Beitrag Nr. 33
Moin Moin aus Ban Krut - einer der meist unterschätzten Gegenden Thailands!
Ich hänge heute mal wieder in der Hängematte, schaue auf einen leider wolkenverhangenen Himmel und schwitze gleichwohl in der feucht-warmen Luft dieses tropischen Paradieses vor mich hin... Auf der Terasse unseres Bungalows - wir wohnen für deutlich weniger als 20 € für Backpackerverhältnisse fast luxuriös in einer freundlichen familiengeführten Anlage - geht immer mal wieder ein laues Lüftchen. Das ist auch nötig! Es ist total ruhig, Zikaden sind zu vernehmen, das Zwitschern von Vögeln sowie das gelegentliche Fallen von Kokosnüssen im Hintergrund. Und die heiße Luft umhüllt uns schwer...
Wir sind mittlerweile in Ban Krut gelandet, einem Ort, den wir auf unseren früheren Reisen bisher stets passiert, an dem wir ignorant und uninteressiert vorbeigefahren sind, auf dem Weg zu den Inseln. An der nördlichen Ostküste des südlichen Thailand gelegen, erstrecken sich hier über unendlich scheinende Kilometer - allein der Hauptstrand von Ban Krut misst 20 km Strand - weiße, kasuarinengesäumte Sandstrände an einem herrlich klaren Meer. Das Hinterland zieren Palmenhaine, Bananenplantagen und kleine Dörfer in denen das Leben noch weitgehend untouristisch und ländlich zugeht. Wir haben nicht viele Besucher hier erwartet, aber das wir diese grandiosen Strände hier fast für uns allein haben würden, das hatten wir nun auch nicht erwartet - wir müssen uns ab und an kneifen... Wer in Thailand nicht mehr sucht, als einen abgeschiedenen, wunderschönen und zum Schwimmen hervorragend geeigneten Beach, der sollte mal seinen Mut zusammennehmen und statt der ausgetretenen Pfade Koh Samuis oder Phukets hierher kommen... Action und Fullmoon-Parties allerdings gibt es hier nicht! Das Angebot ist beschränkt. Man findet eher Ruhe und Abgeschiedenheit inmitten einer noch ziemlich untouristischen Region, kann runterkommen und mal wieder seinen Gedanken nachgehen...
Schon zuvor haben wir auf unserem slow travel-Trip durch Thailand interessante Begegnungen gehabt. Es sind ja oft weniger die Destinationen, als viel mehr die Art und Weise des Reisens selbst, die einen an die Geheimnisse eines Landes stoßen lassen. Oft genug haben wir selbst bemängelt, dass das "alte Thailand" im massentouristischen Einerlei verloren zu gehen droht - und wer wollte das leugnen, angesichts der Entwicklungen in den klassischen thailändischen Urlaubsdestinationen... Und dennoch: Wer sich die Zeit nimmt, wer die Muße hat, in diesem Land mit den Einheimischen zu reisen, wer in ihre Welt eintaucht und hinter den Vorhang massentouristischer Kulissen blickt, der erkennt es bald wieder: Das 'echte' Thailand, jenes magisch-geheimnisvolle Land, das für uns einst für Exotik stand und einen kulturellen Zauber entfachte...
Aber schaut selbst: Kommt IN DIE SPUR!
Ein Massentouristikziel: Die Schwimmenden Märkte von Damnoen Saduak
Als große Bangkok-Fans haben wir uns gefreut, dass wir - selbst in der wohl touristischsten aller Gegenden der thailändischen Hauptstadt - Thailand noch gespürt haben... Vielleicht liegt es an unserer eigenen Verfassung, sind wir doch gut ausgeruht, bereits lange im Reisemodus und können uns ohne Beschränkung der Zeit - also im gebotenen Müßiggang - auf diesen Kosmos hier einlassen. Schon die ersten Tage also haben uns jenseits der touristischen Fassaden berührt und einen Hauch Siam genießen lassen. Und wir hatten dabei nicht das Gefühl, das uns früher oft beschlichen hat, nach wenigen Tagen Bangkok unbedingt schnell wieder verlassen zu müssen, um weiter auf die Inseln im Süden zu ziehen. Die Befürchtung da irgendetwas zu verpassen, die haben wir gerade nicht... Vielleicht ist es dieser Umstand, der uns während dieser Reise nun endlich einmal zu den Schwimmenden Märkten führt...
"Ihr wollt allen Ernstes zum floating market fahren" schallte es uns entgegen... "Meint ihr nicht, dass das ein ziemlich schauriges Touristending sein wird und euch wahnsinnig enttäuscht?" So vernahmen wir es in Deutschland zuletzt immer mal wieder, von Leuten, die sich in Thailand tatsächlich etwas auskennen... Ein wenig verunsichert waren wir also schon, als wir den Weg nach Damnoen Saduak angetreten haben, jener Klongregion etwa 2 Stunden abseits von Bangkok, in der sich unendlich viele kleine Kanäle um den großen Mae Khlong herum verzweigen und innerhalb dessen zahlreiche traditionelle Schwimmende Märkte entstanden sind. Der Markt von Thon Kem gilt seit einiger Zeit als Inbegriff des floating markets und wird täglich - von Bangkok aus - mit großen Ausflugsbussen voller Touristen regelrecht geflutet... Es gilt also vor den großen Massen dort zu sein und die Erwartungen ein wenig zu drosseln. Natürlich ist das kein authentischer Markt mehr, egal übrigens zu welcher Tageszeit!
Als wir an unserem Hostel - direkt vor Ort und gerade einmal 3 Minuten Fußweg zum Thon Kem entfernt - ankommen, gleicht die Szenerie einem verlassenen Industriegebiet. Keine Menschen, keine fahrenden Boote, keine geöffneten Restaurants. Wir müssen heute Nachmittag mit kleinen Snacks - wie aufgewärmten Dumplings - auskommen, denn wir finden lediglich einen schlecht bestückten Supermarkt und sonst weiter gar nichts... Das Marktgeschenen findet halt morgens statt. So aber - und das war unser Plan - können wir uns in aller Gelassenheit etwas umsehen, einen ersten Eindruck gewinnen und den morgigen Tag organisieren. Gemeinsam mit einem Chinesen - mittlerweile hier die Hauptreisenation - chartern wir ein Boot, dass morgen mit uns um 8:30 Uhr aufbrechen wird.
Am nächsten Morgen gleiten wir in unserem von Menschenhand gepaddelten Boot durch die noch ruhigen Khlongs dahin, sehen die Geisterhäuschen am Ufer stehen und genießen die Sonne. Als wir in den Hauptarm des Schwimmenden Marktes von Thom Kem einbiegen, wird es rasant lauter, quirliger und hektisch... Wir nehmen laute thailändische Rufe wahr - verstehen freilich kein Wort -, riechen den Geruch von Kokosnüssen, Fischsauce und stehendem, miefigen Khlongwasser... Zahlreiche Boote mit unterschiedlichen Waren befinden sich schon im Wasser und gleiten langsam aneinander vorbei, hier und da halten sie parallel zueinander - ein entspannter Plausch, Waren wechseln über die Reling. Wir sehen in den Booten exotische Früchte aufgetürmt, ganze Garküchen mit Gemüse und Fisch, aber auch Souvenirtand, Textilien und Bierdosen... Immer wieder werden wir direkt und mit herzzerreißendem Lächeln angesprochen und aufgefordert doch zu kaufen: "You buy! You buy!". Auch unser Bootsführer treibt uns ein wenig an, "schaut hier, schaut da...". Wir nicken eifrig, werden direkt an das nächste Boot gesteuert und kommen nicht umhin, hier in der größten Dichte an Booten, direkt am Markt, in das Angebot an Waren hineinzublicken... Wohin auch immer wir unsere Augen wenden, ist schon jemand da, der mit uns verhandeln will... "Cheap, Cheap - good price!"
Nach kurzer Zeit haben wir es einigermaßen raus, dem unfassbaren Druck dieses kommerzialisierten und hochprofessionalisieren Marktgeschehens - wenigstens was das schlechte Gewissen angeht - zu entfleuchen: Wir signalisieren nun frühzeitig: "Danke, kein Interesse" und können unserem Bootsmann bedeuten, dass wir nicht an jedem anderen Boot halten müssen. Er merkt schnell, dass diese Farangs heute kein Shopping wollen, dass sie beobachten, dass sie fotografieren - unser chinesischer Mitfahrer sogar im Stehen im schwankenden Boot... Kurz: Wir gewöhnen uns schnell an die direkte Art der Marktleute und beginnen das Spektakel zu genießen. Tatsächlich - wir genießen es, denn es ist ein Wahnsinnsevent und die Kulissen sind bombastisch und eindrucksvoll... Es macht Spaß auf dem Wasser, das Wetter spielt mit und das Khlonggewirr fasziniert einfach.
Mit der Zeit wird es voller, immer häufiger sind die passierenden und überholenden Boote Touristenkähne, viele von ihnen zudem mit fetten Motoren, die spielend - dabei laut und stinkend - an uns vorbeischießen.... Sei's drum. Wir fahren die Kanäle gemächlich ab, die an beiden Seiten mit Marktbuden bestückt sind und proppenvoll aufwarten, schauen hier und schauen da, essen ein paar klasse Dumplings und glasige Bällchen mit Gott weiß was drin, haben immer wieder nette und freundliche Begegnungen mit den Marktfrauen wie -männern. Natürlich wollen sie verkaufen, natürlich sind sie enttäuscht, wenn wir verneinen, aber sie akzeptieren es stets! Auf diese Weise können wir gut damit leben, es ist eben der Preis dafür, dass das alles hier überhaupt noch angeboten wird...
Je weiter wir aus dem Marktzentrum heraus fahren, desto ruhiger wird es, desto weniger Gedränge herrscht auf dem Wasser. Die Marktbuden an den Ufern dominieren jetzt, aber auch immer wieder beeindruckende Palmenkulissen am Horizont, auf die wir mit unserem Boot immer wieder zusteuern. Irgendwann kehren wir um, erneut hinein in das Gedränge, es ist jetzt eine Herausforderung an all den Touristenbooten irgendwie vorbeizusteuern. Aber es gelingt den Fahrern immer wieder mit viel Gelassenheit und Ruhe. Es kommen keine Aggressionen auf, auch wenn es immer mal wieder zu seichten Kollisionen kommt...
Am Ende der Fahrt sind wir sehr zufrieden. Das kommerzielle Schauspiel, das das frühere Marktgeschehen so gänzlich ohne Souvenirs und Tand wenigstens nachvollziehbar und vorstellbar macht, ist noch nicht vorbei. Wir laufen jetzt noch entlang der Uferzone - auch hier Buden und Verkaufsstände satt - und blicken quasi von oben auf das Spektakel drauf. Wir realisieren nun, dass die Touristenbusse ihre Fracht jetzt vollständig auf das Wasser übersetzt haben und sind froh, dass wir rechtzeitig vorher hier waren und dem jetzigen Gedränge auf dem Wasser entgehen können... Vom Ufer aus kommt man zudem viel besser an einige der besten Garküchenkähne des Marktes heran und wir genießen das Geschehen von hier aus noch eine ganze Zeit, bevor wir uns verabschieden.
Doch es hat uns gefallen! Wir waren wohl gut vorbereitet!
Cha-Am - Im Niemandsland des nördlichen Südthailand...
Er gilt einigen als der erste schöne Badeort an Thailands Südküste, von den ausländischen Touristen weitgehend verschmäht, von den Wochenendurlaubern aus Bangkok dagegen gern frequentiert... Insofern waren wir neugierig, wollten wir mal sehen, was in Cha-Am so geht, wenn man während der Woche kommt... Lassen wir uns also überraschen!
Wir steigen aus unserem Kleinbus am Highway in Richtung Süden aus, erkennen, dass der Ort durchaus ein Städtchen ist und chartern zwei Motorradtaxen auf dem Weg zum Beach. Zwar haben wir noch keine Unterkunft, aber das sollte ja kein Problem sein - in der Woche und in der Nebensaison. Und in der Tat, wir laufen gerade mal ein paar Meter, sehen über uns einen interessanten Balkon und ein sauberes Haus und denken: 'Das könnten wir mal versuchen.' Für 13,- € buchen wir uns ein großes Zimmer mit AC, Bad/WC - kein Luxus, aber ordentlich. Sofort machen wir uns auf den Weg, denn wir haben Hunger und sind neugierig.
Cha-Am, so viel wird uns bereits nach wenigen Metern klar, gehört zu den traurigen Strandorten, in denen unverantwortliche Stadtplaner leider direkt hinter dem Strand eine große und breite Straße angelegt haben, gerade so, dass noch ein kleiner Streifen Kasuarinen stehen bleiben konnte... Es ist hier zwar gar nicht viel Verkehr gerade, aber was macht das schon... Aus dem natürlichen Strand wird so jedenfalls ein deutlich uninteressanterer Stadtstrand, der einiges an Intimität und Natürlichkeit einbüßt. Das ist traurig, aber ja kein Einzelfall. Noch mehr als in Deutschland gilt in vielen Regionen der Welt: Autofahrer haben immer Vorfahrt! Sehr ärgerlich. Der Strand selbst jedenfalls stellt sich uns bei Ebbe vor. Das Wasser ist gut 10 m weit zurückgezogen und hat auf dem flachen Sandsteifen teils große Pfützen und unendlich viele mäandernde Bäche zurückgelassen. Das Wasser plätschert in kleinsten Wellen auf den grauen Sand, es ist recht trübe und wenig ansehnlich. Erst nachts oder morgen früh wird es seine maximale Normalausdehnung (Flut) haben, an dem wenig attraktiven Gesamterscheinungsbild jedoch, wird das nichts ändern. Uns jedenfalls lädt dieser Strand nicht ein...
Wir laufen die gesamte Straße parallel zum Strand entlang ab und suchen nach etwas Essbarem. Es geht vorbei an Supermärkten, großen Wohnparks und Hotels - die einzigen Nicht-Thais die wir sehen, sind wenige weiße ältere Männer mit oder ohne Begleitung von Thai-Frauen - sowie einigen normalen Läden. Es ist insgesamt sehr ruhig hier. Wir finden zunächst ausschließlich Garküchen und Straßenrestaurants und können uns schnell damit anfreunden. Ich bestelle nach Bildern, da es Menüs hier nicht gibt, Englisch wird hier nicht gesprochen und in Töpfe kann man gar nicht erst gucken... Wir bestellen "Chicken!?" und "Cashewnüsse!?" und ich zeige auf eben dieses Bild am Stand ... und erhalte schließlich einen - allerdings wunderbaren - scharf-sauren Mango-Trockenshripsalat mit Erdnüssen... Na ja, die Ähnlichkeit ist erkennbar... Wenn ich sage 'scharf', dann stellt euch bitte das schärfste vor, das ihr kennt... So scharf ist das! Und so schmackhaft zugleich. Cha-Am - das darf ich vorwegnehmen - wird uns nicht wegen seiner Schönheit oder des tollen Strandes in Erinnerung bleiben - wohl aber wegen seiner unaufgeregten, durch und durch thailändischen Art zu sein... Dazu gehört eben auch die Küche hier, die authentisch daherkommt und uns sehr gut schmeckt... Nebenan erhalten wir - der Mundraum brennt immer noch wie Feuer - einen Pfannkuchen, wie wir ihn von früher kennen, so aber zuletzt nirgendwo in Thailand mehr gesehen haben... Fantastisch!
Bis zum Ende der langen Strandstraße laufen wir - wir blicken jetzt auf Hochhäuser - und sehen den wohl schönsten Strandabschnitt dieses Beaches. Wir schießen ein paar Fotos und laufen den gesamten Weg nun direkt am Wasser entlang zurück. Der Strand ist voller Muscheln, immer wieder sehen wir vereinzelte Urlauber baden. Der Geschmack des Meeres macht sich auf unseren Zungen breit, als wir unser Hotel erreichen. Wir haben viele Meter in den Beinen, sind müde und beobachten aus einem Café heraus - in das wir uns nun erstmal setzen - eine Veranstaltung der hiesigen Leute. Offenbar ein Nachbarschaftstreff, es wird gekocht, viele Menschen hier treffen sich, klönen und lauschen andächtig mit vor der Brust gefalteten Händen einer ganzen Gruppe von buddhistischen Mönchen auf der Bühne, die offenbar ein Gebet, eine Andacht oder was immer zum Besten geben... Ihr mantrisch anmutender Gesang vermittelt eine tranceartige Stimmung. Wir erleben ein durch und durch thailändisches Event und sind in einen anderen Kosmos versetzt.
Da uns der lange Spaziergang völlig müde gemacht hat, sind wir heute früh im Bett. Am nächsten Morgen beschließen wir kurzerhand weiterzureisen. Cha-Am ist nicht schlecht, ist aber auch nicht der Ort, an dem wir lange verweilen wollen.
Reisen in der Holzklasse - Slow travel-Feeling auf dem Weg gen Süden
Um an das 'echte' Thailand heranzukommen wollen wir in der Holzklasse und nicht im vollklimatisierten Luxusbus oder gar per Flieger gen Süden reisen. Klar das ist anstrengend, langwierig und manchmal auch nervig, es ist aber eben näher dran am Leben und Erleben der Thais... Und es hält Raum und Zeit offen für Unvorhergesehens und Überraschendes, aber auch gänzlich Normales und Alltägliches. Nur man weiß es eben vorher nicht... Es beamt einen einfach rein in dieses Land, weil es einen damit unmittelbarer konfrontiert.
Wir jedenfalls machen uns schon von Bangkok aus individuell in Richtung Schwimmende Märkte auf - es ist wohl üblicher dafür einen Tagesausflug von Bangkok aus zu buchen. Wir nehmen einen Linienbus. Aber erstmal finden das Ding... Mit dem Taxi - wir suchen uns in der Nähe der Khao San Road eines mit Taximeter, weil die um ein vielfaches günstiger sind, als die Taxen mit Verhandlungspreis - geht es zunächst zum Busbahnhof Süd. Der Fahrer lässt uns unkommentiert an einem riesigen Einkaufszentrum raus, von Busbahnhof jedenfalls weit und breit nichts zu sehen... Wir gehen hinein und folgen den Schildern, laufen durch Shoppingmalls und Fressmeilen - Wahnsinn wie kommerziell es hier zugeht - und entdecken in einem der oberen Stockwerke den Zugang zu den Abfahrtsterminals... Dachten wir! "Zum Ticketkauf da hinten lang" deutet der Mitarbeiter der Mall mit dem Finger an und wir folgen. Am Schalter nun - wir haben ja all unser Gepäck dabei und tragen nun schon eine ganze Weile schwer - wird klar, dass für dieses Ziel - den Schwimmenden Märkten - ganz andere, nämlich lokale Busse zuständig sind... Also wieder runter und weitersuchen. Ganz da hinten stehen Minibusse, jetzt den richtigen Schalter entdecken, die hier ja nicht in unseren Schriftzeichen ausgeschildert sind... Wir finden drei herzzerreißend nette Damen, die sich für uns - selten werden sie an diesem Stand hier Touristen aus Europa haben - ins Zeug legen. Ich erhalte gut 15 aneinandergetackerte Zettel, die mein Ticket sind - für jeden gezahlten Baht eine Quittung, die es offenbar in 30er, 10er und 1er Versionen gibt... Wir werden zu einem großen Bus geleitet, steigen samt Gepäck ein und fahren auch sofort los... Diese alltäglichen Momente sind besonders: Man kann sich nicht vorstellen, wie freundlich die Menschen zu einem sind, wenn sie merken, dass man keine Sonderbedingungen für sich erwartet. Dieselben Anstrengungen, dieselben Strapazen, dieselbe Hitze im Bus... Wir mögen das, ganz unprätenziös. Ein einfaches Sawadeee Kap/Kah - Guten Tag - öffnet zudem viele Herzen.
Es ergeht uns ähnlich auf dem Weg nach Cha-Am, den wir gleich im Anschluss machen... Eigentlich hatten wir unseren eigenen Plan im Kopf, mit dem Zug, von hier aus oder von dort aus. Im Hostel aber belehrt man uns eines Besseren: "Nehmt doch das Songtaew - quasi ein Collectivo auf thailändisch, ein Sammeltaxi, meist auf der offenen aber überdachten Ladefläche eines Pkw, das auf bestimmten Routen verkehrt - nach Mae Khlong (und ich höre immer Maekong...!? Liegt der nicht bei Laos, Kambodscha und Vietnam...?). Von dort nehmt ihr einfach einen Minibus direkt bis Cha-Am... Ganz einfach und schnell". Noch ehe wir richtig verstehen, was wo genau zu tun und zu lassen ist, steht das bestellte Motorradtaxi vor dem Haus. Unsere jetzigen Ziele sind für den Songtaew-Fahrer noch auf thailändisch aufgeschrieben worden und los gehts... Fahren wir jetzt zum Maekong?
Keine 5 Minuten später - wir haben eine rasante Fahrt auf dem Motorrad hinter uns - erreichen wir das Songtaew, das bereits auf die Abfahrt wartet. Die Mororradfahrer erklären noch dem Fahrer was Sache ist, wir zeigen zur Sicherheit trotzdem unseren Zettel mit den kryptischen Zeichen - allgemeines Nicken... Na dann ist ja alles klar! Immer wieder höre ich Maekong... Egal, ich liefere mich der sympathischen Fahrerin aus - die macht das schon und wird uns beim Minibus rausschmeißen... Alle lächeln, alle sind nett zu uns. Die Leute machen uns Platz, verstellen ihre Eimer und Gepäckstücke auf dem Fahrzeug, nur damit wir uns hier wohl fühlen... Diese Fahrt nun - der Fahrtwind ist ein Segen sondergleichen - dauert etwa 30 Minuten, dann befinden wir uns inmitten eines riesigen Geflechts eines Autobahndreiecks. Sie hält auf dem Fahrstreifen kurz an, gibt uns das Zeichen und zeigt noch auf die andere Seite: "Da hinten! Ihr müsst oben rum!" deutet sie an, verstehen tun wir sie ja nicht... Eine große Fußgängerbrücke ist zu überwinden, eine befahrene Straße zu überqueren und tatsächlich, da steht einer und sieht offiziell aus: "Cha-Am" fragt er? Dann schnell, da ist euer Bus..."! Tatsächlich geht das alles auf, wir kommen an, wohin wir wollen und erfahren wie die Thais selber das machen, das Reisen... Zu Hause verstehe ich dann auch, dass wir nicht zum Maekong - wäre auch zu weit gewesen - sondern zum Mae Khlong gefahren sind...
Tatsächlich - und nicht nur sprichwörtlich - sitzen wir dann auf der Fahrt von Cha-Am nach Ban Krut in der Holzklasse, also im Zugabteil der dritten Klasse. Auch das ist insgesamt viel spannender als mit dem Schnellzug, denn auch hier begegnet man dem normalen Volk, hat man Zugang zum Querschnitt durch die einfache thailändische Gesellschaft - Mönche, Arbeiter und Aktentaschenträger. Und das ist es doch, was wir sehen wollen - nicht unseresgleichen aus Europa...
Ban Krut und das Öffnen der Himmelsschleuse
Wir kommen in Ban Krut am Bahnhof an und laufen auf drei Tuc Tuc-Fahrer zu, die in einer Reihe stehen. Einer von ihnen rührt sich, grinst in sich hinein und schaut immer wieder auf sein Handy. Gerade frage ich mich, was es da zu grinsen gibt, da zeigt er uns das Bild auf dem Display und fragt: „Are you that? Are you that?“ - genau so hat er gefragt! Wir erkennen - wirklich überrascht - unser Airbnb Profilbild und lachen mit… „Oh ja, das sind wir!“. Jetzt lacht er, sichtlich amüsiert, dass er uns eine Überraschung bereitet hat und wir freuen uns. Tuana, die Besitzerin unserer nächsten Unterkunft, hat ihn hier auf uns warten lassen, um uns abzuholen – wie nett ist das denn?
Mit dem Tuc Tuc also geht’s zu dem etwa 4 km weit entfernt gelegenen Grundstück von Tuanas Eltern, wo wir einen komfortablen Bungalow mit allem, was das Herz begehrt, beziehen. Gerade einmal drei Minuten vom wundervollen Strand Haad Sai Kaew entfernt – ein Nachbarstrand des Ban Krut-Strandes aber vielleicht noch einsamer und exklusiver – wohnen wir nun in einer familiären Atmosphäre und mit ihren Eltern in einer grünen Oase. Wir bewegen uns mitten in einem thailändischen Alltagsgeschen und haben alle Vorzüge eines persönlichen Kontaktes - auch wenn dieser nur mit Händen und Füßen gelingt... Tuana vermittelt von der Schweiz aus in gutem Deutsch per Mail... Ein Moped können wir hier gleich mitmieten und uns somit schnell auf den Weg machen, die Gegend zu erkunden. Die eigene Mobilität ist hier wichtig, da sonst alles weit auseinander liegt. Wir freuen uns aber auch wegen des Fahrvergnügens selbst - endlich wieder ein Moped unter dem Hintern...
Wir fahren zu unserem Strand Haad Sai Kaew und sind begeistert. Wundervoller weiß- gelber Sand, versetzt mit ein paar kleinen Muscheln, herrliches, sauberes Wasser, das zum Baden und Schwimmen wie gemacht scheint. Dazu wechseln sich Kasuarinen und Palmen - Herz was willst du mehr!? Wir freuen uns, dass solche fantastischen Beaches noch menschenleer und ohne Verkehr im Hintergrund in Thailand existieren und fahren anschließend erstmal nach Ban Krut herüber. Auch hier erkunden wir zuerst den Strand. 3 km trennen uns heute vom Hauptort und seiner Strandstraße, später finden wir aber Abkürzungen. Hier ziehen sich weit verteilt stehende, unterschiedlich ausgestattete Touristenanlagen den Strand entlang, der traumhaft und wahnsinnig breit ist. Es gibt zwei Supermärkte für Selbstversorger wie uns, Spa’s und Massagesalons aber eben auch dörfliches Leben der alltäglichen Art mit Rindern unter Palmen oder Hühnern vor überraschten Motorradfahrern... Auch hier dasselbe Bild: Weit und breit kaum Reisende zu sehen, lediglich zwei oder drei Europäer sehen wir während unserer Spritztour, die hier ebenfalls mit Mopeds unterwegs sind… Es gibt zahlreiche, fast geschlossen wirkende Restaurants, das Leben ist gemächlich in der Nebensaison, keiner hier lässt sich irgendwie treiben… Wie es hier wohl in der Hauptsaison ist?
Unser Blick fällt vom Strand, der sich von hier aus 20 km herrlich das Meer entlangzieht, auf den grünen Bergrücken am Ende der Bucht, die unsere Unterkunft von diesem Strand hier trennt. Ein großer goldener Buddha thront dort oben sitzend auf dem Berg und schaut aufs Meer. Es gibt einen sehenswerten Tempel dort drüben, der zu Ehren von Geburtstagen der in Thailand hoch geschätzten Königsfamilie erbaut wurde und den wir uns natürlich anschauen. Leider wird aus dem Besuch ein ziemlich feuchtes Vergnügen. Dunkle Wolken zunächst, dann wolkenbruchartiger Regen erwischen uns kalt, wir werden auf der Fahrt nach Hause ordentlich nass. Aber was heißt das hier schon? Schwitzen wir uns nicht sonst auch das Wasser aus dem Balg und sind ohnehin den gesamten Tag "unter Wasser"?
Nun ja, man kann das so sehen, aber wir müssen konstatieren, dass die Regenzeit, die wir schon seit nunmehr 10 Tagen in Thailand erwartet haben und die bisher ausgeblieben war, hier tatsächlich voll zuschlägt... Wir schaffen es gerade noch zum wirklich schönen und vielfältigen Nachmittagsmarkt im Hinterland Ban Kruts und täglich in den Regenpausen zum Einkaufen oder Essen. Sonst regnet es nahezu jeden Tag unserer Aufenthaltszeit mehr oder weniger durchgängig in Strömen... Das ist natürlich nicht das Wetter für große Erkundungen, noch ist es das richtige Wetter für die Strände - gut, dass wir uns in unserem Bungalow wenigstens so wohlfühlen... Nun denn, wir nutzen die Zeit und arbeiten ein wenig, relaxen und entspannen aber auch in unserer eigenen Hängematte unter der geschützten Terrasse.
Da wir auch von ähnlich schlechtem Wetter in weiteren südlichen Destinationen Thailands hören, beschließen wir unsere Erkundungstour jenseits der üblichen Touristenströme erstmal abzubrechen und direkt zu den Inseln weiterzureisen. Wir haben die Hoffnung, dass die weit auf dem Meer liegenden Inseln Koh Samui und Koh Pha Ngan ein besseres Wetter zulassen... Leider müssen wir andere schöne Ecken dafür vorläufig auslassen... Vorher allerdings möchten wir Ban Krut würdigen: Für uns ist das hier eine sehr besuchenswerte Strandregion Thailands, die noch nicht so abgerockt, nicht so zugebaut und noch nicht überlaufen und dem Kommerz voll überantwortet scheint, wie andere... Man darf wohl noch immer von einem kleinen Geheimtipp sprechen! Wir können all jenen Menschen, die die Ruhe suchen, denen menschenleere und naturbelassene Strände, weitflächige Palmenhaine wichtig sind und die zugleich ein wenig touristische Infrasruktur und gute Beaches wünschen, diesen Ort nur sehr warm empfehlen... Schaut mal vorbei, liegt ja auf dem Weg gen Süden und Inseln, zumal in der Nähe weitere Ziele unbeschriebene Blätter sind - aber plant das Wetter ein: November bis April, sonst habt Ihr ein getrübtes Besuchs- und Badevergnügen! Oder sogar nur Regen, wie wir...
Empfehlungen
Unterkunft
Damnoen Saduak
- Wer auf eigene Faust zu den Schwimmenden Märkten reist und am Vortag anreist - also eine Übernachtung in Damnoen Saduak, beim Thon Kem einplant - der ist mit dem Peace Hostel, 408/11 moo 9, Damnoen Saduak, Ratchaburi 70130, Tel. 032 910 262, https://thepeacehostel.com/ glänzend aufgestellt. Von hier lauft ihr in 2 Minuten zum Markt, bekommt fabelhafte Informationen (ggf. auch ein Boot) und könnt auf ein gutes Zimmer - allerdings mit Gemeinschaftsbad - zurückgreifen. Gute Option!
Ban Krut
- Wir können sehr empfehlen den über Airbnb gebuchten familiär verwalteten Bungalow von Tuana und ihren Eltern... Im Homestay Ban Krut oder auch Tuangthong Homestay stimmen die Qualität der Unterkunft (ein großer gut ausgestatteter und wohnlicher Bungalow mit großer Terrasse und Küchenmitnutzung), die familiär-freundliche Atmosphäre und insgesamt auch der Standort. Es ist allerdings einsam und man trifft wenig andere Gäste. Von hier liegt der Beach gerade einmal drei Minuten zu Fuß entfernt und ist traumhaft! Wirklich! Mit dem Motorbike ist Ban Krut schnell erreicht. Wir würden wieder hierher zurückkehren...
Speisen
Trotz all der guten Entdeckungen, die wir in den drei Orten gemacht haben, können wir keinen Anbieter hervorheben. Das Niveau war in allen Restaurants vergleichsweise gut und auf relativ normalen Thailandniveau. Wir plädieren vielmehr dafür: Versucht es in Garküchen sowie mobilen wie immobilen Straßenständen und Märkten... Wir haben da echt die besten Erfahrungen gemacht und bisher nie Probleme.
Allgemeines
Damnoen Saduak
- wie schon im Blog hervorgehoben: Die Schwimmenden Märkte von Thom Kem, Damnoen Saduak sind - auch in der Nebensaison - ein Wahnsinnstouristenspektakel mit starkem kommerziellen Fokus und ziemlich voll... Aber wir würden es Euch dennoch raten: Macht es! Macht es, bevor alle anderen Tourbusse aus Bangkok ankommen und versucht Euch auf den Rummel einszustellen. Eine gute Zeit scheint und 8:00 und 9:00 Uhr zu sein. Mietet Euch ein handbetriebens, also gepaddeltes Boot (500/600 Baht) und schmeißt Euch rein ins Gedränge, es macht Spaß, wenn man die richtige Mischung aus Distanz und Freude hinbekommt. Denkt aber auch daran, die Leute stehen unter enormem Druck verkaufen zu müssen - seid nicht garstig, sondern freundlich bestimmt, wenn ihr nichts kaufen wollt - das wird eigentlich immer akzeptiert!
- Macht beides: Fahrt eine Stunde mit dem Boot und lauft auch entlang der Ufer der Khlongs - versucht mal vom Ufer aus die dortigen Speisen in den Booten...
- Die Anreise nach Damnoen Saduak erfolgt vom südlichen Busbahnhof in Bangkok: Man geht durch das Einkaufszentrum hindurch, bleibt aber auf Erdgeschossebene. Hinter der Einkaufsmall stehen die (Mini-)Busse für diverse Nahdistanzen zur Hauptstadt. Einfach durchfragen!
- Wer in der Woche nachmittags in Damnoen Saduak ankommt wird keine Restaurants und keine Garküchen, geschweigedenn Boote mehr auf oder um den Markt herum antreffen. Besser ihr bringt Euch was mit...
Ban Krut
- In Ban Krut sind beide Strände sehr empfehlenswert, sowohl der Ban Krut Beach als auch der Haad Sai Kaew. Sie müssen sich vor keinem Strand Koh Samuis verstecken - im Gegenteil!
- Es existieren in Ban Krut für Selbstversorger ausreichend Restaurants und Garküchen, zwei Restaurants und Motorradverleihen. Das meiste spielt sich in Ban Krut am Beach oder auf der großen Kreuzung zwischen Bahnhof und Beach ab...
- In der Woche gibt es einen frühen Morgenmarkt und am Donnerstag immer einen Nachmittagsmarkt zwischen Ban Krut und dem o.a. Homestay - einfach erfragen... Beide Märkte bieten authentisches, ländlich-thailändisches Marktgeschehen und die Möglichkeit dort auch etwas zu essen...
- Im Ort existieren u.a. an den Supermärkten und ihrer Umgebung ATMs.
- Unbedingt besuchen muss man den Goldenen Buddha sowie den Wat Thang Sai auf dem Fels zwischen den o.a. Stränden. Ihr findet hier einen der schönsten thailändischen Tempel, könnt Tempelaffen sehen und habt eine unvergleichliche Aussicht aufs Meer, die Strände und das palmenbestandene Hinterland.
Ausblick
Spuren | WECHSLER versuchen dem Regen zu entkommen und reisen nach Surat Thani weiter. Von hier aus machen sich unsere Helden zu den legendären Kokosinseln Südthailands auf. Koh Samui und Koh Pha Ngan sind zwar alte Bekannte und ganz sicher touristisch nicht mehr unbeleckt, wenn aber 13 Jahre zwischen dem letzten Besuch und heute liegen, mag die Angelegenheit einem Abenteuer gleichen...
Spuren | WECHSLER erkunden ihre früher geliebten Orte, chillen hoffentlich unter Palmen in der Sonne und erkunden die Inseln nochmal neu. Werden Sie in der Vergangenheit schwelgen, die Gegenwart beklagen und das heutige Inseldasein noch so lieben wie ehedem? Entdecken sie vielleicht sogar letzte Refugien des Glücks, die versteckten Paradiese eines unberührten Samuis/Pha Ngans oder müssen sie die Eilande - wenigstens persönlich für sich - beerdigen?
Folgt uns IN DIE nächste SPUR und schaut selbst!
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