Beitrag Nr. 8
Moin Moin!
Wir grüßen Euch aus der angeblich schönsten Stadt Boliviens. Sucre – UNESCO-Welterbe-Altstadt – ist komplett in weißer Farbe gehalten, tatsächlich wunderschön und baulich extrem gut gepflegt. Sie ist licht, sauber und insgesamt fantastisch erhalten. Eine (ehemalige) Kolonialstadt in der man ein paar angenehme Tage verbringen kann, zumal sich hier endlich einmal Schokolade (!) in großer Qualität zeigt, was für Spuren | WECHSLER dieser Welt von eminenter Wichtigkeit ist…! :-) Wir kommen dann im nächsten Blog auch näher auf diese Stadtperle zu sprechen...
Ähnlich wohl fühlen wir uns in unserer Unterkunft, die mit schönem Innenhof, gemütlichen Sitzgelegenheiten und einem kleinen Pool sehr einladend, ruhig und entspannend daherkommt. Hier sitze ich nun heute auf einer großzügigen lichtdurchfluteten Terasse, bin völlig allein, entspannt und schreibe meinen Blog.
Der heutige Blog wird etwas kürzer sein, denn unsere Tour in die Wüste Boliviens - Reserva de Fauna Andina Eduardo Avaroa - haben wir - aufgrund einer externen Anfrage nach einem Reisebericht - als Reisereportage verfasst... Wir haben das unten entsprechend verlinkt. Lasst Euch diesen Bericht nicht entgehen, insbesondere die Fotos von dieser sensationellen Landschaft sind uns aus unserer Sicht gut gelungen...
Blogbeitrag und Reisereportage sind dann eine gute Mischung aus Natur und Kultur Boliviens!
Kommt ‚IN DIE SPUR‘, Leute!
Uyuni - Das Wüstennest und das 'Goldene Zeitalter'
Zugegeben: Uyuni, irgendwo im Niemandsland des bolivianischen Süd-Westes gelegen, hat seinen schlechten Ruf weg. Als ziemliches Nest verschrien, als notweniges Übel diffamiert und von vielen - insbesondere Bolivianern - abschätzig behandelt... "Bloß keinen Tag länger als nötig!" hören wir im Vorfeld oft: "Seid ihr sicher, dass ihr nicht gleich weiter wollt?" - "Was? Ihr plant einen Tag in Uyuni ein!?" - "Ist euch klar, das dort gar nichts ist und das dieses Nichts auch noch eiskalt ist...!?"
Um es vorweg zu sagen: Uyuni wird auch nicht unsere Lieblingsstadt, aber so dramatisch ist es nun auch wieder nicht... Der ehemalige Militärstützpunkt (seit 1889), der sicher heute keinerlei Bedeutung mehr hätte, wenn er nicht Ausgangspunkt für die begehrtesten Naturerscheinungen Boliviens in dieser Region wäre, hat sich zumindest auf wenigen Straßen rund um das Zentrum herum ein wenig entwickelt. Es gibt eine (zugegeben mittelprächtige und dafür recht teure) Restaurantmeile - vorwiegend für Touristen - und einen kleinen Marktplatz, auf dem man - wie anderswo in Bolivien auch - Souvenirs, frische Fruchtsäfte oder andere Kleinigkeiten des alltäglichen Lebens erhält. Einige zentrale Straßen sind gepflastert - hier fahren unzählige Busse oder Colectivos in alle Richtungen - etwas außerhalb dieses Zentrums finden sich überwiegend staubige Sandwege, die sich zur Peripherie hin ausdehnen. Das touristische Angebot der Stadt ist ihr heutiger Anker. Neben der - qualitativ sehr unterschiedlichen Infrastruktur an Hotels, Hostels oder privaten Zimmern - haben sich in der Stadt heute weit über 100 Tourenabieter, die alles im Programm haben, was in der Gegend touristisch geht, angesiedelt... Alle Jobs, die damit eng verknüpft sind - Fahrer, Guides etc. - verdienen an den natürlichen Schätzen der Region nicht schlecht. Das sieht man hier und da natürlich auch im Stadtbild...
Und die Zukunft sieht wohl rosig aus: Unter dem nahegelegenen größten Salzsee der Welt, dem Salar de Uyuni , ruhen die weltweit größten Vorkommen an Lithium. Ein Rohstoff, der in der Zukunft der Autoindustrie (Elektroautos und ihre Akkus) eine herausragende Rolle spielen wird und der hier bereits in kleinen Mengen abgebaut wird. Auch deutsche Unternehmen und Universitäten arbeiten daran, das unter dem Salz gelegene seltene Element (hoffentlich) schonend abzubauen. Ein Schatz, der die Region - wie einst Silber und andere Metalle im Hochland der bolivianischen Berge - reich machen kann und wohl auch machen wird. Es fragt sich nur wen...
Denn so einfach ist das nicht: Das Wasser in der Region ist schon heute denkbar knapp. Die Menschen der hiesigen Dörfer, die bereits andere Minen(-gesellschaften) und Touristenscharen sowie deren Wasserverbrauch ertragen müssen, fragen sich zurecht, welche Folgen die Förderung des Lithiums - angeblich sollen nur 0,4% der Fläche des Sees beeinträchtigt werden - wohl für sie haben wird. Bolivien ist hier ein gebranntes Kind, weiß man doch welch schwere Umweltschäden Minen im ganzen Land immer wieder - legal oder illegal - zur Folge hatten... Der Titicacasee ist hier nur ein unrühmliches Beispiel... Und: Welche Auswirkungen wird die Förderung sonst auf die Umwelt und damit auf die Touristen haben? Immerhin profitieren gerade Viele hier von genau diesem Faktor... Und wer genau und wie profitiert der Einzelne hier eigentlich von dem 'nuevo oro' - dem 'neuen Gold'? Alles Fragen, die derzeit noch weitgehend unbeantwortet, die noch offen sind und viele Menschen hier verunsichert...
Wir verbringen in Uyuni einen ereignislosen und ruhigen Tag und brechen bereits einen Tag später zu unserer überragenden Wüstentour auf.
Einmal Abenteuer und zurück - Die Extravaganz und wilde Schönheit der Vulkan-Wüste Boliviens
Diesen Beitrag zu einer mehrtägigen Reise in den Süd-West-Zipfel Boliviens - ganz sicher einer der ganz großen Höhepunkte in Südamerika - haben wir heute in Form einer Reisereportage erstellt. Er wird hoffentlich in ähnlicher Form bald auch auf einer anderen Reise-Plattform erscheinen.
Von Uyuni nach Potosí - Ein Umwelttag zur Unzeit
Von unserer Mehrtagestour zurückgekehrt, wollten wir am Tag darauf nach Potosí weiterreisen. Grundsätzlich kein Problem, es fahren über den Tag regelmäßig Busse und Colectivos in gut 4 Stunden in die Hochlandstadt. Wir entschließen uns also zu einem späten Frühstück und trotten mit unseren schweren Rucksäcken langsam zum Abfahrtsplatz... Leider war uns aber ein kleines Detail verborgen geblieben: Es gibt einen - einen einzigen Tag im Jahr in Bolivien - der zum 'Umwelttag' erklärt wurde... Und der ist heute! Umwelttag heißt in diesem Falle: Kein Verkehr im ganzen Land - Ausnahmen: Früh morgens und spät abends... Nicht, dass dieses Ansinnen nicht absolut Sinn macht... Aber ausgerechnet heute?
Wir hatten also bereits ausgecheckt und waren ahnungslos. Wir wundern uns allerdings, dass gar keine Busse auf die Abfahrt warten, dass niemand schreit: "Potosí!", wie wir es oft genug lautstark gehört haben, dass keine anderen Reisenden hier rumstehen... "Nein, heute fahren die Busse erst um 19:00 Uhr!" erfahren wir... Ah, ja? Das ist ja eigenartig, aber wenn Sie es sagen... Schnell mal bei den Colectivos nachgefragt... Ein einziger Kleinbus parkt an der Stelle, an der sonst fünf warten: "Doch!", sagt der Fahrer, "ich fahre so gegen 12:00 Uhr los, wenn der Bus dann voll ist. Gegenwärtig ist die Strecke noch gesperrt, sie wird dann aber wohl offen sein." Wir sollten dann wiederkommen... Na bitte! Freude pur! Da geht doch was! Wir machen ein paar zehrende Runden durch die Stadt, ich lasse meine staubigen Wanderschuhe putzen und dann kehren wir zurück. Der Fahrer schläft in seinem Bus, keine anderen Fahrgäste in Sicht...
Wir klopfen an der Scheibe, er macht freundlich auf: "Nein", sagt er, "ich werde jetzt erst um 14:00 Uhr fahren, weil die Straßen immer noch gesperrt sind, dann aber sicher...". - Warum denn die Straßen gesperrt sind und ob das denn auch wirklich sicher sei, dass er dann fahre? - "Die Polizei hat die Straßen gesperrt, wegen des Umwelttages. Ich weiß nicht, wann sie sie freigeben, aber ich fahre ganz sicher um 14:00 Uhr los!" Wir glauben ihm und fragen nicht weiter nach, Umwelttag eben... Erneut zwei Stunden totschlagen, die schweren Rucksäcke am Hacken, das interessiert uns gerade mehr...Tatsächlich trudeln andere bolivianische Gäste ein, die von Chile kommend, ähnlich überrascht wurden, wie wir. Zwei Deutsche kommen gerade von einer Tour zurück und wollen eigentlich nach Sucre... Dann eben erstmal Potosí, auch nicht schlecht, wenn man sonst nicht wegkommt. Um 14:00 Uhr ist der Bus tatsächlich proppenvoll - und startklar.
Inzwischen rollen wir zur ersten Kreuzung vor - der Beifahrer steigt aus und läuft zur Straße vor. Er schaut vorsichtig um die Ecke und gibt Entwarnung an den Fahrer... Wir schauen uns an und wundern uns kurz. "Keine Polizei in Sicht", sagt er jetzt, als er wieder in den Wagen springt. Uns schwahnt: Wir sind illegal unterwegs. Wir mögen etwas naiv gewesen sein, aber dass das heute ein strenges Fahrverbot ist, das wird uns tatsächlich erst jetzt nach und nach klar. Wir müssen die Stadt offenbar unentdeckt verlassen... Eine Ecke weiter, steigt der Beifahrer erneut aus, so geht das jetzt fünf oder mehr Blocks. Zwischdurch stehen wir immer wieder und warten einfach ab... Die zwei sprechen sich konspirativ ab, der Fahrer ist sichtlich nervös. Wir kommen uns mittlerweile vor, wie in einem Gangsterfilm. Sind wir auf der Flucht? Die Stimmung ist angespannt.
Wir sind an einer sensiblen Stelle: Hier heißt es auf die Überlandstraße aufzufahren... Die Polizei könnte die Straße von da hinten jederzeit einsehen... Mein Gott, was wird der Fahrer tun, wenn die uns jetzt tatsächlich sehen? Wilde Verfolgungsfahrt? Uns wird etwas mulmig und die anfängliche Freude über die Abfahrt schlägt um. Wir fahren ein ganzes Stück zurück und fahren nun hier auf die Straße auf. Es passiert ... nichts. Wir fahren unbehelligt auf den Kontrollposten zu, der hier die Nutzung der Überlandstraße abkassiert.
Der Fahrer fragt die Ticketverkäuferin: "Wissen Sie, ob die Polizei vielleicht weiter da vorne kontrolliert?" Dem ist nicht so... Sie habe die Polizei ein paar mal patroullieren sehen, jetzt aber lange nicht mehr. Ohne tatsächlich eine Schuld zu tragen, fallen uns Steine vom Herzen - kafkaeske Situation. Wir fahren tatsächlich viele Kilometer völlig allein auf der Strecke in Richtung Potosí und werden nicht angehalten. Alles gut so weit. Als wir die Umstände der Abfahrt schon vergessen haben, erreichen wir 4 Stunden später Potosí ... und werden kontrolliert! Ein kurzes aber scharfes Gespräch am Fenster bekommen wir mit, dann muss unser Fahrer für gut 10 Minuten das Fahrzeug verlassen... Er folgt dem Polizisten in ein Büro: Rapport? Strafe? Wir wissen es letztlich nicht, aber seine Laune war schon besser, als wir nach Potosí einfahren...
Wir bekennen uns natürlich zu unserer Schuld! Ja, wir haben den Umwelttag verletzt, das Fahrverbot gebrochen! Ja, wir sind Umweltsünder - immerhin (ein wenig) wider Willen! Perdon, permiso Bolivia!
Potosí - 'Reichste Stadt der Welt' und 'Tor zur Hölle'
Wir müssen zugeben, dass die historischen Details zu dieser Stadt uns tatsächlich unbekannt waren, als wir in diese auf knapp über 4.000 m hoch gelegene ehemalige
Kolonialstadt gefahren sind. Für uns stand lediglich fest, dass wir diese ehemalige Minenstadt - heute eine der ärmsten Städte des Landes - sicher besuchen werden, denn ihr kolonialstädtischer
Ruf eilte ihr voraus. Einzelne spannende und wirklich lehrreiche Museumsbesuche später, sind wir zum Glück schlauer... Potosí hat eine Hammer-Geschichte.
Potosí war einst die größte und reichste Stadt der Welt, die Schatzkammer Lateinamerikas und wohl der Welt. 1650 lebten in der damals reichen Stadt 160.000
Einwohner, mehr als in Paris, Rom oder Madrid zur selben Zeit. Sie war sprichwörtlich die Stadt des Reichtums - mindestens für die Spanier in der Stadt. Noch heute ist die Redewendung "Das kostet
ein Potosí (also ein Vermögen)" in Spanien gang und gäbe. Diesen Reichtum verdankte Potosí ihrem Cerro Rico, dem 4.800 m hohen Berg direkt vor ihren Mauern, der noch heute
ihr Symbol und sichtbares Wahrzeichen ist.
Durch und durch von unvorstellbar großen Silberadern durchzogen, wurde der Berg in den Folgejahren - eigentlich bis heute - im Auftrag der Spanier nahezu vollständig ausgebeutet. Und die Beute
war reich. Definitiv kein anderer Minenstandort hat dem spanischen Imperium mehr Gewinne eingebracht als die Minen in diesem Berg. Für die Indigenas dagegen, die zwangsweise in den Minen
schuften mussten - nur unter Einsatz von reichlich Koka war die schwere Arbeit in dieser Höhe überhaupt zu schaffen - galt Potosí jedoch als das 'Tor zur Hölle' oder als
'der Berg, der dich lebendig frisst'. Bis zum 18. Jahrhundert fanden in den Minen 8 Millionen Indigenas den Tod. Jedes Jahr mussten die indigenen Dörfer der Gegend 13.500 Männer
abstellen, von denen nicht viele zurückkamen...
Als die Silberadern im 18. Jahrhundert versiegten, fiel die Stadt zunächst in Bedeutungslosigkeit - gerade einmal 10.000 Menschen blieben in ihr wohnen, auch weil
Stadt und Umland durch den Einsatz von Quecksilber und anderen Substanzen völlig vergiftet waren. Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch kam es zu einem neuen Aufschwung, als Zinn in großem Stil
abgebaut wurde. Erneut profitierten einige Wenige und wurden reich. Der Berg - seit 1952 verstaatlicht - wirft heute
nicht mehr genug ab, als das der Staat hier noch aktiv werden würde. Heute teilen sich einige Bergbaukooperativen den Berg und die sprichwörtlichen Reste, die unter großem Aufwand und Risiko
gewonnen werden. Statt wie früher einfach den Adern zu folgen, muss heute fast jeder Stein aufgesprengt werden, um zu sehen, ob er etwas wertvolles enthält. Es wird geschätzt, dass mittlerweile
etwa 5.000 schlecht registrierte Gänge in den Berg getrieben wurden - niemand weiß genau, wo sie sich befinden und wie sie konkret verlaufen. So durchlöchert wie der Berg ist, ist es nur eine Frage, wann mal wieder Gänge einstürzen. Wahrscheinlich wäre es weit weniger riskant (und viel systematischer) den Berg
einfach von oben nach unten abzutragen - aber die Stadt möchte auf Ihr Wahrzeichen nicht verzichten... Allein die Tatsache, dass außerhalb des Berges rund um Potosí kaum ein
Grashalm wächst und Jobs rar sind, läßt die von Armut getriebenen Menschen weiter auf den großen Fund hoffen. Nach wie vor ist der Bergbau in der Stadt präsent. Wir fragen uns, ob wir die Mine
besichtigen wollen - das Angebot besteht - doch wir entscheiden uns hier dagegen. Das Risiko erscheint uns hoch.
Dem Stadtbild Potosís sieht man den unermesslichen Reichtum dieser kolonialen Jahre noch deutlich an. Die Stadt - heute Weltkulturerbe - strotzt vor
kolonialen Prachtbauten und unzähligen Kirchen. Trotz der Armut, die die Stadt heute ergriffen hat - man sieht ihr selbige ebenfalls an - ist sie ein Highlight einer jeden Bolivienreise. Ein
bisschen Interesse an der Geschichte der Stadt und des Landes muss man freilich mitbringen...
Wir besuchen zahlreiche Kirchen sowie zwei sehr gute Museen der Stadt und erhalten über diese interessante Einblicke in genau diese historischen Zusammenhänge:
Zunächst besichtigen wir die im 19. Jahrhundert zusammengebrochene Cathedral de Potosí, die im selben Jahrhundert modern wieder errichtet wurde. Neben den schönen Holzschnitzereien an den inneren Säulen der Kirche, den schönen bunten Innenfenstern und der in Deutschland hergestellten Orgel beeindruckt vor allem der Turm und der Ausblick von ihm auf die Stadt und das Umland.Auch andere Kirchen sind reich geschmückt jedoch teilweise recht baufällig.
Wirklich spannend jedoch - und dringend zu empfehlen - ist die Besichtigung der Casa Nacional de la Moneda, einem festungsartigen Bau direkt im Zentrum der
Stadt, in der das Potosí-Silber für die spanische Krone in Münzen gegossen wurde, bevor es über die Pazifikhäfen nach Spanien verschifft wurde. Das heutige Museum zeigt
die (auch technische) Geschichte der größten Prägeanstalt Amerikas der Zeit (weit größer als alle Münzprägereien bspw. in Mexiko) und zeigt neben der industriegeschichtlichen Schau vor allem die
historische Bedeutung Potosís für Spanien/Bolivien. Zu sehen sind darüber hinaus wichtige Gemälde und bedeutende Zeugnisse der Verschmelzung der indigenen und spanisch-kolonialen Kuturen
zu einer (?) bolivianischen Kultur... Das Gebäude beherbergt zudem ein bedeutendes nationales Archiv, Bibliotheken etc.
Herausragend war für auch der Besuch des nach wie vor als Karmeliterkloster betriebenen Convento de Santa Teresa. 1692 fertig gestellt, lebten in dem mit 18 Kreuzgängen ausgestatteten Kloster viele Jahrhunderte lang etwa 20 - 30 Frauen/Nonnen nach den Regeln des Karmeliterordens - heute sind es gerade mal noch 6. Diese Töchter reicher Familien der Stadt - die jeweils zweite Tochter der reichen Oberschicht war dem Kloster qua Vereinbarung "versprochen" - gingen mit etwa 15 Jahren in das Kloster ein. Kontakt zur Familie gab es in der Folge nur noch akustisch. Für uns daher besonders beeindruckend, den Raum zu sehen, in dem die Kinder die Eltern - reich geschmückt - ein letztes mal sahen, sowie den Raum zu sehen, in welchem die Nonnen die Eltern durch künstliche Abtrennungen zwar hören durften, aber nicht mehr sehen oder berühren... Wir stellen uns die menschlichen Dramen und das Leid der Mädchen vor, die das mit sich brachte... Eine gruselige Vorstellung für uns.
Das heutige Museum zeigt die Räumlichkeiten des früheren Klosters (die heutigen Nonnen leben in einem neueren Sektor, der nicht zugänglich ist), die baulich zum Teil verändert, zum Teil gut nachvollziehbar belassen wurden. Eine spannende Führung beginnt, einerseits durch den früheren Alltag der Nonnen, andererseits durch die kolonialgeschichtliche Kunst der Zeit. Das Museum zeigt unzählige kunsthistorische Exponate, die als Schenkungen der Familien der Nonnen an das Kloster selbigem zu ernormen Schätzen verhalf, aber auch kunsthistorische Exponate, die die Geschichte der Zeit durch die Kunst reflektieren lassen. Die insgesamt 1,5-stündige Führung war für uns ein Highlight!
Eure Fragen an die Spuren | WECHSLER
Wir erhalten zu unseren Blogs immer mal wieder Fragen, die wir gern individuell beantworten. Wir finden diese Fragen in der Regel aber sehr interessant und unsere Antworten könnten natürlich auch für andere interessant sein… Sie ermöglichen uns tatsächlich zu Themen Stellung zu nehmen, die wir selbst gar nicht so auf dem Schirm haben oder aufgrund der Umfänge des Blogs nicht aufgreifen… Wir haben uns daher entschlossen, diese Themen hier immer mal wieder – nicht alle auf einmal – öffentlich (und anonym) aufzugreifen.
Zu Euren Fragen:
- Ihr: Allein beim Lesen der Berichte bekommt man ja außerordentlich viele Informationen ... Aus dem Text und aus den Bildern ... Wie verarbeitet Ihr diese Tsunamis von täglich neuen Eindrücken, die ihr ja real erlebt, in der direkten Kombination von Bildern und sonstigen Eindrücken? Spuren | WECHSLER: Vielleicht müssen wir erstmal deutlich machen, dass wir seit gut 6 Wochen viel mehr in die eigene Entspannung investieren, als das im Blog manchmal rüberkommt… Tatsächlich haben wir es steil angehen lassen in Peru und die täglichen Erfahrungen/Erlebnisse zu verarbeiten und zu verdauen, das war nicht ganz einfach. Inzwischen sind wir aber seit geraumer Zeit deutlich smarter unterwegs, wägen unsere Aktivitäten genauer ab und verbringen viel Zeit damit, uns und unsere Seelen zu pflegen… Oft tun wir gar nichts, schlicht gar nichts… Auf diese Weise holen wir uns Kraft und haben auch die Zeit, unsere Reise-Eindrücke zu verarbeiten. Hinzu kommt, dass wir beim Bearbeiten/Ordnen/Selektieren unserer Bilder, vor allem aber auch beim Schreiben (gelegentlich kommt es sogar vor, dass wir dabei auch mal vorher nachdenken und gemeinsam reflektieren, was wir denn schreiben wollen :-)) eine hervorragende Gelegenheit gefunden haben, unsere Erlebnisse zu überdenken, einzuordnen und eben zu verarbeiten - soweit man die Vielzahl an Eindrücken, die man auf einer solchen Reise macht, denn überhaupt verarbeiten kann. Und was heißt überhaupt verarbeiten? Ich kann von mir sagen (Jörg), dass ich viele Reisen tatsächlich erst viele Jahre später gedanklich wieder eingeholt habe und mir erst im Nachhinein auch vieles nochmal gedanklich „vorgenommen habe“. Auch hier hat mir die Erstellung dieser Homepage und der Reiseberichte unwahrscheinlich geholfen. Und so ist es auch jetzt… Manches wird sicher noch Jahre nachwirken. Und ja: Manchmal muss man sich kneifen und sich klarmachen, dass man z.B. – kommen wir zum heutigen Blogthema – in einer der entlegensten Wüsten der Welt, zum Sonnenaufgang, mitten in einem Feld heiß siedender, blubbernder und stinkender Geysire und anderer geothermischer Aktivitäten steht, dass also direkt unter uns vulkanische Kräfte wirken, und man selbst – in diesen Moment unbedeutend und klein, sich den Arsch abfrierend und dennoch unendlich glücklich – Momente genießt, die – ich kann nur von mir sprechen – meinem Leben in diesen Minuten Sinn geben! Das packt mich einfach sehr unmittelbar an. Das nehme ich mit. Diese (Natur-) Erfahrung ist nicht eine Zeit neben anderen Zeiten, sie ist eine 'bedeutende Zeit', sie ist im wahrsten Sinne ‚hervorragend‘… Weil eben nicht (all-)täglich! Mein Wunsch ist es, mit diesem Blog dafür zu werben, neugierig zu machen und zu motivieren, diese Art der Erfahrung selbst zu machen. Jeder wird das anders erleben… Ich kann mir jedoch kaum vorstellen, dass angesichts eines solchen Geysirfeldes im Sonnenaufgang jemand nichts erlebt, nichts spürt und kein besonderes Empfinden hat. Derjenige müsste schon ziemlich am Ende sein... Und um das auch zu sagen: Natürlich gibt es viele andere Wege, besondere Erfahrungen zu haben... Unser Weg ist eben gerade dieser!
- Ihr: Wie schätzt Ihr die Armut in der Region ein? Spuren | WECHSLER: Ganz grundsätzlich sind wir von Peru und Bolivien überrascht. Wir sind mit einem völlig anderen Bild hierhergekommen und sind über die Entwicklungen in beiden Lädern tatsächlich sehr erfreut, hier geht es in beiden Fällen offenbar seit Jahren - wenigstens volkswirtschaftlich betrachtet - voran. Gleichzeitig können wir in beiden Ländern erhebliche individuelle Armut sehen, deren Ursachen sehr unterschiedlich sind. Insbesondere auf dem Land, insbesondere bei älteren Menschen ist das manchmal sehr sehr krass und wir werden - gerade derzeit - häufig um eine Spende gebeten. Ein Beispiel: Wir waren zuletzt zwei Tage in abgelegener Gegend in den Bergen des bolivianischen Hochlands wandern/trekken. Hier scheinen die Bauern tatsächlich von der Hand in den Mund zu leben. Unser Guide hat mehrfach vorbeikommenden Menschen ein Brötchen und ein paar Stückchen Käse geschenkt - die Menschen nehmen das ohne zu zögern und dankbar an. Das sind willkommene Geschenke. Man hat das nicht täglich und könnte es sich selbst nicht leisten. Auch die Wohnverhältnisse sind teils erschreckend. Es findet zunehmend Landflucht statt, ohne das es den Menschen in den Städten deutlich besser geht...
- Ihr: Wir haben 5 oder 6 Wochen Reisezeit, welche Tour würdet Ihr uns in der Region empfehlen? Spuren | WECHSLER: Oh Mann, das ist ganz schwer... Vielleicht aus den aktuellen Erlebnissen in der bolivianischen Wüste heraus, die wir überragend fanden: Kombiniert Nord-Argentinien (Salta, Cafayate und Umland, Purmamarca/Humahuaca) mit Nord-Chile (San Pedro de Atacama und Umland) und eben Süd-West-Bolivien (Uyuni und das Reserva de Fauna Andina Eduardo Avaroa) - sagen wir eine Reise von Deutschland über Buenos Aires - Salta - San Pedro - Uyuni - La Paz - Deutschland. In dem Drei-Ländereck kann man die Richtungen ziemlich flexibel wählen, auch den Zuschnitt. Ist euch die Zeit zu knapp entscheidet euch für zwei aus drei Ländern... Wir empfehlen aber mindestens genauso das Zentrale Hochland in Peru (Deuschland - Lima - Cordillera Blanca - Huancayo - Huancavelica - Ayacucho - Cusco - Puno/Arequipa - Lima - Deutschland). Was davon jeweils wie lange von Euch besucht wird, hängt ja von Euren eigenen Vorlieben ab - wir raten aus eigenen Erfahrungen dazu, nicht nur die touristischen Orte anzusteuern! Nehmt den Bus und fahrt das Land ab, macht Euch Euer eigenes Bild...
Empfehlungen
Bolivienreisende sollten nicht zweimal überlegen. Nach La Paz müssen sowohl der Süd-Westen als auch das Zentrale Hochland auf der Agenda stehen! Dabei sind vor allem das Reserva de Fauna Andina Eduardo Avaroa und der Salar de Uyuni ein Muss für Naturfreaks und -Liebhaber. Die Dichte an staunenswerter und faszinierender Landschaft und Natur ist atemberaubend - dafür wird man Uyuni immer ertragen...
Dasselbe gilt für das Zentrale Hochland. Auch wenn uns das Hochland in Peru insgesamt doch einen Tick besser gefallen hat, sollte man die Bolivianischen Anden nicht verpassen, vor allem, weil hier erstaunlich attraktive Städte mit interessanter Geschichte zu finden sind. Die meisten Touristen besuchen das beschaulichere Sucre - das auch klimatisch deutlich wärmer ist und natürlich nicht verpasst werden sollte. Wir empfehlen jedoch vor allem Potosí! Diese Stadt ist extrem schön und vielfältig, hat Charakter und strotzt vor Geschichte und Geschichten. Auf keinen Fall einfach vorbeifahren...! Casa Nacional de la Moneda besuchen!
Unterkünfte:
Wir können in Uyuni leider keine Unterkunft empfehlen. Unser Hostel hatte zwar ein sensationelles Frühstück, dafür sprachen andere Aspekte genauso gegen den Besuch dieses Etablissements. Vor allem die furchtbar stinkenden Bäder/WC's (Abflussprobleme...) waren fast unerträglich...
In Potosí können wir zwei Bewertungen abgeben:
Wir haben das Hotel El Tourista - gehört zu den teureren, alteingesessenen, aber leider auch etwas heruntergekommenen Hotels der Stadt - nach zwei Nächten verlassen. Unser Zimmer war zwar groß und funktionsfähig und nicht gänzlich ungemütlich (wegen der ganzen alten Holzdetails und dem kleinen geschlossenen Holz-Balkon), war aber deutlich zu teuer für die vernachlässigte Substanz. Manchmal haben wir uns in alte sozialistische Hotels zurückversetzt gefühlt... Das Frühstück war indiskutabel.
C. Lanza 19, Ciudad de Potosí, Bolivia, +591 26222492
Das Hostal La Casona war deutlich besser gepflegt und in einem tollen alten Kolonialgebäude mit schönen Höfen integriert. Unser Zimmer war gemütlich und stilvoll eingerichtet. Auch das Angebot hier war wirklich gut (Touren zu den Minen etc.). Wir haben uns hier besser entspannen können und haben uns insgesamt sehr wohl gefühlt. Leider ist auch hier das Frühstück ein Kritikpunkt... Dennoch unsere empfohlene Option:
C. Chuquisaca 460, Villa Imperial de Potosí, +591 2 6230523
Restaurants:
In Uyuni fällt es insgesamt nicht leicht... Wir waren aber zweimal mittags im Lithium-Club (die Einrichtung ist stark Heavy-Metal-lastig und eigentlich eher kein normales Restaurant) sehr zufrieden. Die Küche da kann was: Av. Potosí 24, Uyuni, +591 73053366
Wir waren in Potosí mehrfach mittags im sehr sehr guten Casona De La Pascualita in der C. Quijarro, die von
der Plaza de 10. de Noviembre abgeht. Zwischen Calle Matos und Bolivar. Das tägliche Menü für 30 Bolivianos (!) war überdurchschnittlich gut, gute Produkte und
hohe Servicequalität zeichnen den Laden aus. Es gab täglich ein Salatbuffet, die Wahl zwischen zwei Suppen als Vorspeise, zwischen drei Hauptgerichten und je ein Dessert. Zusätzlich gab ein
Getränk des Tages (z.B. frisch gepresster Ananassaft). Offenbar ist das Restaurant in Potosí relativ neu, im Netz habe ich nicht viel finden können...
Reiseagentur - Wüstentour:
Angesichts von über 200 Anbietern in Uyuni für Touren in die Wüste mag eine Orientierung hilfreich sein:
- Immer wieder wird davor gewarnt, die Agenturen direkt am Busbahnhof zu buchen... Diese sind jedoch die ersten die Euch bestürmen, wenn Ihr nachts/früh morgens den Bus verlasst... Ich kann deren Qualität nicht beurteilen, fand die aber in der Art und Weise morgens echt nervig...
- Wir waren außerordentlich zufrieden mit der Agentur Empexsa, Av. Ferriviaria, in unmittelbarer Nähe zur Touristenmeile Av. Arce, die uns in La Paz von einem Reisebüro (und by the way auch vom Lonely Planet), empfohlen wurde - "Wir haben seit Jahren nie Beschwerden", sagte uns der deutsche Inhaber.
Und in der Tat, wir - inkl. unserer Mitreisenden - waren uns einig: Eine sehr gelungene Tour. Gute Organisation, alle Leistungen wurden wie angekündigt zu angemessenem Preis erbracht. Unser Fahrzeug war in vernünftigem Zustand (andere hatten Pannen), unser Guide war ein umsichtiger Fahrer und zugleich hilfreich mit einer Menge Wissen zu allem Sehenswerten auf der Tour, wir hatten adäquate Unterkünfte (Tag 1 sehr gut, Tag 2 - wie angekündigt - basic), unsere Verpflegung war wirklich gut. Vor allem waren wir an den besten Stellen jeweils zum richtigen Zeitpunkt!
Mit unserer Erfahrung können wir Empexsa guten Gewissens empfehlen. Wer mehr Party, Aktion, Fun und Fotoposing jenseits der Naturerlebnisse braucht, sollte andere Partyagenturen buchen... Da waren echt schlimme Horden unterwegs... Wer's braucht...
Folgende Grundüberlegung gilt es anzustellen: Es gibt zwei alternative Angebote (Empexsa steht für die erste), beide haben etwas für sich:
- Tag 2. endet entspannt mit der Laguna Colorada und einem "normalen Blick" in den Sternenhimmel, der Abend steht der Gruppe zur Verfügung; Tag 3. beginnt mit einem atemberaubenden Sonnenaufgangserlebnis am Sol de Manana (nur so macht aus unserer Sicht das Geysirfeld wirklich Spaß) und dem Bad in den heißen Thermen... Tag 3 ist dadurch gut 2 Stunden länger als bei Alternative 2.
- Tag 2. beinhaltet nach der Laguna Colorada noch den abendlichen Besuch von Sol de Manana (dürfte aus unserer Sicht ziemlich langweilig sein ohne Sonne) und endet mit dem "nächtlichen Bad" unterm Sternenhimmel (was ziemlich kalt aber auch geil sein dürfte) - der Tag 2 dauert sicher gut und gerne 2 Stunden länger als bei Alternative 1., was angesichts des ohnehin schon langen Tages anstrengend sein könnte, Tag 3 beginnt mit der Fahrt zur Laguna Verde...
Je nach dem, was Ihr besser findet, solltet Ihr das Angebot der Tourenanbieter wählen - fragt einfach nach...
Ausblick
Spuren | WECHSLER erholen sich zunächst im deutlich wärmeren Sucre weiter von der Wüstentour und staunen über die 'Weiße Kolonial-Stadt' und eigentliche Hauptstadt Boliviens. Neben der Erkundung eines der weltweit größten und spektakulärsten zusammenhängenden paläologischen Fundorte für Dinosaurierspuren - Cal Orck'o - erproben die Spuren | WECHSLER mal wieder ihre Trekkingfähigkeiten bei der Erkundung eines in traumhafter Landschaft verorteten Vulkan-Kraters. Zwei Tage lang gilt es auf einem Inka-Trail der jüngeren Konkurrenz das Hinterteil zu zeigen... Darüber hinaus wartet die jährliche Prozession zu Ehren der heiligen Guadelupe auf unsere Helden...
Bleibt unserer SPUR treu!
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