Magda rutscht zudem in mich rein, da kann sie gar nicht viel machen... Wir rollen langsam runter, der Weg scheint sich unendlich um den Berg herum zu winden - doch dann sind wir irgendwann unten. Ausatmen... Hallelujah!
Man müsste sich schlagen, sich selber einen Haken geben für so viel Risiko, aber es überwiegt auch der Spaß, der Schelm im Nacken... Warum man sowas macht? Weil man es eben kann...! Eines steht fest: Wir fahren Moped, wie der HSV Fußball spielt: Mutig nach vorn! Hehe...!
Mit dem Motorrad über Thailands schönste Bergstraßen - Die Grenzregion zu Laos
Unser eigentlich geplanter Motorradtrip, den wir über Nacht für zwei Tage anlegen, führt uns bereits einen Tag später auf hervorragenden Straßen "off the beaten path"... Wir versprechen uns hier eine abgelegene, wenig erkundete Region an der Grenze zu Laos, in der vor allem die Natur - wir erhoffen uns Berg- und Regenwälder in unberührter Natur, aber auch einsame Dörfer und landwirtschaftlich genutzte Bergregionen, in denen wir eine Nacht in einem Bungalow oder einem Zelt verbringen können... Unser Reiseführer gibt hier nicht viel her, außer einem kleinen Hinweis darauf, dass es sich hier um die schönste Motorradstraße und die besten Aussichtspunkte in ganz Thailand handeln soll... Viele Reisende aber scheinen das hier nicht zu machen... Na denn!
Zunächst geht es am Morgen mit geringem Gepäck - das passt zwischen meine Beine auf dem Moped und das Gepäckfach unterhalb unseres Sitzes - über flaches Land aus der Stadt heraus. Wir folgen dem Navi und cruisen vorbei an grünen Reisfeldern, fahren in noch frischer Luft über die Dörfer und vorbei an bruzzelnden Garküchen, Landfahrzeugen und wenigen Autos... Westliche Reisende werden wir am Ende von zwei Tagen tatsächlich kaum gesehen haben... Zunächst machen wir gut eineinhalb Stunden Meter und Tempo bevor wir nun auf eine beeindruckende grüne Wand zurollen, die wie gegenwärtig alles hier, in diesiger Luft vor uns liegt... Leider - und es wird sich auch in Laos fortsetzen - befindet sich diese Region zu dieser Jahreszeit offenbar in einem Schleier aus Dunst und staubigen Wolken, trotz des Sonnenscheins den ganzen Tag... Ein kleiner Wehrmutstropfen für Fotofreunde...
Man muss sich das Gelände in das wir fahren als zwei parallel laufende Bergketten vorstellen, über die wir nun von Null (?) auf bis zu 1.600m quer hinüber pesen... Diese erste Erhebung vor uns macht mächtig Eindruck, jetzt, als wir ihr nahe kommen und in sie hineinfahren...
Es geht ohne Ankündigung - sieht man von den Straßenschildern ab, die gut 10 Meter später folgen - steil und steiler in den Berg hinein. Genau wie wir erschreckt sich auch der Motor unseres Motorrads - wir fahren noch immer die kleine 125er Honda - vor der Vertikalen und hat erstmal arg zu kämpfen... Meter um Meter zieht die Maschine uns unter Höchstanstrengungen die glasklare Piste hoch, die hier vollkommen neu verlegt zu sein scheint. Mit der Zeit geht es immer besser, der recht neue Motor hat anscheinend ein paar Anlaufminuten nötig gehabt... Links und rechts von uns blicken wir nun sekündlich in größere Tiefen, in die diesige Weite der Landschaft, erklimmen wir Serpentine um Serpentine... Die Landschaft ist zunächst trocken und karg, wo nicht künstlich gesprengt wird, scheint gegenwärtig nichts zu wachsen. Felder und Bergrücken wechseln sich nun mit begrünteren Flusstälern und kleinen Waldstücken ab. Minütlich wird die Aussicht beeindruckender, das Ambiente bergiger und die Luft wieder kühler, die in der Ebene inzwischen doch recht warm geworden war...
Wir sind total begeistert, wie sehr sich nun die Landschaft immer weiter faltet. Hier und da halten wir, versuchen der fototechnisch miserablen Luft ein paar Eindrücke abzuringen, sind aber - unabhängig von dem Wehrmutstropfen schlechter Licht- und Luftverhältnisse - mehr als angetan. Oben auf der höchsten Erhebung dieses ersten Höhenzugs blicken wir zu beiden Seiten von einem Lookout in die Weite und atmen tief ein - hat sich gelohnt! In rasanter Abfahrt - wir haben heute noch einiges vor - sausen wir in kontrolliertem Tempo die Kurven hinab, lassen uns den warmen Fahrtwind um die Ohren wehen und genießen das Cruisen... Wir legen uns in zahllose Kurven, nehmen auf, was uns nebenbei begegnet, winken hier und da Kindern zu und genehmigen uns irgendwann im Tal eine Suppe in einem Restaurant, das - da lege ich mich fest - sicher noch nie Touristen bewirtet hat... Die Begegnungen mit den Menschen hier sind so jungfräulich, dass es glücklich macht und bereits den Tripp hierher rechtfertigt...
Glamping im touristischen Outback
Frisch gestärkt blicken wir nun auf den Ort, in dem wir die Nacht verbringen wollen - er liegt ganz da oben... Die Route zum Gipfel des Berges - die zweite Bergkette mit direkter Grenze zu Laos am Rücken des Berges - wird immer spektakulärer. Die Straße windet sich um zahllose Verwerfungen der Erde, macht steile Aufstiege von bis zu 16% Steigung - wie uns nicht selten auf Schildern angezeigt wird - und lässt das Motorradfahren zu einem wahren Vergnügen werden, wenn sie wieder kurvenreich fällt. Wir sind schon jetzt total hingerissen und das Beste liegt noch vor uns...
Bereits bei der Einfahrt in den schönen, auf gut 1.200 m gelegenen Ort Doi Pha Tang, bemerken wir die überall - erst spärlich, später vielzählig - die in die Berge hineingebauten Glampingzelte... Auf Plattformen - mit bester Übersicht und auf stabilen Stelzen in die Landschaft gezimmert - befinden sich recht große und luxuriöse Zelte verteilt im Hang - die Weitsicht könnte kaum besser sein... Hier können wir uns unsere Übernachtung vor Ort gut vorstellen... Wir kurven noch ein wenig höher, befinden uns nun schon fast am letzten Einstieg zum Gipfel und den hier zu trekkenden Aussichtspunkten und finden eine kleine Glampinganlage mit vielleicht fünf Zelten/Plattformen steil am Berg. Wir halten, mieten die wirklich sehr schönen Übernachtungsmöglichkeiten mit allem Komfort - nagelneue, saubere Zelte, Matratzen, Wasserkocher, gute Decken und eigener Dusche im Häuschen nebenan etc. - und fahren direkt weiter zum Gipfeleinstieg. Es ist noch viel Zeit, wir wollen heute ein erstes Mal nach Laos hinüber schauen...
Zuerst kurven wir noch mit dem Motorrad ein paar Meter hoch, dann geht es von einem Parkplatz aus - auf dem wir später noch bekocht und mit einem Gipfelbierchen versorgt werden - nur noch zu Fuß weiter... Auch hier haben wir noch einmal in steilen Aufstiegen zu arbeiten, Stufen und sandige Wege führen zu diversen Aussichtspunkten direkt den steil abfallenden Abhang hinauf. Wir wandern immer höher und genießen den Blick:
Es sind meine letzten Schritte. Ich keuche schon, denn nach meiner Erkrankung fehlt mir doch noch ein wenig die Luft. Schweiß rinnt an meinem Nacken hinab. Ich schaue noch von unten auf scharfkantige, graue Felsen, die uns vom Abhang - gute 800 Meter geht es hier hinunter - trennen. Ich hieve mich ein letztes Mal hoch, nehme die aller letzten Schritte und schaue in eine unbeschreibliche Weite... Oder ist es in erster Linie eine Tiefe? Ich schwindele ein wenig - sicher zur Hälfte Höhenangst, zur Hälfte der Kreislauf - und muss mich erstmal festhalten... Der Ausblick ist gigantisch! Auf thailändischen Grenzfelsen stehend - der Gipfel hier oben markiert zugleich die Grenze -, vornüber schwindelerregend hoch über Laos stehend, blicke ich in ein zwar diesiges, aber grün bewaldetes Bergland: Laos! Weit da hinten erblicke ich den Mekong, ein breiter Strom trotz der Entfernung, wir sehen einen Ort dahinter und sonst ganz viel Urwald... Was für ein View!
Wir sind begeistert! Wir Laufen nun von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt die Gipfelgrate ab, genießen die magischen Blicke und haben diverse Perspektiven auf das Land zu unseren Füßen. In zwei Tagen schon werden wir da hinten erneut auf dem Boot entlang fahren, denn wir wollen mit dem Boot den Mekong von Thailand aus nach Luang Prabang befahren... Ein grandioser Ort, den wir erneut am kommenden Morgen in aller Frühe besuchen. Erneut - jetzt in 14 Grad Morgenkühle, die Sonne geht gerade auf - marschieren wir die steilen Wege zum Gipfelpunkt, erneut sind wir geflashed, angesichts dessen, was wir geboten bekommen: Der gesamte Mekong liegt heute Morgen in dichtem Nebel, helle Schwaden stehen im ausgedehnten Tal und werden erst nach und nach von der Sonne aufgelöst... Wenn nur die Luft - egal zu welcher Tageszeit offenbar - nicht so dämlich unklar wäre, man hätte richtig geile Fotos machen können... Aber das ficht uns jetzt nicht an, das wird erst am Abend mein Thema sein, wenn ich meine Bilder sichte...
Wir saugen das Szenario ein und werden diesen sagenhaften Blick auf Laos von der Höhe von gut 1.400 m sicher niemals vergessen... Ein besonderer Ort. Wieso kommen so wenige andere Reisende hierher? Hier ist wahrlich Magie am Werk...
Wir trekken auf den Phu Chi Fa
Zurück in der Glampinganlage genießen wir noch ein Frühstück mit wunderbarem thailändischen Kaffee - trotz eigenen Kaffeeanbaus ist guter Kaffee in Thailand ja keineswegs überall Usus -, dann machen wir uns auf den Weg zum Phu Chi Fa, dem Nationalpark ein paar Kilometer und ein paar Gipfel weiter entlang der Grenze in Richtung Süden. Wir folgen einer immer schmaler werdenden, aber wunderbar präparierten Straße, die sich den Hang im oberen Bereich des Berges in unzähligen Kurven entlang zieht. Sie schwiegt sich in den Berg und führt uns in perfekten Windungen durch schönste Natur... Kann man geilere Motorradpisten finden? Wir haben permanent sagenhafte Weitsicht, passieren einige Dörfer mit unendlich vielen - leeren (?) - Glampingzelten und Unterkünften, so scheint es, und müssen den nun wohl steilsten Anstieg in den Berg überwinden, den wir auf dieser Tour haben... Sind das 18 - 20 % - Steigung? Kommt wohl hin, denke ich, als wir beinahe aufrecht den Hang auf einer guten Straße zum Eingangsbereich des Phu Chi Fa entlang schleichen... Aber dieses Moped ist stark und schafft es - langsam, laut, aber ohne zu kollabieren...
Wir trekken nun auch hier noch einige Meter in den Berg hinein, treffen ein paar englischsprachige Mönche, die schon auf dem Abstieg sind und haben auch hier ein fantastisches Erlebnis... Nochmal 200 m höher als der Doi Pha Tang - also gut 1.600 m über N.N. - liegt der Gipfel des Phu Chi Fa über dem laotischen Tal in der Grenzregion. Der Besucher blickt hier nicht nur nach Laos hinüber, sondern er betritt - auf dem Gipfel selbst - laotisches Staatsgebiet, ohne Visum oder Passkontrolle... Lediglich ein Grenzstein markiert hier oben den Grenzverlauf, so dass wir permanent von hier nach drüben laufen... Der Gipfelblick ist auch hier phänomenal. Die Wand fällt steil, senkrecht geradezu, nach unten ab, zahlreiche Schilder warnen vor der Gefahr des Absturzes oder dem Wegbrechen von Felsen an der Kante... An diversen Stellen sind Bänder gespannt aber man sieht genau, wo die Menschen gleichwohl zum Stehen kommen... Ein magisches Bergerlebnis auch hier, leider steht die Sonne jetzt so hoch, dass die Lichtverhältnisse immer schlechter werden... Geht es überhaupt noch schlechter?
Wir können auch den Phu Chi Fa - Nationalpark und das atemberaubende Naturerlebnis hier oben nur in den höchsten Tönen loben. Man mag das Szenario gar nicht mehr verlassen, so schön ist der Aufenthalt hier oben, ist der Blick in die Weite... Wir nutzen das reichlich aus, genießen die Atmosphäre an der Grenze zwischen Laos und Thailand und folgen dann aber unserem Pfad, denn wir haben heute noch einen langen Rückweg vor uns...
Wir entschließen uns dazu, den Rückzug über den Phu Sang Nationalpark - ein großes geschütztes Dschungel- und Primärwald-Areal noch weiter im Süden und auf thailändischem Staatsgebiet - anzutreten und nehmen daher den Weg über Ban Rom Pho... Das führt uns zwar in einem weitgezogenen Bogen noch einmal weit von Chiang Rai in den Osten hinein weg, aber das Gefühl von echtem Primärwald aus nächster Nähe fehlt uns auf dieser Tour noch ein wenig... Hier, in diesem durch und durch natürlichen Waldgebiet ohne dörfliche Strukturen und Felderwirtschaft folgen wir nun der wunderschön gelegenen Nationalstraße 1093... Das Fahrtvergnügen und das Naturerlebnis könnten in dieser Form kaum schöner sein: Wir befinden uns irgendwann tatsächlich mitten im Dschungel, Urwaldbäume und dichter grüner Bewuchs, Sträucher, Lianen, Bambus, sind überall um uns herum und immer wieder Urwaldriesen und große Diversität. Die Straße fühlt sich an wie ein Tunnel durch diesen Wald...
Immer wieder führen uns Serpentinen auf grüne Wände zu, blicken wir durch dichtes Geäst und Blätterdächer in tiefe Abgründe der Berge. Der Urwald blüht derweil... Wir sehen überall rot-orangene oder blaue Blüten, eine orchideenartige weiße Blüte ist gegenwärtig allenthalben auf den Bäumen und hier und da werden wir pelziger Früchte gewahr, die erst grün und dann tief rot zu werden scheinen... Dieser Wald ist ein Traum!
Wir sehen hier in dieser Gegend jetzt kaum noch Menschen, gelegentlich kommt uns mal ein Fahrzeug entgegen, zumeist sind wir völlig allein. Zikaden kreischen was das Zeug hält gegen unseren Mopedlärm an, Vögel und Schmetterlinge fliegen und immer wieder mal suchen wir einen Haltepunkt, um all das in vermeintlicher Stille auf uns wirken zu lassen und dem Moped eine Pause zu gönnen. Aber der Urwald ist niemals leise, im Gegenteil: Wir sind immer wieder von der Geräuschkulisse überrascht... Leider sehen wir keine Affen oder Schlangen, dafür sind wir wohl zu laut...?!
Als wir jetzt aus dem Wald herausfahren, die Nationalparkverwaltung mitsamt Campingplätzen und Wanderwegen kündigt sich an, da belebt sich auch wieder das Umfeld. Plötzlich sehen wir Schulklassen an einem Fluss, schmale Wasserfälle stürzen aus den Felsen herab und Restaurants bieten ihre Küche feil... Gleich muss man für das Parken oder Abstellen des Motorrades auch wieder zahlen, die Zivilisation ist zurück... "Komm Magda, lass uns wieder umdrehen!" höre ich mich denken, aber ich sehe, dass meine bessere Hälfte jetzt auch etwas müde wird und zu quengeln beginnt...
Also gut! Nach zwei, eigentlich drei herausragenden Tagen am Rande von Thailands Norden, einem touristischen Niemandsland, so scheint es, muss es auch mal genug sein... Das war wirklich großes Kino!
Wir schwingen uns ein letztes Mal auf das Krad, navigieren uns über Dörfer und Felder an ausgedehnten Kautschukplantagen vorbei und dann auf "Autobahnen" gute zwei Stunden zurück nach Chiang Rai und kommen müde und abgekämpft - aber mega-glücklich - im Hotel wieder an... Ein geiler Trip! Zur Nachahmung empfohlen! Wieso fährt denn da keiner hin?
Empfehlungen
Chiang Mai
Unterkunft
Wir sind dem schon zuletzt empfohlenen Hotel treu geblieben und waren erneut mega-zufrieden...
- CM Appartments - Chan Boutique Hotel, 9/2 Soi 7 Moon Muang Road A, Altstadt, Chiang Mai, Thailand, 50200,
Speisen
- Unser absolute Nr. 1 bleibt das kleine und bescheidene Thairestaurant Mee Gin Thaifood, QXRV+C37, Ratvithi Rd, Tambon Si Phum, Mueang Chiang Mai District, Chiang Mai 50300, in dem einfach alles ganz großartig zubereitet ist und köstlich schmeckt... Man schreibt seine Bestellung auf einen Zettel und steckt diesen auf der Theke auf die Nadel... Bestes Khao Soi u.a.
- ansonsten erneuern wir unsere Empfehlung sich auf den diversen Night-, Walking- und sowieso-Markets umzusehen...
Allgemeines
Da gibt es aufgrund unserer Erkrankung des Ausfalls all unserer Pläne nichts zu berichten... Schaut daher auf unsere früheren Ausführungen...
Chiang Rai
Unterkunft
Wir wollten ganz bewusst eine etwas komfortablere Unterkunft, um unseren Genesungsprozess zu unterstützen und sind daher im gar nicht allzu teuren
- Nakaraj Princess Chiang Rai Boutique Hotel, 697/4 Srikerd Rd, ตำบล เวียง อำเภอ เมืองเชียงราย Chiang Rai, 57000 abgestiegen... Nach anfänglichem Mosquitochaos und der Beseitigung der Viecher haben wir uns in dem Zimmer mit viel, viel Raum und sehr guten Betten sehr wohl gefühlt... Luxuriöse Möbel gehören zum Standardrepertoire - aber man muss das auch nicht unbedingt haben... Es gibt ein Frühstücksbuffet der besseren Art und das Mieten von Mopeds hier ist ebenfalls möglich. Ein weiterer Pluspunkt: Die Lage!
Speisen
Neben dem ein oder anderen durchschnittlichen Gericht, das wir uns in Garküchen geholt haben und die uns regelmäßig satt gemacht haben, sind vor allem folgende Lokale gut:
- Accha Authentic Indian Cuisine Chiang Rai, 888 Phaholyothin Rd, Wiang Subdistrict, Mueang Chiang Rai District, Chiang Rai 57000, Thailand - vor allem die Biryani's sind echt klasse!
- Rosprasert Muslim Food, 407/7 Isaraparb Rd, Tambon Wiang, Mueang Chiang Rai District, Chiang Rai 57000, Thailand - empfehlenswert sind die Biryanis und das Khao Soy, leider sind die Rindfleischprodukte nicht so toll, also greift lieber zum Chicken... Das gilt auch für die sehr leckere Tom Yam Suppe...
- Toll essen kann man natürlich auch hier am Nachtmarkt, der hier Night Bazar heißt, der noch zusätzlich Live-Programm bietet...
- das schönste Café am Platz ist das Xibiao’s Bakery & Cafe (ซีเปียวพาณิชย์), 186/1-2, เวียง, Mueang Chiang Rai District, Chiang Rai 57000, Thailand - guter Tee, gute Shakes und ein fabelhaftes Frühstück...
Allgemeines
- Fahrt ohne zu zögern zu den beiden Kunstprojekten: Der Wat Rong Khun - dem Weißen Tempel - etwas südlich der Stadt an der Nationalstraße 1022 gelegen und das Baan Dam Museum nördlich der City...
- darüber hinaus hat Chiang Rai eine ganze Reihe echter buddhistischer Tempel in Laufdistanz zum Zentrum, die sich beinahe alle lohnen...
- Wir würden jeder Zeit wieder ein Moped mieten und damit in die Berge der Umgebung fahren...
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- sehr schön war der Weg entlang des Mae Nam Kok-Flusses in die Berge westlich von Chiang Rai... Achtet auf den Weg entlang des Flusses und passt auf, dass ihr nicht vom befestigten Weg abkommt - so oder so wichtig: Leiht nur ein Moped, bei dem vor allem die Hinterbremse richtig gut funktioniert, sonst seid ihr auf sandigen, steilen Abfahrten verloren...
- Wir können die Mopedfahrt in die grenznahen Gebirge bei Laos nur aller wärmstens empfehlen:
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- fahrt über die 4018 über die erste Bergkette...
- besucht den Doi Pha Tang, trekkt dort in die Berge und lasst euch den Blick nach Laos und auf den Mekong nicht entgehen - es gibt zahlreiche Zugänge zu schönen Aussichtspunkten; besonders schön kurz vor Sonnenuntergang, aber auch einzigartig beim Sonnenaufgang...
- besucht auch den Phu Chi Fa Aussichtspunkt - auch hier gibt es mehrere Möglichkeiten und Zugänge zu einzelnen Bergrücken...
- und versäumt nicht über Ban Rom Pho auch zum Phu Sang Nationalpark zu fahren - euer Lohn: Die Fahrt durch wundervollen unberührten Primär-Urwald...
Ausblick
Spurenwechsler zieht es sogleich weiter in Richtung Laos... Von Chiang Rai aus geht es ohne große Umschweife an die Grenze nach Chiang Khong/Houay Xai, von wo aus sie - nach Überquerung der Grenze - mit dem Slow Boat in mehreren Tagen über den atemberaubenden Mekong-Fluss nach Luang Prabang, ins kulturelle Herz des asiatischen Landes, reisen...
Sie werden Luang Prabang, eine der schönsten und altertümlichsten Städte Asiens - Weltkulturerbe - erkunden, die unzähligen Tempel und Märkte der Stadt erschließen und in der bergigen Umgebung nach touristischen Schätzen der laotischen Kultur wie Natur Ausschau halten...
Sie sind in Laos ansonsten ohne große Pläne und werden sich hier vor Ort treiben lassen. Ganz nach dem Motto "Im Müßiggang findet der Slow Traveller seinen Weg und im Zufall seine Richtung" werden sie danach trachten, einen Hauch von Laos zu atmen und seinen Charakter zu ertasten... Spurenwechsler sind zurück!
Folgt ihnen auf ihrem Weg auch dieses Mal IN DIE SPUR!
Den vorhergehenden Reisebericht lesen? Oder die Fortsetzung unserer Reise?
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Fred (Dienstag, 07 März 2023 15:17)
Einfach nur: "WOW!" Und für zwischendurch einen ganz lieben Gruß aus Gütersloh, wo der Winter mit aller Anstrengung an seinem Comeback arbeitet. Dann doch lieber voller Staub und Schweiß auf dem Moped im Urwald. Gute Reise weiterhin und danke für´s Teilen eurer tollen Eindrücke.
Spurenwechsler (Mittwoch, 08 März 2023 09:24)
Moin Moin lieber Fred!
Ich freue mich sehr mal wieder von dir zu hören und sage danke für das Feedback! Ich möchte gegenwärtig wirklich nicht tauschen und hab nicht mal schlechtes Gewissen...! :-)
Für Euch aber drücke ich die Daumen, dass der Frühling langsam in die Puschen kommt!
Grüße aus Laos direkt nach Gütersloh!
Spurenwechsler