Bericht Nr. 18
Moin Moin aus Sogamoso!
Zunächst mal Frohes Neues Jahr 2018!
Das neue Jahr kann in UNSERER SPUR nur ein Wahnsinnsjahr werden... Ein entscheidendes Jahr!
Wir wünschen Euch allen und uns selbst, dass es ein gutes und glückliches Jahr wird!
Nachdem wir Weihnachten in einem der schönsten Orte verbracht haben, die wir je zu Gesicht bekommen und in dem wir zwei Wochen glücklich verbracht haben - Barichara, Santander -, sind wir noch vor dem Jahresende nach Sogamoso weitergereist, in die Region Boyacá und hier in den Bezirk Sugamuxi. Sogamoso gehört nicht zu den architektonisch schönsten und sonnigsten Städten des Landes, wohl aber zu den praktischen und freundlichen Städten und wir fühlen uns hier bereits nach kurzer Zeit überraschend wohl. Auch die Normalität einer ganz gewöhnlichen Stadt kann offenbar gefallen, auch weil die Menschen hier bisher außergewöhnlich freundlich zu uns sind...
Die Region unterscheidet sich landschaftlich erheblich von Santander, liegt deutlich höher und ist von außergewöhnlichen Hochmooren mitten in der wilden Cordillera Oriental geprägt. Wir sind damit vorläufig zurück in den Hochanden auf derzeit noch 2.570 m (Sogamoso) angekommen und von Landschaften des seltenen páramo-Ökosystems (zwischen 3.000 und 5.000 m gelegen) umgeben, das nur in 6 Ländern der Welt und ausgeprägt in Kolumbien existiert. Das hiesige Páramo de Ocetá ist durch Seen und Ebenen mit Torfmooren wie Feuchtgebieten geprägt und von den üblichen Touristenrouten - wohl wegen des nicht unüblichen Regens? - weit abgelegen. Es verspricht jedoch atemberaubende und ausgiebige Wanderungen in exklusiven und selten besuchten Landstrichen sowie entlang des Lago Tota - größter Binnensee Kolumbiens - und hält aufgrund vulkanischer Aktivitäten warme Thermalquellen bereit. Auch die Geschichte der Muisca, einem Chibcha sprechenden Urvolk, das die Region geprägt hat, ist von anthropologischem Interesse. Das Volk hat - wie könnte es in den Anden anders sein - u.a. die Sonne angebetet! Hoffentlich müssen wir das nicht auch noch tun...
Doch bevor wir uns der neuen Region das nächste Mal ausgiebig widmen, wollen wir Barichara und Santander erneut angemessen würdigen. Eine Region Kolumbiens, die wir bereits heute ins Herz geschlossen haben und zu der eine Rückkehr wenigstens nicht ausgeschlossen ist. Jedem Kolumbienreisenden sei gesagt: Santander kann und darf nicht ausgelassen werden! Aber lest selbst...
Willkommen IN DER SPUR!
Es bleibt dabei: Das kleine Barichara ist ganz groß!
Barichara ist - das gilt nach Abschluss unseres dortigen Aufenthalts umso mehr - ein fabelhaftes Kolonialstädtchen. Eine wirklich fantastisches koloniales Idyll, ein herausragendes Dorf, ein liebenswertes Kleinod, wie wir es schon beim letzten Bericht beschrieben haben. Wir haben nach Scharten und Fehlern gesucht, wir haben unser Urteil kritisch hinterfragt und wir haben uns bei anderen Reisenden nach deren Erfahrungen umgehört: Sofern wir nicht irgendwie geblendet sind, ist Barichara die perfekte Kleinstadt in Kolumbien, vielleicht darüber hinaus. Sie ist ruhig und chillig, aber nie langweilig oder öde, sie ist wunderschön und pittoresk, aber nie kitschig oder überkandidelt, sie ist romantisch und angenehm, aber nie unpraktisch... Egal an welcher Ecke dieser Stadt wir uns bewegt haben - sie hat stets uns bewegt. Zu einem Traum von urbaner Lebensqualität kommt das wundervolle Klima, das uns tagsüber Sonne und Wärme und abends herrlich laue Nächte beschert hat, noch dazu. Wir haben uns verliebt, so viel ist sicher!
Das gilt wirklich für alles, was wir sehen. So besuchen wir heute den Friedhof des Örtchens und sind bereits beim Betreten hingerissen. Wir werden durch Schilder und Hinweistafeln freundlich auf das Gelände eingeladen und werden auf die teils kunstvollen Arbeiten der hiesigen Steinmetze verwiesen. Ich denke an meine Cousine Sybille, die diesem Kunsthandwerk nachgeht und hier ein Paradies finden würde... Wir sehen ein von Gräbern und christlichen Kreuzen bestandenes Gelände, das vom Eingangstor aus seicht ansteigt. Fast jeder Fleck des Areals ist irgendwie von Grabsteinen oder Metallkreuzen bestanden oder von Grabanlagen umgeben, die in der jetzigen Abendsonne wunderbar golden umstrahlt werden. Alle Gräber sind mit Blumen und Pflanzen in üppiger Pracht bestückt - manchmal echt, manchmal aus Plastik. Die Gräber sind viel enger angeordnet, als ich das von deutschen Friedhöfen kenne und wir müssen aufpassen, wohin wir treten, müssen schauen, wo hier Gräber und wo die Wege verlaufen. Wir laufen entlang der ausgetretenen Pfade und sehen ein Meer von Christusfiguren und Herzen, Engeln und Tauben aus Stein, die wundervolle Schatten und einen friedlichen Eindruck auf das warm erleuchtete Gelände zaubern. Im Hintergrund steht die Kirche und beherbergt an ihren Außenmauern weitere Urnengräber. Man kann es nicht anders sagen: Dieser kleine Stadtfriedhof, den wir in weniger als 30 Minuten ablaufen, hat eine tolle Atmosphäre und zieht uns in seinen Bann. Er ist das passende Pendent zur Stadt, die ihn umringt: Attraktiv, schön und pittoresk - sofern Attribute dieser Art auf Friedhöfe überhaupt angewendet werden können...
Spuren | WECHSLER tun es wieder - Zu Fuß von Barichara nach Villanueva
Nach unserer Wanderung von Barichara nach Guane - wie im letzten Blog beschrieben: Auf dem alten Camino Real mit Michael, unserem damaligen Besucher - wollen wir uns erneut in der Gegend um Barichara umsehen. Den Weg zur Touristeninformation hätten wir uns allerdings sparen können... Schon der Blick der jungen Dame in der Information sagt mehr als tausend Worte, als wir uns dem offenen Gebäude nähern: "Es ist doch nicht Euer Ernst, dass Ihr jetzt auf dem Weg zu mir seid und etwa Informationen haben wollt...!?" Und genau so verlief die Begegnung dann auch. Hat man je eine größere Fehlbesetzung gesehen, als diese? Ich jedenfalls nicht! Und so haben wir dann doch noch etwas aufgetan, was in Barichara nicht so toll ist, denn die hier erhaltenen "Infos" waren gelinde gesagt ein Witz! Übrigens ist das bis auf wenige Ausnahmen unsere Erfahrung in Kolumbien: Gute - d.h. unabhängige und selbst gut informierte - Touristeninformationen sind absolut Mangelware. Das gilt auch für Reiseagenturen - eigentlich eine wunderbare Nische in Kolumbien, mit der sich sicher viel Geld verdienen ließe...!
Gut, dass die Menschen Baricharas das auf ihre Weise wettmachen: Wir erhalten ein paar Informationen in unserem Hostel, ein paar von unseren vorzüglichen Köchinnen unseres Lieblingsrestaurants und ein wenig gibt uns das Internet...
Irgendwann also machen wir uns auf, den Wanderweg (?) nach Villanueva zu suchen. Man weist uns freundlich den besten Ausgang aus der Stadt und schaut uns mitleidig an: Ihr wollt das Laufen? Wir bejahen und versichern, dass wir das freiwillig tun. "Na dann ist ja gut - jedem das Seine!". Der Kolumbianer fährt gern Rad, Laufen scheint er nicht zu mögen... Auf einem einsamen, wirklich einsamen Camino - zuerst steil bergauf, dann rustikal und offenbar selten gelaufen - sind wir erneut gute 4 Stunden durch die hügelige Landschaft Richtung Villanueva unterwegs, genießen wundervolle Ausblicke und sammeln schöne Eindrücke von der umliegenden Natur. Wir sind den gesamten Nachmittag völlig allein in der Landschaft mit ihrer teils roten und felsigen Erde, sieht man mal von Vögeln und Schmetterlingen sowie zahlreichen Eidechsen und ihren Verwandten ab, die uns regelmäßig besuchen. Wir verlieren literweise Schweiß, sind klatschnaß und haben beide hochrote Köpfe. Die Sonne brennt auf uns herab, als wollte sie uns verhöhnen... Als wir in unser Hostel zurück kommen, will ich - nach einer kalten Dusche; Warmwasser haben wir ohnehin nicht - nur noch in die Hängematte! Ich liebe das Gefühl nach getaner körperlicher Arbeit nur noch sanft zu schwingen, ein Bier in der Hand und über das Gesehene nachdenken! Diese Wanderung war nicht spektakulär, aber sie war schön.
Die architektonischen i-Tüpfelchen Baricharas: Türen, Tore, Fenster...
Je mehr Zeit man in der Stadt verbringt, desto mehr wird man auf die Details aufmerksam, desto mehr kann man sich den kleinen und zunächst fast unsichtbaren Dingen widmen... Sie liegen offen zutage, jeder sieht sie, jeder kennt sie. Sie sind allgegenwärtig und bunt - doch übersieht man sie meist. Dabei sind sie es, die den Reiz einer Stadt ausmachen, die das Große und Ganze krönen, die es veredeln - gewissermaßen das i-Tüpfelchen auf das koloniale Ensemble Baricharas.
Diesen Sprenkeln der Stadt, diesen kleinen und unscheinbaren Details Baricharas möchten wir uns heute fotografisch widmen: Türen, Tore und Fenster der Stadt. Die folgenden Bilder lassen sich einzeln anklicken und auch selbst en detail studieren...
Weihnachten in Barichara und Santander
Wir haben uns hier zu Weihnachten niedergelassen, auch weil wir hier gern ein paar ruhige Tage verleben wollten, weihnachtliche Tage in einer fabelhaft geschmückten Stadt, die vor allem abends besinnliches und behagliches Schlendern durch die alten von Lichterglanz erhellten Gassen ermöglicht. Vor allem in unserem wunderbaren Hostel haben wir diese Ruhe auch bis zum letzten Tag gefunden, haben sich unsere Erwartungen voll erfüllt. Das heißt aber nicht, dass Barichara selbst ruhig gewesen ist in diesen Tagen... Hier ist gerade an und um Weihnachten herum - es ist Hauptsaison in Kolumbien - richtig was los: Bereits eine Woche vor dem Fest fanden jeden Abend unter herrlichem Sternenhimmel und auf einer kleinen Bühne - insbesondere für die Dorfgemeinschaft selbst - Veranstaltungen statt, an denen getanzt und gelacht wurde, während derer Menschen des Dorfes im Rahmen kleiner Spielchen Gedichte aufgesagt oder Lieder vorgesunden haben - selbstverständlich zum Vergnügen aller anderen...
Am Vorabend des Heiligen Abends fand auf einer großen Bühne eine kolumbianische Fiesta vom Feinsten statt, ein Live-Musikfest, auf dem bis in die Nacht mehrere richtig gute Bands kolumbianische Musik spielten. Die Menschen der Stadt tanzten vor der Bühne nach Cumbia-, Salsa- und Gott weiß was für Rythmen... Ein schönes Fest! An den Weihnachtstagen selbst waren die Familien in den Restaurants unterwegs oder spazierten durch die Stadt, sie vermischten sich mit den Reisenden aus aller Welt, die zum Fest hier geblieben sind. Auch wenn die Stadt ziemlich voll schien - es bieb angenehm und ruhig.
Da wir an Heiligabend in der Region unterwegs waren, haben wir in anderen Orten weitere Eindrücke sammeln können: Während in Barichara im Vorfeld heiß getanzt wurde - dafür waren die eigentlichen Feiertage eher ruhig und besinnlich - ergingen sich andere Dorfgemeinschaften in wahren Wasserschlachten (in einem Dorf am Rande der Straße nach Bucaramanga hat sich eine Vielzahl von Menschen in der warmen Nachmittagssonne mit Wasser bespritzt, aber auch mit allem möglichen Sprühdosenkrams beschmiert - wir fühlten uns ein wenig an das thailändische Songkran erinnert). In vielen Dörfern und Städten der Region - wir nehmen an in ganz Santander oder gar Kolumbien ähnlich - sahen wir schon von morgens an die Kneipen und Tiendas - die Tienda ist eine Mischung aus Kaufmannsladen, Kiosk, Trinkhalle und ist eine typische kolumbianische Eigenheit - voll von trinkenden und feiernden Menschen - meist Männern... Nicht jeder Gast, der zu uns in den Bus stieg hat an diesem Tag geradeaus geschaut oder gut gerochen... Benommen haben sie sich aber - soweit wir das beurteilen können - alle!
Für uns spannende Eindrücke! Vielen Dank Barichara - wir waren gern dein Gast!
Die Schlucht des Río Chicamocha - Atemberaubende Naturlandschaft
Schon während unserer Anreise von Bucaramanga nach San Gil - vor gut zwei Wochen - sind wir die Schluchten des Río Chicamocha abgefahren und haben ehrfurchtsvoll in ihre Tiefen geblickt. Ein erstes Mal in Kolumbien erinnern wir uns an Peru oder Bolivien. Hier in der Schluchtenlandschaft um den Chicamocha Nationalpark - er ist an seiner tiefsten Stelle vom Gipfel der höchsten Berge bis zum Fluss 2.000 m tief und damit eine der weltweit tiefsten Schluchten - kommt echtes Andenfeeling auf... Klar, dass wir uns das etwas näher besehen wollen.
Mit den regionalen Bussen machen wir uns über San Gil und Aratoca in den mehr als Freizeitpark denn als Naturschutzpark organisierten Parque Nacional del Chicamocha auf. Während in Aratoca der Heiligabend bereits feucht-fröhlich begangen wird - unser Busfahrer hat auch keine Lust mehr die drei verbliebenen Fahrgäste zum Nationalpark hoch zu fahren, er bestellt uns auf seine Kosten ein Taxi (!) -, ist es am Parkeingang zunächst ruhig und nur wenige Menschen verteilen sich. Wir orientieren uns, es gibt hier alles Mögliche an Aktivitäten: Wir sehen einen Wasserpark, von dessen Becken man spektakulär in die zur Straße gerichtete Seite der Schlucht blicken kann, angeboten wird Paragliding, Schlittschuhlaufen, 4-D-Kino, alle möglichen Fahrtgeräte, wie auf deutschen Schützenfesten und eine Straußenfarm... Das ist bei weitem noch nicht alles. Eigentlich ist es ein Rummel...
Wäre da nicht diese unfassbar schöne Landschaft drumherum, in der das Ganze stattfindet... Genau hierauf konzentrieren wir uns. Wir suchen die besten Aussichtspunkte in die Schlucht. Versprochen werden sie im Rahmen einer Fahrt mit der Seilbahn, die sich hier spektakulär über 1.200 m tief von der einen Seite in das Flusstal herunterzieht, um auf der anderen Seite etwa genauso viel wieder heraufzufahren... Wir durchqueren also den Canon aus der Vogelperspektive und gleiten sanft in unserer Kabine durch das gesamte Areal... Klasse Perspektiven!
Zunächst also geht es bergab, wir fahren erstmal sehr steil den oberen Canon herunter, blicken in tiefe und steile Erdverwerfungen, die von Kakteen bewachsen sind, sehen vereinzelt Häuser und Ziegen, meist üppigen Naturbewuchs. Je tiefer wir kommen - die Fahrt dauert insgesamt nur etwa 25 Minuten - desto weniger steil wird es. Wir haben jetzt Rund-um-Blick zu allen Seiten und schauen tief und weit zu beiden Seiten des Flusstals selbigen entlang. Immer wieder kommen uns andere Kabinen entgegen. Ein fantastisches Gefühl ist es, als wir direkt über dem Fluss schweben. Auf der anderen Seite - sie zeigt mehr Bauernhäuser und man erkennt einige Straßen, besser Wege - fahren wir auf eine Steilwand zu, die sich im oberen Bereich der Schlucht, felsig und schroff über dem flacheren unteren Canon aufbaut. Unsere Kabine zieht nun immer steiler den Hang hinauf, unter uns bleibt ein wundervoller Weitblick erhalten, während wir nun gleich über den Tellerrand hinwegblicken können. Eine großartige Erfahrung mit wundervoller Aussicht liegt erstmal hinter uns - später geht es auf umgekehrtem Wege wieder zurück...
Oben angekommen finden sich mehrere schöne Terassen mit Ausblick, Restaurants oder Imbisse, in denen wir die fantastischen Snacks Kolumbiens genießen... Ich genehmige mir eine Arepa. Hierbei handelt sich um frittierte Maisfladen, die - regional durchaus unterschiedlich - mit allerlei Füllungen angeboten werden und himmlisch schmecken können... Meist beinhalten sie eine Hackfleischmischung, Schinken, Käse oder sind mit Ei gefüllt. Sie erinnern an Empanadas, die aber nicht diesen typischen Maisgeschmack haben - und genau der, macht hier den Unterschied! Magda isst eine weitere regionale Spezialität: Die Salchipapa - ein frittierter Kartoffelball mit Reis, Zwiebeln, Fleischstückchen und Ei und oft weiteren Zutaten gefüllt. Alle beide sehr sehr lecker!
Wir entdecken eine grob felsige Treppe und laufen nach unserem Zwischenmahl steil ein paar Meter in die Schlucht hinein. Immer tiefer geht es unterhalb der Seilbahntrasse in die üppig grüne Tiefe am Fels entlang, immer mehr nähern wir uns den flacheren Stellen in der Wand. Ein Ende des Wegs ist nicht in Sicht. Gern würden wir hier ausgiebig Laufen, würden wir zum Wasser des Flusses trekken wollen - aber heute läuft uns die Zeit leider etwas davon. Je tiefer wir jetzt gehen, desto anstrengender wird außerdem der Rückweg... Die Busfahrt hat uns auf den Hinweg immerhin gut 2 Stunden gekostet - hätten wir zuvor niemals erwartet - und am heutigen 24. Dezember können wir nicht recht einschätzen, wie lang die Busse hier überhaupt fahren... Um ehrlich zu sein: Unsere Erfahrungen mit Informationen der Busgesellschaften und ihres Personal waren zuletzt nicht gerade gut, so wenig zutreffend und konkret waren deren Aussagen letztlich... Wir müssen auf Nummer sicher gehen und kehren frühzeitig um.
Fazit: Die Schlucht des Río Chicamocha ist beeindruckend und absolut sehenswert. Die Seilbahnfahrt ist empfehlenswert, noch lieber aber würden wir den Canon uns deine Region ein nächstes Mal trekken... Ob und inwieweit das Wegenetz für Wanderer adäquat und ausgebaut ist und welche Möglichkeiten es hier letztlich für ausgiebigere Touren gibt, entzieht sich unserer Kenntnis. Das führt uns zum nächsten Kapitel...
Was wir nach nunmehr 1 Monat in Kolumbien auffällig finden
Kolumbien ist ein außergewöhnliches Reiseland, in dem wir in kurzer Zeit bereits die unterschiedlichsten Erlebnisse und Erfahrungen gemacht haben - gute und weniger gute. Schon jetzt sind wir froh, dass wir hier gelandet sind. Was fällt uns neben all dem Sehenswerten und Schönen spontan auf:
- Kolumbien stellt sich - nach langen Jahren der Gewalt - aus unserer Sicht für den Tourismus gerade erst so richtig auf... Es fehlt hier und da an adäquater touristischer Infrastruktur (z.B. aussagefähige Touristeninformationen mit entsprechendem Material, Agenturen, die touristische Angebote identifizieren und anbieten - Ausnahme: Orte, die schon in den vergangenen Jahren touristisch frequentiert wurden, wie die Karibikküste, Bogotá etc.) - Vieles erfahren wir durch Hörensagen oder durch ungenaue Angaben Einheimischer... Vieles entgeht uns aber sicher auch...
- Informationen an Busbahnhöfen und durch Busfahrer sind nicht sehr zuverlässig: Mehrfach schon haben wir falsche Aussagen, saloppe Informationen oder extrem ungenaue Angaben erhalten (Länge einer Busfahrt - wird eigentlich immer zu kurz angegeben -, Direktfahrt/Umsteigefahrt, Haltepunkte etc.)
- Außerhalb der touristischen hotspots ist das Reisen in Kolumbien anstrengend. Verkehrswege in der Region sind schlecht ausgebaut, die Straßen sind nicht immer in gutem Zustand, die Busse sind teils Zumutungen, viele Pannen, viel Zeitverluste...
- Im Gegensatz dazu sind das Flugnetz und das Strecken-Angebot herausragend gut!
- Wandern und Trekking - sieht man mal von den ausgebauten Wegenetzen in einzelnen Nationalparks ab - sind Stiefkinder, sicher auch, weil Fahrradfahren in der Gunst der Kolumbianer an erster Stelle steht. Es mag fantastische Wege geben - sie sind aber kaum gekennzeichnet und werden nicht an die Touristen vermittelt. Der eine entdeckt ihn, der andere nicht. Ein weiteres Beispiel: Equipment (Zelt, Schlafsäcke etc.) hat man dabei oder kann bestimmte Touren halt nicht machen...
- Kolumbien ist kein Weinland! Es mag recht gute - auch ausländische - Weine geben, wenn aber für den Wein ein unangemessen Vielfaches an Preis verlangt wird (ein durchschnittlich guter Wein, den wir anderswo in Südamerika, sogar in Deutschland für 5,-/6,- € erhalten haben, kostet hier plötzlich 18,- /20,- € ), müssen wir passen - Schade! - Dafür kann man das Bier gut trinken!
- Die Freundlichkeit der Kolumbianer wurde im Vorfeld unserer Reise von Vielen ausserordentlich gelobt und gegenüber anderen südamerikanischen Ländern hervorgehoben... Wir können das in der Pauschalität, die man uns gegenüber teils behauptet hat, zum jetzigen Zeitpunkt nur bedingt teilen! Vielleicht waren die Erwartungen am Ende aber auch zu hoch... Die Kolumbianer jedenfalls mögen im Schnitt sehr freundlich sein, heben sich aber bspw. nicht von Peruanern oder Bolivianern ab. Es gilt auch hier die Regel: Es kommt immer auf das Individuum an! Je weiter abseits der touristischen Zentren man reist, desto herzlicher und menschlicher sind häufig die Kontakte. Damit das hier nicht in den falschen Hals gerät: Wir sind damit, wie wir in Kolumbien behandelt werden, absolt zufrieden! Es wäre aber nicht fair, bspw. Peruaner gegenüber Kolumbianern in dieser Hinsicht abzuwerten. Wir haben hier wie da beste und schon schlechte Erfahrungen gemacht...
- Zwischenfazit: Kolumbien ist ein fantastisches Land, dessen unterschiedliche Landschaften, Menschen und Kulturen aussergewöhnlich sind. Gerade die jahrelange nicht Bereisbarkeit bzw. die Einschränkungen dabei, haben dem Land eine gewisse Jungfräulichkeit bewahrt, die neben dem hier geschilderten, attraktiv und spannend ist. Wer würde darauf verzichten ein Land zu besuchen, nur weil dessen Straßen schlecht sind? Er wäre kein echter Traveller... :-)
In dem Sinne: Vamos: 2018 auf nach Kolumbien!
Empfehlungen
Unterkunft/Speisen
Da wir längere Zeit in Barichara - natürlich in denselben Hostels und Restaurants - verbracht haben, gelten auch weiterhin die Empfehlungen des letzten Blogs.
Speisen
Barichara
- Wir waren mehrfach im Restaurant Bari Comidas, Carrera 7, gleich an der Ecke zur Plaza, Tel. 316 6212491. Pizza und Pasta stehen zur Wahl. Auch wenn die Pizzen nicht das beste Niveau erreichen, sind sie doch die besten der Stadt, die wir gegessen haben... Außerdem ist der Service freundlich und herausgehoben, es gibt tolle Säfte und das Bier ist güstig!
- Gutes Angebot an Hamburgern und anderen Snacks bietet in tollem Ambiete eines herrlichen Innenhofs das Restaurant Filomena, Calle 5 Nr. 61 - zwischen Carrera 5 und 6, Tel. 315 4559820.
Allgemeines
- Aufpassen in San Gil: Es existieren zwei wichtige Busbahnhöfe. Einmal der Busbahnhof/Terminal de autobuses Grande, auch Principal genannt, von wo aus die meisten überregionalen Verbindungen abgehen, aber auch einige lokale... Und es gibt den Busbahnhof Chica, von dem aus eigentlich alle wichtigen regionalen Ziele angefahren werden, inkl. der Nationalpark Chicamocha.
-
Wie schon im Text hervorgehoben, ist der Parque Nacional del Río Chicamocha absolut sehenswert aufgrund seiner landschaftlichen
Klasse. Leider ist die Fahrt mit lokalen Bussen (Barichara - San Gil - Taracota - NP und zurück) anstrengend. Man muss sich auf 1,5 bis 2 Stunden Fahrtzeit in eine Richtung
einstellen, sollte die Tour aber machen!
- San Gil mag seine schönen Seiten haben (insbesondere am Fluss und in den etwas außerhalb gelegenen Unterkünften der Stadt und ist dazu Ausgangspunkt für eine Reihe von Aktivitäten, wie Rafting Paragliding etc.), seine Innenstadt ist dagegen nicht wirklich attraktiv. Wer hier seine Zelte aufschlagen will, der sollte sich eine schöne Bleibe außerhalb und mit Zugang zum Fluss suchen - es gbt hier eine Reihe interessanter Unterkünfte.
- Rafting: Zwei Angebotstypen sollten abgewogen werden: Rafting auf dem Río Suarez mit Graden 3 - 5 (das ist schon ordentlich) oder dem Río Fonce (Grade 1 - 3) - ist in Hostels etc. in der Innenstadt San Gils zu buchen - wir waren direkt an der Plaza Principal in der Calle 9 in einem guten Reisebüro mit ausnahmsweise mal ganz guten Informationen... Wir sind später aber auch in Barichara angesprochen worden, es scheint sich mittlerweile auch hier ein Angebot für Rafting zu entwickeln - uns war es allerdings bis dahin verborgen geblieben, auch weil die Touristeninformation in Barichara ganz ganz schwach war/ist...
- Eine alternative Wanderung von Barichara nach Villanueva beginnt am Ende der Carrera 9 und 10 (beides möglich). Der eigentliche Wanderweg unterscheidet sich von der Straße nach Villanueva! Unmittelbar an der Ecke des Spa-Hotels La Loma geht die Straße nach Villanueva rechts ab, der Wanderweg führt links hinauf am Hotel La Matilda Casa de Huespedes vorbei... Der Weg ist an ein, zwei Weggabelungen nicht gut ausgeschildert und gelegentlich unklar, er ist allerdings mit gelben Aufklebern an Felsen und Steinen markiert! Die helfen einem hier und da! Leider sind diese oft nur aus der Richtung Villanueva gut sichtbar... Grundsätzlich kann man sagen, dass man im oberen Bereich des Weges innerhalb von Mauern läuft, die die Grundstücke rechts wie links abgrenzen - daran kann man sich auch ganz gut orientieren. Genug Wasser mitnehmen!
- Die direkte Busfahrt von San Gil nach Sogamoso (immerhin ist sie möglich!) wurde uns von der Busgesellschaft (Copetran) am Schalter mit 5 Stunden Fahrtzeit angegeben... Mehrfach und auf Nachfrage! Es hat aber letztlich mehr als 7 Stunden gedauert, obwohl keine Verkehrsbeeinträchtigungen wahrnehmbar waren...
Ausblick
Spuren | WECHSLER sind zurück in den Hochanden!
Von Barichara aus geht es direkt in den östlich-nördlichen Teil Boyacás. Während sie Silvester in Sogamoso auf gut 2.500 m verbringen, von wo aus sie den größten See Kolumbiens, den Lago de Tota (über 3.000 m), seine pittoresken Dörfer sowie einen der höchst gelegenen Strände der Welt - die Playa Blanca - besuchen werden, so zieht es sie im Neuen Jahr in Richtung páramo-Hochmoore bei Mongui. Sie hoffen, neben einem ruhigen Kolonialstädtchen, auf schöne Wanderungen oberhalb der 3.000 m-Zone, um sich für die anstrengenden Andenwanderungen im Nationalpark El Cocuy (weiter nördlich in der Region und bis auf 4.500 m Höhe) zu akklimatisieren und vorzubereiten.
Die Gegend liegt weitgehend abseits der Touristenrouten, liegt in wundervoller Landschaft der Cordillera Occidental und bietet mit dem páramo eine seltene Naturerscheinung, die Kolumbien mit wenigen anderen Ländern teilt.
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