Beitrag Nr. 57
Spurenwechsler grüßen Euch heute ... erneut von Koh Samet...!
Richtig gelesen, unser zweiter Reisebericht zu diesem 2021er Cornona-Trip nach Thailand kommt - wie der erste - überraschenderweise und ungeplant von Koh Samet! Was erstmal überraschend klingt, ist leicht erklärbar und wird hier ausführlich Gegenstand sein. Folgt einfach unserem Blogbeitrag und erhaltet dabei ein Update zur touristischen Situation um Koh Samui, Koh Samet und die Khaosan Road, Bangkok im Dezember 2021... Um es vorweg zu nehmen: Es ist noch Vieles anders als sonst, aber auch schon Vieles so wie immer - it depends! Oder klassisch thailändisch: Same, same, but different!
Die ersten 10 Rückkehrtage nach Thailand konnten sich für mich - der ich heuer mehr als urlaubender Erholungsgast, denn als entdeckender Reisender unterwegs bin - jedenfalls mehr als sehen lassen, vielleicht aber bin ich ja auch nur mit dem derzeit bestmöglichen Spot gestartet? Koh Samet jedenfalls – wer hätte das gedacht – entpuppte sich als echte Inselperle und hat in der derzeitigen Coronalage sogar manche ihrer früheren Nachteile ausmerzen und viele ihrer Stärken gerade voll ausspielen können… Um ein Haar wäre ich gegen alle Pläne geblieben und habe die Insel letztlich nur mit einem sehr weinenden Auge verlassen, um über Bangkok – Khaosan Road - nach Koh Samui, Koh PhaNgan und Koh Tao aufzubrechen. Mein Tipp jedenfalls abschließend und vorweg genommen: Wer jetzt nach Thailand reist, der sollte Koh Samet auf gar keinen Fall auslassen!
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Ambivalente Vorfreuden und erstklassige Entdeckungen - Die Khaosan im Dornröschen-Modus?
Nun also Bangkok… Würde ich von dem ausgegangen sein, was ich im Vorfeld an Informationen und Berichten über die einstige Touristenhochburg, die berühmt-berüchtigte und stets ambivalent betrachtete Khaosan Road, gehört und gelesen hatte, ich hätte vermutlich einen großen Bogen um die Region Banglamphoo im Zentrum Bangkoks gemacht. Andere Viertel in der für mich noch immer unfassbaren, in ihren Dimensionen schier überwältigenden Metropole Bangkok hätten womöglich eher auf meiner Liste gestanden, schon weil die Anreise von Koh Samet - mitten durch die gesamte Stadt - weniger kompliziert und meine Neugierde auf andere Orte der Stadt zuletzt gewachsen war... Und doch war ich angefixt, wollte ich mit eigenen Augen sehen und ertasten, was kolportiert wird: Die Coronakrise, die fortgesetzten Lockdowns und Einreisestopps haben diese wohl zu 100 % auf Touristen zugeschnittene Straße in einen totalen Stillstand versetzt. Rien ne va plus – nichts geht mehr! Bestenfalls – da war man sich einig – sei der Stillstand ein Dornröschenschlaf, bei dem die vage Hoffnung auf den erweckenden Kuss eines Prinzen in einer fernen Zeit wenigstens noch bestehen darf. Wie gesagt: Bestenfalls, denn nicht wenige sprachen vom „finalen Ableben“ und dem „vollzogenen Untergang“ dieser einstigen Lebensader touristischen Seins inmitten der Stadt.
Abgesang auf Abgesang musste die Khaosan Road in der Presse also über sich ergehen lassen – und jeder Schlag gegen die Khaosan Road hat mich im tiefsten Innern irgendwie auch selbst getroffen. Abwehrmechanismen setzten ein, Abwiegelung… „Die Khaosan Road, die ich kenne, wird sich wieder erholen! Die wird unter der Oberfläche atmen und brodeln, wird irgendwann schon wieder zu alter Stärke zurückfinden…!“ Ich konnte, ja, ich wollte einfach nicht glauben, was alle sahen und konnte mir eine Khaosan Road ohne Leben einfach überhaupt nicht vorstellen. Und klar: Es ist völlig korrekt, wenn sich hier jetzt Protest erhebt… Denn – und auch das ist richtig: Nicht alle bedauerten ihr vermeintliches Ende. Manchen Betrachtern war die Straße inzwischen egal, bzw. ihnen fehlte das Bedauern für ihren Niedergang, weil sie die Khaosan Road der vergangenen Jahre vor Corona selbst vom massentouristischen Virus befallen wähnten und ihr längst den Rücken gekehrt hatten. Uns ging das ja ähnlich: Die Straße hatte keine gute Entwicklung genommen: Zu laut, zu plästernd, zu exzessiv. Wir suchten, wie viele andere, Reißaus, entdeckten ihre weitere Nachbarschaft und wurden üppig fündig: Die gesamte Gegend um die Khaosan Road herum entwickelte sich prächtig, wurde spannend und bot in ihrer Gesamtheit das, was die Straße einst allein verkörperte…
Und doch stecken in ihr so viele Träume, Erinnerungen und Erlebnisse vergangener Tage, dass ich angesichts der Abgesänge auf die Khaosan reflexhafte Neugierde entwickelte - und eben Trotz: „Das wollen wir doch mal sehen, ob da nicht doch noch was geht…“!
Jetzt aber sitze ich hier kleinlaut auf der Rückbank meines Taxis, das der Fahrer, weil er meiner Beschreibung des Wegs fortgesetzt nicht traut – „soweit kommt es noch, dass der Farang mir sagt, wo es lang geht!“ -, nun fälschlicherweise mitten durch die Khaosan Road hindurch steuert. Ich bin auf diese Weise schneller hier, als mir lieb ist, noch dazu überraschend und unvorbereitet... Mein Blick folgt ihrem Verlauf von Haus zu Haus, ich schaue hierhin und dorthin. Langsam rollen wir die berühmte Gasse hindurch, damit der Fahrer mein Hotel auch auf keinen Fall verpasst – dabei liegt es, ganz sicher, zwei Parallelstraßen von hier entfernt… Ich lasse ihn fahren und aussteigen, denn er fragt bereits den zweiten Einheimischen auf der Straße nach dem Weg… Ich bin derweil verstummt und regelrecht gelähmt – mein Hotel habe ich ganz vergessen… Zwar ist die einstige Straße im Zuge der Coronazeit wohl restauriert und der Asphalt aufgehübscht worden, aber die einst wuselnde und vor Lebendigkeit strotzende Straße liegt tatsächlich – unleugbar – mausetot vor mir. Die Rollläden sind unten, Eingänge verschlossen und nur hier und da hat ein vereinsamt wirkender T-Shirt-Shop noch seine Türen geöffnet – hoffend auf Kunden, aber niemand ist drin. Die einstigen Bars sind verhangen, die Stühle stehen auf dem Kopf auf den Tischen und Spinnweben und Staub haben das Inventar in Besitz genommen. Wenige, ganz wenige Menschen bewegen sich in der Khaosan, in der eine ganze Reihe Läden völlig geräumt sind…
Das muss man erstmal verdauen, wenn man diese Straße kennt. Oder soll ich sagen: Kannte? Das sitzt, wie ein Tiefschlag in die Magenkuhle… Plötzlich fühle ich mich wieder sehr einsam. Ein früherer Lieblingsort von mir scheint - ein erstes Mal durch zu viele und nun ein zweites Mal durch zu wenige Gäste - unwiederbringlich zerstört, womöglich dieses Mal endgültig? Es stimmt also doch. Nichts geht mehr! So schlimm, nein, so desaströs … nein, dass konnte doch gar nicht sein… Ich befinde mich in einem realen Alptraum…
Wie aus einem anderen Universum dringt eine fragende Stimme zu mir durch… Sie ist von einem unsicheren Schulterzucken meines Taxifahrers begleitet, an dessen verzweifelter Gestik und Mimik ich merke, dass er mich hier am liebsten direkt hinauskomplementieren möchte, denn er weiß nicht weiter. Noch bevor er den Vorschlag unterbreiten kann, zeige ich ihm erneut die grobe Richtung an und demonstriere „Parallelstraße!!!“. Mit Händen und Füßen mache ich ihm klar, dass ich den Weg kenne … und ernte doch nur ungläubige Skepsis. Ich sage ihm nun etwas nachdrücklicher, wie er bitte fahren soll, auch um das verstörende Umfeld – jetzt! – zu verlassen. Eine Reaktion! Er tut nun überraschender Weise, um was ich ihn bitte und biegt am Ende der Khaosan unwillig murmelnd, aber ohne Alternative, links ab. Wir fahren nun einen kleinen Bogen – er schüttelt mit dem Kopf und murmelt weiter – und anschließend direkt geradeaus in die gesuchte … Tanee Road hinein… „Sag ich doch!“ denke ich noch etwas genervt, als er das Hotelschild - noch vor mir - in der Entfernung sieht. Mit der Geste des überlegenen Siegers demonstriert er mir: „Da ist es doch! Gut Sir, dass Sie mich dabei haben…!“
Vor uns liegt nun das Dewan Hotel, ein ursprünglich sicher deutlich zu teures Hotel für mein Thailand-Level, das ich in diesen Tagen für einen Spottpreis buchen konnte… Auch Corona hat seine guten Seiten…
Das Leben kommt zurück – die Khaosan Road atmet von der Peripherie aus
Der Schreck sitzt tief und ich bin ein wenig in meinem Enthusiasmus für Bangkok und meine weiteren Reisepläne gehemmt. Wie kann man jetzt zur Tagesordnung übergehen? Nicht mal mein schönes Hotel mit dem Pool auf dem Dach kann meine eingetrübte Stimmung heben… Hinzu kommt, dass ich in einer Zeit die erste Runde durch das Viertel drehe, in der auch schon früher das Leben erst langsam Fahrt aufzunehmen gewillt war, alles bei wolkenverhangenem Himmel und schwüler Hitze – wenigstens die ist zurück…! Alles steckt noch in der Phase des langsamen Erwachens – doch das kann ich im ersten Moment nicht erkennen… Für mich erscheint das Viertel am Ende zu sein.
Ich mache mich zwei Stunden später erneut auf den Weg und schlendere staunend an geschlossenen Läden, leeren Straßen und arbeitslosen Massagesalons vorüber. Ich erhole mich vom Schock nur nach und nach und erst dann, als ich ein paar alte Refugien entdecke… Abseits der Khaosan, dort, wo sich schon immer das Leben der Touristen und der Einheimischen kreuzte, wo es sich seit jeher im gegenseitigen Miteinander befruchtet und vom Voneinander profitiert hat, da ist plötzlich etwas Dynamik auf den Straßen und ein kleiner Hoffnungsschimmer in Reichweite… Ich entdecke den kleinen Laden, der wunderbare Kokosplätzchen produziert und für kleines Geld am Straßenrand verkauft – er tut es noch! Ich erkenne den alten Herrn an seinem angestammten Platz, der hier seit vielen Jahren kleine Näharbeiten am Rande der Straße erledigt und ich sehe all die Straßenstände ein paar Blocks entfernt, die uns hier immer schon fasziniert haben und die nun aktiv zu werden scheinen. Als ich in die Soi Ram Buttri laufe, traue ich meinen Augen nicht: Madame Musur – eine kulinarische Instanz im weiteren Umfeld der Kahosan Road – hat sich ganz offensichtlich behauptet und existiert. Die Restaurant-Bar hat geöffnet. Mein Herz macht kleine Sprünge und ich setze mich in den schönen Laden. Bei einem Erholungsbier blicke ich auf die weißen Mauern des buddhistischen Klosters, das hier immer schon inmitten des Khaosan-Gewusels steht – davor zwei alte Fahrradrikschas aus längst vergangenen Zeiten. Seit jeher frage ich mich, was wohl den hier lebenden Mönchen angesichts der Exzesse der Khaosan so durch den Kopf gegangen sein mag… Und was sie wohl jetzt denken, wenn sie das Ausmaß der Traurigkeit wahrnehmen?!
Ich sehe auf der fantastischen Karte bei Madame Musur ein Larb Moo und schlage zu, denn es muss jetzt meine Seele heilen... Schon seit Tagen versuche ich das sauer-würzig-scharfe Fleisch, dass traditionell mit viel grünem Blatt-Salat und allerhand Grünzeugs gegessen wird, zu bekommen – bisher vergebens… Das Menü – es wird hier mit Dill, Basilikum, Koriander, Grünen Salatblättern, Gurken und weiteren unbekannten Blättern serviert – sorgt für weitere Stimmungssprünge, es schmeckt phantastisch. Morgen werde ich hier einige wunderbare Thai-Salate ausprobieren, schnalze mit
der Zunge und halte mich an der Erkenntnis fest, dass das vorab schon Gute, offenbar auch Corona überlebt hat: Das gilt für einige klasse Restaurants, die guten Hotels und für die vielen thailändisch geprägten Straßenzüge, die auch ohne Touristen überlebensfähig waren…
Es dunkelt bereits und das Viertel erwacht nun nach und nach doch zum Leben… Es ist vor allem die Rambuttri Alley, die jetzt zum Freitagabend aufdreht und auf Touren kommt – eine krumme Seitenstraße der Khaosan, die am Abend nun ordentlich brummt… Was auffällt: Viele junge Thais, die sich ihre Stadt und offenbar auch diese Gegend zurückerobert haben. Sie sind jetzt deutlich in der Überzahl… Was für ein Spaß, den Kiez so lebendig und hipp zu sehen. Ende gut, alles gut? Die Gegend rund um die Khaosan ist jedenfalls einigermaßen intakt geblieben, getroffen hat es vor allem die Straße selbst – bzw. natürlich deren Geschäftstreibende… Ob da jemals wieder was gehen wird? Ich würde heute nicht wetten!
Nach zwei Tagen Bangkok: Mit dem Kiez versöhnt – schön war es!
Ich halte mich also an die Seitenstraßen und den umliegenden Kiez und bin trotz allerlei Leerstand und geschlossenen Läden am Ende versöhnt… Die Khaosan Road betrete ich an den zweieinhalb Tagen kein einziges Mal mehr wieder... Ich finde mit dem H-Café ein nettes kleines Frühstückslokal gegenüber dem Phra Sumen Fort
und genieße deren tolle Smoothies, fabelhaften Tuna-Sandwiches und freundlichen Service, kehre am Abend bei Madame Musur ein oder schlemme an den Essensständen der Chakrabongse Road Dinge, die ich nicht benennen kann und die ihrerseits manchmal Namen tragen, die das offenbar Namenlose dann doch kennzeichnen: Der Klassiker „No Name“ – mal in der Variante mit Fleisch, mal mit Gemüse – ist zwar von den Speisekarten der Restaurants verschwunden, hier aber existieren sie noch, die kleinen frittierten Kreppelbällchen, die wirklich gut sind… Und so vieles Unsagbare mehr… Ich frage übrigens nach, wie die Einheimischen selbst die Bällchen nennen... Man kann es mir nicht sagen! "No name" eben!
Für mich hält das Schlemmen rund um die geschlossene Khaosan eine weitere Selbsterkenntnis parat: Wenn ich nur gut essen kann, ist das schon die halbe Miete...! Da komme ich wohl nach meinem Papa...
Am zweiten Tag marschiere ich per Pedes in Richtung Süden am Ufer des Chao Praya-Flusses entlang. Es geht durch den vereinsamt wirkenden Campus der Thammasat Universität, deren wundervolles Motto „Die Universität, an der wir lernen, Menschen zu lieben/mögen…“ mich noch heute fasziniert. An der Politikwissenschaftlichen Fakultät vorbei gelange ich sukzessive erst zum Amulettmarkt, wo sich die Buddhisten der Stadt mit verheißungsvollen Talismanen und Amuletten, mit Glücksbringern und schützenden Kettenanhängern ausstatten können… Und anschließend unmittelbar in eine Zone, in der vor allem Naturprodukte der Naturheilszene, Pülverchen und Salben gegen Alles oder Nichts im Angebot zu finden sind. „Tigerbalsam“ – unser früheres Allheilmittel gegen Mosquito-Stiche, Verstauchungen oder leichte Erkältungssymptome – ist nach wie vor der Schlager in allen Auslagen… Als ich mich etwas in der Produktpalette umschaue wird eine ältere Dame aufmerksam: „Nein Danke!“, winke ich ab, als sie sich zu mir herüber bewegt… Oder doch: „You have something against Corona?“ Sie verzieht das Gesicht zu einem Lächeln, als sie merkt, dass ich scherze… Sie nimmt den Flirt aber gerne auf und zeigt auf allerlei Mittelchen, die gegen dieses und jenes wirken, ganz sicher auch gegen Corona… Mein skeptischer Gesichtsausdruck lässt sie erneut herzhaft lachen – „Maybe Tigerbalm?“
Ich besuche mal wieder den Wat Phra Chettuphon Wimon Mangkhalaram Ratchaworamahawihan – kurz Wat Pho – einen bereits aus dem 17. Jahrhundert stammenden bedeutenden Tempelkomplex mitten in der historischen Altstadt Bangkoks. Das Tempelareal liegt direkt neben dem Königspalast, beherbergt den 46 Meter langen und 15 Meter hohen Liegenden Buddha, der vollständig vergoldet und in seiner Größe sehr beeindruckend ist. Bewegt man sich in seiner Halle, wird man von unzähligen Klimper- und Schepperlauten begleitet, weil Gläubige – zuvor im Tempel erworbene – Münzen in umlaufende, wohl beinahe 100 (?) Münzschälchen einwerfen, um damit einem buddhistischen Ritual nachzugehen… Der Tempelkomplex, der schon von weithin sichtbar, mit bis zu 42 m hohen Chedis – geschmückt mit Mosaiken und Blumenmotiven aus tausenden Keramikteilchen – ausgestattet ist, dient verschiedenen Zwecken. So ist er Mausoleum und offene Universität, Reliquien- und Gebetsstätte, vor allem aber heute auch Ausbildungszentrum für die klassische thailändische Massage, von deren heilbringender Anwendung man sich hier auch gleich selbst überzeugen kann… Der Besuch dieses Tempels hat mich seit jeher fasziniert… Übrigens: Wer in Deutschland zur traditionellen Thaimassage geht - wozu ich jedem dringend rate -, der wird garantiert irgendwo ein Zertifikat der*s Masseur*in aus eben dieser Ausbildungsstätte finden können - wetten?!
Am Abend streune ich durch die Gassen und erfreue mich daran, dass das Leben hier jenseits der Khaosan Road nun doch auf ordentlichem Niveau stattfindet, trinke ein, zwei Bierchen im Hintergrund der angesagteren Restaurant-Bars und nasche allerlei Kulinarisches an den zum Leben erweckten Straßenständen. Es sind bereits die selbst durch die beste Maske aufsteigenden Düfte all der Köstlichkeiten hier, die die Stadt für mich so attraktiv machen, das Brodeln in heißen Töpfen, die Dämpfe der Fritteusen und die ineinander verfließenden Klänge der thailändischen Radios allenthalben. Natürlich gönne ich mir eine Thaimassage pro Tag und genieße das dynamische Flair dieser Metropole, die sich in den vergangenen Monaten, wie es scheint, eben dort erhalten hat, wo die Thais ihrem normalen Leben nachgekommen sind... Sie sind es, die im Umfeld der Khaosan Road nun auch abends die Mehrheit der Partypeople ausmachen und sie sind es, die für das wuselige und quirlige Geschehen in den Straßen Banglamphoos sorgen. Wo sie nicht sind, wird es zugleich deutlich ruhiger und lebloser. Und was auf jeden Fall auch zurück ist: Viele allein reisende Männer, die - scheint's - nicht allzu lang allein geblieben sind... Leider stellen ausgerechnet sie die erste Gruppe derer, die nach Thailand zurück gefunden haben und wie ich gerade lese, sind es vor allem die Deutschen... Familien sieht man zum jetzigen Zeitpunkt noch eher selten, allein reisende Frauen sowieso. Das ich selbst dieses Mal ein allein reisender Mann bin, wird mir jeden Tag mehrfach bewusst und ich spüre immer wieder sehr deutlich die soziale Wirkung von Klischees... Das Thema wird mich noch beschäftigen...
Mit dem Linienbus S1 zum Flughafen Survanabhumi
Mein eigentliches Ziel dieser Tage ist - neben dem Zwischenstopp in der Stadt der Engel, wie Bangkok ja auch genannt wird - die Inselkette um Koh Samui, wohin ich heute aufbreche, um mal zu schauen, wie sich meine Lieblingsinseln in Thailand von den Coronawirren erholt haben... Ich muss mich also für einen kurzen Flug auf zum Flughafen machen und werde das mit dem Linienbus tun, der hier unmittelbar vor der Khaosan Road halten und in ca. 1 Stunde am Flughafen sein soll... Ich reibe mir verwundert die Augen. "Warum ich nicht ein Taxi nehme oder einen Minibus, der mich doch vorm Hotel abholen würde? Warum also fahre ich mit dem Linienbus?" - "Weil ich es kann!" denke ich still bei mir und weil es mir Spaß macht, den Thais einmal zu zeigen, dass wir nicht in Geld schwimmen und nicht alle/immer in falscher Bequemlichkeit leben/reisen... Schließlich kutschieren wir auch in Berlin mit der S-Bahn zum Flughafen - warum also nicht hier...? 60 Baht kostet mich der Spaß - also gerade einmal 1,60 €... Ein Minibustransfer würde mich gut 11 € kosten, umhauen, täte mich das also nicht... Gesagt getan, ich mache mich zu Fuß an die Haltestelle in der Chakrabongse Road auf. Ich mache noch den kurzen Umweg um die Ecke und hole mir für die Reise ein paar No Names und setze schließlich - angekommen - am Bordstein mein Gepäck ab. Hier warte ich nun halb im Schatten, halb in der Sonne auf die Nummer S1, die ich per Handzeichen an den Fahrer anhalten muss. Allein die folgenden 15 Minuten Wartezeit machen mir diebisch Freude!
Zwei Menschen sprechen mich während der gut 15 Minuten Wartezeit direkt an und fragen, ob sie mir helfen können, was mein Ziel sei. Allein meine Anwesenheit an einer normalen Bushaltestelle sorgt für Fragen... Als ob ich es nicht wüsste, erklären sie mir tatsächlich ungefragt alles zur Bus-Nummer, Fahrtzeit und Kosten in Richtung Flughafen... Ich danke herzlich - denn sie meinen es gut - und warte weiter... Ich sehe, wie einzelne Wartende mich verwundert mustern, mein Gepäck zur Kenntnis nehmen und im Smartphone recherchieren, wofür ich denn hier wohl stehe... "Aha", ernte ich anerkennendes Kopfnicken, "S1 zum Flughafen!", dann ist es ja klar! Man lächelt mir freundschaftlich zu, für's "an der Bushaltestelle stehen" ernte ich Anerkennung. Und genau das mag ich! Solche - unbedeutenden - Gesten - man fährt mit Öffentlichen Verkehrsmitteln - scheint uns Reisende ein Stück weit näher an die Menschen heran zu bringen. Statt sich also - wie oft üblich in Thailand und anderswo - in entkoppelten teuren Transportsystemen, die sich ein normaler Thai nur schwer leisten könnte, durch die Gegend fahren zu lassen, statt sich also in einem touristischen Paralleluniversum jenseits der einfachen Leute hier zu bewegen, kommt es gut an, wenn man - obwohl oder gerade weil man es anders machen könnte - eine Stufe herunterkommt, in die Lebenswelt der Menschen. Gerade in Thailand habe ich das oft erlebt und ähnliche Erfahrungen mit kleinen Gesten dieser Art gemacht... Menschen begegnen, die gerade nicht in der "touristischen Wohlfühlwolke" unterwegs sind - darauf kommt es doch beim Reisen an...!
Jetzt kommt die S1 in hohem Tempo auf der mittleren Spur angerauscht! Ich muss jetzt schnell und auffällig sein, sonst fährt der an mir vorbei... Der Fahrer sieht meinen ausgestreckten Arm, und bremst abrupt ab. Er rollt zur linken Seite - Thailand fährt Links! Beinahe tritt er schon wieder aufs Pedal, denn er denkt, er habe sich geirrt, als ich mich zu meinem Gepäck umdrehe. Ich halte Augenkontakt, er versteht und stoppt endgültig. Jetzt drehe ich mich beruhigt um und greife meinen Rucksack, den ich schon von einem umstehenden Wartenden, freundlich lächelnd, angereicht bekomme... Mein Gott, sind die Leute hier nett! Gerade einmal 40 Minuten braucht der Bus nun, er fährt über die in der Hauptstadt üblichen Tollways - exklusivere Autobahnen in der ersten oder zweiten Etage der Stadt, quasi Bezahlstraßen für die, die sich die Maut leisten können und wollen... Und ich bin um eine Illusion reicher: So nah dran an den "normalen" Thais bin ich damit nun auch wieder nicht, denn erstens fahre ich allein im Bus - schon die 60 Baht scheinen für viele zu teuer zu sein - und zweitens sehe ich die Einheimischen im Erdgeschoß dieses unfassbaren Straßengewirrs im Stau stehen... Die S1 kann ich gleichwohl allen empfehlen, die vom oder zum Flughafen nach Banglamphoo kommen wollen...
Pfützen, Dunkelheit und kaum Leben am Mae Nam...
Vorbei an den mit Masken - vorbildlich - ausgestatteten Tempelwächtern am Flughafen, mache ich mich auf zu meinem Gate - und sehe ... niemanden. Zugegeben, ich bin etwas früh... Aber in 30 Minuten ist Boarding-Time! Ich kontrolliere schnell nochmal meine Bordkarte, checke die Zeit - habe ich mich vertan? - und lehne mich beruhigt zurück. Alles gut, nach und nach kommen noch ein paar wenige Menschen, die mit mir nach Koh Samui fliegen wollen... Im Flieger ist alles wie immer - nur eben deutlich leerer - und ich blicke auf das unter mir vorbeiziehende Meer, die Küste und immer wieder mal riesige Containerschiffe, die sich auf dem wundervoll strahlenden Wasser absetzen. Wir fliegen hier deutlich flacher und mitten hinein in einen schönen Sonnenuntergang, ich werde also in Dunkelheit ankommen. Erst kurz vor Koh Samui verändert sich das Szenario: Wolkenberge umgeben uns nun, es blitzt hier und da... Ich muss sagen, dass ich mir meine Rückkehr so nicht vorgestellt hatte...
Wir durchlaufen eine etwas komplizierte - coronabedingte - Aufnahmeprozedur: Fiebermessung und umständliche Registrierung auf einer regionalspezifischen Gesundheits-App, deren Funktionieren sich mir nicht erschließt und noch in den Kinderschuhen zu stecken scheint, und begeben uns spät zum Ausgang... Es ist stockdunkel und von Taxen keine Spur. Wir werden jetzt von einer Art Limousinenservice zu unseren Hotels geleitet und - da man offenbar mit nicht allzu vielen Reisenden gerechnet hat - teile ich mir eine mit einer Einheimischen, die hier jetzt wieder arbeiten soll, da man doch jetzt Touristen erwarte... Die Hoffnung scheint zurück auf Koh Samui! Die Luft ist feucht-heiß, vor allem feucht und ich sehe überall Pfützen auf dem Weg zum Hotel, in dem sich die Lichter der Straßenbeleuchtung spiegeln... Wir biegen am Mae Nam-Beach in die Straße Moo 4 ein - ich kenne sie von zahlreichen früheren Aufenthalten -, freue mich einerseits "zuhause" zu sein und sehe andererseits ein erstes Mal, dass hier gerade nicht viel zu gehen scheint: Nur das indische Restaurant "Babus Indian Hot" - allerdings eine echte Perle - scheint geöffnet zu haben... Es ist düster in der Straße, alle sonstigen Einrichtungen scheinen verrammelt oder verlassen zu sein...
Da ich in Bangkok etwas voreilig enttäuscht war, beschließe ich abzuwarten und atme einmal tief durch. Die Zikaden zirpen ohrenbetäubend als ich das Fahrzeug verlasse und die Luft riecht nach Meer... Auch der Empfang in meinem Ausweichquartier - unsere sonst bevorzugte Bungalowanlage ist derzeit nicht in Betrieb - ist wenigstens charmant und freundlich und ich denke: Wird schon gut werden! Nach der Erledigung der Formalia betrete ich nun einen muffigen und leicht nach Schimmel riechenden Raum, der aber ansonsten völlig O.K. zu sein scheint und der nach Betrieb der Klimaanlage nun auch mit Frischluft versorgt wird. Selbstredend schaue ich mich nach Schimmel um und finde - über alle Tage - keinerlei Anzeichen dafür... Wahrscheinlich steckt er im feuchten Mauerwerk... Ich erinnere mich daran, dass die gesamte Anlage 2 Jahre unbewohnt geblieben sein muss, eine Regenzeit hinter sich hat und insgesamt ziemlich durchfeuchtet zu sein scheint ... und entscheide mich deshalb dafür zu bleiben! Gebongt, für die ersten zwei Nächte wird es hier schon gehen, dann will ich ohnehin weiterziehen...
Es ist düster und regelrecht kühl, als ich am nächsten Morgen erwache. Ich höre das Klappern von Kochtöpfen - eine Nachbarin kocht regelmäßig auf der Veranda vor dem Haus. Und: Das Tropfen von Wasser, das vom Dach meines Bungalows zu fallen scheint... Koh Samui also begrüßt mich heute mit dichten grauen Wolken, schwülster Hitze und im Verlaufe des Tages immer wieder mit Starkregen. Ich mache mir erstmal einen Kaffee - Thailand ist ja traditionell eher ein Instant-Coffee-Country und nur selten erhält man in meiner Preisklasse echten, guten Kaffee, den Thailand sogar selbst produziert. Instant-coffee dagegen gibt's überall - auch hier! Auf der Terrasse schaue ich in die graue Suppe, wehre mich gleich gegen umherfliegende Mosquitos und kriege zunehmend schlechte Laune... Erst nach gut einer Stunde hellt es etwas auf, der Regen stoppt vorerst und ich mache mich auf den Weg zum Beach, um mal einen Blick zu werfen. Vorbei an altbekannten Läden und Bungalows - sie scheinen unbewohnt und außer Betrieb - laufe ich auf den eigentlich wundervollen Strand zu. Doch was ich sehe, enttäuscht: Das Wasser steht bis zur oberen Kante des Strandes, es ist aufgewühlt und voller Schmutz, Seegras und Plastik, Hölzer und Gott weiß, was noch alles darin schwimmt, wabern an der Uferzone umher. Der Sand, der nach dem Regen selbstredend nass und unattraktiv daherkommt, ist in manchen Bereichen übersäht von diesem Schmutz... Ich laufe ein Stück den Beach hinauf, stehe vor den schönen Palmen des Palm Beach Resorts und bin einigermaßen frustriert: Die Bungalowbetreiber, die hier zum Beach hin durchaus schon Bungalows vermieten - ich hätte sie buchen können und sehe einzelne Hütten besetzt - haben den gesamten Strand durch Zäune und Schutzfolie abgetrennt. Sie schützen sich damit gegen die in diesem Jahr offenbar ungewöhnlich lang anhaltenden Monsunstürme und scheinen noch nicht daran zu glauben, das es damit schon vorbei sein könnte - sonst würden sie den Zaun sicher entfernen... Aber ganz ehrlich: Ich hätte auch sonst gerade wenig Lust hier zu baden...
Auf dem Rückweg zur Moo 4 - meiner Straße am Mae Nam Beach - erfahre ich in einzelnen kurzen Gesprächen, dass erst vergangene Woche ein schweres Unwetter über Koh Samui hinweg gezogen ist und dass dessen Ausläufer jetzt, wohl noch anhalten werden - man rechne nicht mit schneller Wetterbesserung... Noch während ich diesen Bericht hier schreibe und längst Koh Samui schon wieder den Rücken gekehrt habe, entnehme ich den Wetterberichten tatsächlich ein solches Szenario: Starke Bewölkung, Regen, Gewitter und Sturm und selbstverständlich auch mal Sonnenschein - die Realität in diesen Tagen auf Koh Samui! Doch damit nicht genug: Die gesamte Straße, die sonst zwar ruhig daher kam, aber eben doch voller Angebote an Restaurants, Bars, Massagesalons, Reisebüros und Motorradverleihern war, steht still und stellt sich als verlassen dar. Hier, wie schon in Bangkok, ist zunächst nicht ersichtlich, ob das nur ein Übergangsstatus ist oder ob hier Strukturen wirklich nachhaltig zerstört worden sind. Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen: 50:50...
Ich bin jetzt jeden Tag mehrmals im Babu's - dem besten Indischen Restaurant auf Koh Samui! Zum einen ist die Familie hier einfach umwerfend nett und hilfsbereit, wir erkennen uns außerdem gegenseitig vom letzten Besuch hier wieder -, zum anderen esse ich hier jetzt jeden Tag wirklich gute indische Curries... Da meine Anlage - gegen deren Behauptung - kein Internet hat, halte ich mich hier unschädlich, beides liegt ja auch nur eine Minute voneinander entfernt. Ich bekomme hier interessante Einblicke und Informationen über den Mae Nam-Kiez und die nähere Umgebung sowie über Koh Samui im Allgemeinen. So erfahre ich u.a., dass das Restaurant gut überleben konnte, weil es auch von den Einheimischen hier gern besucht wird - es hat einen exzellenten Ruf -, dass aber doch zahlreiche andere Unternehmen in der Straße ganz offenbar pleite sind, bei einigen wisse man es nicht... Die vergangenen Jahre seien für die Leute hier sehr schwer gewesen, von jetzt auf gleich kamen kaum noch Reisende und Koh Samui konnte von den wenigen Thais, die ohnehin kaum längere Reisen unternehmen, die touristische Infrastruktur nicht aufrecht erhalten... Die Hoffnung sei jetzt aber groß, dass es wieder anziehe, auch wenn diese Saison wohl noch nicht mit größeren Massen gerechnet werden könne... Noch während ich diese Zeilen schreibe, teilt die thailändische Presse, die Regierung zitierend mit, dass das Test & Go -Thailand Pass-Modell, mit dem ich noch hier in Thailand eingereist bin, ab dem 22.12.21 erstmal (?) Geschichte ist... Mit der Zunahme der Touristenzahlen wird es also wohl nichts, Omikron sei dank... Für Koh Samui bedeutet das auch symbolisch weiterhin dunkle Wolken...
Mit dem Moped einen eigenen Überblick verschaffen...
Da das Wetter jetzt trocken zu bleiben scheint, miete ich mir ein Moped und erkunde die Insel... Vielleicht ist es an anderen Orten und Stränden ja deutlich besser, als dieser ohnehin als ruhig verschriene Mae Nam Beach... Der Verkehr ist auf jeden Fall schon mal deutlich entspannter, als wir das hier zuletzt beklagt hatten, und so komme ich gut voran... Ich suche nach einer Frühstücksoption und hoffe sie im Fisherman's Village - eine eigentlich von Restaurants nur so strotzende Beachzone am Bo Phut Beach - zu finden... Aber auch hier weitgehend gähnende Leere, nur wenige Etablissements haben geöffnet. Immerhin finde ich zum einen das Smile House Restaurant, direkt am Beach, der hier sogar hübsch gepflegt wirkt, und bekomme ein gutes Farang-Frühstück... Zum anderen werde ich auf einen seriös wirkenden Massagesalon aufmerksam, in dem bereits Vormittags massiert wird, was auf seriöse Arbeit hinweist. Solange ich hier bin, werde ich nun jeden Tag vor dem Frühstück eine klassische Thaimassage genießen - ein Tageshighlight...
Ich fahre mit dem Moped zum Chaweng Beach, ein Strand den wir früher regelmäßig besucht haben, der sogar unser Erst-Domizil auf Koh Samui war... Schon in Chaweng - früher ein kleines und nettes Dorf am Beach, heute eher eine unansehnliche, ausgedehnte Stadt - verfahre ich mich jedoch zunächst fürchterlich... Ich habe kaum noch eine Orientierung, wo wohl der Strand liegen könnte und lande plötzlich am altehrwürdigen Reggae Pub, den ich immerhin noch von ganz früher kenne und der einer von zwei großen Clubs gewesen ist - auch das Green Mango existiert noch... Institutionen damals, heute geschlossen. Natürlich wusste ich auch, dass sich Chaweng City zu einem kleinen Puff entwickelt hat, das Ausmaß an Bars und Prostitution - und ich lande hier zur Mittagszeit (!) - erschreckt mich dennoch... Ich gebe Gas und suche ... den Strand! Jetzt scheine ich richtig zu sein, ich parke das Moped in einem kleinen Seitensträßchen, laufe zunächst durch eine langgezogene, einsam und verlassen wirkende Anlage, die auch auf Mallorca oder in Griechenland stehen könnte, hindurch und bin auch hier am Ende schockiert: Was ist nur aus diesem wundervollen Beach geworden...? Ich stehe auf einer Treppe, die geradewegs ins Meer führt und könnte direkt reinspringen, auch wenn ich da zunächst auf Sand aufschlagen würde... Der Beach hier ist beinahe nicht mehr vorhanden... Da vergeht einem doch der Spaß am Meer...
Inzwischen hat sich in meinem Rücken eine riesige schwarze Wolke gebildet, die nichts Gutes vermuten lässt... Wenn das losgeht, hört es heute wohl auch nicht mehr auf, also Abgang - die Lust auf's Baden und Entdecken ist mir heute eh abhanden gekommen...! Auf halber Strecke holt es mich ein - Starke Regenschauer ergehen auf Koh Samui, ich muss mich unterstellen, bin aber schon ordentlich durchnässt... Es kühlt sich merklich ab und auch wenn ich nach 20 Minuten weiterfahren kann - es macht einfach keinen Spaß. Den Rest des Tages regnet es in Strömen, Kröten und Frösche kommen aus ihren Löchern und zwängen sich in den Raum, der doch mir gehört... Alles was heute noch geht, ist ein Indisches Curry, denn natürlich fördern der Regen und die Feuchtigkeit auch den muffigen Gestank in meinem Bungalow merklich, so dass ich irgendwo hin muss...
Erst am nächsten Tag scheint die Sonne ein paar Stunden und ich sitze erneut auf dem Bike. Ich erkunde Ban Nathon, der frühere Hauptort auf der Insel und noch immer der Ort, an dem die Fähren vom Festland anlegen. Im Vergleich zu Chaweng ist Ban Nathon heute ein kleines Nest und auch - nach wie vor - wirklich nicht spannend. Ich trinke einen Mango-Shake, drehe ein paar Runden und finde tatsächlich die Malerwerkstatt, in der ich einst ein riesiges Buddha-Bild für meine Küche gekauft hatte - 20 Jahre her? Er wenigstens existiert und malt... Ansonsten nichts los im Westen...
Aber so sehr ich auch danach suche und so sehr ich auch das Gute und Schöne aus dem Schlamassel hier herausziehen möchte, mich motiviert gerade nicht sehr viel hier zu sein... Ich treffe die durchaus schmerzvolle aber schnelle Entscheidung, dass ich gar nicht erst nach Koh Pha Ngan weiterreise - schließlich liegen auch dort meine Lieblingsbeaches alle im Osten und sind den Monsunwinden ausgeliefert - und entscheide stattdessen, schon morgen zurück nach Zentral-Thailand zu fliegen! Da weiß ich was ich hatte - und gern wieder hätte! Da ich insgesamt nur 30 Tage in 2021 habe, hat das Aussitzen der gegenwärtigen Lage einfach keinen Sinn, verliere ich mit jedem Tag wertvolle Zeit, die ich auch anderswo - und es zieht mich zurück nach Koh Samet - angenehmer verbringen kann... Koh Samui war 2021 - wenigstens Mitte Dezember - ein Missverständnis für mich!
Schon am kommenden Tag sitze ich auf dem schönen und offenen Flughafen von Koh Samui - meine indischen Bekannten haben mich zum Flughafen gefahren (!) - und fliege mit genau drei anderen Passagieren zurück zum Anfang... Das Ziel ist nicht Bangkok! Ich spare mir die Anreise von dort, indem ich einen der seltenen Direktflüge nach U Tapao nehme, ein Flughafen, der zwischen Pattaya und Rayong liegt. Von hier sind es gerade mal noch 1,5 Stunden mit dem Taxi/Bus zum Pier nach Ban Phe, von wo die Boote nach Koh Samet ablegen...
Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes mal erzählt werden...
Zwischenfazit Koh Samui Mitte Dezember 2021: Es existiert bisher - jedenfalls an den meisten Orten, die ich gesehen habe - noch nicht die ideale Mischung aus (reduziertem) Angebot und (reduzierter) Nachfrage, so dass es an vielen Ecken und Enden zu einem (noch) unbefriedigenden Mix kommt, der ein Wohlfühlen auf der Insel ggw. nicht immer gewährleisten kann... Am Tag meiner Abreise eröffneten aber zwei der Restaurants in der Moo 4 erstmals wieder nach der Coronazeit, so dass ich die Hoffnung gehabt hätte, dass - wenn Reisende jetzt vermehrt gekommen wären (!) - sich dieses Verhältnis noch in der laufenden Saison (bis April) hätte einstellen lassen. Der Stopp des Test & Go-Programms durch die Regierung allerdings, trübt diese Hoffnung doch erheblich... Und ganz ehrlich: Ich kann derzeit leider auch gar nicht empfehlen jetzt hierher zu kommen - die Menschen wären vom ggw. Gesamtpaket sicher enttäuscht... Andererseits... Wie sonst sollte sich das Gefüge wieder einpendeln...? Schwierig!
Ich für meinen Teil habe mich für die derzeit bessere Option: Koh Samet entschieden! Wer weiß, wie lange diese Option noch so attraktiv bleibt, wie sie es gerade ist...?
Empfehlungen
Bangkok
Unterkunft
Ich bin gerade sehr zufrieden mit dem
- Dewan Hotel, 110 Thanon Tani/Thanee Road, Talardyod, Bangkok, Tel. 6626294610 - in einem im orientalischen Stil gehaltenen - normalerweise höherpreisigen - Hotel. Entspricht in etwa einem deutschen 3-Sterne Haus und bietet mitten im Zentrum Banglamphoos und im nahen Khaosan-Umfeld eine angenehme Wohnsituation und viel Space... Ich zahle hier gerade 25 € die Nacht...
Speisen
- Mein Nummer 1 im Kiez ist ganz klar: Madame Musur, die ich gestern Abend an Weihnachten (!) - wenn das nichts heißt! - auch persönlich kennengelernt habe... Ihr findet das schöne Restaurant in der Soi Ram Buttri und solltet die Karte wirklich mehrfach anschauen... Ich kann vor allem das leckere Larb Moo, aber auch die Thai-Salate wie die Klassiker sehr empfehlen - hier geht alles! Besondere Aufmerksamkeit schenkt bitte auch den Kleinigkeiten auf der Karte, wie das Prik Thod - was übersetzt soviel heißt wie: Prickelnder Tod... Natürlich nicht! Das sind gefüllte Riesenchilllies, die an Pizza-Peperonis erinnern, die aber erst durch die Schärfe der Füllung an Fahrt aufnehmen und nicht nach eingelegten Peperoni schmecken... Köstlich... Oder die Süßspeise Ka-Nom Kluay Buuat c Hee: Gekochte Banane in heißer und offensichtlich extra gesüßter Kokosmilch...
- Für ein gutes Frühstück, aber auch sonst als Snack-Café/Restaurant sehr zu empfehlen, kann ich das H-Café, genau im Knick gegenüber des Phra Sumen Forts in der Phra Sumen Road, hervorheben, dass ganz ausgezeichnete Sachen und freundlichen Service anbietet - sieht man von der Chefin persönlich ab, die ist immer etwas griesgrämig... Aber das Tuna-Sandwich-Menü und die hervorragenden Smoothies holen das allemal wieder raus, auch sonst tolle Sachen auf der Karte und den Tellern...
- Entlang der Chakrabongse Road - etwa drei Blocks von der Khaosan Road entfernt, stehen sehr empfehlenswerte Straßenstände, die allesamt kleine kulinarische Schätze anzubieten haben, die man einfach mal probieren muss... No Name ist nur eine von vielen versteckten traditionellen Kleinigkeiten, die hier noch weiterexistieren, während sie anderswo verschwunden sind...
- Der gerade angesagteste Restaurantbetrieb der Einheimischen - ich habe einfach nie einen Platz erhalten können, so voll! - ist das Restaurant Jiew Bang Lamphu an der Ecke Thanee Road/Rambuttri Alley - was hier abends abgeht ist der Hammer! Die Gerichte sind sehr speziell und Saucenlastig, kenne ich so bisher aus Thailand nicht, vielleicht kann ich nochmal probieren und das im nächsten Beitrag aufgreifen... Jedenfalls lohnt hier ganz offenbar das Einkehren zu früher oder später Stunde...
- Am Abend empfehlenswert - eher für Getränke und kleinere Speisen nebenbei und wenn es keine Live-Musik braucht, weil man das ja von den anderen Läden ohnehin mitbekommt... - sind das Sawasdee House, in der Soi Ram Buttri sowie die mir namentlich unbekannt gebliebene, sehr gute Restaurant-Bar in der Rambuttri Alley, gegenüber dem Massagesalon von Darin... Beide Bars sind angesagte Läden, in denen es einfach lohnt alles hier - insbesondere an den Wochenendabenden - auf sich wirken zu lassen...
Allgemeines
- Um ehrlich zu sein, war das staunende und gepflegte Durchstreifen des Kiezes rund um die Khaosan Road in diesem Jahr Abenteuer genug für mich... Neben dem Besuch des Wat Pho, den wir an anderer Stelle bereits empfohlen haben, möchte ich noch einmal den Spaziergang durch die Thammasat Universität und den Amulettmarkt auf dem Weg zu den berühmten Wat's in Sanam Luang nahelegen - sehr schöne Strecke, gelegentlich auch mit direktem Zugang zum Chao Phraya Fluss.
- Natürlich lohnen auch immer Abstecher zu dem großen Märkten Bangkoks, den Shoppingcentern oder Ecken wie Chinatown, Sukhumvit Road oder Silom - je nach Geschmack und Interessenslage... Allein, ich habe mich dieses Mal mal wieder mit der Khaosan begnügt...
Koh Samui
Unterkunft
Da habe ich tatsächlich nichts zu empfehlen... War ein Reinfall, dieses Mal...
Speisen
Hier erneuern wir unsere Empfehlung von 2018:
- Das Babu's Indian Hot ist ein Muss am Mae Nam Beach, gute indische Küche, unheimlich freundlicher und charmanter Service und Koh Samui-weit beliebt... Hier geht immer was!
- Direkt gegenüber hat ein neues Lokal - das wenigstens wir noch nicht kannten - gerade am Tag meiner Abreise eröffnet. Leider habe ich mir den Namen nicht gemerkt... Ich hatte hier ein richtig gutes Baguette mit Avocado und Oliven zum Frühstück - hier lohnt es sich sicher, nochmal ein wenig auszuprobieren, denn die Karte ist riesig...
Allgemeines
- Im Dezember 2021 liegt die Insel, insbesondere der Mae Nam-Beach noch in einem tiefen Schlaf, der Strand ist derzeit praktisch nicht zu gebrauchen, es sei denn, man möchte vor aufgewühltem Meer und Bauzäunen liegen... Die touristische Infrastruktur war womöglich gerade wieder in einer sehr langsamen Rückkehr begriffen, als die thailändische Regierung das Test & Go-Programm (für Europäer?) wieder eingestellt hat... Aus meiner Sicht geht hier frühestens in der Zwischensaison wieder was (Juli/August). Ich würde selbst hier jetzt keinen Urlaub machen...
- Alternative in Thailand und derzeit sehr empfehlenswert: Koh Samet! Wer das genauer wissen will schaut auf den letzten Blogbeitrag und mutmaßlich auch den nächsten...
- Wer dennoch gerade dort ist: Gute seriöse Thai-Massagen gibt es im Sakura Spa!
Ausblick
Spurenwechsler reisen also zurück nach Koh Samet und später Bangkok und werden hier ihre Eindrücke vertiefen und erweitern.
Darüber hinaus richtet der Spurenwechsler einen Blick auf das Alleinreisen an sich und die Unterschiede des Reisens zu Zweit... Der Blick richtet sich hier insbesondere auf Thailand...
Am Ende ziehen Sie ein Fazit hinsichtlich des Reisens Ende 2021 unter den Bedingungen der Corona-Pandemie und geben einen Ausblick auf die eigenen Pläne...
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