Spurenwechsler - Teeplantagen, Fleischfressende Pflanzen und Hochlandwälder voller Moos - Cameron Highlands

 

Beitrag Nr. 38

 

Moin Moin aus Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias!

Von hoch oben blicken wir heute auf die Stadt, die seit ein paar Tagen unsere Heimat ist. Unser Blick aus dem 13. Stock unseres Hotelzimmers ist zwar schon ordentlich, aber in dieser City nicht sehr beeindruckend... Kuala Lumpur - in seiner gesamten Metropolregion ca 8. Millionen Einwohner und damit also doppelt so viel wie Berlin - glänzt mit zahlreichen Hochhäusern und Wolkenkratzern, die uns weit überragen und manchmal schwindeln lassen. Die Petronas - Twin -Towers, die wir von hier jedoch leider nicht sehen können - einst die zwei höchsten Gebäude der Welt - gelten nicht umsonst als ihr Wahrzeichen...

 

Wir haben heute mal wieder einen Ruhetag eingelegt, wollen unseren Aufenthalt in den Cameron Highlands  aufarbeiten und die anstrengenden Tage in der quirligen, lauten und unfassbar heißen Metropole etwas abschütteln. Gut klimatisiert im Zentrum der Stadt situiert, werden wir heute nur mal um die Ecke essen gehen, eine Massage ist vorstellbar und sonst einfach abhängen. Über Kuala Lumpur,  die weit mehr zu bieten hat, als hohe Häuser, sprechen wir dann beim nächsten Mal.

 

Heute geht es um eine der höchsten Regionen West-Malaysias - die Cameron Highlands - in der sich schon hitzegeplagte Briten zur Zeit der Kolonialherrschaft gern zurückgezogen haben. Auf etwa 2.000 m Höhe ist es - wir merken es sofort als wir ankommen - wahrlich angenehmer als im heißen Flachland, dafür aber auch deutlich feuchter... Es regnet nicht selten... Schaut hier, was uns in dem vielleicht berühmtesten Erholungsgebiet West-Malaysias  begegnet ist...

 

Kommt in die SPUR!

 

Blick  in den Reigen der Giganten... Im Zentrum die Twin Towers (mit Masten 452 m Höhe) kurz vor dem Regen... Kuala Lumpur, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Blick in den Reigen der Giganten... Im Zentrum die Twin Towers (mit Masten 452 m Höhe) kurz vor dem Regen... Kuala Lumpur, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)

 

Erschreckende Aussichten - eine Anreise zum Fürchten

Wir reisen von Ipoh  aus - siehe hier unseren letzten Beitrag zu Ipoh - in gerade einmal zwei Stunden nach Tanah Rata an, jener Stadt, für die wir uns als unsere Highland-Basis entschieden haben. Wir fahren nicht gerade mit den allerhöchsten Erwartungen an die Cameron Highlands  in die Berge und ihre beeindruckenden Serpentinen hinein, weil uns - neben der Kategorisierung unseres Reiseführers als "Highlight" -  doch im Vorfeld einige eher nachdenklich machende Informationen anderer Reisender erreicht haben: Von erheblichen Umweltschäden ist die Rede, von ziemlich viel Plastikmüll in der Natur und einem insgesamt schon sehr touristischen Ort. Wir erhalten gar die Empfehlung: "Muss man nicht machen!" Wir wissen also nicht so recht, was uns erwartet, wollen aber unsere eigenen Erfahrungen machen...

 

Wir blicken aus dem Luxusbus zunächst in dichte grüne Vegetation. Die uns umgebenden Hügel scheinen ein undurchdringlicher und ziemlich ursprünglicher Dschungel zu sein. Wir passieren Flusstäler und Wasserfälle und finden es eigentlich sehr schön hier... Erst nach und nach sehen wir immer mehr landwirtschaftliche Anbauflächen - oder besser: Wir sehen sie nicht: Sie sind über weite und großflächige Areale mit Planen und Folien verdeckt, die sich nun nach und nach in die hügelige und zunehmend steilere Landschaft erstrecken. So weit das Auge reicht Gewächshäuser oder überdachte Gemüse- und Obstplantagen... Spinat, Kohl, Knoblauch etc. An der Straße passieren wir einen unendlich wirkenden Schilderwald: "Strawberryfarm", "Orchidfarm", "Take a rest" etc. Von der ursprünglichen Natur sehen wir nicht mehr viel - nur hier und da erspähen wir mal einen baumbestandenen Gipfel...

 

Gott sei Dank liegt unsere Unterkunft schön - herrliche Ausblicke inklusive, Tanah Rata, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Gott sei Dank liegt unsere Unterkunft schön - herrliche Ausblicke inklusive, Tanah Rata, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Bis in höchste Lagen hinein: Landwirtschaftliche Anbauflächen mit Sonnenschutz, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Bis in höchste Lagen hinein: Landwirtschaftliche Anbauflächen mit Sonnenschutz, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Unsere Wohnung - Rückzugsort mit Ausblick vom Balkon, Tanah Rata, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Unsere Wohnung - Rückzugsort mit Ausblick vom Balkon, Tanah Rata, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)

 

Je näher wir unserem Ziel kommen, desto mehr befinden wir uns zudem in einer wahren Blechlawine. Es ist Samstag und die malaiische Stadtbevölkerung scheint sich auf den Weg in die Cameron Highlands  gemacht zu haben... Wochenendausflügler satt! Wir haben noch Glück, dass wir nicht aus Kuala Lumpur anreisen, die Gegenseite steht regelrecht im Stau. Wir winden uns durch die hupende Autoschar, sehen überfüllte Märkte und wenigstens in den umliegenden höchsten Gipfeln jetzt auch wieder hier und da Wald... Als wir in Tanah Rata  einfahren, wo wir ein paar Tage bleiben wollen, ist unsere Stimmung jetzt echt nicht überragend... Aber wir sind erstmal hier und lassen uns von einem Taxi ein wenig aus der Stadt heraus bringen. Diese Entscheidung war gut: Von unserem vorläufigen Domizil aus blicken wir von oben auf die Stadt und in die umliegenden Berge und Wälder hinein. Es kehrt etwas Ruhe ein und wir haben einen schönen Rückzugsort... Leider auch immer einen ordentlichen Weg den Berg hinab oder hinauf, wenn wir in die Stadt wollen. Natürlich zu Fuß...

 

Moose und Fleischfressende Pflanzen - Die Hochlandwälder Malaysias

Nach einem ersten Walk durch Tanah Rata - schon der Reiseführer spricht von einem Ort, der dem ästhetischen Rang von Ipoh  oder George Town  nicht gerecht werden kann - wissen wir, dass wir unser Vergnügen wohl in der näheren Umgebung werden suchen müssen. Ein ziemlich unscheinbares kleines Städtchen mit zahllosen funktionalen, teils hässlichen Hotels und Guest Houses sowie schmucklosen Reihenhäusern zieht sich an einer vielbefahrenen Straße - heute zudem zugeparkt - entlang und zweigt hier und da scheinbar wildwüchsig und willkürlich in die Berge und ihre Täler hinein ab. Immerhin gibt es eine riesige Auswahl an guten Restaurants, einen kleinen Markt und allerlei Annehmlichkeiten sowie zahllose kurze Wege in die Natur. Funktional ist es schon, dieses Tanah Rata.

 

Blick aus dem Mossy Forest in die Weite - leider vergebens: Dichte Wolken verhängen den Blick, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Blick aus dem Mossy Forest in die Weite - leider vergebens: Dichte Wolken verhängen den Blick, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Moose und Farne - genau das ist hier die Losung! Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Moose und Farne - genau das ist hier die Losung! Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Es geht auf steilen Treppen und hölzernen Stegen quer durch den Wals des Mossy Forest, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Es geht auf steilen Treppen und hölzernen Stegen quer durch den Wals des Mossy Forest, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)

 

Unser erstes Ziel ist ein faszinierender Hochlandwald - der Mossy Forest -, dessen Vegetationsform sich zwar überall auf der malaiischen Halbinsel auf Höhen um die 2.000 m finden lässt, die jedoch nirgends so leicht zugänglich ist, wie hier. Mit zahlreichen anderen Reisenden - wir realisieren immer klarer, dass die Cameron Highlands  doch offenbar sehr populär bei Einheimischen wie Ausländern sind - begeben wir uns in einem der wohl tausend Land Rover  der Region auf den Weg in das Hochland. Wie bereits angekündigt ist es hier oben meistens feucht, hängen die Wolken tief in den Bergen und man hat selten Weitblick. Auch heute ist es trüb und diesig und die Sonne spürt man nur sehr selten... Als wir das Auto verlassen, atmen wir aber im wahrsten Sinne des Wortes auf: Nach der schlechten Luft im Wagen - der Beinahe-Oldtimer schmeckt geradezu nach altem Öl und Motorendreck - riechen wir förmlich das feuchte Moos und das morsche Holz, können wir das nasse Unterholz geradezu nasal ertasten.

 

Weil hier viel zu viele Menschen die Natur noch mehr belasten würden, hat man das Gebiet auf Stegen und Holzplanken - es geht ordentlich rauf und runter - zugänglich gemacht und ansonsten für Wanderer gesperrt. Wir steigen ein in den Parcours, blicken auf feuchte, moosbewachsene Bäume, Farne und eine wahre Sinfonie an Grün. Wir steigen zu den Kronen der hiesigen Hochlandbäume auf, blicken auf ihr Dach und hätten jetzt ziemlich sicher eine fantastische Weitsicht, wenn nicht ein diesiger Schleier uns eng umfangen würde. Nur selten bricht es auf und wir können mal ein paar Blicke auf die weiter entfernten Berggipfel haben. Sei es drum, die Luft tut gut, es ist angenehm kühl hier oben und wir erhalten in der Folge von unserem Guide - einem Angehörigen der Orang Asli, den Ureinwohnern der Malaiischen Halbinsel - im Rahmen des Abstiegs entlang der Strecke ein paar interessante Einblicke in die Natur. Wir sehen sog. fleischfressende Pflanzen aus der Familie der Kannengewächse (hätten wir allein vermutlich nicht mal wahrgenommen), einen hoch giftigen Tausendfüßler der eher kleineren Art (der Respekt vor dem Dschungel wächst mit dem eigenen Wissen) und zahlreiche herrlich duftende Blätter des Zimtbaums. Wir identifizieren Pflanzenarten, deren Saft die Orang Asli  als hochwirksames Gift bei der Jagd benutzen oder andere, bei denen die Blätter als beste Wirk- und Heilmittel gegen ansonsten langfristig nachblutende Blutegelwunden helfen sollen... So nahe gebracht ist der kleine Einblick in diesen leider überlaufenen Wald gleichwohl interessant und in der Luft hier oben ein Vergnügen.

 

Fleischfressende Kannenpflanzen, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Fleischfressende Kannenpflanzen, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Die Kobra-Blume - so genannt wegen der markanten  Blütenform, die an die Kobra erinnert, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Die Kobra-Blume - so genannt wegen der markanten Blütenform, die an die Kobra erinnert, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)

Die Landschaft wirkt wie von einem samtenen Teppich aus Tee überzogen... Cameron Highlands (Foto Jörg Schwarz)
Die Landschaft wirkt wie von einem samtenen Teppich aus Tee überzogen... Cameron Highlands (Foto Jörg Schwarz)

 

Tee, Tee und nochmal Tee - Eine Landschaft mit samtenem Antlitz

Wir beschließen den Besuch einer Teeplantage, die hier oben eine noch relativ junge Geschichte hat - vergleicht man sie wenigstens mit den Teetraditionen in Indien  oder China. Erst im Jahr 1929 begann der Brite John Archibald Russell  damit, die Teepflanzen hier oben in die Erde zu setzen. Er diversifizierte damit die zu Beginn des 20. Jahrhunderts hauptsächlich von der Zinn- und Kautschukproduktion abhängige malaiische Wirtschaft um den Tee und konnte mit der ersten Hochlandteeplantage des Landes - er nannte sie "BOH" ("Best of Higlands") bis heute erfolgreich eine Teeanbautradition hier oben begründen. BOH-Tee - es gibt aber auch andere Unternehmen in der Region - ist heute sicher aus keinem Supermarktregal des Landes mehr wegzudenken. Da wir uns gern an unsere Besuche in den Teeregionen Sri Lankas  erinnern, machen wir uns auf, die BOH-Tea-Estate zu besuchen...

 

Wir fahren - noch vor dem Besuch der BOH-Tee-Fabrik - in die Berge hinein, um uns die Teeplantagen in ihrer Umgebung anzuschauen. Sanft geschwungene, dann auch immer steilere Berghänge ziehen an uns vorbei. Nach und nach sehen wir immer mehr Tee. Seine kurzgeschorenen Büsche und Sträucher leuchten in der Sonne in diversen Grüntönen und wirken wie ein samtener Teppich. Als wir aussteigen und in die Landschaft blicken, sehen wir nichts als Tee... Was für ein wundervoller Anblick. Wir erkennen genau, wo der Tee gerade frisch geerntet wurde (dunkelgrüne Flächen), wo er kurz vor der Ernte steht (hellgrün und saftig leuchtende junge Blätter). Auf jeden Fall wirkt das Areal wie ein Kunstwerk der Landschasftsgestaltung und ist doch "nur" Landwirtschaft... Wir erfahren, dass es für die Region hier zuletzt deutlich zu wenig regnet. Die hiesige Erderwärmung - für die vor allem auch die landwirtschaftlichen Anbauflächen der Region mitverantwortlich sind - sorgen hier für ein Aufsteigen der sonst niedriger hängenden Wolken und eine deutlich zu trockene Atmosphäre. Man kann einigen Teepflanzen das fehlende Wasser tatsächlich ansehen...

 

Unser Fahrzeug vor Teekulisse, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Unser Fahrzeug vor Teekulisse, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Tee soweit das Auge reicht... Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Tee soweit das Auge reicht... Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)

Ein wahrhaft herrlicher Ort für einen guten Tee... Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Ein wahrhaft herrlicher Ort für einen guten Tee... Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)

 

Nichts desto trotz mögen wir diese Teeplantagen mit ihren grünen Flächen und dunklen Streifen sehr. Für das Auge und die Linse meiner Kamera ist dieses sanft geschwungene Polster ein wunderschöner Anblick, dem wir uns nicht entziehen können. Wir wundern uns ein wenig, dass hier keine Menschen Tee pflücken, wie wir es aus Sri Lanka  kennen und hören, dass hier schon seit einigen Jahren nur noch Maschinen eingesetzt werden. Offenbar fehlte es im Land an Arbeitskräften, die diese harte und gefährliche Arbeit noch leisten wollten, offenbar aber ist es so auch deutlich wirtschaftlicher, denn man schafft schon ein Vielfaches mit der Maschine... Wir fahren nun direkt zur Fabrik der BOH-Tea Estate und können in den Hallen des Unternehmens den kompletten Prozess der Teeproduktion mehr oder weniger nachvollziehen. Durch transparente Plastikwände getrennt, laufen wir im Grunde quer durch die Fabrik. Überall riecht es bereits nach dem Endprodukt. Mitarbeiter von BOH arbeiten vor unseren Augen an den Maschinen, die die Teeblätter durch mehrere Phasen hindurch zu Schwarzem Tee veredeln. Natürlich kann man das hier produzierte Teerzeugnis kaufen und in einem modernen Anbau mit herrlichem Blick auf beste Tee-Lagen auch sofort genießen... 

 

Uns zieht es in die Landschaft hinaus, die Sonne ist nun herausgekommen und es ist brütend heiß. Wir laufen durch die Teefelder und suchen uns ein ruhiges Plätzchen im Schatten, genießen von hier aus den Blick auf das kleine Dörfchen der indisch-stämmigen Teearbeiter und beobachten Touristen (Selfies und - ganz modern: Fotodrohnen) sowie Arbeiter auf den Feldern... In der angenehm klaren Luft auf rund 1.800 m Höhe macht es einfach Spaß in der atemberaubenden Kulisse die Gedanken schweifen zu lassen. Jetzt - in der Ruhe und der Zurückgezogenheit vom trubeligen Ausflugsvolk und seinen nimmermüden Agenten - präsentieren sich die Cameron Highlands  von ihrer schönsten Seite. Wir hätten hier einfach mit dem Moped individuell herkommen und so den Tag in der traumhaften Landschaft für uns allein genießen sollen... Andererseits wäre uns aber auch so manche Information entgangenen.

 

Ach so geht das mit dem Tee...! Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Ach so geht das mit dem Tee...! Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Das Dorf der indisch-stämmigen Teearbeiter liegt sehr idyllisch - wären da nur nicht all die Tagesgäste...  Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Das Dorf der indisch-stämmigen Teearbeiter liegt sehr idyllisch - wären da nur nicht all die Tagesgäste... Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)

Fotodrohnen über dem Teefeld: Geht es hier eigentlich noch um Tee oder den Narzissmus am eigenen Bild? Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Fotodrohnen über dem Teefeld: Geht es hier eigentlich noch um Tee oder den Narzissmus am eigenen Bild? Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)

 

Ein feuchtes Vergnügen: Unsere Minitreks im Dschungel der Highlands

Natürlich wollen wir uns in der Gegend auch ein wenig mehr bewegen. Wir lesen von zahlreichen interessanten und mehr oder weniger moderaten Trekkingtouren durch die Wälder und auf die Berge, informieren uns ein wenig und wollen schon am dritten Tag gern in den Berg ... aber es regnet in Strömen... Mit Regen ist das beim Wandern ja so eine Sache: Ist man gut gerüstet (Regenjacken, Schirmmützen für Brillenträger etc.) macht der Regen während einer Tour eigentlich nicht viel aus, ja er kann beim Laufen sogar Spaß machen. Regnet es aber schon bevor man aufbrechen möchte, stört er kollossal! Also verbringen wir den Tag in Tanah Rata, lassen uns mal wieder durchwalken - chinesisch, also teils beinhart und gelegentlich ruppig - und essen eine dieser umwerfenden Mee-Suppen  aus der malaiischen Küche... Natürlich klart es sehr schnell auf und wir hätten das Ding noch wuppen können, aber wir verzichten und verschieben. Am nächsten Tag brechen wir auf.

 

Zunächst suchen wir den Einstieg auf den Trek 10, der hier irgendwo außerhalb der City liegen soll. Unser Ziel ist heute der Gunung Jasar, ein Gipfel von etwa 1.700 m Höhe. Noch während wir auf den ersten Metern in den Berg hinein steigen - unter uns sehen wir, wie weit die Stadt hier bereits in den Berg hineingebaut wurde - sehen wir den nächsten Kahlschlag. Ein riesiges, steiles Bergareal wird gerade von einem großem Bagger beackert, wundervolle und große Urwaldriesen liegen bereits geschlagen am Boden, der Hang rutscht sandig herab... Unser Weg führt gerade mal so eben an der oberen, noch weitgehend stabilen Kante entlang. Links von uns geht es besorgniserregend steil bergab. Es ist ein Jammer, was hier passiert... Überhaupt beobachten wir in der Region eine unverantwortliche Verschandelung der tropischen Wälder, sei es durch die viel zu großflächigen und grenzenlosen Landwirtschaftsbetriebe, die auch vor geschützten Wäldern keinen Halt machen und die dennoch nicht gestoppt werden, sei es durch den Bau von Hotels und der anderen touristischen Anlagen, die sich hier immer weiter vermehren... Wir wissen, wir sind Teil des Problems!

 

Dann eben heute ein bisschen durch die Stadt... Morgen ist auch noch ein Tag zum Wandern, Tanah Rata, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Dann eben heute ein bisschen durch die Stadt... Morgen ist auch noch ein Tag zum Wandern, Tanah Rata, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Schneise der Verwüstung: Kahlschlag am Fuß des Gunung Jasar, Tanah Rata, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Schneise der Verwüstung: Kahlschlag am Fuß des Gunung Jasar, Tanah Rata, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)

Durch diese hohle Gasse muss sie kommen... Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Durch diese hohle Gasse muss sie kommen... Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Noch vor dem Regen... Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Noch vor dem Regen... Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)

 

Wie dem auch sei. Wir laufen nachdenklich in den Trek hinein, der mit einem feuchten und rutschigen Boden aufwartet, sind jetzt ziemlich allein und verschwinden nach kurzer Zeit unter dem Walddach mit samt seinem moosgrünen Beiwerk. Es riecht erfrischend feucht und erdig, was nicht verwunderlich, wohl aber wahnsinnig erholsam ist. Der Weg ist zunächst moderat im Anstieg, immer mal wieder muss ein gestürzter Baum überwunden werden. Rechts von uns geht es steil abwärts - noch lange hören wir von dort den dezenten Lärm der Stadt. Nach einiger Zeit wird auch der Weg selbst steiler und die Stufen, die die zahllosen Wurzeln der Bäume uns hier anbieten, werden immer höher und anstrengender. Und ... es wird dunkel. Der Himmel hat sich voller Wolken gesaugt, gleich wird es sicher wieder regnen... Na Prost Mahlzeit - und das bei diesem rutschigen, holz- und wurzeldurchzogenen Boden... Gut, dass wir Wanderstiefel tragen.

 

Und tatsächlich. Es regnet erst ordentlich und sich dann mal so richtig ein... Wir ziehen unsere Regensachen an, verstauen unsere Kamera und marschieren tapfer weiter. Immer höher geht es den durchaus kräftezehrenden, wenn insgesamt auch nicht allzu anspruchsvollen Berg hinauf. Erst schützen uns die Bäume ein wenig, dann sind ihre wasserschweren Tropfen teils wie Wasserbomben auf unseren Köpfen... Wir schwitzen dazu was das Zeug hält, sind also sowieso nass und immer wieder beschlägt von der eigenen dampfenden Gesichtshaut die Brille - und wie will man die hier oben alle paar Sekunden trocknen...? Alles ist schließlich Nässe pur, bis hin zum Brillentuch und den eigenen Händen. Ihr ahnt es schon: Heute ist es nicht das pure Vergnügen... Obwohl: Der Wald, der hier nicht ganz so ursrünglich und ganz sicher kein Primärwald ist, hat einiges zu bieten, wenn man sich die Zeit auch für die Details nimmt. Es fehlen zwar die ganz großen Baum- und Urwaldkolosse, aber von fehlender Fruchtbarkeit kann hier keine Rede sein... Schnell sind wir am Ende des Waldes angekommen, der Gipfel liegt vielleicht noch zehn Meter über uns. Da dort oben in der erodierten Landschaft große Sendemasten stehen und es wieder stärker regnet, machen wir schnell kehrt und begeben uns wieder in den Schutz des Blätterdaches... Rückweg statt Fortsetzung.

 

Baumansichten, Cameron Highlands, Malaysia (Fotos Jörg Schwarz)

 

Auch wenn die steilen und hohen Stufen abwärts extrem auf die Knie gehen - rutschig ist es noch dazu - sind wir schnell hinab gestiegen. Selbstverständlich hat es inzwischen aufgehört zu regnen, als wir unten ankommen... Sogar die Sonne deutet sich an. Unser Timing heute war knapp vorbei - und das ist bekanntlich auch daneben... Die ohne Zweifel auch schönen Aspekte dieses Waldes, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir ein bisschen enttäuscht sind. Und das liegt nicht am Regen. Selbst auf Penang  haben wir schönere Wälder und andere Bäume gesehen, irgendwie haben wir von dem Dschungel in der Region einfach mehr erwartet. Wir starten noch eine weitere Kurz-Tour an einem anderen Tag, die den Namen Trek nicht verdient hat, bleiben trocken und sind auch hier lediglich mäßig zufrieden, obwohl wir hier immerhin einen schönen Wasserfall finden... Sind wir schon zu verwöhnt? Waren unsere Erwartungen zu hoch? Oder sind einfach die hiesigen Wälder eben doch nicht so attraktiv, wie man meint? Wir haben eigentlich einen richtigen Primärregenwald erwartet, den aber nicht zu Gesicht bekommen. Schauen wir mal was das Land in seinen Nationalparks auf der anderen Seite noch zu bieten hat...

 

Fazit Cameron Highlands

Wir verbringen hier fünf Tage in der Region und müssen für uns festhalten: Die Cameron Highlands werden letztlich nicht unser Favorit in Malaysia sein! Trotz der fantastischen Tee-Landschaften und den optisch wunderschönen üppig bewaldeten Gipfeln in der Region ist uns das Areal insgesamt schon zu erschlossen, zu touristisch und unter Umweltaspekten leider schon viel zu mitgenommen. Weder gefällt es uns, dass die Natur hier großflächig der Landwirtschaft zum Opfer gebracht und unter Folie versiegelt wird, noch können wir verstehen, warum man die fortgesetzte Ausbreitung des Massentourismus (Bauindustrie und Verkehr) hier nicht stärker kontrolliert und eindämmt. Wenn man der Region fortgesetzt das nimmt, wofür sie einst stand - nämlich ihre überbordende Natur und den Status als Erholungsareal - raubt man ihr ihre Attraktivität und ihren Reiz. Nirgendwo in Malaysia waren wir so schnell wieder weg, wie hier!

 

Noch ein Wort zu den Ureinwohnern der malaiischen Halbinsel, den Orang Asli: Wir haben uns nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen die Orang Asli  nicht zu besuchen, um die ohnehin stark beeinträchtigten Lebensweisen dieses Volkes nicht noch mehr von außen zu beeinflussen. Grundlage dieser Entscheidung war ein Gespräch mit einem Angehörigen der Orang Asli . Die Möglichkeiten waren ohnehin sehr eingeschränkt. 

 

Es geht jetzt ganz schön steil aufwärts... Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Es geht jetzt ganz schön steil aufwärts... Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Natürlich gibt es auch schöne Wasserfälle... Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Natürlich gibt es auch schöne Wasserfälle... Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)

Es sind immer mal ein paar Hürden zu überwinden... Bücken? Wer bin ich... Cameron Highlands, Malaysia (Foto Magdalena Bosak)
Es sind immer mal ein paar Hürden zu überwinden... Bücken? Wer bin ich... Cameron Highlands, Malaysia (Foto Magdalena Bosak)

Nachschlag Kunst & Kultur: Streetart in Ipoh

Aufgrund der zahlreichen erfreulichen Rückmeldungen gerade zu der Streetartparade von George Town, möchten wir nach so viel Natur in den Cameron Highlands auch heute noch ein wenig kulturelles Fleisch an das Gerippe geben... Hier also unsere Streetart-Fotos der interessanten und spannenden Stadt Ipoh  (Bilder lassen sich bei Klick vergrößern...):

 


Empfehlungen

 

Unterkunft

Wir haben in Tanah Rata  am südlichen Rande der Stadt in den Bergen gewohnt, in der verkehrsberuhigten und lärmarmen Neubausiedlung...

  • Das Gerard's Place, Jalan Gereja (die Straße neben der Convent School hinauf!), Block C9, C10 und C17, +605-491 2888,  verteilt sich über ein paar hellhörige Reihenhäuser hinter dem Heritage Hotel. In Appartements sind zumeist zwei oder drei Wohneinheiten/Zimmer untergebracht, die sich ein Bad/WC teilen. Einzelne Zimmer haben auch ein eigenes WC/Bad. Die Appartements verfügen über Balkon, Küche, Kühlschrank, TV etc. und haben teils einen fantastischen Blick in die Berge. Sieht man davon ab, dass man die Nachbarn, deren Hunde und das Schnarchen der Obermieter hört, ist die Option sehr empfehlenswert.
  • Im Ort gibt es zahlreiche günstigere Budgetunterkünfte ...

 

Speisen

Richtig gut gegessen haben wir eigentlich nur hier:

  • Im malaiischen Foodcourt (zentral an der Jalan Besar  gegenüber der Mah Meri Gallery auf der anderen Straßenseite gelegen) untergebracht, wo sich gut 10 kleine Restaurants Konkurrenz machen, solltet Ihr auf jeden Fall ins Gerai Mama  gehen! Was haben wir hier gut gegessen... Probiert bitte unbedingt die Mee Bandung  und die Mee Hailam... Vorsicht: Scharf!
Eine Mee Bandung - Bandung: Shrimps/Garnelen... Tanah Rata, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Eine Mee Bandung - Bandung: Shrimps/Garnelen... Tanah Rata, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)

 

Allgemeines

  • Wenn man die Cameron Highlands besucht, dann stehen mindestens folgende Dinge auf dem Plan: Teeplantagen und -fabrik, Mossy Forest und Wandern/Trekken durch die Wälder.
  • Wir waren sehr zufrieden in den Teeplantagen nördlich von Brinchang, dem zweiten etwas größeren Ort in den Cameron Highlands. Auf gut 4 km hat man von der Teefabrik der BOH Tea Estate bis zum Gunung Brinchang auf knapp 2.000 m herrliche Aussichten auf ausgedehnte Teefelder. Da hier oben auch der Plankenweg in den Mossy Forest  beginnt, lassen sich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: (1) Teafabrik BOH Estate, (2) der Weg in die Berge hinein entlang wunderbarer Teelandschaften und (3) der Zugang zum Mossy Forest nahe dem Gipfel des Gunung Brinchang.
  • Unsere Empfehlung geht dahin, sich ein Moped/Motorrad zu leihen und diese drei Sehenswürdigkeiten individuell abzufahren. Macht es nicht am Wochenende - da sind nicht nur die Anfahrtwege voller Autos, sondern auch die Sehenswürdigkeiten sind voller Menschen...
  • Der Besuch der BOH Tea Estate ist empfehlenswert, schon weil das kleine Tamilendorf an der Fabrik in netter Umgebung ein paar interessante Einblicke bietet, die Landschaft hier am schönsten ist und natürlich die Informationen innerhalb der Fabrik selbst spannend sind. Hier oben lässt sich der Tee auch sofort verköstigen und natürlich: Kaufen!
  • Wem die Schmetterlinge in der Landschaft nicht ausreichen, der kann an derselben Stelle auch noch die Schmetterlingsfarm besuchen...
  • Auf dem Weg von Tanah Rata in dieses BOH-Tee-Gebiet  findet man interessante Obst- und Gemüsemärkte entlang der Strecke, Freitags und Samstags in Brinchang einen interessanten Nachtmarkt.
  • Golfspieler werden zwischen Brinchang und Tanah Rata einen Golfplatz finden...
  • In Tanah Rata gibt es auf dem Parkplatz vor der Convent School gelegentlich einen kleinen Markt  mit Gemüse und Obst.
  • Wandern/Trekken
  • Wir sind mehrere Wege zwischen Brinchang und Tanah Rata gelaufen:
    • Weg 10: Tanah Rata (Stadtausfahrt Süd Richtung KL, bei Tan's Carmelia Garden) - Gunung Jasar (1.700 m ) und von hier aus zwei Alternativen: Richtung Kampung Sungai Ubi, ein Orang Asli-Dorf bzw. weiter in Richtung Power Sub Station... Beide Anschlusspfade sind nur zu erahnen und insgesamt schlecht ausgeschildert... Zieht stabile Lauf- oder Wanderschuhe an, der Weg kann bei Feuchtigkeit nass und rutschig sein.
    • Weg 4: Vom südlichen Ende des Golfplatzes in Brinchang - zum Parit-Wasserfall - nach Tanah Rata. Eher ein Spaziergang denn ein Trek...
    • natürlich gibt es viele weitere, die auch deutlich anspruchsvoller sind, alle eint: Schlecht ausgezeichnet und immer wieder Unsicherheiten auf der Strecke...
Oder doch lieber eine noch schärfere Mee Hailam? Tanah Rata, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Oder doch lieber eine noch schärfere Mee Hailam? Tanah Rata, Cameron Highlands, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)

Ausblick

 

Spuren | WECHSLER machen sich auf den Weg in die malaiische Hauptstadt. Kuala Lumpur  - gut 8 Mio. Einwohner in der Metropolregion - verspricht die Fortsetzung des malaiischen Vielvölkergemischs auf großstädtischem Niveau. Während sie Nachtmärkte shoppen und Chinatown rocken, wohnen sie zunächst im malaiisch-indischen Nordteil der Stadt und besichtigen die historischen Ecken der City.

 

Unsere Helden stürzen sich in die Häuserschluchten und erkunden den lauten und chaotisch anmutenden Großstadtdschungel KL's. Sie staunen und schwindeln mit offenem Mund vor den imposanten Wolkenkratzern und erstarren in Ehrfurcht vor den berühmten Petronas Twin Towers... Neben Shopping-Malls und chinesischen Restaurants, indischen Märkten und den unvermeidlichen Mc Donald's-Filialen passieren sie malaiische Dörfer mitten in der Stadt.

 

Sie setzen mit viel Leidenschaft ihre kulinarischen Experimente in diversen Garküchen und Foodcourts fort und lassen sich von der kulinarisch überbordenden Stadt nicht kirre machen. Eher schon vor der Höhe des ein oder anderen Hoteletablissements... Aber was sollen sie machen? Sie wollen schließlich die Abkühlung auf einem der schwindelerregenden Hoteldach-Pools ...

 

Folgt uns in die nächsten SPUREN...

 

Kuala Lumpur bietet viel Alt und Neu in direkter Nachbarschaft... Kuala Lumpur, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)
Kuala Lumpur bietet viel Alt und Neu in direkter Nachbarschaft... Kuala Lumpur, Malaysia (Foto Jörg Schwarz)

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