Blog-Beitrag Nr. 4
Buenos Dias Amigos!
Wir melden uns heute aus dem wunderschönen Huancavelica, einem von steilen Bergen eingerahmten fantastischen Kolonialstädtchen, das in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund der maoistischen Freiheitsbewegung - dem Sendero Luminoso (ich gehe später noch darauf ein) - no-go-area war und seither von Reisenden fast vergessen zu sein scheint. Ein paar Tage in der absolut besuchenswerten Stadt waren wir tatsächlich scheinbar die einzigen bestaunten Nicht-Peruaner hier, nun haben wir gelegentlich auch andere Reisende gesehen... Dass dieser Ort und diese eher arme Region jedoch so selten besucht werden, ist ein Jammer, wenn nicht eine Schande!
Wir sind, das kann man vorwegnehmen vom Zentralen Hochland begeistert, weil wir abseits der üblichen Reiserouten der meisten Touristen in Peru, wertvolle Einblicke in das "normale Leben" der Peruaner erhalten und unbeschreiblich schöne und herzliche menschliche Kontakte haben, die wir um nichts missen möchten. Das die Landschaften auch weiterhin atemberaubend daherkommen, ist einer Erwähnung fast nicht mehr wert...
Kommt also rein 'IN DIE SPUR' und seht selbst!
Huancayo - Auf der Mauer auf der Lauer...
Von Lima aus sind wir zunächst im Schritttempo die Carreterra Central heraufgeschlichen - vom Meeresspiegelniveau direkt mal wieder auf 3.240 m Höhe - in die Großstadt Huancayo, die man ästhetisch nicht lieben muss, die man aber ohne Zweifel als angenehme und recht selbstbewußte Stadt bezeichnen kann. Bekannt ist sie eigentlich aufgrund ihres Status als Stadt mit der zweithöchsten Bahnstrecke der Welt, für Viele ist sie Durchgangsstation auf dem Weg nach Cusco. Für uns ist sie ein willkommener Aufenthaltsort, der uns dazu dienen soll, ein wenig zu chillen, die Tanks aufzufüllen... Wir haben beschlossen es in den kommenden Wochen etwas ruhiger angehen zu lassen, als zuletzt. Reisen kann hier anstrengend sein. Immerhin haben wir diesesmal keine Probleme mit der Höhe und sind sofort auf derselben.
Um ein bisschen mehr Ausspannen zu können, nehmen wir uns eine etwas teurere Unterkunft in einem Hotel mit Balkon, um hier in der Sonne sitzend die Seelebeim Bierchen auch einfach mal baumeln zu lassen... Das geht auch zunächst auf, wir merken, dass das genau das ist, was wir gerade brauchen und leben in den Tag hinein. So laufen wir ein wenig in der Stadt herum, ohne Ziel und ohne Absicht, relaxen in netten Cafés oder Restaurants und erschließen und die Stadt, um die Hightlights der City nicht zu verpassen. Ansonsten ist unser Balkon die optimale Adresse.
Unsere Pläne hätten also aufgehen können, wenn uns nicht das 'wahre Leben' eingeholt und wir nicht nachts ständig Besuch bekommen hätten! Schnöde Bettwanzen - doch, es gibt sie noch - machen uns das Vergnügen in Huancayo zur kribbligen Angelegenheit. Zunächst bemerken wir einige Stiche oder Bisse und können das nicht recht zuordnen, könnte auch ein anderes Insekt gewesen sein, so eindeutig ist das erstmal nicht zu erkennen. Sie finden sich auch zunächst nur an Magda, die auch einfach besser schmeckt... Erst nach der zweiten Nacht keimen Verdachtsmomente auf, kleine Blutflecken auf dem Laken, die üblichen Symptome, machen die Sache dann aber wahrscheinlich. "Das darf doch nicht wahr sein!" Unglücklicherweise haben wir an diesem frühen Morgen die einzige Tour im Umfeld Huancayos gebucht und müssen das Hotel schon um 5:00 Uhr morgens bis in die darauffolgende Nacht hinein verlassen... Reagieren können wir also auf den Schlamassel erst nach der dritten Nacht, die alle Verdachtsmomente entgültig bestätigt! So ein Mist!
Was also tun? Erstmal richtig informieren... Anschließend wissen wir, dass könnte noch unangenehm werden, denn Bettwanzen saugen nicht nur Blut, sie vermehren sich auch rasend schnell und legen Eier überall im Raum und auf Gegenständen ab. Wenn wir also Pech haben, sind wir nachhaltiger kontaminiert und schleppen das Problem erstmal mit uns rum... Anders als zu Hause haben wir hier keine Waschmaschine und kein Gefrierfach (mögliche Lösungsoptionen) und sind daher der Lage nur unzureichend Herr... Keine schöne Vorstellung also. Natürlich informieren wir das Hotel, ziehen sofort aus und nehmen die Gelegenheit wahr und reisen direkt in das schöne Huancavelica weiter. Wir ergreifen eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen: Wir waschen einen Großteil unserer Klamotten über 45 Grad Celsius (der natürlichen Grenze für die Wanzen), isolieren einzelnes Equipment in Plastiktüten, trennen Gewaschenes von möglicherweise Befallenem und besorgen uns in der Apotheke Mittelchen... Aber alles kann man gar nicht waschen und nicht alles über 45 Grad! Wir gehen also ein gewisses Risiko...
Nach nunmehr einer Woche scheint die Lage unter Kontrolle... Von Wanzen und neuen Stichen keine Spur. Aber noch ist keine Entwarnung gegeben: Larven entwickeln sich angeblich erst nach zwei Wochen, weitere 3 - 4 Wochen später sind die Wanzen erst erwachsen... Wir haben demnach noch spannende Tage vor uns. Schauen wir also mal, wie das weitergeht... Drückt uns die Daumen!
Übrigens: Ist mir auch schon in Deutschland im Hotel passiert! Wir machen dem Hotel - die waren ähnlich bestürzt und untröstlich - keinen Vorwurf!
Schmerzfreiheit in Sachen Lautstärke und Umwelt
Zwei Aspekte sollen hier kurz erwähnt werden, die uns in Bezug auf Peru - soweit wir es kennen - in Huancayo mehr als aufgefallen sind. Ganz im Gegensatz zu dem ansonsten eher schüchtern und zurückhaltend auftretenden Peruaner, ist seine überwiegend feststellbare - ich nenne es mal, um es nicht sofort als Rücksichtslosigkeit zu brandmarken: Schmerzfreiheit! In Sachen Lautstärke tut dem Peruaner einfach nichts weh, was uns wahnsinnig macht: Der gemeine peruanische Verkehrslärm ist da noch das geringste Übel: Hupen was das Zeug hält, ganz gleich ob sinnvoll oder nicht! Der gemeine Peruaner hupt eigentlich ununterbrochen und treibt den Lärmpegel in der Stadt in die Höhe. Das wird - so täglich in Huancayo beobachtet - nur durch die Verkehrspolizistinnen übertroffen, die in einer Tour höhrsturzgefährdend mit der Pfeife trillern - ich würde sagen, völlig ohne Not und schmerzfrei. Wirklich wir müssen da immer das Weite suchen, wenn wir in der Nähe sind oder Ohrenstöpsel nutzen... Die Peruaner stört das offenbar gar nicht, die sind total schmerzfrei, was das angeht...Niemand verzieht das Gesicht oder hält sich die Ohren zu.
Na und es stört hier ebenfalls niemanden, wenn ein Gast im Hotel mitten in der Nacht (3:00 Uhr) in unglaublicher Lautstärke plötzlich Fern sieht, die Lautsprecher aufgerissen, wie bei der Müllabfuhr, die das immerhin tut, um zu signalisieren, dass der Müll auf die Straße gebracht werden soll. Aber derart ohrenbetäubend, dass es uns weh tut! Der Peruaner ist schmerzfrei! Es stört hier einfach niemanden, wenn es laut ist, weil niemand sich scheinbar von dem Lärmpegel gestört fühlt, der den gemeinen Deutschen auf Rücksichtnahme und Nachsicht hoffen lässt... Das Niveau kommt zwar nicht ganz an Indien heran, aber steht in unserer Skala manchmal kurz dahinter.
Was wir ebenfalls beobachten ist eine ziemliche Sorglosigkeit und Ahnungslosigkeit in Sachen Umweltschutz. Wir haben schon in Lima gesehen, wie ein Familienvater im Beisein seiner Kinder den Müll wiederholt einfach mitten im Innenstadtverkehr aus dem Fenster geworfen und so Plastik, Essensreste und allerlei Papierzeugs schmerzfrei auf der Straße verteilt hat... Dasselbe sehen wir häufig im Bus. Einfach alles raus, die Kinder dabei noch durch hochheben unterstützen: "Fein gemacht!" Dabei vermüllt das Land langsam. Hallelujah, der gemeine Peruaner ist diesbezüglich völlig schmerzfrei! Für uns schon ein kleiner Kulturschock!
Nationalfeiertag in Peru - Unser Reisetag ins fantastische Nor Yauyos Cochas-Tal
Zwei Tage lang feiert Peru Nationalfeiertag mit viel Pathos, Militärparaden, Fiestas und einem Flaggenmeer in Rot und Weiß! Schon Tage zuvor schmückten die Menschen Häuser und Autos, sehen wir Fahnen, Trickots und Anstecknadeln etc. Die Gelegenheit denken wir: Während die Peruaner ihre nationale Ehre feiern, besuchen wir in aller Ruhe das herausragend schöne Nor Yauyos Cochas-Tal, einige Stunden von Huancayo entfernt in Höhen über 4.000 m.
In einem Colectivo, das uns heute als Tourenbus dient, geht es durch die Pampa mit faszinierenden Berg- und Tallandschaften: Wir durchqueren im jederzeit engen und von steilen Bergen umgebenen Yauyos Cochas-Tal den Canon de Uchco, passieren zahlreiche pittoreske Dörfer und Lagunen und sind mehr als einmal sprachlos über die Schönheit der Natur. Was wir für unmöglich gehalten hatten, dass nach der Cordillera Blanca noch weitere vergleichbare Attraktivitäten auf uns warten könnten, hier ist der Gegenbeweis angetreten. Das Zentrale Hochland fasziniert mit andersartiger aber ebenso großartiger Natur. Was uns hier besonders auffällt: Im gesamten Yauyos-Cochas-Tal sind die Berge über alle Kilometer, die wir hier zurücklegen, nahezu vollständig terassiert und ursprünglich mal landwirtschaftlich genutzt worden. Wer das mal gesehen hat, der kann die Leistung der Indios in Höhen um 4.000 m und mehr gar nicht hoch genug schätzen. Wir sind von dem faszinierenden Tal hingerissen.
Je näher wir dem angezeigten Höhepunkt der Tour kommen - den Cascadas de Huancaya - desto klarer wird uns: Heute reist hier halb Peru ! Die Peruaner nutzen den Nationalfeiertag für eigene Ausflüge und unsere Kalkulation - Ruhe und Einsamkeit - geht heute nicht auf. Das, was sich auf den letzten Kilometern abspielt, wir sind jetzt bereits im Bereich des spektakulären Nationalparks unterwegs, dessen Straßen noch enger und dessen Höhen noch beeindruckender sind, ist ein eigenes Schauspiel, dem wir mit offenem Mund staunend gegenüber stehen...
Zwischen den kleinen und goldigen Ortschaften Vitis und Huancaya schlängelt sich eine eher einspurige, in den Berg geschlagene Trasse, die an normalen Tagen vermutlich ganz gut zu befahren ist. Heute ist sie schlicht überfüllt und die entgegenkommenden Autos blockieren sich immer wieder gegenseitig, wenn sie aneinander vorbeifahren wollen. Es kommt zu langen Wartezeiten, die aber spannender nicht sein könnten: An uns vorbei - als von oben kommendes Fahrzeug müssen wir warten und uns möglichst eng an die Wand oder eben an den Abgrund parken - werden nun nach und nach die einzelnen PKW an uns und den hinter uns platzierten Fahrzeugen vorbei gelotst. Links stehen wir, rechts geht es steil einige hundert Meter abwärts, die Straße ist nicht durch irgendwelche Randsteine oder Leitplanken gesichert... Menschen aus dem Dorf - zwischendurch sind es vier oder fünf - weisen die Fahrer der entgegenkommenden Autos lautstark und wild gestikuierend an. Zentimeter um Zentimeter nähern sich die PKW dem Abgrund, manche Reifen stehen direkt auf der Kante. Vor, zurück, Zentimeterarbeit. Der Schweiß auf der Stirn ist den Fahrern anzusehen, die Angst ist spürbar. Wird die unbefestigte und nicht geteerte Straße am Rand auch halten? Auch unserer Fahrer navigiert unterstützend immer einige Millimeter mit: Vor, zurück... Es dauert ewig, bis letztlich selbst die breitesten Fahrzeuge an uns vorbei sind und es für uns - freilich nur bis zur nächsten Ecke - weiter geht. Dann kommt uns die nächste Gruppe entgegen - diesesmal stehen wir außen...! Einmal brandet Applaus auf: Ein alter VW-Käfer braust problemlos und mutig mit seinem schmalen Chassis an uns vorbei - keine Navigation nötig, kein Warten - er rollt und rollt, selbst im Hochgebirge...
Das Dörfchen Huancaya und seine von Bergen umgebene, mehrere Kilometer lange Flusslandschaft mit Wasserfällen und Kaskaden, lupenreinem Gebirgswasser und immer wieder einladenden Pools sind ein adäquater Preis für die heute extrem anstrengende Anreise. Obwohl der Ort heute zu einem Massenspektakel mutiert - Camper, Tagestouristen und viel zu viele Fahrzeuge - gelingt es uns, unserem Aufenthalt hier etwas abzugewinnen. Das liegt auch daran, dass wir nun gut ein, zwei Stunden in das Flusstal hineinwandern und den Trubel hinter uns lassen. Erst anschließend suchen wir im Dorf unser Colectivo und in einer Nachtfahrt - es ist spät geworden - rasen wir zurück nach Huancayo: Wir sind selig aber ordentlich kaputt. Das Yauyos Cochas-Tal ist klasse, es hat aber seinen Preis!
Noch eine bemerkenswerte Erfahrung haben wir in dieser Nacht gemacht: Im Ort Thomas - doch, der heißt so - geraten wir in eine Fiesta, die sich bereits ohrenbetäubend ankündigt. Eine Kapelle, ach was: ein Orchester spielt ein dörfliches Humptata Humptata, Dorfbewohner in indigenen Trachten tanzen dazu, wir sehen Straßenstände und ausgelassene Stimmung unter freiem Himmel in der kalten Nacht. Wir werden kurz aufmerksam und fahren hinein in den faszinierenden Trubel - die Straße geht mittenhindurch durch das nette kleine Dorf und teilt das Orchester sekundenlang von den Tanzenden. Was für ein Fest - schade, dass wir da nicht wenigstens kurz mal anhalten können...
Reisen in Peru - Eine Bitter-Süß-Mischung der besonderen Art
Neben all den Schönheiten, die Peru bereithält, wenn man im Bus oder Colectivo aus dem Fenster sieht, ist das Reisen in Peru eine anstrengende Angelegenheit. Von den Unbequemlichkeiten in so manch einem Colectivo haben wir schon berichtet. Aber auch, wenn man bequem sitzt und genügend Beinfreiheit hat, gibt es Faktoren, die eine Reise beschwerlich machen können. Und das bei aller Klasse einzelner Busse...
Die peruanischen Straßenverhältnisse mögen im Vergleich zu anderen Ländern ganz gut sein, das schwindelerregende Serpentinengekreisel - in die Kurve reinbremsen und wieder rausbeschleunigen -, das Stottern und Rattern auf Rippenpisten sowie das unvermeidliche Anfahren und Abbremsen - von 0 auf 100 oder umgekehrt - an den überall in den Ortschaften und darüber hinaus befindlichen Bremsschwellen im Land, machen aus dem schönen Ereignis eine Anstrengung. Besonders die Bremsschwellen, die wir aus unzähligen amerikanischen Ländern kennen, haben es in sich - und auf längeren Fahrten können es hunderte sein: Auf der Fahrt von Hunacayo nach Huancavelica beispielsweise, saßen wir - wir hatten die letzten Tickets ergattert - in der letzten Reihe... Und das ist wörtlich zu nehmen!
Noch freue ich mich, dass ich auf dem mittleren Platz in der besagten letzten Reihe meine Beine in den Gang ausstrecken kann, als wir - noch in Huancayo - erstmals über eine Bremsschwelle fahren: Noch sind wir in der Stadt, d.h. der Bus fährt vielleicht 50 km/h. Nun beinahe eine Vollbremsung, um mit der Vorderachse so langsam wie möglich und quasi mit 2 Km/h über den Hügel zu fahren, man fühlt das sachte überqueren durch ein geringfügiges anheben des vorderen Busteils. Der Fahrer, der seinen Teil sacht über die Schwelle gebracht hat, gibt nun Gas, die hintere Schwelle interessiert ihn nur noch marginal, wir schießen hinten in die Höhe. Mein Körper fliegt wirklich mehrere cm in die Luft, ich falle zurück in den Sitz. Wumms - mein Rücken schreit ein erstes mal auf... Der Bus nimmt wieder rasant Tempo auf. Na das kann ja heiter werden und wird es...
Auf dieser Fahrt muss ich mich arg konzentrieren, wann immer sich die nächste Schwelle andeutet, spanne ich mich mit meiner Oberschenkelmuskulatur gegen die Rückenlehne und versuche das in die Höhe schießen und Zurückfallen irgendwie zu vermeiden. Oft geht es gut, wenn nicht, schreit der Rücken umso lauter... Nach der 4-stündigen Fahrt bin ich ganz schön platt. Und das obwohl sich da draußen - ausserhalb des Fensters - die unglaublichsten Landschaften auftun und das Herz aufgeht. Klare Erkenntnis: Hinten nie wieder! Das Reisen kann in Peru eine Bitter-Süß-Mischung sein.
Im früheren Kernland des Leuchtenden Pfades - Huancavelica, der koloniale Traum
Um noch ein wenig abseits des touristischen Mainstreams zu reisen, beschließen wir Huancavelica und Ayacucho zu besuchen, die - beide ausgesprochen arme Regionen Perus und daher wohl besonders anfällig für Heilsversprechen jeder Art - besonders unter der Schreckensherrschaft des von Abimael Guzmán in den 80er-Jahren gegründeten Bewegung Sendero Luminoso gelitten haben. Der 'Leuchtende Pfad', der auf politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umsturz abzielte, suchte seine Ziele mit Mord und Totschlag zu erreichen und knechtete letztlich ganze Regionen im Namen einer vermeintlich besseren Zukunft. Ihre terroristischen Aktivitäten wirken bis heute nach.
"Schlimm" sei es gewesen, berichtet uns ein Zeitzeuge, mit dem wir in der Pampa unterwegs sind, und der eigentlich gar nicht darüber sprechen möchte. Er tut es dann doch, als wir in einem kleinen Dorf ein Schild der sog. Wahrheitskomission erspähen und ihn darauf ansprechen: "Ausgepresst und erpresst haben sie die Menschen hier oben, wer nicht wollte wie sie, den haben sie umgebracht. Viele Familien hier haben Opfer zu beklagen", erzählt er. "Die Gewalt richtete sich sowohl gegen den Staat als auch gegen die Menschen, in deren Namen man eigentlich angetreten sei. Die Staatsgewalt wiederum richtete ihr Mißtrauen ebenfalls gegen die Menschen, so dass von beiden Seiten ständige Repressalien an der Tagesordnung waren." Man merkt, dass er das abschließen will: "Die gesamte Region wurde abgeschottet", sagt er noch, "wir haben Jahre unserer Entwicklung verloren und schauen jetzt nach vorne."
Tatsächlich war die Region jahrelang auch touristisches 'no go' und noch heute ist sie touristisches Niemandsland. Doch das wird sich jetzt ändern, da sind wir sicher: Befriedet und von den verbliebenen Schergen des Sendero Luminoso befreit, die noch gelegentlich am Amazonas in den Drogenhandel verwickelt sind, hat sich die Stadt gerüstet und wartet auf mehr Gäste. Wir können nur wiederholen, dass es sich mehr als lohnt: Huancavelica ist eine koloniale Perle, eine kleine, ruhige und dennoch quicklebendige und freundliche Stadt in der man eine Woche mehr als exzellent aushalten kann. Sowohl das Angebot an Unterkünften wie Restaurants ist üppig sowie auf einem hohen Niveau und die Umgebung bietet alles, was der Peru-Reisende sucht - wir werden im nächsten Blog noch darüber berichten. Wir fühlen und in der Stadt sauwohl!
Sofern uns also die Wanzen nicht doch noch irgendwann einholen, geht es und fantastisch. Peru erfüllt alle unsere Erwartungen. Während wir diesen Bericht abschließen befinden wir uns bereits in der Reisevorbereitung auf Ayacucho. Wir werden den nächsten Blog aber noch Huancavelica widmen, denn unsere Erlebnisse hier waren außergewöhnlich!
Macht es gut! Hasta luego!
Eure Spuren | WECHSLER
Empfehlungen
Wer in Huancayo ein paar Tage verbringt, der sollte sich einen Ausflug in die Region Nor Yauyos Cochas auf keinen Fall entgehen lassen. Eine andere Frage ist, ob man das im Rahmen einer Tour tun sollte oder auf eigene Faust. Wir sind hin und hergerissen und könnten uns vorstellen die Tour auf zwei, drei Tage zu verteilen, daher besser mal checken, ob das möglich ist... Ggf. mit eigenem Fahrzeug.
Hotels empfehlen wir dieses mal nicht!
Was Empfehlungen zu Restaurants angeht:
- Wir haben sehr gut, aber nicht ganz günstig, in der Ancash 335 peruanisch gegessen: Detrás de la Catedral - eben direkt hinter der Kathedrale! Hier hat man gehobenes Niveau!
- Weitere sehr gute Erfahrungen haben wir in verschiedenen Restaurants oder Cafés in der Arequipa zwischen Brena und Loreta gemacht: Hier erhaltet ihr sehr gute Cevice nur zum Mittag in einer kleinen Disco (?), Burritos und Tacos in einem netten mexikanischen Restaurant und hervorragende Kuchen in einem Café auf der Ecke Arequipa/Lima! Namen haben wir leider keine, aber das ist leicht zu finden!
Ausblick
Im nächsten Blog widmen wir uns nochmal sehr ausführlich unseren Erfahrungen im schönen Huancavelica, das wir nur schweren Herzens verlassen werden. Wir trekken auf unglaubliche 4.200 m zu den Minas de Santa Barbara und erleben eine sagenhafte Wanderung, besichtigen die landschaftlichen und archäologischen Sehenswürdigkeiten der Region und besuchen die Dörfer der umgebenden Pampas. Wir kommen spontan mit Campesinos ins Gespräch über - natürlich Kartoffeln! Wir sind gerührt über die Begegnungen mit den hiesigen Menschen und werden von freundlichen Huacavelicanos auf eine Fiesta eingeladen.
- Wie werden die Spuren | WECHSLER letztlich die Wanzen los oder ist es eine unendliche Geschichte?
- Wie gelingt den Spuren | WECHSLERn der anstrengende Trek zu den Minen von St. Barbara und gibt es erneut Unvorhergesehens?
- Was rührt die Spuren | WECHSLER eigentlich so an den Menschen in Peru?
- Werden die Spuren | WECHSLER auf der Fiesta nach Blasmusik und Orchester tanzen, nachdem sie das mysteriöse lokale Getränk Mani gereicht bekommen?
- Und wird letztlich auch Ayacucho die Erwartungen so erfüllen wie letztlich Huancayo und Huancavelica?
Kommentar schreiben