Spurenwechsler und das faszinierende Abenteuer Kaffee - Armenia und Filandia

 

Beitrag Nr. 23

 

Moin Moin aus Jardín, Antioquia in Zentralkolumbien!

Wir befinden uns in der selbsternannt 'schönsten Stadt Antioquias'... In Jardín. Wir hielten die Stadt für einen Geheimtip, erwarteten eine ruhige und noch wachzuküssende Kleinstadt am Rande Medellíns... Als wir jedoch heute hier ankamen, platzte die zweifellos wundervolle Plaza beinahe aus allen Fugen... Wir befinden uns mitten in einer ordentlichen Samtagabend-Fiesta, die hier am Wochenende open air auf der Plaza stattfindet... Die traumhafte kleine Stadt ist also bereits von anderen entdeckt worden, insbesondere von den Einwohnern Medellíns, die hier gern das Wochenende verbringen... Und nachdem, was wir heute aus dem Fenster unseres Busses von der Landschaft gesehen haben, nicht zu Unrecht... Ganz sicher einer der schönsten Flecken Kolumbiens... Wir stürzen uns also rein und trinken erstmal ein Bier...

 

Wir sind auf dem Weg nach Medellín, einer der angesagtesten Städte Kolumbiens, heimliche Hauptstadt des Landes. Ich muss zugeben, dass mir bei Medellín immer zuerst das Medellín-Kartell  und Pablo Escobar durch den Kopf gehen. Jener berühmt-berüchtigte Drogenboss, der in den 80er und 90er Jahren (1993 erschossen) den Ruf Kolumbiens als größte Brutstätte des organisierten Drogenhandels in der Welt mitbegründete. War er nicht gefühlt das Monster und Schreckgespenst aller amerikanischen Serien und Spielfilme meiner Jugendzeit...? Und das offenbar völlig zu Recht. Heute jedoch sind Escobars Hinterlassenschaften einige der meistbesuchten touristischen Sehenswürdigkeiten in der Stadt und sein Ruf sorgt hier mehr für Geschäft denn für Scham. Kann man so machen, muss man aber auch nicht unbedingt...

 

In Jardín  machen wir auf dem Weg in die große Stadt einen Zwischenstopp. Wir erkunden diese Stadtperle - leider regnet es in Strömen - und genießen immer wieder den Müßiggang. Wir holen nochmal Luft, bevor wir die ziemlich populäre Stadt Medellín - viele schwärmen von ihr in den höchsten Tönen - ausführlich erkunden wollen. Sie wird für uns die letzte Metropole Kolumbiens  sein, bevor wir uns an die Strände und Küsten der Karibik begeben...

 

Aber das ist Zukunftsmusik: Heute geht es nochmal um die roten Bohnen und das schwarze Elexier, das in der Zona Cafetera eindeutig im Zentrum steht... Das Abenteuer Kaffee! Da wir in den vergangenen Tagen mehr Stoff angesammelt haben, als wir in einem Blogbeitrag verarbeiten können, gibt es in den nächsten Tagen bereits Teil 2: Spuren | WECHSLER und die Himmelsstürmer unter den Palmen - Salento und Valle de Cocora.

 

Folgt uns in die Spur...

 

An der Plaza - Blick von unserem Hostel-Balkon, Jardín, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
An der Plaza - Blick von unserem Hostel-Balkon, Jardín, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Auf der Kaffeefarm - alles dreht sich um die Bohne!

Obwohl wir uns ja bereits seit geraumer Zeit in der Zona Cafetera aufhalten, haben wir bisher bewußt auf den Besuch einer Kaffeefarm verzichtet - Kaffeetouren werden hier natürlich überall angeboten. Wir hatten aber von Angang an geplant, dass wir das richtig machen und lieber ein paar Tage direkt auf einer solchen Farm verbringen, als uns das im Rahmen eines Zwei-Stunden-Ausflugs anzuschauen... Gesagt getan: Wir buchen uns auf einer Finca bei Armenia ein. Die hiesige Kaffeefarm zählt zu den traditionsreichsten Familienunternehmen des Landes und produziert seit Generationen einen der vermeintlich besten Kaffees Kolumbiens. Bis dahin genießen wir die in der Kaffeeregion vorzügliche Landschaft, ihre Thermen und alle weiteren Annehmlichkeiten und Verwöhnaspekte... Wir hatten ja bereits davon berichtet.

 

Heute aber ist es soweit, wir begeben uns in das Herz des Kaffees. Schon von der Straße aus sehen wir das Finca-Schild, ein Mitarbeiter der Farm öffnet uns das Eingangstor und wir fahren durch ein schweres Gittertor auf das riesige Gelände. Nun sind wir bereits mitten im Plantagenbereich, um uns herum und so weit das Auge reicht - Kaffeepflanzen. Gut 1,5 Meter hoch, dunkelgrüne Blätter, voller grüner und roter Früchte. Ein imposantes Bild, das wir so bisher nur aus der Entfernung gesehen haben... Mit unserem Fahrzeug fahren wir die hügelige Landschaft ab. Vor uns ein LKW mit Kaffeepflückern auf der Ladefläche, die ihre Schicht für heute beendet zu haben scheinen. Sie winken uns freundlich zu und nehmen einen anderen Weg als wir. Wir werden sie aber wiedersehen.

 

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Kaffee so weit das Auge reicht, bei Armenia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Das Haupthaus unserer Finca, bei Armenia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Unser Hotelbereich ist luxuriös und ermöglicht auch vom Poll aus tolle Blicke, bei Armenia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

Wir fahren auf das Gelände des Hotelbereichs, sehen eine wunderschöne bunte Finca in traditionellen Farben und gänzlich aus Holz und werden auch hier freundlich empfangen. Man führt uns auf ein ziemlich luxuriöses Areal: Restaurant, Unterkünfte und eine klasse Spa- und Poollandschaft liegen in einer wunderschönen und üppigen Parkanlage oberhalb eines flacheren Tals. Wir haben vom Pool und unserer Unterkunft aus eine fantastische Aussicht in die Umgebung und kommen schnell richtig runter... Kann man so aushalten, das Leben. Erstmal genießen wir die Sonne und den Luxus, wir vergnügen uns im herrlichen Pool und werfen immer mal wieder einen Blick auf die Plantage...

 

Die kolumbianische Arabicabohne - ein Exportschlager

Wir buchen gleich für den kommenden Tag eine Kaffeetour - 3 - 4 Stunden lang wollen wir uns im Rahmen einer geführten Tour anschauen, wie der Kaffee von der Pike auf produziert wird und wie er hier, direkt beim Erzeuger in Kolumbien eigentlich schmeckt, wenn der ihn selbst zubereitet... Denn eines wissen wir schon jetzt: Es bleibt von den besten Bohnen eigentlich gar nichts im Land, die beste Qualität - was für eine Schande - geht stets ins Ausland. Die Kolumbianer begnügen sich mehr oder weniger mit dem sog. "Tinto" - und der wird fast überwiegend aus eher minderwertigen Bohnen gemacht... Na ja - und das kriegt zumeist auch der Tourist zu spüren, wie wir seit Wochen häufig feststellen. Der Kaffee in Kolumbien ist oft eine Enttäuschung und gilt auch für den Kaffee den wir hier im Hotel zum Frühstück serviert bekommen... Das geht ja gar nicht!

 

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Die rote Bohne will gepflückt werden... Bei Armenia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Scheint wenig überzeugt - der Autor bei der Kaffeeprobe, bei Armenia, Kolumbien (Foto Magdalena Bosak))
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Bambus ist einfach ein ziemlich geiler Baustoff, bei Armenia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Leider regnet es bereits Bindfäden, als uns unser Kaffeeexperte am nächsten Morgen in der Hotellobby abholt. Ausgerechnet heute, da wir doch durch die Kaffeeplantage stapfen wollen... Was nützt es also: Regenjacken an und los. Zunächst wähnen wir uns bei einer Weinprobe: Nach ein bisschen Geschichte über Herkunft (Äthiopien) und Einführung des Kaffees in Kolumbien (über Venezuela und die kolumbianischen Regionen Santander und  Antioquia) verköstigen wir zunächst Kaffee und lernen, dass man in diversen Kaffees der Region so an die 35 unterschiedliche Duftnoten erkennen kann - wenn man denn gut ist und der Zinken trainiert... Wir testen zunächst an banalen Aromafläschchen und erkennen ... so gut wie gar nichts, außer dem gröbsten Duft der Welt - Nelkenaroma - und groben Richtungen, wie beispielsweise: "irgendwie fruchtig"... Das 'Aha, stimmt!' kommt immer erst, wenn wir auf bestimmte Düfte hingewiesen werden. Na das kann ja heiter werden...

 

Nun sehen wir zwei Sorten von gerösteten Bohnen, die wir riechen und optisch bewerten sowie anschließend mahlen, um ihn erneut zu riechen und irgendwie einzuordnen. Wir lernen, wie der Kaffee zubereitet wird - Wassertemperatur, Gerätschaften etc. -, wie man ihn professionell schmeckt und warum, und testen die zwei aufgebrühten schwarzen Kaffees als Endprodukt. Es schlürft ordentlich, als wir nacheinander immer wieder die zwei Kaffees probieren - einer davon ist die Spitzenware von der Farm, ein qualitativ hochwertiger Kaffee, der hier geröstet und verkauft wird. Das Ergebnis ist enttäuschend. Ich muss gestehen, sie überzeugen mich beide nicht, was ja nichts heißt... Beide enthalten eindeutig schokoladige Noten, der eine mehr Röstaromen als der andere... Aber mehr kann ich beim besten Willen nicht identifizieren und finde beide, gelinde gesagt, 'viel zu lasch', was ich natürlich so nicht sage, denn ich will ja niemanden verletzen...

 

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Es geht tief rein in das Plantagengelände, bei Armenia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Kaffee satt... Bei Armenia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

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Wunderbarer Wasserspeicher der Natur - Vorbild für die moderne Bionik, bei Armenia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Der Experte rät es sofort: "Über Geschmack lässt sich 'nicht' streiten... Es ist ziemlich eindeutig, dass der europäische Geschmack aufgrund der Kaffeekultur in Europa - bei Euch wird der Kaffee viel stärker geröstet, als bei uns in Kolumbien - ein anderer ist. Unser Kaffee, selbst wenn er von Spitzenqualität ist, ist weniger stark gebrannt und versucht den Eigengeschmack der Bohne stärker zu bewahren. Nicht umsonst geht ein Großteil unseres Kaffees gewaschen aber ungeröstet nach Europa... Dort wird er dann meist nach europäischem Gusto weiterverarbeitet. Sollte der Kaffee Euch also nicht zusagen, liegt es vielleicht daran..." schmunzelt er. Nun zählt er auf, was er selbst alles in seinem Kaffee erkennt und wir erblassen vor Neid. Tatsächlich ist im Nachhinein manches sogar zu erahnen...

 

Nachdem wir von einem weiteren Plantagenangestellten erfahren, wie man aus dem Bambus, der hier überall wächst, Körbe zum Pflücken der Bohnen erzeugt, geht es endlich raus auf's Feld. Wir laufen im Nieselregen durch die Kaffeepflanzen, die - wie wir - voller Regentropfen sind... Es geht rauf und runter, immer neue Areale werden von uns erschlossen, die kurz zuvor noch gar nicht zu erahnen waren. Ein riesiges Gelände, diese Plantage. Immer wieder stelle ich fest, dass die roten Bohnen am sonst völlig grünen Strauch eine magische Wirkung haben. Sie sehen bereits in diesem Zustand verlockend aus und wollen gepflückt werden - was wir wenig später natürlich auch tun... Da die Bohnen alle zu unterschiedlichen Zeiten reifen, werden sie das gesamte Jahr über gepflückt, auf der Farm sind daher immer Kaffeepflücker engagiert. Während der Hauptpflücksaison (zweimal im Jahr) arbeiten dann hier täglich allein 30 Pflücker/-innen. Wir treffen sie heute bei ihren Unterkünften - beim Mittagessen.

 

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Wir schälen die roten Bohnen in dieser Maschine, bei Armenia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Der Feind des Kaffeepflückers auf rotem Glas - sie tragen auch deshalb stets Handschuhe beim Pflücken, bei Armenia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

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Waschen und Trocknen der Bohnen sind häufig der letzte Schritt in Kolumbien, bevor die Bohnen nach Übersee gehen. Bei Armenia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Unser Experte verdeutlicht uns während unserer Tour durch das Gelände die wesentlichen Voraussetzungen für den Anbau von Kaffee - Hanglage, Höhenlage und Durchschnittstemperaturen von 1.000 - 2.500 m bei gut 20 - 23 Grad Celsius, gute Bodenqualität, ausreichend Wasser sowie Licht/Sonne - aber auch ausreichend Schatten. Schon die gesamte Zeit fällt uns auf, dass hier keineswegs nur Kaffee wächst. Wir sehen große Bäume, Bananenstauden und andere Pflanzen. "Sie sorgen für ausreichenden Schutz vor der brennenden Sonne", sagt er noch, als ihm ein riesiger Tropfen Wasser von einem Baum - Bom! - mitten im Gesicht landet... 'Da hast du dein perfektes Kaffeeklima!', denke ich und wir lachen gemeinsam...

 

Das Areal jedenfalls beherbergt die reinste Pflanzenschau. Wir lernen, dass hier bewußt ein großer Teil der Flora der Region gepflanzt wird, um Monokultur zu verhindern: "Um die Böden fruchtbar zu halten, Wasser zu sammeln und zu konservieren, Insekten und Vögel anzulocken etc. bedarf es eines ausgeklügelten Systems", sagt er, und ich denke: 'Ein System, das zudem wunderschön ist'. Wären nur die damit verbundenen kaum sichtbaren Sandfliegen nicht, die uns seit Tagen in der Kaffeeregion aggressiv attakieren und ansaugen... Wir genießen es gleichwohl hier zu sein und laufen nun gemeinsam zum Trocken- und Waschhaus, wo die letzten Schritte vor dem Röstvorgang vonstatten gehen. Ganz in der nähe wohnen auch die Pflücker, die sich über unser Interesse an ihrer Arbeit sichtlich freuen.

 

Die finale Kaffeeverköstigung lässt uns nicht so richtig auf den Geschmack kommen. Uns fehlt der intensive Geschmack der gebrannten Bohne. Da wir in Berlin  eine exzellente Baristaszene und hervorragenden Kaffee haben, meist Espressobohnen nutzen und ihn nicht stark genug genießen können - vor allem eine kolumbianische Bohne ist unser Favorit -, scheinen unsere Zungen und Nasen tatsächlich 'europäisch' trainiert zu sein. Die hiesige Kultur der Kaffeeröstung ist uns einfach zu wenig intensiv. Das heißt keineswegs, dass sie schlechter ist, sie ist eben nur nicht unsere...

 

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Das wirklich schöne Filandia, Filandia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Korbflechterei gilt als die Handwerkskunst in Filandia, Filandia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Bunter geht es kaum, Filandia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Anreise nach Filandia und eine Erkenntnis

Wir reisen von unserer Finca aus über Armenia nach Filandia weiter - das wir im nächsten Abschnitt ausführlich vorstellen werden. Noch während der Bus in unendlichen Kurven und Schlenkern durch üppige urwaldbelassene Feucht- und Waldgebiete kurvt - es ist eigentlich ganz schön hier - wird mir plötzlich ganz anders. Mir schwindelt, wird irgendwie schlecht. Ein bisschen wundere ich mich, denn diese Angewohnheit bei kurvenreichen Straßen und Serpentinen habe ich doch nun wirklich schon in Peru  hinter mir gelassen... Magda schaut mich besorgt an und sieht sofort, dass was nicht stimmt: "Geht's dir nicht gut?" Schweiß steht mir auf der Stirn, es ist wirklich komisch... Ich habe Schüttelfrost und fühle mich einfach richtig dreckig... Just als wir das Waldstück verlassen - Paff! - ist es wie weggeblasen... Es geht mir wieder gut. Muss ich mir Sorgen machen?

 

Einen Tag später lese ich in meinem Reiseführer über die Region und scheine den mutmaßlichen Grund gefunden zu haben. Ich schmunzele und denke: 'Ich bin ja völlig gesund!' Folgende Informationen sind zu lesen, zu jenem Waldgebiet, durch das wir gefahren sind, als es passierte: "Naturfreunde sollten ... die Reserva Natural Bremen  besuchen, (ein) unerschlossenes, bewaldetes Areal mit Unmengen Vögeln."

 

Ich zucke kurz: Bremen? Das Naturreservat, in dem mir schlecht wurde, heißt Bremen...? Als HSV-Fan sollte man ja den Ball gerade flach halten, aber der Zusammenhang liegt sofort nahe. Erst recht als ich weiterlese - und ich lasse das mal mit einem Augenzwinkern in Richtung all meiner Werder-Freunde so stehen: "Sogar Brüllaffen  bekommt man hier manchmal zu sehen."

 

Ich kenne tatsächlich viele 'komische Vögel' und ein paar 'Brüllaffen' in Bremen.

 

Buähhhhhhhääähä...! Voll der Brüller! Hoffentlich brüllen am Ende der Saison nicht die Bremer...

 

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Man kann sich auch am Umland Filandias nicht sattsehen, Filandia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Mirador - Aussichtsplattform für einen exorbitanten Ausblick in die Region, Filandia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Auch in Filandia: Willy-Jeeps sind das Transportmittel der Wahl... Filandia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Filandia - sicher eines der schönsten - auf jeden Fall buntesten - Städtchen im Kaffeeland

Wir fahren also noch weiter rein ins Kaffeeland und besuchen zwei der kleineren, aber schon bestens entwickelten Städtchen der Region: Wir besuchen Filandia und Salento. Während Salento bereits eines der meistbesuchten Örtchen Kolumbiens ist - wird dann im nächsten Blogbeitrag Gegenstand sein - , hat sich Filandia erst sukzessive in den vergangenen Jahren entwickelt und platzt bei unserer Ankunft gleichwohl aus allen Nähten... Es ist Wochenende und die Großstädter pilgern regelrecht hierher. Es ist uns heute - alles hat geöffnet, alles ist voll, es herrscht Rummelplatzatmosphäre - deutlich zu voll. Gut, dass wir eine hervorragende Unterkunft erwischt haben und morgen Montag ist.

 

Wir genießen den Sonntag auf unserem fantastischen Balkon, blicken in die Umgebung der Stadt und genießen die Ruhe, die am Abend nur durch ein atemberaubendes Gewitter gestört wird... Am Montag erkunden wir die kleine City, die jetzt schläfrig vor sich hin dümpelt und laufen zum Mirador, der gut 1 bis 2 Kilometer außerhalb auf einem Hügel liegt und uns Fernblicke auf die Stadt und ihre Umgebung bietet. Ein Traum von einer Landschaft zeigt sich uns und eine klasse Stadt. Sie ist komplett bunt, keine Farbe und keine Farbkombination, die es hier nicht gibt... Es ist heute sonnig und wir schlendern die Gassen ab. Wir probieren wundervolle Desserts und leckere Süßspeisen aus der stacheligen Guanábana  und der Chirimoya - beide Früchte werden im Deutschen den sog. Annonengewächsen (!?) zugeordnet ... - und sind begeistert. Für uns eine Premiere, denn wir haben diese zwei Früchte noch nie probiert. Wir beschließen gleich morgen wieder hinzugehen...

 

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Einziger Lichtblick - während des Sonnenuntergangs - in der Restaurantszene Filandias: Das La Calle, Filandia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Blick von unserem Balkon auf andere Bereiche unseres Hostels, Filandia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Da hinten liegt Filandia - vom Mirador aus, Filandia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Leider haben heute kaum Restaurants geöffnet - das Geschäft am Wochenende scheint ausreichend zu sein, man öffnet in der Woche nicht - wenigstens Montags und Dienstags nicht... Gott sei Dank finden wir wenigstens das gute Restaurante La Calle, das oberhalb der Stadt mit herlichem Blick in die Berge auf einer weitflächigen Grünfläche chilliges Flair und riesige auch kreative Portionen auf den Tisch zaubert... Filandia ist eine Reise wert, auch wenn sich das kulinarische Angebot noch entwickeln muss... Da es ein Versehen bei der Buchung unseres Zimmers gab - wir mussten eine Nacht in einem anderen Hostel verbringen - werden wir von unserem eigentlichen Hostel eingeladen und brauchen die zwei Folgenächte - im besten Zimmer des Hauses - nicht bezahlen... Null Komma Null: Man schenkt uns das! Das nenne ich mal kulant... Es war uns fast ein wenig peinlich, aber mann wollte sich auf nichts anderes einlassen - vielen Dank dafür...!

 

Für den Fall, dass Ihr in die Region reist: Lasst Filandia und ihre Umgebung nicht aus. Es gibt auch hier zahlreiche kleinere und größere Kaffeefarmen, die gute Kaffeetouren anbieten... Und die Stadt ist ein paar Tage wert.

 

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Weitblick von unserem Balkon, Filandia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

Empfehlungen

 

Unterkunft

 

Armenia

Da uns Armenia als Stadt zu groß erscheint und nicht attraktiv genug, um hier zu verweilen, sind wir etwas raus gefahren und haben auf folgender Kaffeefarm i der Nähe von Calcará einen guten Deal gemacht:

  • Hotel Hacienda Combia, 4 km außerhalb von Calarcá, Quindío bei Armenia, Tel. 314 8505695, https://www.combia.com.co/ . Es handelt sich um ein ziemlich luxuriöses Hotel innerhalb des Farmgeländes, das in einer alten Kaffeefinca sowie neueren Gebäudeteilen organisiert ist. Ihr findet hier neben einem guten, nicht ganz billigen Restaurant herrliche Terrassen und einen guten Poolbereich. Es gibt eine Sauna, die aber nicht besonders gut funktioniert. Wir empfehlen auch, bei den Zimmern darauf zu achten, nicht in die hinteren (dunkel und verbaut) oder untersten Zimmer des Neubaus eingebucht zu werden. Zwar sind die Terrassen hervorragend und haben die beste Weitsicht, aber die Bäder haben keine Fenster und schimmeln daher vor sich hin. Zwar arbeitet man im Hotel daran, aber ihr werdet den Geruch leider sowohl im WC als auch im Zimmer sofort wahrnehmen. Klamm und feucht, nicht angenehm... Wir haben auf einen Umzug in die Etage höher bestanden bzw. ins alte Haupthaus und konnten das auch durchsetzen. Dann war alles top. Ach ja: Aufpassen, es gibt extrem aggressive Sandfliegen hier wie anderswo, aber hier besonders krass. Man nimmt die erst so richtig wahr, wenn es zu spät ist - wir wurden überall, vor allem auch im Gesichtsbereich attakiert und waren ziemlich genervt von den wahnsinnig juckenden Stichen...
  • Die Reiseführer sprechen von Taxifahrten, um vom Busbahnhof Armenia auf die Farm zu kommen... Das ist allerdings gar nicht so einfach, weil die Taxifahrer dafür eine spezielle Lizenz benötigen, die erst besorgt wird... Fahrt einfach mit dem Bus weiter nach Calcará und nehmt von dort ein Taxi - das kommt Euch weitaus günstiger - Rückfahrt identisch!

 

Filandia

In Filandia haben wir großartig gewohnt im traditionell großzügig und aus Holz gebauten

  • Casa Hotel El Compadre, Carrera 6, Calle Nr. 8-06, Tel. (6) 7583054, 316 629 2804, info@casahotelelcompadre.com, www.casahotelelcompadre.com - das beste Zimmer erscheint uns die Suite zu sein, in der wir allerdings aus Kulanz auch nicht den teureren Tarif haben zahlen müssen... Aber das Haus ist insgesamt toll, großzügig, riesige Zimmer und gute Bäder, freundliche Leute - sehr zentral gelegen. 

 

Speisen

 

Filandia

Von der kulinarischen Szene in der Stadt sind wir gar nicht überzeugt. Kreativität ist ein Fremdwort, überall derselbe fleischlastige Kram... Selbst ein waschechter Italiener passt sich hier dem Niveau an... Außerhalb des Wochenendes war zudem kaum ein geöffnetes Haus zu finden, lediglich Cafés. Eine Ausnahme, die wir auch gut empfehlen können und wollen:

  • Das Café Restaurante La Calle, Calle 8 Carrera 6-04, Tel. +57 3187954525, lacallecaferestaurante@gmail.com - das ganze Restaurant ist open air, wunderschön mit Holz- und Bambusmöbeln und anspruchsvoller Architektur ausgestattet, liegt es auf einem grasbewachsenen Hügel oberhalb der Stadt mit wundervollem Ausblick in die Landschaft. Tolle Vorspeisen haben uns gänzlich satt gemacht, auch wenn der angekündigte überbackene Broccoli, Blumenkohl war... :-)
Fantastisch gemütliche, wuchtige und einzigartige Sessel aus den unglaublichen Wurzeln des Bambus, Filandia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
Fantastisch gemütliche, wuchtige und einzigartige Sessel aus den unglaublichen Wurzeln des Bambus, Filandia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Allgemeines

 

Kaffeetour Armenia

Kaffeetouren gibt es in der gesamten Region wie Sand am Meer und sie lassen sich überall als Tour oder individuell buchen. Natürlich unterscheiden sie sich qualitativ...

 

Wir waren mit der - allerdings teuren - Kaffeetour (pro Person für 4 Stunden interessanter und kurzweiliger Führung: 100.000 COP) unserer obigen Kaffeefarm sehr zufrieden. Der hier produzierte Kaffee ist seit Generationen von der Familie Grau produziert worden und schaut auf eine große Anbau- und Rösttradition zurück... Weitere Informationen zum früheren - durchaus auch biografisch interessanten - Besitzer Enrique Grau siehe hier...

Ausblick

 

Spuren | WECHSLER reisen einmal über die Hauptverkehrsader zwischen Armenia und Pereira auf die andere Seite: Von Filandia  hier nach Salento dort... Eigentlich nicht viel größer oder kleiner als Filandia  hat Salento bereits eine ordentliche touristische Karriere hinter sich. Unsere Helden erkunden die Stadt, ihr Flair, ihre kulinarischen Höhepunkte und lassen sich weiter treiben...

 

Wenn es in den Füßen juckt, machen sie sich im Willy-Jeep  in eine von Kolumbiens schönsten Landschaften auf, ganz in der Nähe. Das am Südrand des Nationalparks Los Nevados gelegene, atemberaubende Valle de Cocora  verspricht fantastische Wanderungen und Treks und wird eines ihrer Ziele sein. Neben Flüssen, Wasserfällen und wundervollen Dschungelarealen in denen nach wie vor Pumas und Bären leben, werden Kolibris und Wachspalmen sowie atemberaubende Wetterstimmungen zu ihren Höhepunkten zählen.

 

Verpasst nicht die nächste SPUR der Spuren | WECHSLER - schon in wenigen Tagen...

 

Monochrom: 60 m hohe Wachspalmen ragen in die tief hängenden Wolken... Valle de Corora, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
Monochrom: 60 m hohe Wachspalmen ragen in die tief hängenden Wolken... Valle de Corora, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

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