Beitrag Nr. 9
Wir grüßen Euch heute aus einer der größten und weitgehend unterschätzten Städte Boliviens - aus Cochabamba. Es ist ein bisschen wie mit den Ostfriesen: Alle machen ständig Witze über die Cochabambinos, dabei treffen wir hier auf lauter freundliche, angenehme und intelligente Menschen... In einem wundervollen Hostel mitten in der City - endlich mal mit einer gut ausgestatteten Bar, einem schönen Hof mit Hängematten und dem besten Bett Boliviens - lassen wir es uns seit ein paar Tagen - die Stadt liegt nur noch auf etwa 2.500 m - bei 30 Grad Celsius gutgehen...
Zu Cochabamba und seinem wunderbaren Umland aber dann nächstes mal mehr...
Heute - der Bundeliga-Dino hat gerade gegen Leverkusen 0:3 verloren und die vierte Niederlage in Serie eingesteckt - widmen wir uns voll und ganz der 'Weißen Perle' Boliviens: Der Weltkulturerbe-Stadt Sucre, die ebenfalls mit Dinos, vor allem aber mit einer fabelhaften kolonialen Architektur, einer entspannten Atmosphäre und viel viel Flair aufwarten kann. Kaum irgendwo in den Anden ist das Leben so leicht und entspannt, kaum irgendwo ist die Stadt so geleckt wie hier... Kein Wunder also, dass sie der Liebling der meisten Bolivienreisenden ist. Auch wir haben uns mehr als eine Woche lang hier so richtig wohlgefühlt...
Aber seht selbst: Kommt IN DIE SPUR!
Sucre - ein kolonialer Traum in Weiß
Sie ist genau die Stadt, die wir jetzt brauchen: Wunderschön anzuschauen, entspannt und warm! Nach vielen Wochen in ordentlicher Höhe - klar, dass es da immer ein wenig frischer ist, selbst wenn die Sonne scheint - spüren wir in Sucre so richtig, wie gut uns die Wärme tut. Das hat uns gefehlt, ohne dass wir es so richtig gemerkt haben... Jetzt genießen wir die Sonne in unserer sehr schönen B&B-Unterkunft mit schönen Innenhöfen und Pool und lassen uns moderat durch die Straßen treiben - jeden Tag nur ein wenig, denn meist verbringen wir die Zeit 'zu Hause', lesen, arbeiten, chillen und trinken ein paar Gläser Wein, meist Bier...
Sucre - übrigens konstitutionelle, d.h. nominelle Hauptstadt Boliviens - ist eine schöne Stadt, wie wir mit jedem neuen Schritt in ihr merken. Im gesamten großen Stadtzentrum sind die alten, aus der Kolonialzeit bestens gepflegten und restaurierten Stadthäuser und -villen, ihre zahlreichen Kirchen und repräsentativen Bauten weiß getüncht. Die Stadt ist extremst gepflegt, sie ist licht und strahlt in der Sonne - ihre helle Farbe steckt tatsächlich an: Sie infiziert zu guter Laune. Zudem läuft es sich in der weißen Architektur - trotz manchen Aufs und Abs - irgendwie leichter... Gleichwohl kehren wir hier und da ein - es gibt in der Stadt schöne Cafés und Schokoladerien, gute Restaurants und wundervolle Plätze, die zum Verweilen einladen: Oben beim Convento La Recoleta - ein Franziskanerkloster thront auf einer Anhöhe über der Stadt - bieten sich beispielsweise herrliche Aussichten auf die weiße Schöne und ihr Umland an, einige Museen finden sich hier und eine herrliche Sonnenterasse. Andere Hügel in der Stadt wurden baumbestanden belassen, sie haben sich seit kolonialen Zeiten nicht verändert und sichern auf diese Weise den Status als Weltkulturstadt. Gerade realisieren wir mal wieder, wie priveligiert wir gerade sind.
Auf dem Weg in die Stadt besuchen wir 'unseren Franzosen', ein Restaurant, das endlich ein wenig Esprit in das sonst leider oft allzu gewöhnliche kulinarische Angebot bringt. Wir sind hier Stammgäste und werden freundlich begrüßt - auch vom Hund... Natürlich nehmen wir das 'Menü', vier Gänge - ein Salat, eine Suppe, Hauptgericht und Dessert - für gerade mal wieder 3,- €. Das Leben könnte härter zu uns sein... Das touristische Angebot in der Stadt schieben wir ein paar Tage vor uns her, wir sitzen und liegen zur Zeit lieber im Garten unserer Casa... Die Stadt lullt uns offenbar ein, wir sind wie betäubt von ihrem Liebreiz und lassen uns ein paar Tage schön gehen... Chillen, chillen und nochmal chillen...
Doch irgendwann reißen wir uns los. Dafür hat Sucre einfach zu außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten, als dass wir hier nur rumsitzen... In uns regt es sich erneut! Es gibt paläontologische Spuren zu entdecken...
Das imposante Cal Orck’o – Spuren | WECHSLER und die Dino-Spuren im aufgerichteten See
Direkt am Rande der Stadt – aber auch darüber hinaus im ganzen Hochland Boliviens – finden Dino-Fans (ich meine jetzt mal die Fans echter Dinosaurier…) und Paläontologen ein wahrhaftiges Paradies, das nicht nur Freunde der Urzeit begeistern dürfte. Aufgrund der geologischen Schichtung der hiesigen Bergregion sind Skelettfunde, Fossilien oder unzählige Fußabdrücke der Urzeitgeschöpfe keine Seltenheit und suchen auch in der Qualität ihresgleichen… Wir besuchen Cal Orck’o einen paläontologischen Park vor den Toren der Stadt, in dem eine weltweite Sensation ausgestellt wird.
Wir sind jedenfalls hingerissen, als wir der riesigen Fläche – einer vollkommen ebenen, im Winkel von 73° Grad aufgerichteten Wand von etwa 80 m Höhe und gut 1.200 m Breite gegenüberstehen… Schon von weitem ist die Fläche imposant. Wir können sie von oben herab betrachten, ehe wir über Treppenstufen zu ihr herabsteigen – ausgerüstet mit Helmen und Schutzbrillen. Steht man direkt zu ihren Füßen, ist man schlicht beeindruckt von der Größe dieser Ausdehnung, wird man regelrecht kleinlaut.
Wir erhalten – in einer leider viel zu großen Gruppe und in ziemlich salopper Art und Weise – eine Führung entlang der Basis der Wand und erfahren gleichwohl allerlei Details zu dieser paläontologischen Attraktion. Die Wand ist ein in erdgeschichtlicher Vergangenheit aufgerichteter Boden eines Sees, eine offenbar schlammige Uferzone, in dessen Matsch und Schlick vielzählige Dinosaurierarten auf der Suche nach Wasser ihre Abdrücke hinterlassen haben. Die außerordentlich gut erhaltenen Spuren, die erst 1994 als solche entdeckt und seither freigelegt wurden, lassen sich etwa 294 Arten zuordnen, die vom Ende der Kreide- bis Anfang der Tertiärzeit hinterlassen wurden. Verdeckt durch spätere Erdschichten, die in kleinteiliger Arbeit von der jetzt zu betrachtenden Schicht abgetrennt wurden - der ehemalige Berg wurde im Grunde mittig durchtrennt -, konnte die heutige vertikal stehende Wand weitgehend konserviert und erhalten werden. Sie ist nicht anders zu bezeichnen denn als Sensation!
Anders als an anderen paläontologisch interessanten Orten und hot spots können auf der hiesigen Fläche die einzelnen Dinosaurierarten oder Gruppen über teils hunderte Meter verfolgt, können die Laufwege und Laufweisen der urzeitlichen Giganten auf dem weltweit größten Areal dieser Art nachvollzogen werden. Unser Guide arbeitet in der Sonne zur Veranschaulichung mit einem Spiegel. Die extrem großen Fußabdrücke, vor denen wir jetzt stehen, gehören zu den größten pflanzenfressenden Sauriern, die derzeit bekannt sind – wir erfahren, wie genau die Giganten hier gelaufen sind, ob mit Vorder- oder Hinterfüßen, ob hier der rechte oder linke Fuß zu sehen ist. Ihrer Spur folgen wir bis an die Spitze der Wand, den Kopf steil in den Nacken gelegt… Großartig. Natürlich gibt es andere Arten, deren Spuren uns nun nacheinander präsentiert werden - ihre Namen sind für uns Schall und Rauch, ihre Spuren aber sind spannend. Die jetzige Spur gehört zur Gattung der zweibeinig laufenden und aufgerichteten Raubsaurier. Wer kennt sie nicht aus Jurassic Park? Ihre dreizehigen Spuren im V-Abdruck verlaufen hier quer zu den meisten anderen Spuren und sind daher an der Wand von links unten nach rechts oben zu verfolgen… Tatsächlich hat man das Bild einer laufenden Bestie vor Augen, wie sie in der Nähe des Sees nach etwas fressbarem Ausschau hält… Ein Spektakel, auch weil der Blick im Verfolg der Spur erneut über die unfassbaren Ausmaße der imposanten Wand hinweg schweift…
Die außerordentliche Wand ist sicher der Höhepunkt des Parks, zu sehen bekommen wir darüber hinaus noch eine filmische Einführung in die Erdzeitgeschichte, die aufgrund eines Stromausfalls mitten im Video endet (so viel zum Fortschritt des digitalen Zeitalters…), eine kleine Ausstellung zur Grabungsgeschichte sowie zahlreiche größenauthentische Modelle einiger der hier nachgewiesenen imposanten Saurier…
Leider ist die Wand, ist damit die gesamte Weltsensation Cal Orck‘o einsturzgefährdet, wie Wissenschaftler bereits frühzeitig (1998) mahnend deutlich machten. Die Ursache: Die ohnehin sensible Sandsteinfläche, die unter Erosion leidet und geologisch-bedingt instabil ist, befindet sich inmitten eines Grundstücks, das permanent von Baggern und schwer ratternden LKW’s eines hiesigen Betonwerks befahren wird – eines der größten Betonwerke, das wir je gesehen haben. Ihr habt richtig gelesen: Eine solche Weltsensation befindet sich inmitten eines Steinbruchs eines hiesigen Betonwerks… Die Fläche ist daher ständigen Erschütterungen ausgesetzt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die an die Touristen ausgeteilten Schutzhelme ihren Einsatz rechtfertigen werden… Ernsthaft: So richtig verstehen wir nicht, warum der Staat, warum die Stadt das Areal nicht schützt.
Ein Betonwerk sollte man leicht verlegen können, dieses urzeitliche Zeugnis wohl eher nicht…
Trekking in der fabelhaften Cordillera de los Frailes – Unsere Spur führt uns in den Crater Maragua
Die geruhsamen Tage in Sucre sorgen dafür, dass uns nach neuen Aktivitäten gelüstet… Wir nehmen uns eine zweitägige Wanderung in der wunderschönen Cordillera de los Frailes vor. Wir wollen in den Crater Maragua wandern, der uns landschaftlich auf zahlreichen Fotos der hiesigen Agenturen angesprochen und am besten gefallen hat. Gemeinsam mit Johnny, unserem Guide, und zwei Berlinerinnen (!) – Heimatfreuden kommen auf – machen wir uns am frühen Morgen auf dem Weg… Zunächst wird noch die Verpflegung der nächsten Tage in die Rucksäcke verpackt, dann fährt uns ein klappriger Bus auf die Höhe von gut 3.800 m.
Während eines Frühstücks ist natürlich erstmal Berlin und sind die Reiseeindrücke der Berliner in Südamerika das Thema – was denn auch sonst… Erst als Berlin anständig geehrt und bejubelt ist, führt uns Johnny in eine kleine und unscheinbar wirkende Kapelle, die hier oben auf dem Berg – es ist ganz schön frisch in der Morgenluft – gemeinsam mit ein paar anderen Gebäuden und einer Freiluftbühne steht.
Es ist der Ort an dem ein berühmter regionaler Freiheitskämpfer der Unabhängigkeit seinen Tod gefunden hat und der für die Menschen der Region offenbar von besonderer Bedeutung ist. Eine kleine Gedenktafel ziert hier oben sein Konterfei. Johnny zeigt uns nun eine kleine Heiligenfigur in der Kapelle und berichtet von ihrer Wichtigkeit rund um Sucre und insbesondere für die Indigeñas der Region. Die Figur ist umringt von Gaben der Gläubigen, wie Coca, Coca und noch mehr Coca… Die Figur der Virgin de Guadeloupe, die uns schon aus Mexiko als wichtige Heilige bekannt ist – wird auch in der Kathedrale von Sucre als wichtigste Heilige verehrt und wird in den kommenden Tagen – wir werden noch davon berichten – im Rahmen einer der größten und bekanntesten Prozessionen und Feierlichkeiten in Sucre geehrt.
„In Bolivien“, so Johnny, „findet man die Heilige, die sonst nur als 'Weiße' dargestellt wird, auch als farbige Figur. Die Indigeñas können sich daher gut mit der Heiligen identifizieren. Ihre Ikonographie ist hier ein typischer Mix aus christlichen und indianischen Traditionen und Kontexten“. Wir wundern uns ein wenig, denn uns erscheint die Heilige, die wir hier sehen, keineswegs dunkelhäutig – gleichwohl leuchtet die Geschichte natürlich ein, können wir uns das gut vorstellen…
Dann geht es in den Trek. Wir wandern auf einem der alten aber gut erhaltenen Inkatrails durch das hiesige Gebirge und laufen zunächst – die Ausblicke sind bei bewölktem Himmel gleichwohl fabelhaft – steil bergab… Gut eine Stunde geht es bei atemberaubenden Panoramen serpentinenartig den steilen Berg herunter, bis wir eine Sandpiste am Fuße der Cordillera erreichen, die uns weitere Kilometer entlang eines breiten Flussbettes führt. Schon jetzt sind wir froh, dass wir uns für diese landschaftlich reizvolle Tour entschieden haben, in der wir – außer unserer Gruppe – nur Einheimische sehen, die von Johnny stets mit Coca oder Lebensmitteln versorgt werden. Die Armut im Tal ist deutlich sichtbar...
Wir steuern unseren absolut idyllischen Mittagsplatz am Rande eines verlassen wirkenden Dorfes an. Die Adobe-Häuser hier – wir sehen eine kleine Kirche und eine Schule – zerfallen sichtbar und sind bereits hier und da eingestürzt, eine Herde von Schafen grast entlang einer grünen Wiese und zwischen den Ruinen. Die Menschen, so berichtet uns Johnny, sind etwas weiter in das Tal hinab gezogen. Es gibt sie noch, aber immer mehr ziehen in die Stadt – das Leben dort erscheint vielen einfacher… Wir sitzen unter großen Eukalyptusbäumen, die Sonne lugt hervor, wir picknicken ausgiebig. Am liebsten blieben wir gleich hier, so beschaulich mutet die Umgebung an… Johnny fabriziert eine wunderbare Guacamole, wir haben gekochte Eier, Salate, gegrilltes Gemüse und Brot und ruhen uns vor unserem Aufstieg aus.
Dieser hat es dann auch durchaus in sich… Während uns die deutlich jüngeren und – offenbar – fitteren Berliner Girls den Rücken zeigen, kämpfen, arbeiten und schuften wir uns den etwas über 3.000 m hohen Kraterrand Schritt für Schritt herauf. Die Sonne kommt ausgerechnet jetzt nach der Mittagszeit vollends zum Vorschein und erschwert unser Unterfangen zusätzlich: Wir schwitzen erbärmlich…
Dafür leuchtet die farbige Landschaft jetzt umso mehr in bunten Farben: Wir sehen fantastische, von Grün-, Rot- und Blautönen dominierte Areale, wundervolle lineare wie kurvige Stein- und Felsschichten am Berg und passieren teils steile Abschnitte, die für uns mindestens kleine Mutproben darstellen. Nach gut 7 Stunden am Kraterrand angekommen – wir sind jetzt fix und fertig – schauen wir in ein weitgezogenes und offenes Becken mit zahlreichen abgerundeten Zacken, fast sehen sie wie die Zähne eines Gebisses aus... Der Crater Maragua - offenbar kein Vulkankrater, sondern durch Erosion entstanden - hat einen Durchmesser von gut 8 km, in ihm verteilen sich zahlreiche Häuser in zerklüfteter Landschaft. Johnny erklärt uns, dass hier innerhalb des Kraters gut 150 Personen auf etwa 3.100 m leben – mehr schlecht als recht von Touristen wie uns, aber meistenteils von der Landwirtschaft.
Während wir uns schon angekommen wähnen, laufen wir nun doch noch gut eine Stunde weiter zu unserem Schlafplatz – es tut jetzt richtig weh... Die Kraterlandschaft ist durchzogen von schwarz-roten Spalten und Abgründen, wir laufen herunter und wieder herauf, es geht – wenngleich beschwerlich – durch wundervolle Natur unserem Ziel entgegen. Unterwegs versuchen uns schüchterne Schulmädchen Seife, geknüpfte Bändchen oder kleinste Fossilien zu verkaufen. Danke Mädels, jetzt gerade nicht… Ich versuche wenigstens ein wenig Souveränität auszustrahlen, während ich ziemlich aus der Puste bin... Unser letzter Halt - kurz vor unserer wirklich schönen Hütte – ist ein dürftig ausgestatteter Kiosk, in dem es aber immerhin das gibt, wovon unsere Berliner Gruppe schon seit geraumer Zeit mit ausgetrockneter Kehle geträumt hat: Bier! Sie haben Bier! Wir nehmen einige Dosen an Bord und freuen uns nun auf einen entspannten Abend in fantastischer Landschaft, die nun eindrucksvoll in der untergehenden Sonne leuchtet… Der erste Schluck: Ein Elysium! Das geht runter … wie … ja wie eben nur Bier, wenn man Brand hat!
Der Abend hat dann noch mehr zu bieten als gedacht: Zunächst zaubert uns Johnny ein echt klasse Abendessen mit Suppe und Spaghetti a la Johnny, dann besuchen uns überraschend ein lokaler Musiklehrer und sein schüchterner Schüler und präsentieren uns ein paar wundervolle Beispiele des regionalen bolivianischen Musik- und Kulturguts. Neben der Gitarre und ihrer kleinen eher klimpernden bolivianischen Schwester, der Charango, kommen auch historische Flöten, selbstverständlich auch die Panflöte, und die Stimme des Meisters zum Einsatz. Es ist die Absicht des Musiklehrers die hiesige Musik zu erhalten und das Spielen der Instrumente an die Jugend der Gegend weiterzugeben. Uns etwas vorzuspielen, scheint ihm eine einzige Freude zu sein, er begeistert andere mit seiner eigenen Begeisterung für die regionale Musik. Danke für den schönen Abend!
Am nächsten Morgen regnet es etwas, der Himmel trägt Trauer und wir machen uns nach einem guten Frühstück zunächst mit Regenjacken und schweren Beinen auf den Weg. Gott sei Dank bleibt es bei einigen wenigen Tropfen. Ohnehin sind wir angesichts des Aufstiegs auf den Kraterrand bald nassgeschwitzt, ist uns das Wetter reichlich egal. Sogar in dem grauen und fahlen Licht des heutigen Tages sind wir von der umliegenden Natur hingerissen. Neben tiefen Schluchten – unser Weg zieht oben an der steilen Wand seine Bahnen -, den typischen in vielen Schichten gefalteten Bergen und der hoch aufragenden Cordillera de los Frailes im Hintergrund, begegnen uns heute früh viele Schafhirt/-innen mit ihren Herden, freundlich grüßend und doch hier und da mit ganz schön Stress, laufen doch die Viecher hin, wohin sie nicht sollen...
Noch lange schauen wir zurück in den Crater Maragua, bis wir von seinem Rand hinab zu unserem Zielort laufen. Wir geben zu: Bergab gefällt es uns heute deutlich besser, auch wenn der Weg extrem grob und steinig ist… Aber unser Muskelkater bahnt sich langsam seinen Weg… Als wir uns zu unserem Abschiedsmittagessen erschöpft auf einem kleinen Rasenstück niederlassen … kommt die Sonne durch – fast wie bestellt. Mit dem Bus geht es anschließend zurück nach Sucre, wo wir erstmal die Füße hochlegen…
Die Wanderung in den Crater Maragua: Eine landschaftlich wundervolle Trekkingtour, die sich im Umland von Sucre unbedingt anbietet und auf mehrere Tage ausgedehnt werden kann und sollte! Danke Johnny! Ciao Mädels, vielleicht mal irgendwann in Berlin!
Zurück in Sucre: Die bunte Parade zu Ehren der Heiligen Virgin de Guadeloupe
Bereits bei unserer Rückkehr in die Stadt können wir spüren, dass etwas Besonderes auf die Stadt wartet: Stau in Richtung Zentrum! Wir brauchen ewig bis wir in unserer Casa ankommen... Der gesamte Innenstadtbereich ist ziemlich dicht, zahllose Menschen feiern die Heilige Jungfrau Guadeloupe.
Bereits einen Tag später - leider ist es noch immer bewölkt - sind Bühnen und Tribühnen, Essenstände und Getränkebuden in der Innenstadt aufgebaut. Nachmittags beginnt der Umzug der bunt geschmückten Gruppen - toll geschmückte Tänzerinnen und Tänzer wie Musiker. Verkleidete und mit Masken versehene Menschen schunkeln und tanzen unter lautstarken musikalischen Rythmen durch die Stadt. Fernsehanstalten des Landes berichten in die gesamte Nation, Tänzerinnen werden interviewt, Moderatoren befragen Vertreter der Gruppen vor einer großen Bühne. Die Parade dauert, wir sitzen auf einer der Bühnen an der Plaza, mehrere Stunden. Schon gestern wurde im Rahmen einer Prozession die Statue der Virgin de Guadeloupe - sie findet sonst ihren Platz in der Kathedrale der Stadt - durch die Stadt geführt. Während gestern sicher religiösere Inbrunst gezeigt wurde, erinnert der Umzug heute mehr an eine Karnevalsveranstaltung. Wir haben sofort den Karneval der Kulturen in Berlin im Kopf...
Nach gut 1,5 Stunden machen wir uns aus dem Staub. Wir müssen uns für die kommenden Tage eine neue Unterkunft suchen - unsere ließ sich nach unserem spontanen Verlängerungswunsch leider nicht verlängern. Aber wir werden schnell fündig und genießen auch die nächsten Tage - die Sonne und die Wärme sind wieder da - in einer hervorragenden Unterkunft. Eine schöne Terasse ist für die nächsten Tage unsere Station - wir pflegen unsere Trekking-geschundenen alten Knochen...
Morgen schon werden wir Sucre verlassen. Neue Abenteuer warten auf uns...
Empfehlungen
Sucre steht sowieso bei den meisten Reisenden in Bolivien groß und meist ganz oben auf dem Zettel. Unsere Empfehlung zum Besuch der Stadt ist daher sicher nicht nötig.
Wir können aber empfehlen, dass man sich bei aller Schönheit der Stadt das wundervolle Umland nicht entgehen lässt. Die Cordillera de los Frailes und die hier liegenden Naturschätze sollten keinesfalls ausgelassen werden. Eine mehrtägige Wanderung in und rund um den den Crater Maragua hat uns begeistert - wir waren sehr zufrieden mit dem Anbieter Condor Tours. Dieser Anbieter ist nicht nur Reiseagentur, sondern setzt mit einer großen Anzahl lokaler Menschen eine Vielzahl sozialer und sinnvoller Projekte um, z.B. führen die eines der wenigen vegetarischen Restaurants in der Stadt. Während unserer Tour hatten wir das Gefühl, dass unser Guide in der Wanderregion gut vernetzt und wertgeschätzt wird. Condor tut was für die hiesigen Leute und so wurden auch wir willkommen aufgenommen...!
Calle Calvo Nr. 102, Ecke Calle Bolivar, Sucre; Tel.: +591 728 91740; Mail: condortrekkers@gmail.com; http://www.condortrekkers.org/
Nicht entgehen lässt man sich - schnell, schnell, wer weiß, wie lange die Wand noch steht! - Cal Orck'o! Die paläontologische Sensation am Rande der Stadt ist ein Highlight, selbst wenn die Führung in großer Gruppe etwas holterdiepolter geht und mehr als dürftig ist.
Unterkünfte
Wir waren mit unseren zwei Unterkünften in Sucre diesesmal mehr als zufrieden.
Richtig klasse und erholsam, ruhig, sauber und chillig ist das
- Casa Verde, Potosi 374, Sucre, Tel.: +591 4 645829; http://casaverdesucre.com (nicht von der grausamen Homepage abschrecken lassen...)
mit schönen Innenhöfen und kleinem Pool. Tolle Betten!
Auch gut gefallen - das Niveau ist etwas niedriger und das Frühstück nicht vergleichbar - ist das
- Hostal Casa Solariega, Calle Grau 241, Sucre; Tel.: +591 77126925; casasolariegasucrebolivia@gmail.com, http://www.casasolariegahostal.com
Restaurants
Sucre hat gute Restaurants! Unser Favorit, etwas außerhalb der Plaza aber in der Nähe unserer empfohlenen Unterkünfte:
Café-Restaurant Murano, ein Franzose bietet hier in einem Café-Restaurant mit schönem sonnendurchfluteten Innenhof großartige Menüs/Almuerzos - also mehrgängige Mittagsgerichte - an, die bolivianisch-französisch angehaucht sind... Bolivianische Klassiker und bspw. leckere Quiche oder gut zubereitete frische Salate... Toller und freundlicher Service, Athmosphäre super!
Murano, Calle Grau 458, Sucre; Tel.: +591 71178844, http://www.soysucre.info/murano/
Ausblick
Spuren | WECHSLER reisen weiter in die viertgrößte Stadt Boliviens, in das meist unterschätzte Cochabamba. Neben der Erkundung der City und ihren Vorzügen besuchen sie den abseits der Reiserouten gelegenen Toro Toro Nationalpark und entdecken, Wasserfälle, Schluchten, Canons und die Natur dieser faszinierenden Landschaft. Auch hier spielen faszinierende Fossilien und Dinosaurierspuren eine bedeutende Rolle.
Sie verlieben sich - etwas überraschend - in den kleinen unscheinbaren aber im Aufbruch befindlichen Ort, das besuchte Hostal sowie seine Geschäftsführer/-innen und erfahren etwas mehr über die Absichten und Pläne der hiesigen Leute... Sie hoffen von der Idylle dieses Ortes etwas in den nächsten Reiseblog herüberretten zu können...
Anchließend geht es zurück nach La Paz, wo die Spuren | WECHSLER ihr Versprechen einlösen, die Stadt etwas ausführlicher unter die Lupe zu nehmen...
Wir bauen auf Euch... IN DER SPUR!
Kommentar schreiben
Philco (Mittwoch, 27 September 2017 16:20)
Bin den TREK auch mal gelaufen, ist wohl nur 6km breit der Crater! Aber sonst ne klasse Wanderung. Guter Bericht, deine Seite finde ih stark. Weiter so...
Phil
Wanderer_97 (Mittwoch, 27 September 2017 17:56)
Grüße! Wiki sagt auch 6 km! Ich habe aber eine andere Frage: Ich will das in den nächsten Tagen machen: Sollen wir zwei oder 3 Tage laufen? Was ist der Unterschied? Wisst ihr des? Was brauchen wir für Kleidung?
Danke für eine zügige Antwort! Steffi
Spuren | WECHSLER (Mittwoch, 27 September 2017 23:49)
Hallo Phil,
habe das auch schon anderweitig gelesen und mich gleichwohl auf meinen Guide verlassen. Wahrscheinlich ist es auch eine Frage, was man misst... Mir egal - da es im Krater - weißt du ja dann selbst - immer auf uns ab geht, kommt es einem sowieso länger vor... Danke ansonsten für dein Feedback. Bleibe IN DER SPUR!
Spuren | WECHSLER
Spuren | WECHSLER (Donnerstag, 28 September 2017 00:01)
Hi Steffi,
also es mögen 6 km sein...!
Zu deinen Fragen:
1. Der Unterschied zwischen den Angeboten (von einem Tag bis zu 4 oder sogar 5 Tagen Wanderung) liegt im abzulaufenden Terrain und dem, was man dabei eben zu sehen bekommt. Wenn ich das richtig erinnere, liegen auf der drei- und viertägigen Strecke Areale mit Dinosaurierspuren, Wasserfällen etc. Ich fand die zwei-Tages-Tour landschaftlich klasse, uns hat das gereicht, aber ich hätte schon auch gern noch mehr von der fantastischen Natur dort gesehen... Dinospuren haben wir nicht gesehen...
2. Die Kleidungsfrage hängt etwas vom Wetter ab. Unser erster Tag war erst bewölkt und da war es oben auf dem Berg am Morgen schon frisch - Wir empfehlen da ein kurzes Shirt oder so, einen warmen - bestenfalls atmungsaktiven - Trekkingpullover und bestenfalls auch noch einen Regen-/Windschutz, das hat uns gereicht. Als die Sonne mittags raus kam, war es heiß und wir alle sind im Shirt unterwegs gewesen. Abends ist dann wieder ein Pullover Pflicht. An Tag 2 hat es leicht geregnet, aber selbst dann ist es recht warm gewesen - wir haben dann meist die Regenjacke/Windjacke über dem Shirt getragen und dennoch ordentlich geschwitzt. Also: Zwiebelprinzip. Eines ist aber klar: Es ist nicht super kalt gewesen! Keine Sorge... Regenjacken kann man bei Condor Trekkers ausleihen! Ich empfehle darüber hinaus vernünftige Trekkingschuhe mit Schutz des Knöchels - die Strecke ist teilweise durch grobes Pflaster gekennzeichnet, das Umknicken ist leicht möglich.
Viel Spaß bei der Wanderung - es lohnt sich wirklich sehr!
Spuren | WECHSLER
Wanderer_97 (Freitag, 29 September 2017 01:04)
Hallo Spuren | WECHSLER, vielen Dank für die Informationen. Freuen uns jetzt schon riesig! LG Steffi