Beitrag Nr. 21
Moin Moin aus Manizales, in der Kaffeeregion Kolumbiens!
Ich sitze auf der Terasse unseres fabulösen Guesthouses in Manizales - besser gesagt am Rande von Manizales - in einer Oase der Ruhe. Mein Blick schweift von oben herab in die Berge der Region, die sich von unserem Standort aus atemberaubend in die Weite ausdehnen. Auch hier ist es wundervoll grün, die Kolibris schwirren um uns herum, wir sehen riesige Schmetterlinge und andere exotische Vögel - die Natur ist wunderbar und wir schauen von oben auf ihr Dach. Unsere Anlage ist fantastisch in den Berg hineingebaut, der Blick ist gigantisch. Wer so arbeiten darf ist ein glücklicher Mensch, muss es einfach sein...
Wir sind angekommen in der sog. Zona Cafetera, jener Region, in der der Ruf Kolumbiens als eines der wichtigsten Kaffeeländer der Welt begründet wurde und wo er nach wie vor seinen Anker findet. Die Region ist Kaffeeland, sie ist durchzogen von großen Kaffeeplantagen und Haciendas, auf denen ausschließlich Arabica-Bohnen produziert und zweimal im Jahr geerntet werden. Überall um uns herum sehen wir ihre Pflanzen... Die hohe Qualität dieser Bohnen ist berühmt, die hiesigen Kaffeebauern können aufgrund der herausragenden Klima- und Anbaubedingungen Spitzenware produzieren...
Rund herum um Manizales - der nördlichste und größte Standorte der Zona Cafetera - wimmelt es zudem von Weltklasse Naturreservaten, Vulkanen, Natur-Thermen und großartigen Wanderrefugien in kolumbianischer Bergwelt. Wir wollen in den kommenden Tagen und Wochen sehen, was die Region zu bieten hat, widmen uns aber heute zunächst der Region um Villa de Leyva, Boyacá. Und diese Region könnte attraktiver kaum sein. Stadt wie Umland sind in Kolumbien eine der meist bereisten Gegenden des Landes.
Folgt uns hier IN DIE SPUR:
Zurück in touristischen Gefilden – Villa de Leyva, die Schatztruhe Boyacás
Wir erholen uns noch ein, zwei Tage in El Cocuy - siehe letzter Blogbeitrag - von den Strapazen unserer dortigen Trekkingtour, beschauen die Einheimischen in ihren typischen Ponchos mit ihren Cowboyhüten, laufen aus dem Ort in das fantastische Umland hinein und sind von der Landschaft des nord-östlichen Boyacá weiterhin schwer begeistert. Aber es zieht uns zurück in annehmlichere Gegenden, die uns mehr Wärme und ein angenehmeres – vor allem – kulinarisches Angebot versprechen. Wir fahren mit den kleinen regionalen Bussen – ganz im slow travel - Modus – nach Villa de Leyva.
Villa de Leyva hat nun tatsächlich fast alles, was man sich als Reisender wünschen kann im Übermaß – leider auch die Vielzahl an Menschen, die die Stadt besuchen. Aber das ficht uns jetzt nicht an. Wir genießen die wunderbare historische Architektur, bestaunen einen der größten Plätze ganz Südamerikas, der beeindruckend im Zentrum des Städtchens liegt und lediglich mit einem viel zu kleinen Brunnen geschmückt ist, und laufen die Gassen ab. Es gibt hervorragende Restaurants und interessante Unterkünfte – alles hier ist in Schuss und zum Wohlfühlen gemacht. Das Pflaster der Straßen ist uralt, wir laufen auf dem gröbsten Untergrund, den wir je in einer Stadt gesehen haben und fragen uns, wie hier Holzkutschen gefahren sein sollen.... Es fällt gar nicht leicht in einem einheitlichen Rhythmus zu gehen, man muss sich stets auf das Pflaster unter den eigenen Füßen konzentrieren… Immer wieder fallen uns eingebaute Fossilen auf – in der Umgebung finden sich zahlreiche fossile Exponate, es existiert ein Fossilienmuseum.
Es beginnt mal wieder zu regnen, dabei hat doch bis gerade die Sonne heiß vom Himmel gestrahlt. Die Wolken scheinen weit weg in den Bergen abzuregnen und dennoch: Es tropft und weitet sich nun schlagartig zu einem Wolkenbruch aus… Ganze Bäche schießen sofort die hügeligen Straßen hinab, wir flüchten uns erstmal in einen kleinen gemütlichen Laden, in dem es – wie wir später wissen – die besten und überraschendsten Snacks und Köstlichkeiten unseres bisherigen Kolumbienaufenthalts gibt. Dem Regen sei Dank können wir sie entdecken...!
Im Kumani werden wir von zwei freundlichen jungen Menschen herzlich willkommen geheißen. Man erklärt uns, dass es Säfte aller Art – die Auswahl an tropischen Früchten und Geschmäckern ist irre – und ein paar – genaugenommen 5 – Snacks in unterschiedlichen Varianten gibt. Natürlich bestellen wir erstmal eine Lulada und lassen uns die Snacks erklären, die uns sofort anmachen… Bereits das Patacón, das wir zuerst bestellen, schmeckt bestialisch gut: Wir erhalten einen gebratenen Fladen aus Kochbanane – keine Ahnung, was es so schmackhaft und knusprig macht – sowie drei Schälchen: Eine Schale mit einer Tomaten-Gemüse-Mischung (wir erkennen rote und weiße Zwiebeln, Paprika, Tomaten), die mit einem speziellen Pfeffer geschmort sein soll und einen sehr spezifischen Geschmack hat, eine Schale mit saurer Sahne und eine Schale mit Käse. Kombiniert gegessen ist das Gericht unfassbar lecker und kann mit Fleischbeilagen weiter angereichert werden - wie wir ein paar Tage später kosten. Wir kommen auf den Geschmack, sind neugierig und wollen uns weiter überraschen lassen.
Wir bestellen Quibbe und … es ist um uns geschehen: ‚Wie geil ist das denn…?‘ Wir erhalten eine frisch zubereitete recht feste Teigrolle – alles im Kumani wird frisch zubereitet –, die aus Vollkornmehl und -schrot, Möhrenraspeln und ‚Gott weiß‘ was für weitere Zutaten hergestellt wurde sowie mit gebratenem Rindermett gefüllt ist. Wir träufeln Limettensaft und eine höllisch scharfe und würzige Aji-Sauce – dem Tabasco ähnlich – darüber… Fantastisch! Ich bin hin und weg und bestelle gleich noch eine Quibbe, während Magda eine uns schon aus Peru bekannte Papa Rellena – einen schmackhaft gefüllten und frittierten Kartoffelball – probiert. Ebenfalls hervorragend und in der Art etwas anders zubereitet als in Peru. Wir sind jetzt schwer begeistert, es ist Zeit für ein Bier – draußen regnet es weiter in Strömen… Gern hätte ich auch die hiesigen Arepas in unterschiedlichen Varianten mit Ei, Schinken und weiteren Optionen probiert, aber ich bin pappsatt. Ohnehin werden wir nicht das letzte Mal hier sein, ohnehin werden wir mit den leckersten Arepas Kolumbiens in unserer nächsten Unterkunft verwöhnt... Aber das wissen wir jetzt noch nicht!
Als der Regen nachlässt verlassen wir das gemütliche Lokal und lassen uns vollauf befriedigt durch die Straßen treiben. Wie schön ist Müßiggang, wie schön ist es, kulinarisch überrascht zu werden…
"Hurra diese Welt geht unter, hurra diese Welt geht unter...!" In Anlehnung an KIZ... Villa de Leyva im Regen und Schwarz-Weiß-Modus, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
Auf’s Land! Auf’s Land! Da ist es besser als am Strand…
In Barichara haben uns andere Reisende eine Unterkunft etwas außerhalb von Villa de Leyva in der Nähe der kleinen Stadt Gachantivá empfohlen: Relativ neues Business, drei freundliche Zimmer direkt bei einer netten vierköpfigen Familie, Landleben, tolle Küche – alles aus dem eigenen Garten – großartiges Umland und zahlreiche Möglichkeiten zu Wandern… Und kein Internet! Bereits damals entschieden wir, dass wir uns das anschauen… Genau richtig, um noch näher an das Leben der Kolumbianer heranzurücken und tiefer einzutauchen…
Für paar Tagen also leben wir quasi gemeinsam mit Maria, Kike (sie von der karibischen Küste, er aus Cali) und ihren zwei Kindern Candelaria und Jaciento (14 und 9 Jahre alt), zwei Hunden, unzähligen Motten, Spinnen und all ihren Freunden und Bekannten, die sie hier in den kommenden Tagen besuchen, unter einem Dach – gut 12 km außerhalb im grünen Speckgürtel Villa de Leyvas. Kike, der u.a. schon in Homburg (Saarland) war und ein paar Brocken deutsch spricht, weil seine Schwester seit vielen Jahren mit einem Deutschen verheiratet ist, hat uns in der Stadt abgeholt. Wir haben noch gemeinsam eingekauft und bewohnen seither ein wundervolles Zimmer mit einem gemütlichen Bett, treten direkt nach draußen in den Garten und genießen – sofern das Wetter es zulässt – in der Hängematte Ruhe und Entspannung. Eine überdachte Terrasse bietet Gelegenheit draußen zu speisen, wir arbeiten hier, wir entspannen hier. Im Grunde leben wir zusammen wie Freunde und wir lernen uns mehr und mehr persönlich – aber auch die Geschichte und den Charakter Kolumbiens – kennen. Maria und Kike haben selbst erst vor zwei Jahren DIE SPUR gewechselt: Sie haben Kindersendungen und Dokumentationen für das kolumbianische Fernsehen produziert, waren erfolgreich und haben sich dann dieses Haus gekauft und ausgebaut. Ihr Schnitt war radikal – sie arbeiten heute mit Holz und alten Möbeln und zaubern fabelhafte Sachen daraus, bieten Reisenden diesen Unterschlupf, verwöhnen sie und würden es wohl jederzeit wieder so machen…
Neben den kolumbianischen Salat-Köstlichkeiten aus Marias Garten (wir essen Vieles zum ersten Mal und zum ersten Mal so…) begeistern uns die unterschiedlichsten Arepas und kulinarischen Delikatessen aus dem karibischen Fundus, die uns Maria täglich frisch und mit Zutaten aus dem eigenen Garten zubereitet. Vor allem die fladenartigen Arepas, die mal aus weißem, mal aus gelbem Mais, mal mit Ei oder Käse kombiniert und mal mit Fleisch oder Gemüse serviert werden, haben es uns angetan. Zuletzt haben uns die Carimañolas umgehauen, die wir als knusprig frittierte Bällchen – eine Kombination aus Yuka und Käse – mit geschmorten Zwiebelringen, einem aromatisch-scharfen Tomatendip aus Mexiko, Petersilie und mildem Frischkäse erhalten. Sie überrascht uns immer wieder mit feinen und kreativen Dressings, Kartoffelleckereien oder fruchtigen Süßigkeiten.
Neben all der Schlemmerei erkunden wir das Umland. Mit Dionisia, einer Bekannten Marias, und deren Enkelinnen aus Medellín laufen wir drei, vier Stunden in der Gegend die Berge ab, erkunden einen alten Camino Real – einen noch aus der indigenen Zeit Kolumbiens stammenden uralten Weg – und lernen viel über die Pflanzen der Gegend und wofür sie genutzt werden können. Wir probieren sie Reihenweise... Neben wilden Orchideen, riesigen Sträuchern von Brombeeren und essbaren Gräsern und Blüten, beeindrucken vor allem die Pflanzen mit heilenden Wirkstoffen. Wir lernen Pflanzen zur Linderung und Heilung von Rheuma und Gicht genauso kennen, wie Pflanzen für die Prostata und gegen Husten. Dionisia zeigt uns Blüten, die nur alle 6 Jahre blühen und die nicht lange halten. Das Land strotzt nur so vor üppigem Pflanzenwachstum und ihre Vielfalt ist schier imposant. Für uns ist vieles Neuland…
Am Ende unserer kleinen Wandertour werden wir von Dionisia noch zum Abendessen eingeladen. Sowohl ihre Tochter samt Familie als auch unsere Gastgeber samt Familie und weitere Freunde finden sich ganz weit oben auf dem Berg in dem traditionellen und kleinen Adobehaus ein. Muss gehen und geht! Alle werden reichlich und schmackhaft mit einem traditionellen Lammbraten verköstigt... Es geht herzlich und familiär zu.
Ein Schaf hat gerade Junge bekommen – die kleinen Lämmer sind wirklich zu niedlich und auch die Meerschweinchen haben Nachwuchs. Ich denke an meine Tante und ihre Schafe und finde, dass das alles nicht so weit weg ist... Die Kinder sind aus dem Häuschen, ob der kleinen Meerschweinchen und erinnern uns an unsere Nichten… Wir sind also mitten im Landleben angekommen und genießen es ein paar Tage.
Blühende Pracht entlang des Weges am Camino Real, Gachantivá, Kolumbien (Fotos Jörg Schwarz)
Im triefenden Regen im Dschungel - Die Wasserfälle La Honda
Nach einem ruhigen und chilligen Tag in der Hängematte - ich arbeite an meinem Blog - zieht es uns erneut in die Natur. Wir hören durch Maria von einem kleinen Stück 'Urwald' nur unwesentlich entfernt, in dem es seltene Pflanzen und uralte Gewächse geben soll. Das Areal ist privat und bietet neben der Möglichkeit zu einem kleinen Dschungeltrek schöne Wasserfälle... Natürlich fahren wir da hin, da macht es auch nichts, dass es aus Eimern schüttet... Wir haben ja Regenjacken...
Wir fahren mit dem Wagen - Maria begleitet uns - in ein grünes, feuchtes und bewaldetes Stück Land und lesen schon von weitem 'La Honda'. Die Umgebung ist von steilen Bergen geprägt, großartige Landschaft. Alles ist heute diesig und nass, es tropft von allem, was hier steht... Durch ein vergittertes Tor hindurch laufen wir in ein dicht bewachsenes Areal hinein, neben uns der Fluss, der dieser Tage voller Wasser ist, er rauscht ohrenbetäubend. Auch den Wasserfall hören wir bereits. Wir sehen einzigartige Aguaco-Bäume deren Blätterdach silbrig glänzt und die selten geworden sind, Yarumo-Bäume, deren farnartige Blätter sich beim wachsen ausrollen und üppige Flächen ganz normaler Farne und Büsche. Weiter hinten Wald. Die Szenerie wirkt wie aus Jurassic Park, fehlte noch, dass hier gleich die ersten Saurier aus den Büschen kommen...
Dieser Dschungel ist fabelhaft, er strotzt nur so vor Pflanzenreichtum und riecht atemberaubend frisch und erdig... Wir würden gern zum Wasserfall weiterlaufen, aber es regnet gerade zu stark. Wir stellen uns erstmal unter und treffen eine Gruppe aus Yopal, ganz in der Nähe von Sogamoso - unserer frühreren Station. Die Leute sind wahnsinnig nett, freuen sich uns zu treffen und wir unterhalten uns, bis der Regen etwas nachlässt. Während wir in Pullovern und Regenjacken etwas frösteln, stehen die Leute im T-Shirt vor uns... Sie sind bereits auf dem Rückweg und scheinbar warm gelaufen. Irgendwann, der Regen lässt nach, marschieren wir endlich in das dichte Gestrüpp... Wir sind von jetzt an die einzigen Menschen hier.
Wir sehen die unterste Stufe des Wasserfalls, die Pools zu seinen Füßen und staunen über die Wurzeln der hiesigen Bäume, die sich an Felsen entlang Zugang zum feuchten Nass verschaffen und dabei irre Kurven und Knoten produzieren... Vorbei an Moosen, Farnen und zunehmend dichteren Bäumen laufen wir über befestigte Wege zur zweiten Stufe. Es tropft und regnet weiter, auch hier wundervolle Pools in denen bei gutem Wetter hervorragend gebadet werden könnte. Scheint hier eigentlich je die Sonne? Von oben schauen wir nun dem Wasserfall hinterher, ein zweiter Fall fällt von oben zu uns herab... Es reizt uns noch ein wenig weiter hinauf zu laufen. Das Schild 'No pasé' - 'Nicht passieren' bzw.' Betreten verboten' ignorieren wir schuldbewusst und klettern nun kreuz und quer und ohne irgendeinen Weg durch den Dschungel an einer Steilwand entlang - den Hügel hinauf. Es ist extrem rutschig, verwachsen und immer wieder müssen wir über Felsen, Stämme oder Äste klettern. Mit Rucksack gar nicht so einfach, durch das immer enger werdende Gestrüpp hindurchzukommen... Ich lasse ihn erstmal hängen und gehe ohne weiter - wir sind ja allein hier...
Durch nahezu undurchdringliches Dickicht laufen wir zum Fluss. Wir passieren ausserordentlich schöne Bromelien, die hier in der freien und wilden Natur wunderbar gedeien und kommen jetzt zum rutschigen Flussufer. Auch hier zahllose schöne Felsenbecken in denen sich das klare, kalte Wasser staut. Der Fluss fließt in einem felsigen Bett und schlängelt sich kilometerweit durch dieses üppige Grün. Ob man von hier bis zu seiner Quelle laufen könnte? Wir können jetzt an der Kante des oberen Wasserfalls stehen... Auch von hier rauscht es prall herunter. Ein toller Anblick. Von meiner Jacke trieft es, ich bin etwas schmutzig, denn ganz ohne Ausrutscher ging es nicht... Dazu das Grün der Bäume und Äste, als wir uns hindurchgequetscht haben. Das alles ist aber völlig egal: Es macht einfach großen Spaß in diesem Wald. Und wenn man erstmal nass ist...
Irgendwann beschließen wir zurückzugehen. Mein Rucksack hängt wie bestellt weiter an dem Baum, an den ich ihn gehängt habe. Ich schieße ein paar Fotos mit meiner ebenfalls nassen Kamera, die ich vor allzu viel Wasser zu schützen versuchte - vergeblich. Vor allem diese wundervollen Bromelien sind ein Augenschmaus. Irgendwann kommen wir unten wieder an. Ein echter Spaß im Regen! Zu Hause angekommen - unsere Regenjacken haben uns gut geschützt - freuen wir und dennoch auf eine heiße Panela! Natürlich hat es auch meine Kamera unbeschadet überstanden - Qualität zahlt sich auch bei Spritzwasserschutz aus... Alles in allem ein großartiger Trip.
Balkan- und Klezmermusik im Tal des Windes
Wir fahren mit Maria und den Kindern ins Valle del Viento. Eine Freundin läd uns in dieses Areal eines sozialen Ökoprojekts ein, die hier versuchen alles vollkommen ökologisch und aus den Produkten der Natur bzw. aus recycelten Gegenständen herszustellen. Schon der Blick in das Tal des Windes ist traumhaft - wir merken aber auch, woher der Name seinen Ursprung hat. Eigentliches Ziel unseres heutigen Ausflugs ist allerdings die Ankündigung einer spontanen Jam-Session einer niederländischen Balkan-/Klezmerband mit einheimischen Musikern.
Als wir das Gelände betreten lernen wir Gustav und seine Freundin kennen, die - aus Deutschland kommend um die Welt reisen - hier für ein paar Wochen arbeiten, um sich weitere Reisetage zu sichern. Wir besichtigen kurz das Gelände und lernen auch hier unzählige Kolumbianer kennen und dann geht's irgendwann los. Wir setzen uns in das große Zelt, dessen Boden abgesenkt ist und folgen den wundervollen Klängen von Klarinette, Trompete, Gitarre, Handtrommeln wie Bongos, Djembés etc. und Akkordeon. Wundervolle Musik, die ein wenig Sehnsucht nach Berlin aufkommen lässt. Ist das nicht auch unsere Musik?
Zum Abschluss kontern die Kolumbianer mit Rhythmen und Gesängen aus der karibischen Region, die afrikanischer Herkunft sind und sich ebenfalls toll anhören. Während sich die Trommler langsam in Extase trommeln - für uns wird es jetzt etwas langweilig - setzen wir uns mit den beiden Deutschen an einen Tisch und plaudern. Es ist bei beiden die große Sehnsucht nach der Fremde, die sie treibt, die Erfahrungen und Erlebnisse, die ihnen keiner mehr nehmen wird - so viel mehr wert als alles Materielle... Wir verstehen das sehr gut!
Ende gut - Alles gut?
Wir hatten tolle und wirklich angenehme Tage auf dem Land bei Villa de Leyva und haben es mit der Jacamaki-Familie sehr genossen. Für uns war es ein großartiger Einblick in eine kolumbianische Familie, samt ihren Freunden, samt ihres normalen Lebens. Wir haben hervorragend gegessen, viele Informationen eingesammelt, herzliche Begegnungen und viel Spaß gehabt. Danke dafür, danke für alles - die Einladung nach Berlin steht.
Leider haben wir am Ende unterschiedliche Preisvorstellungen - schade.
Wir verbringen weitere drei Tage in der Stadt. Villa de Leyva. Das Wetter wird nun besser, die Sonne kommt öfter und länger zum Zuge und wir klappern all die Empfehlungen, die wir von Maria und Kike erhalten haben ab. In Villa - wie die Stadt auch kurz genannt wird - kann man wirklich vorzüglich, kreativ, vegetarisch und inspirierend speisen. Wir haben uns hier mit der kolumbianischen Küche versöhnt...! Und die Stadt muss man nicht weiter loben: Villa de Leyva ist ein must-do auf der kolumbianischen Reiselandkarte...
Kooperation mit 96 Tage auf Tour - Eine Reise ans andere Ende der Welt
Da wir selbst uns mittlerweile dagegen entschieden haben, Australien und Neuseeland im Rahmen unserer diesmaligen Reise zu besuchen - beide Ziele stehen dann nächstes Mal ganz oben auf unserer Liste - möchten wir Euch die gerade gestartete Reiseseite von Helga und Michael ganz warm empfehlen. Wir sind Cousins und damit steht fest: Unsere Familie hat das Reisegen...!
Schaut mal rein und folgt ihrer SPUR...
Empfehlungen
Unterkunft
Villa de Leyva
Wir haben in der Stadt in zwei sehr empfehlenswerten Unterkünften gewohnt:
- etwa 1,5 km außerhalb, aber gleichwohl gut angebunden - inmitten eines schönen grünen Gartens und mit vielen Gemeinschaftsbereichen ausgestattet - haben wir zunächst im Renacer Guesthouse, Aveninda Carrera 10 Nr. 21 Finca Renacer, Tel. 311 308 3739, 7321201, www.colombianhighlands.com sehr gut gewohnt. Leider war insbesondere das Küchen- und Servicepersonal mega-unfreundlich... An der Rezeption dagegen haben freundliche Mitarbeiter/-innen gearbeitet. Man benötigt etwa 20 Minuten zum Zentrum der Stadt...
- Direkt in der Stadt waren wir für gut drei Tage in der angenehm zurückhaltenden Hospedería La Fuente, Calle 13 Nr. 11A-24, Tel. 7321310, 311 824 7451. Hier gibt es zwar kein Frühstück, dafür aber eine mäßig gut ausgestattete Küche und immer frischen Kaffee. Wir waren hier sehr zufrieden, insbesondere mit der Freundlichkeit der Leute...
Gachantivá
Auf Empfehlung haben wir gut eine Woche bei der Familie des Jacamaki-Hostels - ganz auf dem Land, 12 km außerhalb und in der Nähe von Gachantivá - gewohnt und es keineswegs bereut - im Gegenteil!
Ihr müsst versuchen zunächst Kontakt zu den Leuten aufzunehmen und Euch bestenfalls von ihnen in Villa de Leyva abholen lassen. Es kann dauern bis Telefonanrufe zum Ziel führen...
- Jacamaki Hostal, Gachantivá, Tel. 311 868 8858
Ihr wohnt hier direkt bei der super-freundlichen Familie in einem eigenen Trakt (2 DZ, ein Mehrbettzimmer, tolle Gemeinschaftsduschen und Toiletten), habt freien Zugang zum Garten (ein Schatz) mit Hängematten, Tischen, Liegestühlen etc. und werdet auf Wunsch klasse bekocht. Maria und Kike binden Euch in das Familiengeschen ein und zeigen Euch bei Bedarf die Gegend bzw. vermitteln das entsprechend...
Tip: Um früh Klarheit über die Kosten und Preise zu haben, klärt ganz genau und sehr konkret, was Ihr zahlen müsst und was genau die Kosten beinhalten. Wir hatten hier leider am Ende sehr unterschiedliche Auffassungen über diesen Punkt. Wir möchten die Unterkunft dennoch sehr ans Herz legen, wenn Ihr mal ganz raus wollt aus der Stadt und kolumbianische Leute persönlich kennenlernen wollt.
Speisen
Villa de Leyva
In Villa findet man kulinarisch ein kleines Paradies zu fantastischen Konditionen. Großartige Küche gibt es hier:
- Karibische Snacks vom Feinsten, frisch zubereitet und kreativ wie überraschend gibt's im Kumani, Ecke Calle 12/Carrera 11. Dazu hervorragende frische Fruchtsäfte und eine herzliche Bedienung in einem hübschen, kleinen Restaurant.
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La Cocina de La Gata, Calle 11, zwischen Carreras 8 und 9 bietet hervorragende Almuerzos zum Mittag und gute
vegetarische Kost a la carte - natürlich kriegt man auch Fleisch... Wir schmecken noch heute die Kichererbsen in Kokos...
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Mindestens gleichwertig ist das Restaurante Savia, Calle. 10 Nr. 6-67,
Tel. 322 4749859 -
kreative kolumbianische Küche von großer Qualität und ein wunderschöner Innenhof...
- Für guten Kaffee und feine süße Sachen: La Galleta, Carrera 9 Nr 11-47, Tel. 300
Allgemeines
- Wunderschön ist natürlich erstmal das koloniale Ensemble Villa de Leyvas selbst, in dem es nicht viel mehr braucht, als sich treiben zu lassen...
- Wundervoll sind die Wasserfälle/Cascadas und der zugehörige Dschungel von La Honda.
- Die über Jacamaki gebuchte Wanderung mit der Führerin Dionisia - 4 Stunden u.a. auf dem Camino Real kreuz und quer durch wundervolle Landschaft bei Gachantivá war ein Highlight... Ihr wollt wissen, was in der Region wächst und wofür es gut ist? Dann nichts wie los...
- Gut gefallen hat uns auch das Valle del Viento bei Santa Sofia.
Aber es gibt so Vieles, das wir uns erst gar nicht angeschaut haben: Klöster, Ecoparks, Fossilienmuseum etc...
Ausblick
Spuren | WECHSLER verlassen schweren Herzens das herausragende Boyacá und reisen über Bogotá weiter nach Manizales und damit in die Keimzelle des kolumbianischen Kaffees.
Sie werden in Manizales ein paar ruhige Tage in wundervoller Lage am Hang verbringen, die kleineren Ortschaften am Rande der 400.000-Einwohner-Stadt erkunden und einen erneut atemberaubenden Trek in den Nationalpark Los Nevados unternehmen. Es geht bis hinauf auf verschneite 4.700 m Höhe - und so Gott will, auch wieder hinunter!
Anschließend erholen sich unsere Helden in den grandios angelegten Thermalquellen der Region zu Füßen von Wasserfällen und natürlichen Saunen, ehe sie sich in das Abenteuer Kaffee stürzen. Sie werden ein paar Tage auf einer Kaffeefarm verbringen und den Prozess der Entstehung der fabelhaften kolumbianischen Arabicabohne beobachten können. In Filandia und Salento lassen sie es sich in kleinen Dörfern gutgehen, ehe sie im sagenumwogenen Valle de Cocora erneut die Pfunde runterlaufen...
Lasst Euch diese neuerliche SPUR nicht entgehen!
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Sternenhimmel (Dienstag, 06 Februar 2018 16:14)
War gerade selber in Kolumbien und finde hier alles klasse nachgezeichnet und getroffen. Gute Berichte, die auch mal die Schattenseiten beleuchten. Danke! Sternenhimmel aus Dresden
Spuren | WECHSLER (Dienstag, 13 Februar 2018 05:59)
Hallo Sternenhimmel,
danke für die Rückmeldung. Freut mich, wenn wir dieselben Einschätzungen haben... Die Highlights übertreffen die Schattenseiten ja auch um Längen!
Bleib unserer SPUR gern treu!
Spuren | WECHSLER